Arbeit an einer Ersatzschule als queere Person

  • Quelle für deine Behauptungen? Bei den Stellenbesetzungen der letzten Zeit habe ich das Gefühl nun echt nicht. Abgesehen davon, dass man häufig schon froh ist, dass sich selbst am GY überhaupt noch jemand auf Schulleiterposten bewirbt.

  • Quelle für deine Behauptungen? Bei den Stellenbesetzungen der letzten Zeit habe ich das Gefühl nun echt nicht. Abgesehen davon, dass man häufig schon froh ist, dass sich selbst am GY überhaupt noch jemand auf Schulleiterposten bewirbt.

    Ich vermute mal Magellan bezieht sich weniger auf konkrete Stellenbesetzungen, als auf Söders Einmischung bei so Sachen wie keine Kürzung bei Religionsstunden, keine Abschaffung von Exen...

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • ... Ausgangspunkt dürfte meine ironische Zuspitzung bayrischer Verhältnisse gewesen sein ;)

    Und das war dann eine ironische Replik.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Eine ernst gemeinte Frage Satsuma:

    Würdest du einen derartigen Kommentar über einen Kollegen bei euch im Lehrerzimmer - unterschrieben mit deinem Namen - ans Schwarze Brett hängen? Oder traust du dich das nur unter dem Deckmantel der Anonymität?


    Dies ist eine unsachliche Herabwürdigung, die sich auf das Alter bezieht und daraus Minderwertigkeit unterstellt. Falls dein Schulleiter 65 ist, darfst du so etwas gerne als Kommentar zu seiner Gesprächsführung ans Schwarze Brett heften. Ich gehe davon aus, dass du dich dazu nicht traust. Es ist schlechter Stil, der sich im Forum leider immer mehr breit macht. :uebel:

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

    Einmal editiert, zuletzt von Wolfgang Autenrieth () aus folgendem Grund: typo

  • Hey zusammen,

    wie der Titel schon sagt: Arbeit an einer katholischen/christlichen Ersatzschule als queere Person - why (not)? Habt ihr Erfahrungsberichte oder Ratschläge? Bin selbst katholisch sozialisiert, gleichzeitig offen schwul und stelle mir (nach einem guten Gespräch mit einer Freundin) die Frage ob ich religiöse (Ersatz-)Schulen in meiner Stellensuche nach dem Ende des Refs in Erwägung ziehen sollte. Ich weiß, am Ende ist es meine Entscheidung, aber vielleicht hat ja jemand was zu berichten.

    LG

    Auch wenn hier schon viel dazwischen steht, das ich nicht alles durchgelesen habe:


    Ich wäre vorsichtig.


    Als Kind war ich auf einer katholischen Schule, auf der Menschen, die sich haben scheiden lassen und in neuen Beziehungen lebten, ja selbst Menschen, die sich in geschiedene Menschen verliebten, "gegangen wurden". Ja, selbst diese. Ich kenne alleine drei, die in meiner Schulzeit gekündigt bekommen haben. Den Grund haben wir Schüler*innen natürlich nicht erfahren, aber ich bin mit einem dieser Lehrer noch in Kontakt und der erzählte es mir privat. Obwohl ich gerne auf meiner Schule war, würde ich niemals selbst dort unterrichten, selbst eigene Kinder, hätte ich welche, hätte ich nicht auf diese Schule geschickt, weil mir das zu engstirnig ist und gegen alles geht, das ich in Freiheit denke.


    Ich gehöre selbst zur queeren Fraktion und habe sehr positive Erfahrungen in meiner Gemeinde gemacht (ein Pfarrer, der seitdem mit anderen Worten zur Kommunion einlädt, um queere Menschen eindeutig mit einzuladen, ältere Gemeindemitglieder, die das stark achten und respektieren und jüngere, die einfach "so what" sagen, was am besten ist), aber Gemeinde ist nicht gleich Kirche.


    Meine Schule von früher ist vertraglich nicht Gemeinde, sondern Kirche und hatte, wie beschrieben, sehr antiquierte Kündigungsgründe. Die Kirche selbst steht der queeren Bevölkerung immer noch antiquiert gegenüber und ich würde niemals in so einem Umfeld arbeiten wollen, das sich nicht gegen diese Antiquiertheit stellt und für mich eintritt. Bei den Kündigungen hat das Kollegium geschwiegen, keiner (!) hat Partei ergriffen, es gab keine Proteste, die Kollegen und die eine Kollegin mussten still und heimlich gehen und haben nicht mal vor uns Schülern und Schülerinnen klar sagen dürfen, warum sie gehen. Ich hatte auch eine lesbische Lehrerin im Unterricht. Sie ging irgendwann in die Politik, verließ unsere Schule und hatte dort dann erst ihr Coming Out, obwohl sie schon zu Schulzeiten mit ihrer Partnerin lange zusammen war. Ich könnte nirgends unterrichten, wo ich meine sexuelle Orientierung geheimhalten müsste.


    Für mich daher ein emotionales NEIN zu katholischen Schulen. Meine frühere Partnerin arbeitet in einer Berufsschule einer Diakonie. Ich durfte früher nicht mal Händchenhaltend mit ihr irgendwo in ihrer Stadt oder der Umgebung rumlaufen, weil sie Angst hatte, gesehen zu werden. Ob die Diakonie ihr daraus einen Strick gedreht hätte, vermag ich aber nicht zu sagen. Belastend war das schon.


    Irgendwo stand: "lies genau Verträge". Ich weiß nicht, ob es immer noch Kündigungsmöglichkeiten wegen "christlicher Verfehlungen" oder auch sexueller Orientierung gibt, es gab sie. Keine Ahnung, wie das heute ist. Ich würde fern bleiben, wenn es nur ein Quäntchen an Möglichkeit gibt, dass ich deshalb wirklich immer noch Probleme kriegen sollte. Geht GAR nicht.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Für das Bistum Essen sichern wir Ihnen zu, dass wir schon jetzt auf die Anwendung der Grundordnung hinsichtlich Art. 5, Abs. 2, Nr. 2, Buchstb. c und d für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verzichten – und empfehlen dies ausdrücklich allen unseren Trägern von Einrichtungen und Organisationen. Die sexuelle Orientierung, das Eingehen einer zivilen gleichgeschlechtlichen Ehe oder einer zivilen Wiederheirat bei bestehender kirchenrechtlich gültig geschlossener Erstehe darf keine arbeitsrechtliche Sanktion nach sich ziehen. Dies gilt aus unserer Sicht für alle Gruppen von kirchlichen Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern, auch für die nicht geweihten pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie diejenigen, die mit einer „missio canonica“ oder einer besonderen bischöflichen Beauftragung ihren Dienst wahrnehmen. Darüber hinaus gilt dies sowohl im laufenden Arbeitsverhältnis, als auch bei Einstellungen.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • […]

    Die Grundordnung wird von einigen Bistümern "ausgesetzt" - ob sie letztlich reformiert wird, muss sich zeigen.

    Der Druck auf das kirchliche Arbeitsrecht wächst – von außen wie von innen. Auch wenn die Bischöfe die Anforderungen an die persönliche Lebensführung ihrer Mitarbeiter zuletzt 2015 deutlich gesenkt haben: Immer noch stellt bei katholischen Mitarbeitern die erneute Heirat nach einer Scheidung oder eine gleichgeschlechtliche Ehe einen schwerwiegenden Verstoß dar, der eine Kündigung aus "kirchenspezifischen Gründen" ermöglicht – jedenfalls dann, wenn die kirchlich unerlaubte Zivilehe "nach den konkreten Umständen objektiv geeignet ist, ein erhebliches Ärgernis in der Dienstgemeinschaft oder im beruflichen Wirkungskreis zu erregen und die Glaubwürdigkeit der Kirche zu beeinträchtigen", heißt es im Artikel 5 der geltenden Grundordnung, deren Anerkennung teil jedes kirchlichen Arbeitsvertrags ist.

    Die Anerkennung der Grundordnung ist in katholischen Einrichtungen jedoch noch immer Bestandteil des Arbeitsvertrages. Mit aus diesem Grund hatte ich zur Zurückhaltung geraten. Die "Aussetzung der Anwendung" ist keine Abschaffung der Regelungen.

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  • Warum muss man dann katholische Bewerber auch bei schlechteren Noten bevorzugen? Was ist, wenn man geschieden ist?

    Fragen, die man in einem säkularen Staat nicht stellen müsste. NRW ist keiner, die BRD ist keiner.


    In einer Einrichtung, die einer menschenverachtenden Ideologie anhängt, arbeitete ich jedenfalls nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Die Grundordnung wurde 2022 bereits reformiert.

    Vielfalt in kirchlichen Einrichtungen ist eine Bereicherung. Alle Mitarbeitenden können unabhängig von ihren konkreten Aufgaben, ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihres Alters, ihrer Behinderung, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Identität und ihrer Lebensform Repräsentantinnen und Repräsentanten der unbedingten Liebe Gottes und damit einer den Menschen dienenden Kirche sein. Vorausgesetzt werden eine positive Grundhaltung und Offenheit gegenüber der Botschaft des Evangeliums und die Bereitschaft, den christlichen Charakter der Einrichtung zu achten und dazu beizutragen, ihn im eigenen Aufgabenfeld zur Geltung zu bringen.

    P.S. Den Unterschied zwischen laizistisch und säkular erkläre ich jetzt nicht noch einmal.

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  • Die Grundrechte sind in erster Linie Abwehrrechte des Bürgers gegen den Staat, nicht gegenüber anderen Akteuren.

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  • [...]

    Hallo Treasure,


    ich will nur deutlich machen, dass ich mich auf deinen Beitrag beziehe, wollte aber nicht das Vollzitat hier stehen lassen, um es übersichtlicher zu halten. Das soll also nicht irgendwie negativ gemeint sein! Das Folgende bitte auch nur als Ergänzung einer anderen Erfahrung und nicht als Gegenargument zu deiner Aussage verstehen!


    Zu dem, was ich so mitbekommen habe:


    Vor ca. 15 Jahren hatten meine Eltern von einem(!) Pfarrer mal eine homophobe Äußerung mitbekommen und sich beim Bistum beschwert. Folge: Eine Woche später hat er sich öffentlich entschuldigt und glaubhaft zerknirscht gezeigt und äußerte sich danach keine einziges mal mehr auf diese Weise sondern stattdessen offener und tolerant


    Das Bistum (als Veranstalter!) hat eine queere Bistumswoche organisiert.


    An einer katholischen weiterführenden Schule kenne ich ein Beratungsangebot zur eigenen Identität, die explizit Queerness meint bzw. einschließt.


    Das mal als ein paar Beispiele (ergänzend zu dem, was ich in dem Thread schon schrieb), dass (organisierte) Kirche nicht immer gleich (organisierte) Kirche ist.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Eine ernst gemeinte Frage Satsuma:

    Würdest du einen derartigen Kommentar über einen Kollegen bei euch im Lehrerzimmer - unterschrieben mit deinem Namen - ans Schwarze Brett hängen? Oder traust du dich das nur unter dem Deckmantel der Anonymität?


    Dies ist eine unsachliche Herabwürdigung, die sich auf das Alter bezieht und daraus Minderwertigkeit unterstellt. Falls dein Schulleiter 65 ist, darfst du so etwas gerne als Kommentar zu seiner Gesprächsführung ans Schwarze Brett heften. Ich gehe davon aus, dass du dich dazu nicht traust. Es ist schlechter Stil, der sich im Forum leider immer mehr breit macht. :uebel:

    Aber deine Aussagen darüber wie sich queere Menschen zu verhalten haben sind 1A stilvoll und in keiner Weise herabwürdigend? Erst sowas raushauen und sich dann als Opfer fühlen wenn man Gegenwind kriegt.


    Ich hab zum Glück eine Schulleitung die sich nicht zu solchen selbstgefälligen, homophoben Sprüchen versteigt und die auch durchaus in der Lage ist, das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen, wenn ihr mehrere Kollegen aufzeigen, dass da etwas nicht in Ordnung ist.


    Lassen wir es einfach in Zukunft, ich blocke dich.



  • Das mal als ein paar Beispiele (ergänzend zu dem, was ich in dem Thread schon schrieb), dass (organisierte) Kirche nicht immer gleich (organisierte) Kirche ist.

    Es ist schön, dass du auch gute Erfahrungen gemacht hast. Wie gesagt, auch ich habe sie gemacht. Aber eben auch von derbst schlechten aus erster Hand gehört, eine katholische Schule betreffend.


    Allerdings frage ich mich auch, wie echt eine zerknirschte Entschuldigung ist, wenn eine homophobe Bemerkung einfach so rausgehauen werden konnte. Denn eine Denkweise schreibt man ja nicht mit einer Beschwerde um. Jemand, der so nicht denkt, würde sowas auch nicht sagen. Trotzdem schön, dass es dort so gelaufen ist und es wäre toll, wenn sich da innen drin wirklich was ändert. Die momentane allgemeine Entwicklung lässt mich das eher skeptisch sehen.


    Es freut mich aber, dass sich wohl an einigen Stellen wirklich etwas bewegt - und ich möchte ja auch nur zur Vorsicht raten, bevor an einer katholischen Schule ein Vertrag unterschrieben wird. Ich würde mich an meiner alten Schule nicht bewerben (mal abgesehen davon, dass ich es wohl auch nicht könnte) und würde auch sonst katholischen Schulleitungen auf den Zahn fühlen, bevor ich etwas unterschreibe.

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  • Aber deine Aussagen darüber wie sich queere Menschen zu verhalten haben sind 1A stilvoll und in keiner Weise herabwürdigend? Erst sowas raushauen und sich dann als Opfer fühlen wenn man Gegenwind kriegt

    Dazu noch immer der gleiche Stuss mit "Respekt vor dem Alter". Natürlich habe ich den nicht. Alt sein verdient keinen Respekt, das wird jeder einfach so. Und vor selbstgefälligen Polterern habe ich sowieso keinen Respekt, egal, wie alt sie sind. Das Opfer-Getue ist nichts als zum Fremdschämen.

  • Ja, so wie du dich besonders gut auskennst mit inhaltsleeren Kommentaren, die mit dem Thema nichts zu tun haben. Dir ist hoffentlich aufgefallen, dass die Mehrheit derer, die sich über den abfälligen Beitrag des fraglichen Users aufregt, unmittelbar gemeint ist. Bist du denn queer?

  • P.S. Den Unterschied zwischen laizistisch und säkular erkläre ich jetzt nicht noch einmal.

    Dazu besteht auch kein Anlass. Ich halte den Versuch, die Tatsache, dass Staaten, die ansonsten Rechtsstaaten sein könnten, es nicht schaffen, sich von Religionen abzugrenzen, hinter Begriffsfeilereien zu verstecken, eh für keine gute Idee.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

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