PTBS und Panikstörung nach Dienstunfall

  • Ich wäre liebend gerne an genau dieser Schule geblieben. Bin vor wenigen Jahren extra hierher gezogen (kann zur Arbeit laufen) und habe beim Aufbau eines besonderen Zweiges/Faches geholfen. Mein absoluter Traum.


    Jedoch hat das Verhalten meines Schulleiters nach dem Vorfall mir gezeigt, dass ich dort im Zweifelsfall absolut auf mich gestellt bin.

    Meine Therapeutin hat mir gesagt, dass die nachträgliche öffentliche (!) Schuldzuweisung und Kritik zu meinem im Dienst erlittenen Trauma beigetragen hat. Das Verhalten des Schülers war schlimm, aber das Verhalten von Erwachenen im Nachhinein war schlimmer.

    Auch ich weiß leider nur zu gut, was unzureichende Fürsorge und Unterstützung durch Vorgesetzte für einen ungesunden Unterschied machen nach Gewalterfahrungen im Dienst (stehe selbst in der Folge vor der zeitweisen- und notwendigen- Abordnung in die Verwaltung, um von dem zu genesen, was der Schuldienst verursacht hat). Gut, dass du für dich kämpfst und sorgst. Du machst das verdammt gut bislang!

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Einen GdB von 20 empfinde ich bei einer Traumafolgestörung definitiv auch als zu niedrig. Leider scheint es aber Usus bei einigen Versorgungsämtern zu sein, zunächst einmal zu niedrig einzustufen, meine Schwester hat die gleiche Erfahrung machen müssen leider. Ich drücke fest die Daumen für den Widerspruch! 🍀

    Die untere Grenze für Traumafolgestörungen wird meist beim GdB bei 30 gesetzt. Um einen GdB über 50 zu erhalten bedarf es auch bei einer komplexen PTBS in schwerer Ausprägung einiges (z. B. Folgestörungen wie Angststörung, Depression, dauerhafte Persönlichkeitsveränderungen,…).

    Bei mir wurde der GdB beim Erstantrag zusammen mit physischen Erkrankungen auf 50 gesetzt. Auf 70 hochgesetzt wurde er erst, als ich nach dem OEG als Gewaltopfer anerkannt war mit einem Grad der Schädigung von 70 (was dann auch der neue GdB war, der auch nicht geändert wurde, als der GdS auf 60 gesunken ist vor einigen Jahren).


    Wenn du sowieso schon Kontakt hast mit dem Weißen Ring Emerald lass dich unbedingt auch zum OEG- Verfahren beraten. Das hilft ebenfalls Behandlungsoptionen zu sichern, erleichtert den GdB- Antrag, bringt noch einmal eine Grundrente, die bei einer Verurteilung der Täter zahlen muss, die aber komplett über den Staat vorfinanziert wird, der das dann halt beim Täter wiederzubeschaffen versucht. Mir „bringt“ das monatlich über 800€, die ich für zusätzliche medizinische Kosten teilweise benötige. Der Rest ist ein (kleiner) Ausgleich dafür, dass ich nur noch in Teilzeit arbeiten kann. Nachdem ich inzwischen wieder häufiger im Forum bin, kannst du dich bei Fragen auch per PN melden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Den Aspekt des GdBs kann ich bestätigen. Mein Erstantrag wurde damals mit 40 bewilligt, nach einem Widerspruch habe ich die 50 bekommen. Ich habe allerdings weitere Diagnosen und damit bedingte Einschränkungen aus dem Bereich Traumafolgestörungen die weit über eine "einfache" PTBS hinaus gehen.

  • Den Aspekt des GdBs kann ich bestätigen. Mein Erstantrag wurde damals mit 40 bewilligt, nach einem Widerspruch habe ich die 50 bekommen. Ich habe allerdings weitere Diagnosen und damit bedingte Einschränkungen aus dem Bereich Traumafolgestörungen die weit über eine "einfache" PTBS hinaus gehen.

    Smileys passen da nicht als Reaktion, da es letztlich bitter ist, wie verletzt/ krank/ eingeschränkt man im Traumabereich sein muss, um zumindest bei ausreichender Kraft und Kampfgeist einen GdB von 50 zu erlangen. Es bestätigt aber, was andere mit Erfahrung im Traumabereich dazu bereits geschrieben und erlebt haben. Gut, dass du dir die 50 erkämpft hast.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Smileys passen da nicht als Reaktion, da es letztlich bitter ist, wie verletzt/ krank/ eingeschränkt man im Traumabereich sein muss, um zumindest bei ausreichender Kraft und Kampfgeist einen GdB von 50 zu erlangen. Es bestätigt aber, was andere mit Erfahrung im Traumabereich dazu bereits geschrieben und erlebt haben. Gut, dass du dir die 50 erkämpft hast.

    Ist allerdings alles befristet

  • Ist allerdings alles befristet

    Traurig, weil du leider nicht plötzlich innerhalb einer vorgegebenen Frist kerngesund/ traumfrei sein wirst und damit erneut die Kraft haben wirst müssen für dich auch noch an dieser Stelle zu kämpfen. Bei mir ist inzwischen es unbefristet; ich bin nicht zuletzt dank OEG- Bescheid offiziell beschädigt genug für eine zeitlich unbefristete Anerkennung als Schwerbehinderte, die ersten 5 Jahre waren aber auch bei mir befristet.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Die erste Verlängerung verlief zum Glück ohne Probleme, mal sehen wie es in Zukunft wird. Fakt ist, dass ich ohne die Entlastungsstunden des GdB meine Stunden reduzieren müsste. Aber ich möchte jetzt nicht meine Thematik in einem fremden Thread ausbreiten.

    Wollte lediglich darstellen, ein GdB von 50 ist mit Traumafolgestörung kein Selbstläufer.

  • Hier gibt es ja Abstufungen, wie Auswirkungen die PTBS ist. hier bezieht sich das ja nur auf den Arbeitsort, von daher ist laut der Tabelle 0-20 angemessen.

    Woher willst du wissen, ob es nicht noch weitere Auswirkungen gibt? Die muss der TE doch hier nicht breittreten.


    Und selbst wenn es nur um den Arbeitsort geht: Dass sich eine PTBS nur auf den einen Ort bezieht, kann ja möglich sein und ich wünsche dem TE, dass dies wirklich so ist. Aber ohne Ausprobieren wohl kaum zu verifizieren. Therapeuten sind auch keine Hellseher. Es ist doch gar nicht ausgeschlossen, dass ähnliche Situationen im Umgang mit Menschen auch Auslöser sind. Wir wissen hier zurecht nicht, was vorgefallen ist und wie das Privatleben beeinflusst ist.

  • Selbst wenn die Symptomatik vor allem oder ausschließlich am Arbeitsort auftreten sollte - allein, das ein Mensch, der unverschuldet (!) in Ausübung seiner beruflichen Pflichten so schwer körperlich und/oder seelisch verletzt wurde, dass sich daraus eine Traumafolgestörung entwickelt, rechtfertigt definitiv einen höheren GdB als 20.


    Und bei den vielen psychischen Erkrankungen ist es auch so, dass die Symptome zwar vielleicht schwerpunktmäßig durch bestimmte Faktoren getriggert werden können, einen aber darüber hinaus auch mehr oder weniger ausgeprägt im restlichen Alltag begleiten. Zum Beispiel in der Form von Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Neigung zum Grübeln etc. Kann alles die gesamte Lebensqualität beeinflussen und ggf. auch die allgemeine Belastbarkeit.

  • Selbst wenn die Symptomatik vor allem oder ausschließlich am Arbeitsort auftreten sollte - allein, das ein Mensch, der unverschuldet (!) in Ausübung seiner beruflichen Pflichten so schwer körperlich und/oder seelisch verletzt wurde, dass sich daraus eine Traumafolgestörung entwickelt, rechtfertigt definitiv einen höheren GdB als 20.

    Ich finde es sehr positiv hier zu lesen, wie viel Verständnis und Einfühlungsvermögen für eine solche Situation bei vielen hier ist. An den Stellen, wo man dies wirklich bräuchte, dass die Auswirkungen gesehen werden, erfährt man genau das nicht, sodass das Gefühl aufkommt, man hätte nach so einem Trauma sofort wieder zu funktionieren, sonst stimmt etwas mit einem nicht.

    Danke an alle, die diese Empathie hier zum Ausdruck bringen, das tut in einer solchen Situation echt gut.


    Ich selbst habe ja ebenfalls "nur" ein Monotrauma durch einen schulischen Vorfall, der inzwischen fast 2,5 Jahre her ist. Und noch immer merke ich die Folgen und zweifle langsam daran, dass ich je wieder so belastbar sein werde wie vorher. Mein Körper reagiert massiv auf Stress, meinen Alltag schaffe ich noch immer nicht ohne Medikamente, die Schlafqualität bleibt schlechter als vor dem Trauma und ich erlebe immer wieder depressive Phasen. Nun hat auch noch die Beihilfe auch die Verlängerung der Psychotherapie abgelehnt, sodass ich mich echt frage, ob dem Land überhaupt etwas daran gelegen ist, dass Lehrkräfte bis zum Pensionsalter durchhalten können....

    Karl-Dieter : Ich bin ziemlich sicher, dass eine PTBS auf jeden Fall im Alltag einschränkt, auch dann, wenn sich Triggersituationen vorrangig in der Schule befinden. Ansonsten würde die Diagnose wahrscheinlich auch nicht PTBS heißen.


    Emerald : Es ist klasse, wie du für dich kämpfst! Lass dich nicht unterkriegen.

  • Objektiv tatsächlich nicht, sondern es wird nicht daran gemessen, ob es unverschuldet ist, sondern wie stark es einen im Alltag einschränkt.

    Ich weiß, habe selbst einen GdB (wegen anderer Erkrankungen) und im Rahmen der Peer-Beratung schon diverse Leute bei der Antragsstellung unterstützt. War vielleicht etwas ungünstig formuliert mit dem unverschuldet, deutsche Ämter interessiert das (leider) ja tatsächlich nicht. Auch wenn es das meiner Meinung nach sollte.

    Was ich mit dem Beitrag aber eigentlich sagen wollte, ist das, was Baumhaus gerade auch geschrieben hat: Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich die Symptome einer Traumafolgestörung oder anderen psychischen Erkrankungen allein in einem ganz speziellen Bereich wie nur dem Beruflichen äußern. Meist gibt es auch Auswirkungen auf andere Lebensbereiche oder eben die allgemeine Lebensqualität. Und dafür ist ein GdB von 20 in meinen Augen eben unangemessen.


    Alles Gute und viel Kraft weiterhin an alle Betroffenen 💐

  • Wer sich näher mit Trauma auseinandersetzt, wird in der entsprechenden Literatur finden, was Traumatisierungen im menschlichen Körper machen. Das heißt nicht, dass dies, je nach Dauer und Art des Traumas, nicht reversiebel ist. Aber es ist ein langer Weg. Und es gibt Studien in denen deutlich wurde, dass es wohl bei Traumatisierungen durch Menschen schwieriger ist, als z.B. bei Naturkatastrophen. Lässt sich aber alles genau nicht in wenigen Sätzen zusammenfassen.


    Unabhängig davon, die aller aller wenigsten Menschen mit Einschränkungen im Sinne eines GdB haben diese Einschränkungen selbst verschuldet!!!

    Erst recht nicht bei einem Trauma!

  • Ob 20% berechtigt sind oder nicht, kann ich schlecht einschätzen. Trotzdem lege ich Widerspruch gegen den Bescheid ein. Auch ist der Bescheid befristet bis zum 04.12.2024, aber ich bin ja immer noch arbeitsunfähig.

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