Ich habe mich hier angemeldet, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß.
Ein paar Infos zu mir.
Ich bin 33 und habe beschlossen Lehrerin zu werden.
Ich war mir sehr sicher. Habe ich davor doch schon neben dem Studium 3 Jahre an einer Privatschule gearbeitet.
Auch da waren die Kinder schon anstrengend, aber ich konnte mich durchsetzen und habe von meinen Kollegen positive Rückmeldungen bekommen. Ich hatte kleine Klassen und wenig Druck.
Vor dem zweiten Staatsexamen kam ich durch einen Kollegen dann auf den Quereinstieg.
Es hat sich gut angehört ohne Vorbereitungsdienst an einer Schule anzufangen.
Neben den Stunden, die ich selbst an der Schule gebe, hieß es, dass ich noch eine Weiterbildung absolviere für anderthalb Jahre und dann quasi auch Lehrerin bin. Das Geld ist mehr als beim Vorbereitungsdienst.
Dann ist das Schuljahr losgegangen.
Ich hab mich geschmeichelt gefühlt, weil die Kollegen sehr nett waren und sich die Schulleiterin gefreut hat, dass ich gern den Quereinstieg probieren möchte.
Ich hab drei Klassen bekommen.
Ich hab mich erstmal darauf eingelassen und die erste Woche war auch ganz gut.
Auch wenn die Schüler von Anfang an schwer zu händeln waren. Ich hab gedacht, das gibt sich schon.
Dann hat Woche zwei begonnen. Plötzlich hat sich in einer Klasse das Blatt gewandelt. Ausschlaggebend waren zwei Mädchen, die mich nicht akzeptiert haben und plötzlich meine ganze Kompetenz in Frage gestellt haben. Natürlich passieren mir auch Fehler. Ich wurde ja einfach direkt vor die Klassen gestellt ohne dass ich je unterrichtet habe und habe null Erfahrungen oder Methodik. In einer der Stunden ist mir dann an der Tafel versehentlich wieder ein Schnitzer passiert Ich hatte ein Wort vergessen. . Die Schülerin, die an allem herum diskutiert hat sich dann gemeldet und mich mit folgendem Satz konfrontier. Sie können das nicht. Das was Sie machen stimmt nicht. Meine Mutter ist Dozentin. Die wird es ja wohl wissen und die sagt das das so und so heißt. Das URL muss vor die Angabe..
Daraufhin brach in der Klasse Gelächter aus.
Ich hab mittlerweile kapiert, Fehler zuzugeben kommt mies und unsicher an, daher habe ich darauf beharrt, dass es auch so geht und jede Uni anders macht. Zumal ich weiß, dass diese Möglichkeit besteht.
Ich hab sie dann gefragt, ob sie mit mir streiten will und sich wohl im Ton vergreift. Daraufhin kam erstmal nichts.
Als ich Schülerin war, wären wir nie auf die Idee gekommen mit dem Lehrer zu diskutieren. Da wurde das akzeptiert.
Ich sehe noch sehr jung aus und offenbar denken die Mädchen, die fast älter als ich aussehen, sie könnten mich deshalb wie ihre Schwester behandeln.
Das Problem habe ich aber nur in dieser Klasse. In den anderen Klassen ist das nie so.
Da werde ich als Lehrerin akzeptiert und wenn ich Konsequenzen ausspreche ist dann aich Ruhe.
Um nicht den Respekt komplett zu gefährden habe ich mich nur mit meinem Namen und nicht als Quereinsteigerin vorgestellt. Die Schüler wissen nicht, dass ich kaum Erfahrungen in der Stufe habe.
Von den Kollegen kommt wenig Hilfe. Alle sind zwar sehr nett, aber keiner gibt mir eine Rückmeldung oder hat viel Zeit für mich.
Alle hetzen nur hin und her oder laden an mir die Stunden der Lehrer ab, die fehlen. Wenn etwas kommt dann Bemitleidugung und Bedauern, dass die Schüler ja so schlimm sind.
Mittlerweile ist es so, dass ich jeden Tag weinend nach Hause fahre.
Die Euphorie vom Anfang ist weg und ich fange an den Job zu hassen.
Mein kleiner Bruder fragt mich schon was los wäre und warum ich immer so traurig bin.
Mir graut es vor dieser Klasse , die ständig meine Kompetenzen in Frage stellt und rechthaberisch über alles diskutieren will. Zuerst war es die Nutzung des IPad im Unterricht, dann meine Unterrichtsinhalte. Je mehr Kommentare von der Seite der Schüler kommen, je verunsicherter werde ich. Ich gehe schon mit Herzrasen in die Klasse rein und denke was kommt heute wieder? Woran versuchen sie sich jetzt wieder hochzuziehen oder mich fertig machen zu wollen?
Offenbar merken sie, dass ich unsicher bin und wenig Erfahrungen habe.
Frage ich bei den Kollegen nach bekomme ich die Rückmeldung, dass die Schüler bei ihnen auch so schlimm sind und es nicht an mir liegt, aber sie wirken so, als wüssten sie auch nicht was sie noch machen.
Von der Schulleitung kommt die Rückmeldung ich soll eben den Stoff durchziehen. Irgendwer wird schon mitmachen.
Der Job wird gut bezahlt, aber ich merke wie ich vieles in meinem Leben immer mehr in Frage stelle.
Ich bin grenzenlos überfordert und habe kaum jemanden der mir zur Seite steht.
Jetzt nach 2 Wochen kam die vertretende S-Leitung in meinen Raum. Sie würde gern mal hospitieren. Angekündigt und unangekündigt. Immer mal wieder.
Da bin ich innerlich zum nächsten Mal zusammengebrochen. Was will sie denn hospitieren? Damit ich den wenigen Respekt vor den Schülern noch mehr verliere?
Um bei jemandem zu hospitieren setzt man doch voraus, dass der dazu lernt und es eine Entwicklung gibt. Wo soll ich denn aber lernen, wenn meine Quereinsteigerfortbildung noch gar nicht begonnen hat? Mir sagt ja keiner wie ich es zu machen habe?
Ich befürchte dass die Schüler dann komplett vor mir den Respekt verlieren, wenn sie erfahren, dass ich keine ausgebildete Lehrerin bin. Ich hab das bis jetzt nicht zum Thema gemacht. Allerdings weiß ich nicht was die Klassenlehrerin erzählt, die die gleichen Fächer wie ich unterrichtet und sicher Konkurrenz wittert.
Ich bin nervlich und psychisch am Limit und überlege ob ich im September kündige und abbreche. Ich weiß aber nicht, was die Alternative ist, denn ich habe einen unbefristeten Arbeitsvertrag und wenn ich kündige habe ich 3 Monate Sperre vom Arbeitsamt.
Was würdet ihr mir raten?
Ich merke, dass ich immer mehr von mir verliere.
Auch die Schule macht es mir eher schwer. Ich sollte schon vor 3 Wochen ein Ipad bekommen oder ein Fach. Die Sekretärin bekommt seit 3 Tagen nicht auf die Reihe eine Kopierkarte für die Klasse einzurichten, obwohl sie das Geld dafür bekommen hat. Sie ist immer total genervt oder hat keine Zeit.
Ich drucke ständig alles auf meine Kosten aus, denn ich muss ja irgendwie mit den Schülern arbeiten.
Ich hasse mein Leben nur noch. Ich will das so nicht.
An der Schule wo ich bisher war sind die Schüler jünger gewesen und hatten Respekt. Hier gibt es keinen.