Didaktische Freiheit /Grenzen im Sportunterricht

  • Mir fällt diese Einengung auch schwer nachzuvollziehen. Bei uns ist es eher eine Öffnung des Sportunterrichts: Wir können ganz viele Spiele mit den Schülern machen, z.B. Badminton. Dazu haben wir immer einmal wieder verschiedene Materialien angeschafft. Tänze werden selbstverständlich je nach Gusto und Zielgruppe gemacht... In der Sekundarstufe wird diese Öffnung nicht anders sein. In Fortbildungen lernen wir oft neue Arten kennen. Ich habe einmal eine Fortbildung zu Wurf und Weitsprung in Leichtahtletik gemacht; die zwei Stunden waren gut gefüllt mit vielen verschiedenen Herangehensweisen, die wir kurz ausprobiert haben.

    Die Bundesjugendspiele kleiden wir in einen Sporttag ein, wo man sich auf vielfältige Weise sportlich an Stationen betätigen kann.

  • Ich kann leider nichts beitragen hier. Ich war nur kurz irritiert als ich den Titel als "Didaktische Freizeit" gelesen hatte.

  • Was ich nicht verstehe: Kontrolliert da jemand jede Stunde genau, was du gemacht hast? Kannst du nicht sagen: Wir wollten heute mal Fußball spielen? Oder bei Gym/Tanz: Was passiert, wenn du andere Musik nimmst? Was passiert, wenn du dir für irgendeine Disziplin mehr Zeit nimmst, weil die Schüler noch nicht so weit sind? Das ist doch DEIN Unterricht und du hast die Verantwortung.

    Aaaalso, bei uns ist der Sportunterricht so organisiert, dass 7a,b,c z.B. immer parallel Unterricht hat und dann auch das gleiche gemacht wird und wenn's nach meiner FB-leiterin geht (DDR-Lehrerin, 60 Jahre), dann bleiben die Vorhänge, die die Hallendrittel trennen oben und man unterrichtet offen. Z.T. werden bei Geräteturnen die Klassen auch zusammengelegt und der eine Lehrer unterrichtet die Mädchen und der andere die Jungs, denn je nach Geschlecht werden unterschiedliche Geräte behandelt (auch so ein absoluter Bullshit, warum dürfen die Jungs nicht auch die Erfahrung des Turnens am Schwebebalken machen?).


    Und genauso mit Gym/Tanz: alle Klassen gemeinsam, gleiche Musik, gleicher Vorgang...das meine ich mit didaktischer Eingrenzung! So kann das meiner Meinung nicht funktionieren, wurde aber immer schon so gemacht.

    In meinem ersten Jahr, wurde aus zwei Klassen eine große Gruppe gemacht. Und die Jungs mussten die Mädchen an die Hand nehmen. 7.Klasse! Die wollten das nicht, mussten aber. Ich stand daneben und habe mich fremdgeschämt. Und auf mein Feedback zur UR, wurde die entsprechende Kollegin mit laut gegenüber: "das haben wir immer schon so gemacht!"

    Und wenn ich z.B. jetzt mit Basketball überziehe, bekomme ich Probleme, denn Geräteturnen steht in KW xy auf dem Schirm und ich muss fertig sein, damit die Halle für GT genutzt werden kann.


    Ich habe fertig!

  • Weil nun einmal unterschiedliche Anforderungen erfüllt werden müssen für bestimmte Noten im Sportunterricht und da gibt es nur den Notenschlüssel für andere Geräte ;)

    Es geht doch nicht die ganze Zeit um Noten, hoffe ich. Ich sehe auch nicht, warum Jungs das nicht dürfen.


    Das hört sich schon echt unangenehm an, da wollte ich mich auch nicht unterordnen müssen. Personalrat? Gleichstellungsbeauftragter? Es muss doch mehr Kollegen geben, die das nicht mitmachen wollen.

  • Es geht doch nicht die ganze Zeit um Noten, hoffe ich. Ich sehe auch nicht, warum Jungs das nicht dürfen.

    Aber ums Geld darf es auch nicht gehen und um Ausbildungsteile der Lehrkräfte auch nicht, worum darf es denn da gehen?!?

    Das hört sich schon echt unangenehm an, da wollte ich mich auch nicht unterordnen müssen. Personalrat? Gleichstellungsbeauftragter? Es muss doch mehr Kollegen geben, die das nicht mitmachen wollen.

    Vielleicht reicht ja auch einfach den Mund aufzumachen und zu sagen, ich mache jetzt den und den Teil fürs Sportabzeichen, ist anders als ihr es bisher gemacht habt, erfüllt aber alle Voraussetzungen fürs Sportabzeichen z.B. oder auch ein anderes Spiel oder oder oder oder.


    Was soll denn passieren, wenn man es als Lehrer nicht so macht, wie immer?

  • Es geht um verschiedene Erfahrungen im Sportunterricht und vielleicht etwas Neues kennenzulernen, was man dann vielleicht auch noch besonders gut kann, Spaß macht und gar nix nur für kleine doofe Mädchen ist, um Anerkennung.


    Was du weiter unten schreibst, finde ich gut. Susannea.


    Der Schulleiter scheint doch ganz in Ordnung zu sein. Er sollte da mal ein Machtwort sprechen!

  • Okay, dann willst du dich versetzen lassen?

    Nee, das war nur der Trappatoni in mir

    Weil nun einmal unterschiedliche Anforderungen erfüllt werden müssen für bestimmte Noten im Sportunterricht und da gibt es nur den Notenschlüssel für andere Geräte ;)

    ich würde eher sagen, dass meine Kollegen an einem antiqurierten Verständnis von Geschlechtern festhalten. Im Leistungssport weist man den filigranen und weniger oberkörperkraftabhängige Balken den Frauen zu. Und die starken Männer müssen ans Reck. Tut mir leid: Bullshit. Wie es bereits erwähnt wurde, es gibt einen Doppelauftrag, an den sich Sportunterricht orientieren muss. Die Schüler sollen Sport und auch Sport an Geräten aus so vielen verschiedenen Perspektiven kennenlernen wie möglich.. Das kannst du gern anders sehen, aber bitte zwing mir deine Sichtweise nicht auf.

    Vielleicht reicht ja auch einfach den Mund aufzumachen und zu sagen, ich mache jetzt den und den Teil fürs Sportabzeichen, ist anders als ihr es bisher gemacht habt, erfüllt aber alle Voraussetzungen fürs Sportabzeichen z.B. oder auch ein anderes Spiel oder oder oder oder.


    Was soll denn passieren, wenn man es als Lehrer nicht so macht, wie immer?

    So mach ich es auch. Aber ich merke, einige Kollegen finden das überhaupt nicht gut, betrachten meine Ideen nicht als Gewinn, sondern als Frechheit, dass ich es anders mache.

    Komplett mein eigenes Ding will/kann ich nicht machen, denn in gewissen Situationen brauch ich auch die Hilfe von Kollegen und daher darf ich es mir nicht komplett mit denen verscherzen.

    Ich habe einen jungen Kollegen, der mich in Teilen unterstützt, aber er hat weniger Lust auf Konfrontation und macht es dann so, wie es von den alten Kollegen schon die ganzen letzten 20 Jahre gemacht wird.


    Ich habe mir das ja jetzt zwei Jahre angeschaut und habe den Rektor gebeten, bei der nächsten FB-Konfi dabei zu sein. Denn dann wollte ich den Sportbelegungsplan (welcher Lehrer, welche Klassen und Bewegungsfelder, welche Schwerpunkte) vorstellen. Das wäre dann die Gelegenheit, dass sich mein Chef selber ein Urteil über die - aus meiner Sicht - z.T. unqualifizierten Beiträge mancher Kollegen zu machen.

    D.h. es kann natürlich gut sein, dass mein Chef meine Sichtweise doch nicht so im Details folgt und ich mich selber in Richtung Norden ("Einnordung") bewegen muss.

  • Ich habe mir das ja jetzt zwei Jahre angeschaut und habe den Rektor gebeten, bei der nächsten FB-Konfi dabei zu sein. Denn dann wollte ich den Sportbelegungsplan (welcher Lehrer, welche Klassen und Bewegungsfelder, welche Schwerpunkte) vorstellen. Das wäre dann die Gelegenheit, dass sich mein Chef selber ein Urteil über die - aus meiner Sicht - z.T. unqualifizierten Beiträge mancher Kollegen zu machen.

    D.h. es kann natürlich gut sein, dass mein Chef meine Sichtweise doch nicht so im Details folgt und ich mich selber in Richtung Norden ("Einnordung") bewegen muss.

    Das ist doch schon einmal ein guter Anfang. Vielleicht würde ich im Vorfeld zusammen mit dem jungen Kollegen den Chef auf die Problematik in diplomatischer Form ansprechen, damit er nicht so überrascht ist und sich etwas dazu überlegen kann. Vielleicht gibt es Lösungen, wo man ein Stückweit aufeinander zugehen kann?


    Es ist natürlich grundsätzlich schön, wenn man Stunden zusammenlegen und den Geräteauf- und abbau sich teilen kann. Mehrfachturnhallen (an meiner Schule haben wir eine Dreifachturnhalle) haben noch das Problem der Lautstärke bei unterschiedlichen Klassen, die gleichzeitig Sport haben und verschiedene Programme machen. Deswegen ist es natürlich praktisch, den Sport zusammenzulegen.

    Vielleicht lassen sich bei den gemeinsamen Stunden Kompromisse schließen. Z.B. könntest du einmal einen Tanz z.B. einen modernen Poptanz machen statt die Kollegin. Evtl. könnte man im nächsten Schuljahr die Stunden so planen, dass in der Sporthalle die KollegInnen zusammenarbeiten, die harmonieren.

    Ich wünsche dir viel Glück beim Finden von Lösungen.

  • Ich habe Sport nicht studiert, habe es aber sehr lange fachfremd unterrichtet. Die Mädels in der GS waren übrigens immer besser am Reck als die Jungs, die konnten dafür besser die Fußballtore aufbauen... Ich finde es wichtig, dass alle alles kennenlernen. In Klasse 4 stellten wir bei Basketball fest, dass es wohl besser ist, nach Jungs und Mädels getrennt zu spielen, da die Mädels sonst überhaupt nicht zum Zug kamen und sich eher in Sicherheit bringen wollten.

    Ich möchte dich ermutigen, nicht aufzugeben und dich nicht komplett anzupassen. Sag, was du am Bisherigen gut findest, bring deine Vorschläge ein, zeig konkrete Beispiele, hol dir Verstärkung, bei denen, die "auf deiner Seite sind" und mach weiter.

  • ich würde eher sagen, dass meine Kollegen an einem antiqurierten Verständnis von Geschlechtern festhalten. Im Leistungssport weist man den filigranen und weniger oberkörperkraftabhängige Balken den Frauen zu. Und die starken Männer müssen ans Reck. Tut mir leid: Bullshit. Wie es bereits erwähnt wurde, es gibt einen Doppelauftrag, an den sich Sportunterricht orientieren muss. Die Schüler sollen Sport und auch Sport an Geräten aus so vielen verschiedenen Perspektiven kennenlernen wie möglich.. Das kannst du gern anders sehen, aber bitte zwing mir deine Sichtweise nicht auf.

    Es geht nicht um Aufzwingen von Sichtweisen und es spricht viel dafür, Bewegungsfelder geschlechterunabhängig zu vermitteln. Es darf aber auch nicht aus dem Blick verloren werden, dass die Rahmenbedingungen das nicht immer hergeben. So sind in den Bewertungskriterien und Bewertungshilfen für Sport manchmal entsprechende Auftrennungen zu finden, die mit Blick auf die nur endlich vielen Sportstunden die man so hat auch Auswirkungen auf die Durchführung ebenjener haben können.


    Ich habe auf die Schnelle mal die Abi-Bewertungskriterien Geräteturnen aus BW herausgegriffen. Dort findet man das Gerät "Schwebebalken" halt schlicht nur in den Kriterien für Schülerinnen. Davon kann man erst einmal persönlich halten was man will, tut aber dennoch gut daran, diesen Umstand in der Unterrichtsgestaltung zu berücksichtigen.

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