Mentor bildet nicht gut aus

  • Hallöchen ihr da Draußen


    Ich habe zurzeit ein kleines Mentorenproblem. Beide Ausbildungsklassen mag ich unfassbar gerne. Meine Mentorin in der einen Klasse ist super und wir verstehen sehr gut und sie gibt mir immer gute und konstruktive Rückmeldung zu meinen Stunden. Ich merke da große Fortschritte. In meiner anderen Klasse ist das leider überhaupt nicht so. Mein Mentor hat keine Ahnung von Planung und Ausbildung und schiebt die Aufgaben immer an andere ab, was nur zu Verwirrung führt. Hinzu kommen noch weitere Verhaltensweisen von ihm, die ich absolut falsch finde (die aber nicht zwischen ihm und mir sind). Ich würde gerne die Klasse wechseln, allerdings sind die Möglichkeiten für einen Wechsel sehr gering, da es nicht viele Klassen gibt, die mich noch ausbilden könnten. Leider habe ich auch Hemmungen mit Ausbildungskoordinatorin und SL zu reden, da (vor allem erstere) gut mit meinem Mentor befreundet ist. SL hatte mir gegenüber mal gesagt, dass ich ja zwei hevorragende Mentoren habe. Leider empfinde ich das nicht so und habe jetzt noch umso mehr Angst das anzusprechen, vor allem falls ein Wechsel gar nicht möglich ist und ich bei ihm in der Klasse bleiben muss.

    Hatte jemand mal ähnliche Probleme?

  • Ich schreibe es einmal anders herum:

    Man kann froh sein, dass es überhaupt LehrerInnen gibt, die bereit sind, diese Arbeit zu machen. Der Zeitaufwand und die Belastung steht in keinem Verhältnis zu dem, was man dafür "bekommt". Bei uns ist es eine Stunde Ermäßigung.


    Als Mentor muss man den Lernenen zuliebe oft Themen und Stunden umstellen, obwohl es nicht in den natürlichen Ablauf der Klasse passt. Dann bereitet man selbst mit größerem Aufwand sehenswerte Stunden für die Referendare vor, führt einige Gespräche mit den Referendaren bezüglich deren Aktionen usw. Der Aufwand ist für denjenigen, der Mentor macht, sehr hoch. Schwierig wird es, wenn die Chemie nicht passt, das soll ja auch vorkommen.

    Allerdings gibt es Leute, die machen das gern, aber die sind rar gesät. Um diesen "Job" reißen sich die wenigsten.

  • Für mich klingt das nach einer Ausrede. Jeder Lehrer ist doch dazu verpflichtet mal auszubilden und ich verlange nicht viel von ihm, aber er hat nicht mal Lust, nach dem Unterricht mir ein Feedback zugeben und währenddessen mitzuschreiben, obwohl ich ihn bereits darum gebeten habe. Er sitzt einfach hinten rum, sortiert das Klassenbuch oder wühlt in den Schränken rum. Als ich ihn um wöchentlich 15 Minuten Besprechungszeit gebeten habe hat er gesagt, dass er dafür keine Zeit hat. Zusätzlich finde ich sein Verhalten gegenüber SuS sehr fragwürdig, aber das kommt nur oben drauf. Ansonsten habe ich mit ihm persönlich kein Problem, fühle mich aber absolut nicht gut aufgehoben und ernst genommen.

  • Beide Ausbildungsklassen mag ich unfassbar gerne.

    Du hast nur zwei Klassen?


    Ich habe während meines Refs die Mentoren / Ausbildungslehrkräfte bewusst gewechselt um anderen Input zu bekommen.

    Aber ansonsten der Input bezieht sich ja nicht nur auf die eine Ausbildungsklasse. Will heißen, wenn die eine Mentorin gut ist, dann kannst du davon doch auch ganz viel auf deinen anderen Unterricht abbilden.


    Da du grundsätzlich zufrieden bist mit den Klassen und mit der einen Mentorin auch einen echten Glücksgriff hast, kannst du dich glücklich schätzen! Ist nicht immer einfach, ist nicht immer ideal, aber so richtig sehe ich das Problem nicht.

  • Ich würde in deinem Fall keinen Wechsel anstreben, das gibt nur Unfrieden.


    Nimm für dich mit, was du mitnehmen kannst und wenn es nur ist, dass du es SO nie machen willst.


    Konkrete, änderbare Sachen würde ich ggf. ansprechen. Zum Beispiel wenn du dir konkrete Rückmeldung zu deinem Unterricht wünschst.


    Was bedeutet das?:

    ...und schiebt die Aufgaben immer an andere ab, was nur zu Verwirrung führt...

    Welche Aufgaben schiebt er an wen ab?

  • So etwas anzusprechen, wäre natürlich eigentlich der richtige Weg - theoretisch. Du sollst ja eine gute Ausbildung erhalten.

    Aus meiner eigenen Erfahrung heraus können sich da allerdings wirklich große Unruhen entwickeln. Ich war damals auch absolut nicht zufrieden mit dem Verhalten der Mentorin mir gegenüber und habe es angesprochen. Das Resultat war, dass es nur noch schlimmer war. Hab dann irgendwann genehmigt bekommen, zu wechseln (war da auch nicht die einzige an der Schule, der es so erging).

    Bei mir ging es aber auch noch um andere Dinge.

    Wenn du in der anderen Klasse und der Mentorin so gute Erfahrungen machst, nimm dir von dort alles was geht mit.

    Hast du die Möglichkeit, in der Klasse deines Mentors vielleicht mal eine Stunde der Kernseminarleitung zu zeigen? Wir hatten verpflichtend 2 solcher "Coaching-Termine", konnte man aber natürlich jederzeit anfragen.

  • zwei nette Klassen, ein toller Mentor ... und einer, der Dir nichts beibringt (aus Deiner Sicht), Dich aber auch nicht runtermacht ... es gibt viel, viel Schlimmeres. Da hast Du tendenziell eher Glück gehabt.


    Aber: Ich bin mir nicht sicher, ob es Dir zusteht, ein Urteil wie "er hat keine Ahnung von Planung" zu fällen ... Das kann so sein, aber ob man das nach kurzer Zeit beurteilen kann, ist für mich zweifelhaft.

  • Ich habe während meines Refs die Mentoren / Ausbildungslehrkräfte bewusst gewechselt um anderen Input zu bekommen.

    Mich wundert, dass das Wechseln so einfach ging. Bei jemandem anderen zu hospitieren, das geht bei uns schon und ist auch empfehlenswert, wenn sich jemand bereit erklärt, aber gleich den Mentor bzw. die Mentorin zu wechseln, geht bei uns nicht (so leicht).

  • ... Er sitzt einfach hinten rum, sortiert das Klassenbuch oder wühlt in den Schränken rum. Als ich ihn um wöchentlich 15 Minuten Besprechungszeit gebeten habe hat er gesagt, dass er dafür keine Zeit hat. ...

    Das ist natürlich schwierig. Kannst du ihn bitten, nichts zu kramen, weil es dir dann schwer fällt, dich zu konzentrieren oder so?


    Für Besprechung sollte es idealerweise feste Zeiten geben. Da würde ich vielleicht im Seminar nachhaken, die können mal so allgemein beim Mentor anfragen, wie es denn läuft mit deinem Unterricht und der Auswertung desselben.


    Bekommen eure Mentoren eine Abminderungsstunde? Dann wäre die Schulleitung eigentlich die richtige Ansprechperson.

    Wenn sie aber alles für lau machen, bist du tatsächlich auf persönliches Engagement angewiesen.

    • Offizieller Beitrag

    Es hat viel mit der Definition von Mentor und der Schulform zu tun.

    Ich kann (zum Beispiel in NRW) sowohl jemand sein, bei dem jemand sitzt, hospitiert und sich selbst versucht, ich kann aber auch derjenige sein, der für die Ausbildung an der Schule mitverantwortlich ist (sie heißen bei uns Mentoren/ ABBA). Einige Schulen haben "nur" einen ABBA für die ganze Schule und der Rest nennt sich Mentoren, andere Schulen nennen jeden einzelnen Mentor ebenfalls ABBA. Der "Ober-ABBA" bleibt aber auch für allgemeine Fragen (Aufsichten, Leistungsbewertung, Schulrecht, tralala) zuständig.
    Das möchte ich sehen, dass ein Referendar - sogar nach kurzer Zeit - zur SL geht und um einen Wechsel des Zweiteren bittet

  • Bei uns gibt es nicht so viel Auswahl an Lehrkräften, deshalb wird man unter Umständen zur Mentorin, auch wenn man das gar nicht möchte, z. B..wenn man die einzige ist, die Musik studiert hat und es käme eine Referendarin mit Musik als Fach.

    Vielleicht wurde der 2. Mentor auch mehr oder weniger genötigt oder hat es aus Freundschaft zur SL übernommen. Ich sehe es auch so wie Deadpoet: Sei froh, dass er dich in Ruhe lässt, schau, dass du bei der anderen Mentorin viel mitnimmst und genieße die Klassen. Es könnte alles viel schlimmer sein. Zum Beispiel, wenn er alles mitschreibt und nur kritisiert, vor allem, wenn er anders arbeitet als du. Vielleicht kannst du in dem Fach, das der 2 Mentor betreut, mal woanders hospitieren. Sag einfach, du möchtest mal die Arbeit in einer anderen Jahrgangsstufe sehen.

    .

  • Für Bayern (GS) stimmt das nicht. Da hängt viel dran, wenn man Mentor/in ist.

    Für SH stimmt das auch nicht, da sollten Ausbildungslehrkräfte im Normalfall ein Zertifikat dafür besitzen.

    Aber ich würde auch sagen: grundsätzlich ist es doch toll, wenn du zumindest eine gute Mentorin hast; bestimmt kannst du Tipps von einem Fach auf das andere übertragen, und vielleicht kannst du sie auch fragen, wenn du allgemeine Unterstützung im zweiten Fach brauchst? Vielleicht ist es auch hilfreich, für das zweite Fach noch bei anderen Lehrkräfte mit dem Fach zu hospitieren? Sprich doch da einfach mal einzelne Kollegen an, bei denen das Stundenplan-technisch passen könnte…

  • zwei nette Klassen, ein toller Mentor ... und einer, der Dir nichts beibringt (aus Deiner Sicht), Dich aber auch nicht runtermacht ... es gibt viel, viel Schlimmeres. Da hast Du tendenziell eher Glück gehabt.


    Aber: Ich bin mir nicht sicher, ob es Dir zusteht, ein Urteil wie "er hat keine Ahnung von Planung" zu fällen ... Das kann so sein, aber ob man das nach kurzer Zeit beurteilen kann, ist für mich zweifelhaft.

    Wenn jemand sagt, dass er keine Ahnung von Planung hat und auch dass er mir nicht helfen kann, gehe ich mal davon aus, dass dem wirklich so ist.

  • Ich hatte gar keine Mentoren. Man hat halt Feedback von den Lehrern seiner Ausbildungsklassen bekommen - mal mehr, mal weniger, mal hilfreich, mal weniger hilfreich. Über die Zeit lernt man ja in der Regel mehrere Kollegen und Lerngruppen kennen und kann sich so positionieren, wie es am besten passt.


    Zum konkreten Fall: vielleicht wäre ja ein Ansatz, den Mentor um Feedback zu ganz konkreten Punkten zu bitten und ihn quasi mit Beobachtungsschwerpunkten "auszustatten". Damit hätte man dann wahrscheinlich auch ein weniger zeitintensives Reflexionsgespräch und könnte ihm so ein wenig entgegen kommen, wenn er wenig Zeit hat.

  • Wenn man denn wirklich eine Lösung sucht, bislang kam ja nur Klage...

    Und, sorry, Besserwisserei. Wenn ich so viel zu tun hätte, dass ich jeden Leerlauf nutzen und außerdem Aufgaben delegieren müsste, würde ich das Schlaubi vielleicht auch einfach erstmal selber machen lassen. Anders gefragt: Was willst du denn von einem, der deiner Meinung nach alles falsch macht und keine Ahnung von Planung hat? Machs doch besser.

  • Wenn jemand sagt, dass er keine Ahnung von Planung hat und auch dass er mir nicht helfen kann, gehe ich mal davon aus, dass dem wirklich so ist.

    Dein Mentor wird wohl kaum gar keine Ahnung von Planung haben. Schließlich hat er allwöchentlich sein Deputat zu erfüllen und plant dafür allwöchentlich seinen Unterricht. Möglicherweise hat er aber tatsächlich keine genaue Ahnung von der Art der Verlaufspläne, die du als Refi in der Ausbildung erstellen musst und kann dir dabei nicht helfen.


    Mein einer Mentor im Ref hat mir zu Beginn meines Refs ganz deutlich gesagt, was ich von ihm zu erwarten habe und was nicht. Fancy Unterrichtsstunden gab es bei ihm nicht, dafür grundsolide Alltagsstunden. Bei meinen Verlaufsplänen konnte er mir auch null helfen, weil das zu lange bei ihm her war und er so längst nicht mehr gearbeitet hat. Auch minutiöse Mitschriften zu meinem Unterricht wenn er hinten drin saß gab es nicht. In der Zeit hat er meist das Klassenbuch ergänzt, Unterricht geplant oder Korrekturen gemacht, war mit einem Ohr aber dennoch immer bei meinem Unterricht mit dabei. Wir saßen auch nicht nach jeder Stunde zusammen, um die zu reflektieren, noch nicht einmal jede Woche. Dazu hatte er mit einem vollen Deputat, zwei Fachleitungen, Vertretung der Schulleitung, wenn Rektor und Stellvertreter nicht im Haus waren (was in der Zeit häufiger der Fall war, weil sie Pflichtfortbildungen hatten), Tutor für diverse SuS, Mentor für mehrere Refis,… schlicht nicht die Zeit.

    Er hat mir aber viel besser als mein zweiter Mentor- von dem ich dafür fachdidaktisch unfassbar viel gelernt habe- vermittelt, worauf es ankommt, um im Schuldienst sowohl erfolgreich mit Klassen zu arbeiten, als auch so effizient zu arbeiten, dass der Gesundheitsschutz nicht zu kurz kommt. Er hat mir sehr viel Freiraum gelassen, aber auch erwartet, dass ich als erwachsener Mensch selbst konsequent und fortlaufend an meiner Ausbildung arbeite. Dazu hat gehört, dass ich mir bestimmte Verbesserungspunkte vorgenommen habe. Im eigenständigen Unterricht haben wir uns dann alle vier Wochen (davor meist nur alle zwei Wochen) kurz zusammengesetzt, sind die aktuelle Stunde durchgegangen und er hat mir bezogen auf meine ihm davor genannten Zielpunkte, an denen ich gearbeitet hatte gespiegelt, wo ich aus seiner Perspektive stehe und woran es ggf. weiterzuarbeiten gilt. Die Mischung aus beiden Mentoren- den, der auf Freiraum und Eigenverantwortung gesetzt hat, wie auch den, der mich sehr engmaschig angeleitet hat phasenweise- habe ich als enorm hilfreich für meine Entwicklung im Ref wahrgenommen.


    Wenn deine SL davon ausgeht, dass dieser Mentor besonders gut sei, dann solltest du in Betracht ziehen, dass dies ungeachtet deiner bisherigen Wahrnehmung der Fall sein könnte und du das- weil vielleicht der Ausbildungs- und Unterrichtsstil nicht ganz so gut zu dir passt- womöglich schlicht (noch) nicht gut genug zu erkennen vermagst. Also gib ihm eine Chance, gib aber auch schlicht dir eine Chance erst einmal mehr zu lernen über verschiedene legitime Ansätze im Schuldienst, ehe du direkt verurteilst, wie dein Mentor arbeitet.


    Bitte ihn freundlich darum, nicht im Klassenraum rumzuräumen, während du unterrichtest, weil dich das aktuell zumindest noch zu sehr irritiert. Klär mit deinem Ausbildungsseminar, was du erwarten darfst an Betreuung durch deine beiden Mentoren und such im Anschluss ggf. dann das Gespräch mit diesem Mentor im Hinblick auf ein kurzes, aber regelmäßiges Reflektionsgespräch. Wie regelmäßig dieses stattfindet hängt unter anderem davon ab, ob dein Mentor für deine Ausbildung eine Abminderungsstunde erhält oder nicht.

    Erhält er diese ist vor allem zu Beginn des Refs ein (zeitlich überschaubares) Treffen einmal wöchentlich zumutbar (im Verlauf darf das dann seltener werden, da die Eigenständigkeit schließlich zunehmen soll). Erhält er keine zeitliche Entlastung für deine Betreuung, dann solltest zuallererst du dir bewusst machen, dass alles was er macht, egal wie wenig es dir erscheinen mag, etwas ist, was er komplett en top macht zu seinem sonstigen Alltagsgeschäft. Etwas Dankbarkeit wäre dafür durchaus angemessen, ebenso wie etwas weniger nur von anderen zu fordern, was diese für dich und deine Ausbildung gefälligst mehr leisten sollten, obgleich zuallererst du selbst für diese verantwortlich bist als erwachsener Mensch.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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