Hilfe, ich such ein Gedicht

  • Ich such ganz dringend ein Gedicht.
    Egal von wem, nur schön für schüler verständlich sollte es sein!
    Liebe, Freundschaft, Goethe, Brecht.....


    mir fallen immer nur die Brecht Gedichte mit leicht pornographischen zügen ein- muss wohl das Wetter sein !


    Grüße
    ISA<br>

  • Hi Isa,


    FÜR WELCHE KLASSE DENN? Erster Tipp: Die ultimative Lieblingsgedichtsliste des Lehrerforums.


    http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100684845288


    Von Brecht ansonsten "Lasst euch nicht verführen", von Goethe wird der "Prometheus" immer wieder gern genommen...


    Lyrische Grüße,
    Wolkenstein<br>

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Bitte alles, nur nicht Prometheus. Wir haben mal in Geschichte drei Stunden lang darüber gesprochen und ich fand es schrecklich... *seufz* Mag auch ein wenig am Lehrer gelegen haben... "Das Gedicht ist von einem Herrn, den sicher niemand von euch kennen wird..." Und das in der elften Klasse... :rolleyes: Da war er ganz erstaunt, dass ich dann sogar wusste, wo der gute Herr geboren ist... :D Aber wenn es nur um die Verständlichkeit geht, ist es sicher gut geeignet.


    Gute Nacht
    Maren, die morgen Chemie-Referat halten muss und ihr Thema jetzt mal an sich selbst testet... "Alkohol und die Auswirkungen auf den menschlichen Körper..." :D<br>

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Isa


    Zitat

    mir fallen immer nur die Brecht Gedichte mit leicht pornographischen zügen ein- muss wohl das Wetter sein !


    hehe...kann ich gut nachvollziehen. Rannte ich doch heute, einem ausgesprochen netten Fahrradkurier hinterherglotzend, in eine Parkuhr. Ploing!


    Sowas kommt von sowas...


    Hier kommen vier Gedichte, die sogar meine - bei Gedichten mit qualvoll verzogenem Gesicht stöhnende - 9. Klasse mal ganz gut fand (und auch kapiert hat, sort of):



    MORGENSTUND


    Ich sagte:
    Abends
    fehlt uns
    manchmal
    der Mut
    zur Wahrheit
    und zum Kampf
    für die Welt
    und für unser Leben
    Aber am nächsten Morgen
    wachen wir auf
    und haben über Nacht
    wieder Kraft gewonnen.


    Beim Erwachen
    am nächsten Morgen
    sagte ich:
    Ich will sterben
    (Erich Fried)



    DIE WARNER
    Wenn Leute dir sagen:
    Kümmere dich nicht
    soviel
    um dich selbst
    dann sieh dir
    die Leute an
    die dir das sagen:


    An ihnen kannst du erkennen
    wie das ist
    wenn einer
    sich nicht genug
    um sich selbst
    gekümmert hat
    (Erich Fried)



    AUSSTEIGER
    Sie hatten sich
    an den Rand
    der Welt
    zurückgezogen
    um dort
    noch leben zu können


    Aber sie fanden
    daß die Welt
    keine Ränder hatte
    und immer noch
    von allen Seiten
    eindrang auf sie


    Das war
    nicht ganz
    ohne Komik
    aber sie starben daran.
    (Erich Fried)



    Herrmann Hesse: IM NEBEL
    Seltsam, im Nebel zu wandern!
    Einsam ist jeder Busch und Stein,
    Kein Baum sieht den andern,
    Jeder ist allein.


    Voll von Freunden war mir die Welt,
    Als noch mein Leben licht war;
    nun, da der Nebel fällt,
    Ist keiner mehr sichtbar.


    Wahrlich, keiner ist weise,
    Der nicht das Dunkel kennt,
    Das unentrinnbar und leise
    Von allen ihn trennt.
    Seltsam, im Nebel zu wandern!
    Leben ist Einsamsein.
    Kein Mensch kennt den andern,
    Jeder ist allein.
    (Hermann Hesse)



    sonnige Grüße
    Heike<br>

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Zitat


    Bitte alles, nur nicht Prometheus.


    hi maren,


    die haltung "bloss nicht die immer gleichen klassiker!" habe ich im grunde auch; nicht immer schiller, nicht immer kant, nicht immer [beliebiger klassiker einzusetzen]... ich finde es sympathisch, wenn man mal auf was neues drängt.


    allerdings stelle ich - an mir selbst! - fest, dass diese haltung z. tl. wahrscheinlich darauf beruht, dass die (sakrosankten) klassiker einem (in der schule?!) gründlich verleidet worden sind - wahrscheinlich durch bewahrer des "klassischen"... das führt dazu, dass einem der neugierige, unvoreingenommene blick auf den text etwas verstellt ist - und das ist sicher schade, denn die klassiker haben durchaus etwas zu bieten, man muss sich nur auf sie einlassen können.


    also: nochmal "prometheus" - aber befreit vom "muff von tausend jahren" ;)


    <br>

  • Moin Phil...
    Ja, ich denke, dass es größtenteils daran liegt. Meine von mir vergötterte ehemalige Deutschlehrerin las deswegen nämlich grundsätzlich nicht "Wilhelm Tell". Sie musste das in der Schule damals lesen und mochte es überhaupt nicht. Jetzt hat sie es nach zig Jahren und mit etwas Abstand wieder gelesen und fand es gar nicht mehr so schlimm... Vielleicht geht es mir mit "Prometheus" in Jahrzehnten auch mal so... :rolleyes:
    Liebe Grüße
    Maren, die heute ihre Deutschklausur wiederbekommen hat und nun weiß, bei welcher Lehrerin sie ganz sicher keinen LK wählen wird... :)<br>

  • Leute, ich hab mich dann in einem anflug von se.......energie doch von brecht beflügeln lassen und meine 10b weiß nun, das Klassiker nicht immer mief heißt, sondern auch recht prickelnd sein kann.


    nur gut, dass ich keine ausbildungslehrerin dabei hatte......



    Ich freu mich auf den BDU


    grüße
    ISA<br>

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    die haltung "bloss nicht die immer gleichen klassiker!" habe ich im grunde auch; nicht immer schiller, nicht immer kant, nicht immer [beliebiger klassiker einzusetzen]... ich finde es sympathisch, wenn man mal auf was neues drängt.


    Sicherlich bist du da im Recht, aber ich bedauere es schon, einige dieser Klassiker in der Schule nicht gelesen zu haben. Danach habe ich einfach nicht die Zeit und Muße gefunden, mir diese zu Gemüte zu führen.
    Und so lebe ich, ohne Schillers Glocke, Goethes Faust oder Prometheus (wohl den Sagenheld, aber nicht das Gedicht) zu kennen.
    Immerhin habe ich irgendwann nach der Schule zumindest den Erlkönig gelesen.


    Stefan
    <br>

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Stefan,
    lies lieber Wolkensteins Erlkönig...der ist um Längen besser. Wenn ich nur wüsste in welchem thread das war???


    DAS ist ein Klassiker!


    Gruß,
    Heike


    PS: Ich mag die Klassiker aber trotzdem. Schiller vor allem, dessen grenzenloses Pathos und Wutausbrüche....ich aus irgendeinem Grunde so mag....warum nur?



    <br>

  • Für Stefan: :D


    Prometheus
    Bedecke deinen Himmel, Zeus,
    Mit Wolkendunst
    Und übe, dem Knaben gleich,
    Der Disteln köpft,
    An Eichen dich und Bergeshöhn:
    Musst mir meine Erde
    Doch lassen stehn
    Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
    Und meinen Herd,
    Um dessen Glut
    Du mich beneidest.


    Ich kenne nicht Ärmeres
    Unter der Sonn als euch, Götter!
    Ihr nähret kümmerlich
    Von Opfersteuern
    Und Gebetshauch
    Eure Majestät
    Und darbtet, wären
    Nicht Kinder und Bettler
    Hoffnungsvolle Toren.


    Da ich ein Kind war,
    Nicht wusste, wo aus noch ein,
    Kehrt ich mein verirrtes Auge
    Zur Sonne, als wenn drüber wär
    Ein Ohr, zu hören meine Klage,
    Ein Herz wie meins
    Sich des Bedrängten zu erbarmen.


    Wer half mir
    Wider der Titanen Übermut
    Wer rettete vom Tode mich,
    Von Sklaverei?


    Hast du nicht alles selbst vollendet,
    Heilig glühend Herz?
    Und glühtest, jung und gut
    Betrogen, Rettungsdank
    Dem Schlafenden da droben?


    Ich dich ehren? Wofür?
    Hast du die Schmerzen gelindert
    Je des Beladenen?
    Hast du die Tränen gestillet
    Je des Geängsteten?
    Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
    Die allmächtige Zeit
    Und das ewige Schicksal,
    Meine Herrn und deine?


    Wähntest du etwa,
    Ich sollte das Leben hassen,
    In Wüsten fliehen,
    Weil nicht alle Blütenträume reiften?


    Hier sitz ich, forme Menschen
    Nach meinem Bilde,
    Ein Geschlecht, das mir gleich sei:
    Zu leiden, zu weinen
    Zu genießen und zu freuen sich
    Und dein nicht zu achten,
    Wie ich!


    (Johann Wolfgang von Goethe)<br>

  • Schöööööön...danke, Maren!<br>

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    • Offizieller Beitrag

    Danke Maren - wieder eins mehr gelesen ;)


    Das Gedicht, das aus meiner Schulzeit am stärksten in Erinnerung geblieben ist, ist "John Maynard" von Theodor Fontane.


    Stefan (noch immer wundernd, das Abitur gemacht zu haben ohne Glocke und Faust kennengelernt zu haben)
    <br>

  • Stefan, keine Ursache. Und ich habe ja immerhin noch zwei Jahre Zeit, um die Glocke oder Faust zu lesen... Immerhin habe ich -zu meinem Bedauern- schon "Emilia Galotti" und "Kabale und Liebe" gelesen/lesen müssen... Genauso wie "Crazy"... Welch niveauvolles Buch... *hust*


    Gute Nacht
    Maren<br>

  • Zitat

    Das Gedicht, das aus meiner Schulzeit am stärksten in Erinnerung geblieben ist, ist "John Maynard" von Theodor Fontane.


    Das habe ich gehasst wie die Pest!!! (noch ein Klassiker, den ich noch nicht unverstellten Blickes wahrnehmen kann :rolleyes: - aber Fontane ist eh nicht so mein Fall, wenn schon Realismus, dann die Franzosen [Flaubert et al.])


    Das blöde Gedicht musste ich nämlich mal auswendig lernen...


    gruß, ph. (der keine Zeile mehr davon im Kopf hat *g*)


    P.S. Glückwunsch an SisterA! (Welches Brecht-Gedicht hast du denn genommen?)


    <br>

    Einmal editiert, zuletzt von philosophus ()

Werbung