Differenzierung in einer sehr heterogenen Klasse

  • Liebe Kollegen und Kolleginnen,


    ich tue mich zunehmend schwer bei Differenzierungen innerhalb einer Klasse und bitte um eure Erfahrungen.


    Ich unterrichte Deutsch jetzt wieder mit einer 5. Klasse beginnend an einem Förderzentrum mit dem Schwerpunkt Lernen. Zunehmend bekommen wir aber auch Schüler mit Lernen und dem zusätzlichen Schwerpunkt emotional- sozial. In der derzeitigen 5 können von 16 Schülern 3 kaum lesen, 4 lesen dafür sehr gut, schnell und flüssig. 5 verstehen Aufgabestellungen auch nicht, wenn diese nur aus einem Satz bestehen - 5 erlesen und bearbeiten komplette Arbeitsblätter allein richtig. Viele schreiben rechtschreiblich und grammatikalisch falsch bzw. unleserlich - der Mehrzahl ist das aber auch egal. Groß- und Kleinschreibung z.B. ist wohl nicht mehr in...

    Nun differenziere ich gern durch mehr Zeit, größere Schrift, weniger Text, einfache Sprache, Wiederholung der Aufgabestellung besonders durch die schwächeren Schüler, ... aber letztendlich sind wir doch immer noch eine notengebende Schulform. Ich kann ja schlecht im Unterricht auf jede einzelne Schwäche Rücksicht nehmen und Arbeitsblätter in verschiedenen Schwierigkeitsgraden anbieten, wenn ich dann per Leistungskontrolle die Noten erteilen muss. Dann hat Max auf Level 1 plötzlich eine 3 in Deutsch und Moritz auf Level 3 die gleiche Note. Vergleichbarkeit ade.


    Wie handhabt ihr das?

    Ich bedanke mich für eure Erfahrungen

    Kerstin

    Einmal editiert, zuletzt von K10D09 () aus folgendem Grund: Nachtrag wegen Missverständlichkeit: Die ese - Schüler haben auch en Schwerpunkt Lernen. Es gibt keinen gesonderten Lehrplan.

  • Lass mich kurz überlegen, Em-Soz und Lernen haben aber einfach andere Lehrpläne, andere Anforderungen, die sie für eine Note schaffen müssen usw. Also ich habe gelernt, sie dürfen gar nicht vergleichbar sein untereinander, sondern eben nur innerhalb einer Gruppe.

    Und ja, dann kann es eben sein, dass "kaum Lesen" für einen eine 2 ist und ´für den anderen eine 4, das zeigt ja, wie absurd Noten doch sind, wenn man nur sie miteinander vergleicht und nicht die Rahmenbedingungen.

  • Ich handhabe es in der Regelgrundschule so, dass Kinder Noten bekommen oder zieldifferent ohne Noten mit Berichtszeugnissen beschult werden.

    Meine Schülerschaft bekommt unterschiedliche Aufgaben, vor allem in Deutsch und Mathe, weil sie sich in unterschiedlichen Zahlenräumen bewegen (zählend bis 10, rechnend bis 1000) und weil sie erste Silben lesen oder dicke Bücher.


    Wenn Kinder mit Unterstützungsbedarf Lernen mitarbeiten können, bekommen sie angepasste Klassenarbeiten mit leichterem Wortmaterial oder für das Schreiben Wortspeicher oder Satzfragmente zur Unterstützung.

    DaZ-Kinder wechseln je nach Vermögen zwischen DaZ-Material und Deutsch-Material, sobald eine Mitarbeit erfolgreich erscheint.


    Nachtrag: Bei uns erhalten Kinder mit Unterstützungsbedarf Lernen (im Normalfall) keine Noten, ich kann aber Bewertungen oder auch Noten geben und jeweils dabei vermerken, dass es um andere Richtlinien geht).

    Kannst du das für dein Bundesland erläutern?

  • Ich kann ja schlecht im Unterricht auf jede einzelne Schwäche Rücksicht nehmen und Arbeitsblätter in verschiedenen Schwierigkeitsgraden anbieten

    Warum denn nicht? Dann sind die Proben halt auch differenziert oder/ und im Punktesystem.

    Ansonsten, seit wann bist du Lehrkraft? Wieso sollte dieses Problem neu sein? Ich unterrichte seit mehr als 20 Jahren an Förderzentren und Differenzierung ist von Beginn an dabei, auch schon im Studium.

    Zudem gibt es an Förderzentren L und "kleines e und kleines s".

  • Hmm..., ich kenne mich jetzt nicht so aus, aber: Kinder gehen doch zur Förderschule, damit sie besser und gezielter differenziert unterrichtet werden. Sind die Gruppen nicht kleiner? Macht man nicht dort eher pädagogische Noten, damit der Frust nicht zu hoch ist?

    Also wenn eine Förderschule das Differenzieren nicht mehr macht und den Kindern den Notendruck der Standardschule nimmt und eher darauf schaut, dass sie sich weiterentwickeln, für was sollen dann noch Förderschulen gut sein?

  • Warum denn nicht? Dann sind die Proben halt auch differenziert oder/ und im Punktesystem.

    Äh, nein? Wie willst du denn irgendwie objektivierbare Noten erteilen, wenn du in der Leistungskontrolle differenzierst?


    ... In der derzeitigen 5 können von 16 Schülern 3 kaum lesen, 4 lesen dafür sehr gut, schnell und flüssig. 5 verstehen Aufgabestellungen auch nicht, wenn diese nur aus einem Satz bestehen - 5 erlesen und bearbeiten komplette Arbeitsblätter allein richtig. Viele schreiben rechtschreiblich und grammatikalisch falsch bzw. unleserlich - der Mehrzahl ist das aber auch egal. Groß- und Kleinschreibung z.B. ist wohl nicht mehr in...

    Das ist völlig normal für diesen Förderschwerpunkt, in Klasse 4 lernen sie gerade die letzen Buchstaben. Versuche halt, so einfach wie irgend möglich deine Tests zu gestalten, dass jeder eine 3 schaffen kann. Lies alle Aufgaben des Tests noch mal vor und besprich sie, bevor sie anfangen zu arbeiten. Manche lernen bis Klasse 9 nicht richtig lesen und schreiben, ist halt so.

  • Wie willst du denn irgendwie objektivierbare Noten erteilen, wenn du in der Leistungskontrolle differenzierst?

    Na du kannst doch einfache und weniger einfache Aufgaben in einem Test haben und eine 1 kann man eben nur mit allen Aufgaben haben, aber das setzt voraus, dass die auch alle die selben Bewertungsgrundlagen haben, sonst musst du ja gar keine vergleichbaren Noten ermitteln.

    Übrigens gibt es in vielen Bundesländern differenzierte Klassenarbeiten und die kann man trotzdem benoten.

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