DAS Buch für den Deutschunterricht an der Grundschule

  • Ich mache zurzeit die OBAS (Seiteneinstieg) an einer Grundschule. Vom Seminar gibt es eine Literaturliste. Die „Bibel“ für den Matheunterricht sind die Handbücher von Wilhelm Schipper. Die finde ich gut strukturiert und zugänglich.


    Die „Bibel“ für den Deutschunterricht ist ein Buch von Horst Bartnitzky, das ich weniger ansprechend finde. Könnt ihr mir andere Bücher empfehlen? Was galt an euren Seminarstandorten als „Bibel“? Online habe ich Bücher von Wildemann/Vach, von Baurmann/Kammler/Müller sowie von Maras/Ametsbichler gefunden.

  • Horst Bartnitzky war auch bei uns sehr angesehen. MMn auch zu Recht für eine grundlegende Einstellung und Haltung zum Deutschunterricht.


    Ich persönlich kann darüber hinaus folgende Bücher empfehlen:


    "Wie Kinder schreiben und lesen lernen" von Ursula Bredel et al. beschreibt sehr gut und verständlich den Schriftspracherwerbsprozess von Kindern. Für den Anfangsunterricht der perfekte Einstieg.


    Ein Must-Read ist für mich "ABC und andere Irrtümer über Orthographie, Rechtschreiben, LRS, Legasthenie" von Günter Thomé. Das Buch erklärt, weshalb die deutsche Rechtschreibung in der Mehrheit doch sehr regelhaft ist, wenn man die Laut-Buchstaben-Zuordnung richtig verstanden hat. Meiner Meinung nach bringt das Buch auch die verschiedenen Denkarten des Deutschunterrichts (Lesen durch Schreiben, silbenanalytische Methode und analytisch-synthetische Methode) zusammen, denn jede der Methoden hat ihre Berechtigung und ihren Einfluss auf die aktuelle Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts in der Schule. Ergänzend zu dem Buch passen die Bücher und der Instagram-Kanal von Katja Siekmann. Danach weiß man, weshalb der Igel Schuld an Schreibungen wie "Libe" ist.


    Ich habe kein Buch dazu gelesen, aber mit der FRESCH-Methode sollte man sich als angehende Deutschlehrkraft in der Grundschule auch beschäftigen. Liegt der Fokus bei Thomé auf dem alphabetischen Prinzip der deutschen Rechtschreibung, werden hier auch die orthographisch-morphematischen Prinzipien didaktisiert.


    In Hamburg gibt es nun schon länger das Leseband zur Leseförderung. Dieses ist ein wissenschaftlich evaluiertes und in der Praxis erfolgreiches Konzept zur Steigerung der Leseflüssigkeit. So erfolgreich, dass NRW das Konzept von Hamburg übernommen hat. Die Internetseite "Stift Deutschunterricht" vom Land NRW bietet zu dem Thema eine gute Übersicht. Außerdem gibt es von BisS-Transfer sehr empfehlenswerte Videos mit Einblicken in den Unterricht, Erklärungen der dahinter stehenden Wissenschaftler*innen und Meinungen der Lehrkräfte. Das passende Buch dazu lautet "Leseflüssigkeit fördern" von Rosebrock und Nix, die diese Methode und die Wichtigkeit der Leseflüssigkeit für den deutschen Sprachraum bekannt gemacht haben.


    Im Buch "Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten" bekommt man vor allem didaktische Anregungen auf einer sehr guten fachwissenschaftlichen Grundlage. Das Buch taucht relativ tief ein in die Regelmäßigkeiten und Besonderheiten der deutschen Grammatik, auch weil es inhaltlich über die Grundschule hinaus geht. Nach der Lektüre weiß man, weshalb Tu-Wörter meist nichts tun und man nach Satzgliedern nicht fragen kann.


    Das ist alles sehr viel Didaktik mit wirklich fachwissenschaftlicher Fundiertheit (die auch an den richtigen Stellen Kritik an didaktisch-methodischen Traditionen in der Schule äußert). Wenn es mehr um die Methodik geht, wird denke ich Beate Lessmann mit ihrer umfassenden, individualisierten und gleichzeitig strukturierten Idee vom Deutschunterricht immer bedeutender. Da kann ich vor allem ihre Artikel in den gängigen Fachzeitschriften für den Deutschunterricht empfehlen.

  • Ui, danke für die ausführliche Antwort!


    Ich habe das Glück, u. a. Deutsch jetzt schon im vierten Jahr als Klassenlehrer zu unterrichten und das in einem Jahrgangsteam mit einer erfahrenen und einer jungen Kollegin. Da ist natürlich kaum noch etwas komplett neu für mich. Aber die von dir genannten Bücher scheinen ja einiges kritisch zu betrachten von dem, was und wie in der Grundschule so vermittelt wird. Ich gucke da mal rein!


    Gegen Bartnitzky habe ich an sich gar nichts, aber ich finde das Buch (Deutschunterricht - Kompetent im Unterricht der Grundschule) etwas anekdotisch, exemplarisch, schlaglichthaft. Er schreibt das auch selbst.

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