Entschuldigt, dass ich gleich wieder den Beitrag schreibe, aber so langsam geht mir das auf den Wecker, wie wir Lehrer uns von der Gesellschaft anhören müssen, dass wir an allem Schuld wären, dass die Kinder derzeit so hinterherhängen, da wir das ganze Jahr über nur Ferien hätten, nur 4 Stunden am Tag arbeiten und uns dann zu Hause erholen. Nebenbei rennen dann die Eltern zu uns in die Schule, weil wir so schrecklich und böse sind und beschweren sich, wenn wir ihren Job machen und die Erziehungsversuche starten, die sie nicht auf die Reihe kriegen, obwohl SIE IHREM Erziehungsauftrag schon Jahre vorher nicht gerecht geworden sind.
Corona hat nochmal eins drauf gegeben. Scheinbar denken seitdem alle, weil sie ihren Kindern drei Aufgaben erklären können, hätten sie sich automatisch als Lehrer qualifiziert. Und natürlich hätten wir Lehrer während der Pandemie ja viel zu wenig gemacht und angeboten und alle anderen Berufsgruppen hätten viel schwerer und härter gearbeitet.
Aufhänger warum ich mich so aufrege und entsetzt bin, ist der Besuch bei meinem Friseur gewesen, der ja grundsätzlich der Meinung ist, er würde am härtesten arbeiten.
Als ich ihm gesagt habe, wie lange ich täglich über den Vorbereitungen und den Korrekturen sitze, hat er mich erst einmal doof angesehen. Der dachte bisher scheinbar, ich arbeite nur bis 14 Uhr und die Vorbereitungen generiert mir dann die KI.
Gleichzeitig -und das hat mich am meisten aufgeregt- nutzte er die Zeit, um sich über die böse Grundschullehrerin seines Sohnes aufzuregen, der mittlerweile in der 4. Klasse ist und angeblich 3 Jahre bei Lehrerin nichts gelernt hätte, weil die Lehrerin ja so unfähig ist. Die könnte das nicht erklären.
Zwischen den Zeilen kam dann durch, dass sein Sohn ADHS und LRS hat und deshalb in der Psychiatrie war. Aber die Lehrerin ist erstmal Schuld. Wer auch sonst? Weil das Kind hätte keine emotionale Bindung zu ihr.
Und diesen Frust stelle ich immer wieder fest. Besonders wenn ich mich irgendwo nicht als Lehrkraft oute. Schuld sind erstmal wir und so nach und nach sickert durch, dass das eigene Kind ja Baustellen hat und doch schwierig ist. Entweder verhaltensauffällig oder lernbehindert.
Ab wann ist uns das eigentlich verdammt nochmal abhanden gekommen, dass Eltern uns Lehrern vertrauen, ohne alles in Frage zu stellen?
Dass man sich zu Hause mit dem eigenen Kind darüber unterhält, was schief läuft und es ermahnt, damit es in Zukunft anders läuft?
Nein, stattdessen kommt das Kind nach Hause und nervt die Eltern so lange, bis einer in die Schule rennt. Ich hab manchmal das Gefühl, dass manche Eltern Angst vor ihren Kindern haben und sich deshalb beschweren.
Als ich jung war, hätten wir zu Hause noch extra eine Moralpredigt bekommen, wenn es Ärger bei unseren Lehrern gab.
Egal wo ich nur hin höre, haben Neid und Missgunst in letzter Zeit so extrem zugenommen.
Das bekommen die SuS ja auch mit und haben deshalb weniger Respekt vor uns.
Habt ihr von dem Urteil gehört, bei dem zwei Lehrerinnen zu Bewährungsstrafen veruteilt worden sind, weil sie ein Mädchen auf Klassenfahrt mitgenommen haben, das an Diabetes litt, wovon sie nichts wussten und scheinbar nicht gleich im Ausland den RTW gerufen haben, weil sie dachten, es wäre normale Übelkeit? Das Mädchen war ja gestorben.
Mich macht sowas sauer. Und die Kommentare unter den Videos auf youtube sind wieder so lehrerfeindlich. Ich kann das echt nicht mehr hören, wie unsere Berufsgruppe ständig schlecht geredet wird.
2015 habe ich über den Fim Frau Müller muss weg noch gelächelt. Mittlerweile ist das keine Komödie mehr.