Klassentier

  • In meiner jetzt 4. Klasse hatte ich seit Klasse 1 ein Klassentier, daneben aber auch fast von Beginn an zwei menschliche Handpuppen von LivingPuppets. Das Klassentier wird den Kindern mit der Zeit immer unwichtiger, ich erwähne oder verwende dieses aber auch nicht mehr wirklich aktiv. Die Klassen-Handpuppen sind den Kindern jedoch unglaublich wichtig. Und in der letzten Schulwoche vor den Ferien haben sie dann noch beschlossen, eine weitere Handpuppe (einen Kellerfund) zu "adoptieren", die bis dahin in einer 4. Klasse gewohnt hatte, die uns nun verlassen hat. Meine Klasse wäre stinksauer, wenn ich ihnen erzählen würde, sie wären nun zu alt für unsere Handpuppen...

    Also: Neu einführen würde ich in einer 4. Klasse kein Klassentier, zumindest nicht, wenn nicht explizit der Wunsch danach von den Kindern selbst kommt. Wenn du für dich so etwas jedoch gerne einbaust, würde ich den Kindern das eher als "Klassenmaskottchen" verkaufen. Dieses kann quasi einfach präsent an einem bestimmten Ort im Klassenraum sitzen, als Beispiel dienen, auf Fotos mit posieren, ... daran haben meiner Erfahrung nach auch die "Großen" noch Freude.

  • Ich schreibe es jetzt einmal aus Elternseite: Wenn das bei meinem Kind gewesen wäre, hätte ich mich ungern vor anderen Eltern, die das Klassenbuch auch in die Hände bekommen, blamiert und geschaut, dass in dem Buch etwas Sinnvolles steht. Die Kinder vergleichen weniger, aber doch viele Eltern. Das sollte man nicht aus den Augen verlieren.

    Zudem ist man am Wochenende zusätzlich gezwungen, etwas Schulisches zu machen und womöglich noch am Sonntagabend, wenn man von seinem Erlebnis, das man dokumentieren will, zurückkehrt.


    Bei mir gab es im 4. Schuljahr, wie ich schon schrieb, meistens einen Erzählkreis um das Wochenende abzulegen und in den Tag zu starten. Wer wollte, konnte etwas erzählen, sollte sich aber spätestens im 4. Schuljahr ein Erlebnis herauspicken und das dann ausführlicher erzählen. Das konnte ganz banal etwas im Alltag sein. Der Hintergrund war tatsächlich noch eine Sprachübung. Das ist nämlich anspruchsvoller als Erlebnisse hintereinander aufzureihen. Wenn es gut erzählt war, waren die einfachen Dinge echt spannend. Zudem stärkte es auch das gemeinschaftliche Gefühl, weil man durch persönlich Erlebtes die Mitschüler besser kennenlernte. Ein paar wenige brachten von sich aus ein Foto mit oder etwas Spezielles, was sie am Wochenende erstanden haben. Ganz zwanglos. 1-2 Nachfragen waren erlaubt. Interessante Beobachtung: Die Viertklässler interessierten sich tatsächlich gehäuft für die Namen der beteiligten Personen oder Tiere.

    Im Nachhinein habe ich von einer Mutter erfahren, die zuhause mit ihrem Kind überlegt und geübt hat, was das Kind denn im Montagskreis erzählt. Da hat sich jemand unnötig Stress gemacht...


    Zu den faulen Lesern: Die haben bei mir am liebsten Sachbücher mit vielen Bildern angeguckt. ;)

  • Meine Erfahrung mit Klassentieren ist, dass sie von Klasse 1 bis 4 fast komplett funktionieren.


    Vor den Sommerferien hat "meine" 4. Klasse von den Eltern das Kuscheltier der Klasse im Miniformat geschenkt bekommen. Jedes Kind bekam ein Exemplar. Das hättet ihr mal sehen sollen, was da los war. JEDES Kind, wirklich JEDES hatte das Tierchen ab da in der Hand und hat es nicht mehr weggelegt. Das große Klassenexemplar war auf allen Klassenfotos mit drauf, war liebevoll mit den Kindern daheim, wurde zum Trost und beim Geburtstag mit auf den Tisch gesetzt - und es war immer eine große Freude für die Kinder.


    Ob das jetzt anders ist, wenn die Kinder das Tier nie gehabt haben und erst in der 4. Klasse damit anfangen? Das kann sein, muss aber nicht.


    Wie wäre es denn, wenn du dir diese Klasse erst einmal anschaust? Sind sie schon frühpubertär? Dann könnte es mit einem Klassentier schwierig werden, weil einige dann laut erklären, wie bescheuert sie das finden und die, die es eigentlich gerne hätten, verschämt den Mund halten. Muss nicht, aber die Wahrscheinlichkeit ist größer. Ist die Klasse noch sehr kindhaft, warum nicht? Bei uns haben fünf vierte Klassen ihr Klassentier andauernd bei allem dabei gehabt, nur eine Klasse nicht - und die waren extrem frühpubertär und eher "cool", was aber an der Klassenleitung gelegen hat, der das Tier auch egal war.


    Ich würde mir die Klasse einfach erst mal angucken, mich selbst "heimelig" in der Klasse machen und ein Band knüpfen. Dann ist immer noch genug Zeit, das zu überlegen - und vielleicht auch mit den Kindern abzusprechen? Die sind ja dann nicht mehr total klein und haben vielleicht eigene Meinungen dazu.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Vielen Dank für die ganzen hilfreichen Antworten! Ich werde es so machen - erstmal die Klasse kennenlernen und sehen ob der Wunsch aufkommt… wenn ja dann kann man ja Richtung klassenmasskottchen gehen und wenn die Kinder nicht danach fragen ist es auch völlig okay - danke :)

  • Andere Schulform, aber ich hab bisher in zwei von drei 5./6. Klassen (reine Jungenklassen) ein Klassentier gehabt. Von der Klasse gewünscht, gepflegt und geliebt. Die andere Klasse war dafür schon zu cool, muss man evtl. schauen was für Kinder da sind :)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Das kommt doch auf die Gruppe und dich an. Wenn du Bock hast, bring es mit und wenn alle stöhnen, dann verabschiedet sich das Tier eben wieder.


    Warum ein Tier unbedingt mit nach Hause genommen werden muss, erschließt sich mir nicht. Aber wenn man das machen möchte, dann schreiben die Kinder natürlich selbst und nicht ihre Eltern. Und falls es zu einem Überbietungswettbewerb kommen sollte, dann thematisiert man das halt, wie jedes andere Problem, das sich im Kosmos Schule auftut.

  • Valerianus: Ähm ich glaube, es ging hier um Stofftiere. 😉


    "Warum ein Tier mit nach Hause muss" ... Es ist auch ein Bedürfnis der Kinder, das Klassentier am Wochenende mitnehmen zu dürfen.

  • Wir haben neulich Klassentiere beider Kinder mit nach Hause nehmen dürfen (2. & 6. Klasse), war aber gar nicht so schön dann. Wir haben auch kein Buch bekommen, sondern wir mussten es erzählen.

    Es waren übrigens Läuse.... :pfeifen:

  • Aber welchen Sinn hat das Ganze?

    Okay, man sieht wer gut Deutsch kann und wer nicht (egal ob das Kind selbst oder die Eltern - bei den Kleinen oft - schreiben), wer viel Geld hat und wer nicht, wer bei beiden Eltern das Wochenende verbringt und wer nicht usw.....

    Ich finde die Sensibilität dafür wichtig, das ist vielleicht wirklich nicht jedem bewusst. Aber es ist auch ein Lernfeld wie jedes andere. Ich frage zum Beispiel nach dem Wochenende bewusst auch, ob jemand etwas erzählen möchte, das traurig oder langweilig oder ärgerlich war. Ihr müsst nicht, aber ihr dürft, ich erwarte keine gute-Laune-Geschichten.


    Bei uns ist die Vater-Mutter-Kind-Familie eher die Ausnahme als die Regel. Es ist daher normal, dass Kinder erzählen, sie seien beim Vater gewesen oder die Mutter habe sie in der WG besucht. Es liegt zu guten Teilen auch an der Lehrkraft, was zum "Normalen" erhoben wird. Und wenn wirklich mal jemand in Dubai Urlaub gemacht hat, dann bin ich gespannt, wie es dort war, weil ich selbst noch nie in Dubai war und wenn jemand gezockt hat, dann frage ich eben, was das Kind gespielt hat und welche Skills und Skins es da so gibt, sie wissen, dass ich da digital völlig unnative bin ^^

  • Valerianus: Ähm ich glaube, es ging hier um Stofftiere. 😉


    "Warum ein Tier mit nach Hause muss" ... Es ist auch ein Bedürfnis der Kinder, das Klassentier am Wochenende mitnehmen zu dürfen.

    Ja, ich weiß. Wir hatten ein Schnabeltier und einen Otter. Als echte Tiere wäre mir das zu heiß gewesen, aber als Stofftier war es niedlich. Wir haben auch für Perry (das Schnabeltier) ein Fotoalbum über seine Reisen zu den Schülern (am Wochenende) und auf Klassenfahrt gemacht.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Helft mir mal auf die Sprünge: Wozu braucht eine Klasse ein Tier? ... außer für'n Grill oder für lecker Suppe.

    Wer kümmert sich um Futter, wenn das Vieh irgendwohin pisst oder scheißt, wenn es krank wird (Tierarzt, Kosten), in den Ferien?

    Was passiert damit, wenn die Klasse es nicht mehr will?


    Warum sollte man sich das als Schule/Lehrer ans Bein binden?
    Wer ein Tier will, kann sich eins privat anschaffen und sich dann bitte auch selber drum kümmern.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Helft mir mal auf die Sprünge: Wozu braucht eine Klasse ein Tier? ... außer für'n Grill oder für lecker Suppe.

    Wer kümmert sich um Futter, wenn das Vieh irgendwohin pisst oder scheißt, wenn es krank wird (Tierarzt, Kosten), in den Ferien?

    Was passiert damit, wenn die Klasse es nicht mehr will?


    Warum sollte man sich das als Schule/Lehrer ans Bein binden?
    Wer ein Tier will, kann sich eins privat anschaffen und sich dann bitte auch selber drum kümmern.

    Ich bin nicht sicher, ob du das ernst meinst.

  • Spätestens, da im Verlauf dieses Threads immer wieder von "Stofftier" bzw. "Kuscheltier" gesprochen wurde, sollte wohl jeder/jedem klar sein, dass es darum ging (gerade auch nach den gestrigen Beiträgen vom Frosch und Valerianus) ;) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Spätestens, da im Verlauf dieses Threads immer wieder von "Stofftier" bzw. "Kuscheltier" gesprochen wurde, sollte wohl jeder/jedem klar sein, dass es darum ging (gerade auch nach den gestrigen Beiträgen vom Frosch und Valerianus) ;) .

    Naja, manchmal liest man ja nicht alles... ;)

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