Besondere Fremdsprachen - insbesondere “Migrantensprachen”

  • Interessant eigentlich, dass Griechisch praktisch gar nicht mehr angeboten wird, während Latein nicht auszusterben scheint

    Wie erwähnt, es ist bei uns im Kanton nur knapp davon gekommen. Und auch nur mit dem Argument, man könne die alten Sprachen doch nicht ganz einstampfen, also überhaupt keine rationale Begründung.


    Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass es einen Unterschied macht, ob man in der Philosophie oder im historischen Kontext mit der Übersetzung vorlieb nehmen muss oder das Original lesen kann

    Was bringt dich denn zu dieser Überzeugung? Du kannst doch selber werder Altgriechisch noch Latein. Wieso sollte eine Übersetzung aus dem Lateinischen an Wert verlieren, eine Übersetzung aus dem Französischen aber nicht? Wer sich dafür interessiert, wird es lernen. Was aber der pauschale Mehrwert sein soll, sehe ich nicht. Es ist einfach keine "Grundlage" für irgendwas.


    Du ganz persönlich hast sicher den grösseren "Schaden" davon, wenn in einer Übersetzung aus einer modernen Fremdsprache Informationen verloren gehen. Schau mal einen Film im Original auf Englisch z. B. oder denk an diverse Bedienungsanleitungen, die du schon nicht verstanden hast, weil sie schlecht aus dem Chinesischen übersetzt wurden. In der Schweiz hätten wir wirklich dringend Bedarf an mehr zweisprachigen Personen, die für den Bund arbeiten wollen, Stichwort "Français Fédéral". Bei Gesetzestexten und Verordnungen sind schlechte Übersetzung echt ärgerlich.

  • Ganz unabhängig von modern oder klassisch: Fremdsprachenkompetenz bedeutet auch immer Selbstständigkeit und Macht, da man weniger davon abhängig ist, dass "der Übersetzer schon weiß, was er tut". Entgegen landläufiger Meinung gibt es auch oft gar nicht die Übersetzung, sondern es ist eine Interpretation des Originaltextes, was ja auch von dir im letzten Beitrag angedeutet wurde, Antimon. Darauf zielt (aus der Lateinerecke) auch der Hinweis auf die Bedeutsamkeit der lateinischen Originalquellen.

  • Bitte nicht schon wieder. Weder die Alte Kanti Aarau noch das Gymnasium Liestal sind altsprachliche Gymnasien. Beides sind ganz typische Realgymnasien. Beide Schulen haben sogar den jeweils stärksten naturwissenschaftlichen Schwerpunkt im Kanton. Wer an der AKSA im Profil A Matura gemacht hat, hat fast schon den Doktortitel an der ETH eingetütet (so zumindest die Legende).


    Edit: Ich habe noch zwei weitere sichere Fails gefunden. Auch Schaffhausen und Solothurn sind Kantonsschulen mit ganz typisch naturwissenschaftlicher Ausrichtung. Beide Schulen haben in den letzten Jahren unter anderem den Zentralkurs für die Chemielehrpersonen ausgerichtet und sind auch sonst bekannt für spezielle Aktivitäten im Bereich MINT. Die Freien Gymnasien haben grundsätzlich überhaupt keine spezielle Ausrichtung, also fällt das FG Zürich auch noch aus der Liste raus. Wenn die Liste für Deutschland und Österreich genauso falsch ist wie für die Schweiz, gibt es eigentlich kaum noch humanistische Gymnasien. Ganz sicher bin ich mir da nur für den Münsterplatz und die Hohe Promenade.


    Und es stimmt grundsätzlich überhaupt nicht, dass bei uns die humanistischen Gymnasien eine besonders gute Reputation hätten. Das "Königsprofil" war in der Schweiz schon vor der letzten Maturreform 1995 der berühmt-berüchtigte Typus C, das war damals schon die MINT-Matura. Der Artilkel ist von einem Deutschen geschrieben, der maximal ignorant gegenüber den kulturellen Unterschieden zwischen den drei Ländern ist.

  • Wieso sollte ich? Das ist eine völlig belanglose Liste, ich kann da keinen Informationswert erkennen. Ich kenne die auch nur, weil du sie hin und wieder verlinkst. Liestal und die AKSA als altsprachliche Gymnasien zu listen grenzt schon fast an eine Beleidigung. Das sind DIE beiden Topschulen im Ranking der ETH Zürich.

  • Ganz unabhängig von modern oder klassisch

    Davon ist es eben nicht unabhängig. Gerade mit dieser Argumentation sollte man auf jeden Fall eine moderne Fremdsprache lernen und sicher kein Altgriechisch, das sowieso noch nie jemand gesprochen hat.


    da man weniger davon abhängig ist, dass "der Übersetzer schon weiß, was er tut"

    Du machst dich jeden Tag davon abhängig, dass irgendein Chemiker schon weiss, was er tut. Der Chemiker kann den Lateiner durch Inkompetenz umbringen, rumgedreht sicher nicht.

  • Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass es einen Unterschied macht, ob man in der Philosophie oder im historischen Kontext mit der Übersetzung vorlieb nehmen muss oder das Original lesen kann. So wie es einen Unterschied macht, ob man eine Gedenkstätte besucht oder ein Foto davon ansieht.

    Ich habe im Studium nebenbei Altgriechisch gelernt. Ich habe es für nichts benötigt, war einfach nur an der Sprache interessiert und hätte auch gerne mein Graecum gemacht, aber ohne Nachweis, dass man das Graecum benötigt, ist eine Anmeldung bei der Bezirksregierung zur Ergänzungsprüfung nicht möglich gewesen. Sei’s drum. Damals konnte ich schon sehr gut Texte im Original lesen (die altgriechischen Dramen sind sehr empfehlenswert, insbesondere Die Vögel). Aber selbst mit guten Kenntnissen sind dir viele Nuancen einfach nicht begreiflich. Da ist im Zweifel aus dem einen Halbjahrhundert genau ein Werk in attischem Griechisch überliefert und ohne Spezialkenntnisse kannst du das nicht präzise lesen. Eine professionelle Übersetzung, insbesondere, wenn sie Anmerkungen erhält, ist da einfach der bessere Weg.

  • Davon ist es eben nicht unabhängig. Gerade mit dieser Argumentation sollte man auf jeden Fall eine moderne Fremdsprache lernen und sicher kein Altgriechisch, das sowieso noch nie jemand gesprochen hat.

    Wenn man üben möchte, ist eine lebende Sprache schon nett. Es gibt reichlich alte und aktuelle Medien. Und Menschen, die diese Sprache verwenden (also zur Kommunikation, nicht als akademische Übung).

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