Klasse 6 "Damals war es Friedrich"

  • ...und ich steh auf dem Schlauch. Dienstag Lehrprobe, noch eine Vorbereitungsstunde am Montag, Thema wahrscheinlich "Der Lehrer" - wo der Lehrer den Schülern erklärt, wie die Vorurteile "Juden sind geldgierig" usw. zustanden kommen, was wunderbar wäre, wenn IRGENDWO in diesem Buch mal ein geldgieriger Jude auftauchen würde. Leider sind alle auftauchenden Juden hundert Prozent "deutsch" und mir fällt nix, aber auch gar nix ein, was ich mit dem Kapitel machen könnte. Hilfe?


    wolkenstein<br>

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Tja, ich finde dieses buch auch furchtbar.
    Wielleicht kann man die scene nachsoielen oder auf die heutige zeit übertragen!
    ich werd das kapitel nachher mal lesen und dann mail ich noch mal
    grüße
    Isa<br>

  • N'Abend, Daru,


    auf die Gefahr hin, mich furchtbar in die Nesseln zu setzen:


    ENTWEDER wir einigen uns darauf, dass Vor-urteile immer grundlos sind, dann sollte man sie nicht als doch vorhandene Eigenschaften, die aber historisch erklärbar sind, darstellen;
    ODER wir lassen uns auf die unbequemere und komplexere Analyse ein, dass Vorurteile sich um einen wahren Kern herumknubbeln, gleichzeitig aber immer revidierbar sein müssen - dann will ich das in einem Buch aber auch erlebbar umgesetzt sehn. Das nicht Fisch, nicht Fleisch, hauptsache PC macht die Sache schwer.


    Anders gesagt: Die erste Stufe der Toleranz ist, andere Menschen zu respektieren, weil sie "im Grunde ja so sind wie ich". Dass ist das, was DweF hauptsächlich predigt. Zwischendurch blitzt eine m.E. umfassendere Form von Toleranz durch, nämlich jemanden zu akzeptieren, obwohl und weil er in grundlegenden Dingen völlig anders ist als "ich". Leider wird das nicht weiter ausgebaut... und das find ich eben schade.


    w.
    <br>

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  • nun wieder zu deinem unterricht :)
    Es gibt vom Verlag an der Ruhr eine Litaraturkartei zu diesem Buch.
    die bietet zu deinem Kapital aber nicht sonderlich viel.
    Wie wäre es mit einer Literaturwerkstatt, die kinder könnten Malen ( die Szene) und dann szenisch bearbeiten / darstellen,
    wie im Englisch unterricht könnte man die Situation mit hilfe von Rollenkarten auf heute übertragen und vorspielen.
    oder die kinder schreiben einen Helden in die Geschichte....
    in Form von Paralelltexten.


    Ich weiß auch nicht genau
    das Buch ist einfach ....
    und die Thematik für unsere schüler ziemlich überholt.


    Halt mich auf dem laufenden
    ISA
    <br>

  • ich plane übrigens, um das buch aufzuwerten, einen Besuch in der Synagoge und versuche meinen themenschwerpunkt auf "inter-religiöses? Lernen" zu legen<br>

  • Zitat


    Ich weiß auch nicht genau
    das Buch ist einfach ....
    und die Thematik für unsere schüler ziemlich überholt.


    Die Thematik "Umgang mit Minderheiten in Deutschland" ist überholt? Das kann doch nicht dein Ernst sein! Lass mal einen Zeitzeugen vor Schülern sprechen und ihn befragen, dann wirst du sehen, dass das die deutsche Problematik schlechthin ist.
    <br>

  • Gott Daru, kennst du das Buch?
    Ich als schwarze Deutsche weiß ganz genau, dass es wichtig ist sich mit der Minderheitenproblematik auseinander zu setzen bzw. Rassismus zu durchleuchten.
    dennoch finde ich, dass dieses Buch überholt ist und für unsere schüler wenig möglichkeiten zum Transfer bietet.



    Manchmal denke ich, dass ich meinen schülern ehr mit der Bearbeitung des kurdenkonflikts gerecht würde, als mit der Judenproblematik. Es ist auch so schwer, das Ganze ohne den " mahnenden zeigefinger"zu betrachten!



    zu allem Unglück kommt in meinem fall noch, dass die schülerinnen- vor allem aber die islamischen - den Konflikt in Israel - genau verfolgen und juden in meiner Klasse schlecht als minderheit und damit als Identifikationsmöglichkeit zu verstehen sind.
    Ich würde diese Buch nicht in meier eigenen Klasse lesen - soviel ist klar ----zumal der Lehrplan in Geschichte die Theematik " Nationalsozialismus für klasse 9n vorsieht und mit sch. der klasse 6 bzw der Klasse 7 oder 8 einfach nicht reif genug sind.


    Wenn du also eine Grundsatzdikussion über diese buch führen möchtest , bitte........


    grüße
    ISA



    <br>

  • Jaja, die deutsche Problematik...


    ein Fall von einerseits-andererseits, der aber vermutlich auch was mit Generationskonflikten zu tun hat. Meine Billiganalyse: Als unsere Lehrer noch Refis waren, wurde das Thema eher vermieden bzw. gerade erst schulbewusst-ELternanklagend aufgearbeitet. Wir als SuS hatten uns deshalb wirklich "bis zum Abwinken", aber leider oft ohne großen tatsächlichen Informationsgehalt damit auseinaderzusetzen. Aber "unsere Generation" (tschuldigung für den Schwulst) stellt andere Fragen, die unserer SuS werden nochmals anders sein. Ich sehe das ähnlich wie Isa: eine konzertierte Aktion in Reli/ Geschichte/ Deutsch/ Englisch (?) in der 9. Klasse bringt mehr:, die SuS sind reif genug, um a) Geschichte zu begreifen und b) die Vielschichtigkeit der Ursachen und AUswirkungen zu begreifen. Gerade weil das Thema so zentral ist, sollte es weder nur auf der Gefühlsebene angegangen werden, noch so häppchenweise ausgelutscht werden, dass nachher keiner mehr Lust drauf hat. Ich hatte die ersten sechs Monate meiner Diss erst mal sehr damit zu tun, meine eigenen Vormeinungen und Tabuhaltungen loszuwerden, die einem der "War das nicht alles schrecklich" Umgang mit dem Nationalsozialismus verpasst. Eigentlich möchte ich das meinen SUS ersparen...


    Etwas nervös vor der Lehrprobe, aber jetzt steht der Plan wenigstens...
    w.<br>

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  • Hey Isa, vielleicht ein wenig zu neugierig, aber wieso "schwarze Deutsche"? Natalie ?(<br>

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Hallo Isa,


    knapp gefasst:


    Einstieg über das Plakat vom "Drahtzieher", das auch bei den Unterrichtsmaterialien vom Verlag an der Ruhr dabei ist. Leitfrage: Was würde Herr Resch zu diesem Plakat sagen?


    Dann Aufbau einer fiktiven Situation: Stellt euch vor, Herr Resch hätte einen Sohn, der auch in der Klasse von Hans Peter und Friedrich wäre. Jetzt fragt er seinen Sohn, warum er denn so spät nachhause kommt (Wiederholungsphase, wenn ich Zeit hab, etwas intensiver ausgespielt) und geht sich daraufhin beim Lehrer beschweren. Das ist die eigentliche Arbeitsphase, Arbeitsblatt mit Gegenüberstellung Herr Resch "Jeder weiß doch, die Juden sind..." und der Lehrer "Aber die sind do so, weil...". Nach vergleich und Besprechung - schön herausstellen, dass der Lehrer schlauer ist, weil er nach Gründen sucht - kommt dann der Clou, von dem ich wirklich gespannt sind, wann der erste Protestschrei kommt: "Jetzt wissen wir also, warum Friedrich und seine Eltern so geldgierig und hinterlistig sind". Wenn sie da nicht zusammenzucken, hab ich ein Problem. Zweiter Debattenrunde, dass auch begründete Vorurteile noch Vorurteile sind, die vielleicht nicht auf "alle" Juden passen. HA: Friedrich schreibt an Lehrer Neudorf, dass er sich zwar über die freundliche Verabschiedung gefreut hat, aber auch sehr traurig ist, weil...


    Ob das so funktioniert, sag ich dir morgen!


    Mit besten Grüßen,
    wolkenstein<br>

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  • Lieber Wolkenstein!
    Na, hat es dich erwischt! Der gute Friedrich...- hab ihn auch gerade mit einer 7ten Klasse durch. Gehört wohl immer noch zum Standard. Du hast das Problem des Buches auch super erkannt, nur sind die Schneiders nicht 100% "deutsch", sondern 100% "gut" und das ist der eigentliche Knack- und Kritikpunkt an dem Buch, eigentlich an allen Kinder- und Jugendbüchern, die zum Thema Nationalsozialismus in den 60er und 70er Jahren erschienen sind. Dieses Problem wurde in der Fachdidaktik in den 80ern auch schon lange und breit diskutiert und man ist sich mittlerweile einig, dass Philosemitismus ähnlich schlecht wie ANtisemitismus ist. Die neuere Kinder- und Jugendliteratur zu eben jenem Thema zeichnet da schon ein differeinzierteres Bild - Kordons Bücher sind z.B. nicht schlecht, lassen nur ganz selten den pädagogischen Zeigefinger ausleuchten und zeichnen sich durch differenzierte Charaktere aus.
    Leider sind diese Bücher noch nicht im Unterricht angekommen..., wesalb wir weiter den Friedrich lesen. Ist ja im Prinzip auch kein schlechtes Buch, war schließlich eines der ersten, was sich überhaupt mit der Problematik befasst hat, nur isses eben nicht mehr ganz zeitgemäß, da hast du schon recht. Nur hilft dir das im Moment vermutlich auch nicht. der UB wird kommen, da geht wohl kein Weg dran vorbei. Is aber auch ein blödes Kapitel - unsere Kiddies fanden es mit am schnarchigsten und konnten nicht gerade viel mit anfangen. Das liegt allerdings nicht am Thema, an dem waren sie brennend interessiert und waren richtig enttäscht, dass es in Geschi eigentlich erst in der 9 "dran" ist. Na ja, ich will mich an dieser Stelle nicht über die Probleme des chronologischen Geschichtsunterrichts auslassen - aber das Thama kann man wirklich in jeder ALtersstufe behandeln und es ist eine Schande, wie wenig die Kiddies dazu wissen (auch nach der 9, leider).
    Trotzdem, Wolkenstein, du schaffst das. Bist ja ein schlaues Köpchen ;)



    Toi, toi, toi



    Anouk<br>

  • Nachtrag:


    Und der Herr ließ sein Angesicht leuchten über mir und schenkte mir eine Kurzstunde, was wunderbar war, denn dadurch bin ich nur bis zum ersten Transfer gekommen, der zweite wär zuviel für die lieben Kleinen gewesen. Aber sie waren großartig (obwohl ich bei der Klasse eigentlich nervös war), alle Gäste höchst zufrieden, und ich geh jetzt Negerküsse kaufen. Danke für Tipps und Diskussionen!


    :D8):D8):D


    wolkenstein<br>

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  • politisch korrekt wäre Schokoküsse, anstatt "Negerküsse"!
    wenn schon, denn Schon, mein lieber Wolkenstein


    Kleiner Einwurf eurer schwarzen Mit-Ref
    ( Schwarz, weil eben nicht weiß, aber trotzdem Deutsch! und in deutschland geboren - und deshalb ziemlich angenervt von den NEGERKÜSSEN


    liebe Grüße
    ISA
    <br>

  • Eh...ok.


    Liebe Isa,


    diskriminierend ist, wovon sich jemand diskriminiert fühlt, deshalb gelobe ich mich in Zukunft an den Ausdruck Schokoküsse zu halten und du darfst mich zur Buße ad personam wahlweise fat bastard, Sauerkraut oder Leberwurst nennen. Trotzdem spiele ich das interkulturelle Spiel schon zu lange, um zu glauben, mit PC Vokabular irgendwo weiter zu kommen. Wenn du dich drüber aufregst, dass jemand sich keine schwarzen Deutschen vorstellen kann, begreife ich das, und es wird sehr schnell nervig, solches immer wieder erklären zu müssen. Eine relativ unschuldige und traditionell eher positiv belegte Schaumwaffel fällt für mich weniger ins Gewicht, aber das ist nicht meine Entscheidung. Wenn ich allerdings zwei Postings vorher bereitwillig auf deine Nachfrage hin meine gesammelte Stundenplanung mit dir geteilt habe, vorher meine m.E. gar nicht so unausgewogene Haltung zur "Rassenfrage" dargelegt habe, und dann als einzige Reaktion einen Tritt vor's Schienbein bekomme, bin ich etwas verdutzt.


    Die Leberwurst<br>

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  • Ich auch nicht - ehrlich. Tut mir leid.
    Wie immer unsensibel,
    w.<br>

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