Schüler stören mit Handy den Unterricht

  • Ich bin kein Unternehmen, wenn ich eins wäre, würde ich störende Angestellte rauswerfen.

    Unter anderem deshalb funktionieren sehr viele Schüler im Arbeitsalltag später schon, während sie in der Schule (bei manchen KuK) frei drehen. Ich lese zwischen den Zeilen viel zu viel Nachsicht heraus bei respektlosem Verhalten.


    Und wenn einer das Lernziel in 5 min erreicht hat, dann ist das halt sehr gut, auch wenn die Stunde 45 min dauert.

    Wenn man das Lernziel in 5 Minuten erreichen kann, dann fragt mich, was in den anderen 40 Minuten läuft. Das Lernziel steht doch nicht als singuläre Kompetenz in einer Abschlussfrage am Ende der Stunde. Zu den zu erwerbenden Kompetenzen gehört doch eigentlich fast jede Minute etwas.

    Du sprichst es selber an:

    Es sei denn, wie irgendwo weiter oben angesprochen, es geht um Arbeit im Labor oder sowas, da ist das fachliche Lernziel vielleicht genaues Arbeiten während der ganzen Phase.

    Und das gilt doch für jeden Unterricht in jedem Fach? Ich meine ich bin keine Englischlehrerin, aber wenn ich z.B. if-clauses einführen würde als Grammatik und ein Schüler die grammatikalische Struktur sofort versteht, dann ist der Kompetenzerwerb doch noch nicht abgeschlossen. Klar hat er, wenn er es denn zeigt, da für diesen Teil (der Stunde) eine gute Fachnote verdient. Ich nehme an, an so eine Grammatikvermittlungsphase würden auch Partnerarbeiten anschließen, wo die sich gegenseitig so Sätze sagen sollen, um die Kommunikationskompetenz (mit der Grammatik mit anderen Menschen interagieren?) zu schulen. Besagter Schüler hat das Thema von mir aus verstanden, dödelt jetzt aber die ganze Stunde herum und brüllt auf Deutsch irgendwelche Dinge, die überhaupt nichts mit if-clauses zutun haben in der Phase, in der die SuS nun mit der Grammatik kommunizieren sollen. Dann hat der doch in der Phase das Lernziel eben absolut nicht (!) erreicht, völlig unabhängig davon, ob er sachlich die Grammatik verstanden hat. Man kann doch hier nicht argumentieren, der hat es verstanden, der könnte (!) es bestimmt anwenden und ihm deshalb auch in dieser Phase ei ne gute Note geben?

    Es gibt doch in jeder Unterrichtsphase in jedem Fach immer Kompetenzen zu erwerben und anzuwenden. Nur, weil ein Schüler manche Sachverhalte vielleicht schnell begreift, heißt das doch noch längst nicht, dass er alle Anforderungen in den Unterrichtsphasen erfüllt.
    Ich finde die Reduzierung der Mitarbeitsnote auf "hat das Thema sachlich verstanden" oder "hat das Thema sachlich nicht verstanden" extrem gefährlich.

    Und selbst dabei, es geht ja nicht nur ums Verstehen des Inhalts oder das punktuelle Liefern eines richtigen Ergebnisses, sondern auch ums richtige Ausführen. In Mathe bewertet man auch nicht nur ein richtiges Ergebnis was irgendwo kommentarlos hingeschmiert wurde, sondern auch den Rechenweg. Wenn es darum geht, dass der Arbeitsauftrag in Geo lautet, sie sollen ein Wirkungsgefüge gemeinsam aufstellen und auf einem Plakat visualisieren und der Schüler checkt es, aber anstatt es aufzuschreiben und am Plakat zu arbeiten rennt er durch die Klasse, dann ist das eben ein Zurschaustellen fehlender Kompetenz.

    Also ganz ehrlich, wenn in einem Unterricht ein Schüler nur 5 Minuten (!) braucht um all die geforderten Leistungsnachweise die verteilt sind auf alle die unterschiedlichen Unterrichtsphasen (Lösen von Aufgaben, fachlicher Austausch mit den Mitschülern , Visualisieren der Gruppenarbeitsergebnisse, fachliches Diskutieren der Ergebnisse mit einer anderen Gru ppe usw.) zu zeigen, dann ist da irgendwie der Unterricht falsch gestrickt.

    Ich meine ohne Frage, ein Schüler der innerhalb von 5 Minuten zumindest zeigt, dass er grundlegend etwas verstanden hat, ja, der bekommt für die 5 Minuten anerkennend eine gute Note. Aber 5 Minuten im Unterricht zu zeigen, ich habe das Thema sachlich verstanden, macht die 40 Minuten, in denen er z.B. Kommunikationskompetenz usw. zeigen sollte, nicht wett.

    Nochmal, schau in die Fachanforderungen, es werden so viele Kompetenzen geschult und gefordert. Und jede (!) Arbeitsphase, Austauschphase usw. ist eine bewertbare Phase.

    Stille Schüler, die z.B. in der Stillarbeit was Richtiges Aufschreiben, sich aber in der Diskussion später nicht beteiligen, bekommen in ersterer Phase eine gute Note, in zweiter Phase eine schlechte.

    Eine Schülerin, bei der es anders herum ist, bekommt die Noten vielleicht anders herum.

    Ein Schüler, der in beiden Phasen glänzt, bekommt beidesmal eine gute Note.

    Und ja, ein Schüler, der zwar alles checkt und das am Ende der Stunde sagen kann, aber das Plakat verweigert, nicht mit seinem Mitschülern fachlich diskutiert usw. bekommt nunmal keine gute oder gar sehr gute Note, nur, weil er einen Teilbereich eben toll gemacht hat.

    Ich sage es echt gebetsmühlenartig, in jedem Moment, wo ein Schüler Störverhalten zeigt, arbeitet er gerade nicht fachlich. Man kann es als Arbeitsverweigerung sehen oder man kann es als Fehlleistung sehen

    (L: "Nennt bitte die Ionenladung von Erdalkalimetallen!" S:"Alter, Mehmet, bei Minecraft habe ich deine Mudda nachgebaut"

    -> falsche Antwort!).

  • Unter anderem deshalb funktionieren sehr viele Schüler im Arbeitsalltag später schon, während sie in der Schule (bei manchen KuK) frei drehen. Ich lese zwischen den Zeilen viel zu viel Nachsicht heraus bei respektlosem Verhalten.

    Und ich lese zwischen den Zeilen, dass du Mehmets Kumpel mit schlechten Chemienoten bestrafst, weil er die große Klappe hat. So liest jede was anderes.


    Ich für meinen Teil muss mich an meiner Schulart sowieso ab Minute eins durchsetzen, lange bevor ich überhaupt eine Note erteilen kann.


    Edit: ich musste in jedem Falle gerade sehr lachen wegen des Beispiels. Was ein verrückter Job manchmal :lach: Kann man die jungen Kerle nicht ein Jahr lang in metallverarbeitende Betriebe oder in die Landwirtschaft schicken, damit sie ihre Energie loswerden? Patenbrigade hieß das im Osten...

  • Kann man die jungen Kerle nicht ein Jahr lang in metallverarbeitende Betriebe oder in die Landwirtschaft schicken, damit sie ihre Energie loswerden?

    Das wünsche ich mir jedes Jahr, wenn es in die 2. Klasse geht. Geht einfach Kuhstall misten und kommt wieder, wenn ihr halbwegs normal im Kopf seid. Ich habe noch allen Zweitklässler*innen um die Weihnachtszeit herum gedroht, ich würde meinen Job hinschmeissen, wenn mich die Erfahrung nicht lehrte, dass im Jahr drauf um die gleiche Zeit wieder alles feinifein ist. 11. Schuljahr ist bei uns irgendwie Pubertät 2.0. Diese Woche hatte ich Stellvertretung in einer 2. Klasse im Praktikum, ich war am Ende froh, dass alle überlebt haben. Immerhin kann man unsere grossen Jungs in der Regel noch mit flotten Sprüchen eintüten.


    Abgesehen davon ... Wir geben halt einfach keine Mitarbeitsnoten. Nie. Im Praktikum bewerte ich aber durchaus das Sozialverhalten, darüber hatten wir es erst kürzlich. In einer Praktikumsprüfung gibt es für den Arbeitsprozess eine Teilnote. Wenn da zwei auch nach mehrfacher Verwarnung partout die Klappe nicht halten können und weiterhin alle anderen in der Konzentration stören, gibt es in dem Punkt ganz sicher eine Ungenügende. So geschehen ebenfalls letzte Woche in einer meiner Klassen. Das ganze Protokoll war dann insgesamt ungenügend weil das ständige Geplappere halt wirklich ganz arg mit einer insgesamt schlechten Arbeitshaltung und keiner Ahnung von irgendwas korreliert. In meiner Realität ist das nur äusserst selten bis, bei genauerem drüber Nachdenken, eigentlich nie der Fall, dass Störenfriede irgendwie heimliche Genies wären. Sie kompensieren in aller Regel einfach nur ihr geistiges Unvermögen.

  • ...In meiner Realität ist das nur äusserst selten bis, bei genauerem drüber Nachdenken, eigentlich nie der Fall, dass Störenfriede irgendwie heimliche Genies wären. Sie kompensieren in aller Regel einfach nur ihr geistiges Unvermögen.

    Ja, dann bewertest du trotzdem ihre Leistung und keine "Mitarbeit", wie du oben schon schriebst.


    Im Beispiel mit Memets Kollegen S. hat der Rest der Klasse nichts gesagt, S. hat Blödsinn geredet. Wieso bekommt S. dann eine schlechte Chemienote und der Rest, der schweigend wohlwollend dreinblickte, eine gute Note im Fach?


    Bei uns ist es ja tatsächlich umgekehrt: Die Leistungsstarken sind diejenigen, die den Hauptschulabschluss schaffen können. Und das sind häufig auch die Verhaltensauffälligen, weil sie von der Grund- oder Oberschule kommen in der Hoffnung, dass das Verhalten sich bessert, wenn die Anforderungen niedriger sind. Sie stören also und sind den Leistungsanforderungen gewachsen, während die lieben, schwachen "typisch Lernbehinderten" Probleme haben, dem Unterricht verstandesmäßig zu folgen.

  • Im Beispiel mit Memets Kollegen S. hat der Rest der Klasse nichts gesagt, S. hat Blödsinn geredet. Wieso bekommt S. dann eine schlechte Chemienote und der Rest, der schweigend wohlwollend dreinblickte, eine gute Note im Fach?


    So ein Quatsch, warum sollten der Rest sich nicht melden und die Lösung sagen? Wenn ein SChüler "zweifach positiv" sagt nehme ich das wahr (sei es im Plenumsgespräch nach einer Meldung, oder in Partnerarbeit "Murmelphase etc.", wenn sie sich austauschen). Wenn da ein Schüler sagt "Hab deine Mudda bei Minecraft gebaut" dann ist es schlicht die falsche fachliche Antwort. Daneben sitzen zwei Leute, die diskutieren "hmm, lag das an den Außenelektronen?" "Ich glaube die haben 2 Minus als Ladung...." "nee, die Elektronen werden doch abgegeben, das muss zweifach positiv sein" dann bekomme ich das mit und bewerte deren Aussagen. Die Aussagen aller Personen sind unterschiedlich nah am Ergebnis, die Aussage mit Minecraft ist halt am Thema vorbei. Das würde ich immer mit ungenügend bewerten.

    Es gibt sooooo unzählige Situationen, wo Schüler Leistung zeigen oder eben nicht.

    WEnn der Auftrag heißt, schreibt die Reaktionsgleichung für die Verbrennung von Ethanol auf und ich gehe herum und ich sehe in den Heften gute Ansätze, richtige Lösungen, dann bewerte ich das. Komme ich bei "Deine Mudda bei Minecraft" vorbei und es steht da nichts Brauchbares (und wie gesagt, ich teile Antimons Ansicht, dass die meisten Störenfriede da nicht auf einmal eine super Lösung stehen haben), dann ist es mangelhaft oder ungenügend.


    Störenfriede leisten im Moment der Störung eine fachliche Fehlleistung!
    Nur ein Bruchteil der Störer kann das kompensieren, indem sie doch noch tolle Leistungen zeigen in anderen Phasen der Stunde.


    Und ja, anders zu sehen sind Genies. Aber die haben die Lösung dann schon richtig und fertig stehen und das kann ja bewertet werden. Die brauchen mehr Herausforderung, das ist aber nur bei 1% der Störer die Baustelle.

    Achso, und übrigens, wenn ein (mögliches) Genie nie seine Leistung zeigt, sondern nur stört. Dann bekommt der auch mangelhaft.

    Nochmal, man bewertet in der Schule keine vermeintlichen Potentiale. Sonst müssten man nur nen IQ Test vorlegen. "Mein Sohn könnte ja...."

    Bewertet wird, was Schüler zeigen. Zeigt ein Schüler Störverhalten (STATT Leistung), dann ist es mangelhaft. In jedem Moment der Unterrichtsphase in der gestört wird, wird keine Leistung gezeigt.

  • Ich bezweifle, dass man bei einem Ein- oder Zweistundenfach einen guten Überblick über die stilleren SuS hat. Ist doch eigentlich recht einfach: Wenn man ab und an schriftliche Kontrollen schreibt und gezielt Leuten Fragen stellt, muss man nicht mit der "Mitarbeit" rumrätseln.

  • Ich bezweifle, dass man bei einem Ein- oder Zweistundenfach einen guten Überblick über die stilleren SuS hat. Ist doch eigentlich recht einfach: Wenn man ab und an schriftliche Kontrollen schreibt und gezielt Leuten Fragen stellt, muss man nicht mit der "Mitarbeit" rumrätseln.

    Genau so mache ich das. Leider habe ich dieses Schuljahr sehr viel einstündig die Woche. Das ist auch dann damit verbunden, dass man einfach nicht jeden jede Stunde hinreichend beurteilen kann.

    Dann rufe ich auch auf, wenn man sich nicht meldet. Das führt dann regelrecht zu Empörung, da ich das ja angeblich nicht dürfe. Meist wissen diese SchülerInnen die Antwort nicht. Es gibt auch SchülerInnen, die fehlen oft, so dass ich sie nur alle zwei bis drei Wochen sehe. Das ist bei einstündigen Fächern echt doof. Daher mache ich auch schriftliche Kontrollen. Mit etwas Organisationsaufwand bekomme ich eine Leistungsbewertung dann hin. Dann zeigt sich auch, ob der/die StörerIn dann wirklich was weiß.

    In der Regel nicht. Da muss ich Firelilly zustimmen. Meiner Erfahrung nach sind das sehr selten verkannte Genies.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

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