Themen im (Mathe)unterricht motivieren, erlernbar?

  • Bei mir sind einige Anwendungen durch den Lehrplan vorgegeben, am detailliertesten für Berufsmaturität Wirtschaft: Angebot und Nachfrage, Betriebswirtschaftliche Funktionen, Lineare Optimierung, Finanzmathematik.


    Bei Sozial- und Gesundheitsklassen sind die Vorgaben nicht ganz so detailliert, aber hier versuchen wir, Anwendungen aus den Sozialwissenschaften bzw. Medizin einzubauen, vor allem in der Wahrscheinlichkeitsrechnung geht das recht gut. Sehr gerne mache ich da bedingte Wahrscheinlichkeiten bei medizinischen Tests und den Fall von Sally Clark.

  • Bei mir sind einige Anwendungen durch den Lehrplan vorgegeben, am detailliertesten für Berufsmaturität Wirtschaft: Angebot und Nachfrage, Betriebswirtschaftliche Funktionen, Lineare Optimierung, Finanzmathematik.


    Bei Sozial- und Gesundheitsklassen sind die Vorgaben nicht ganz so detailliert, aber hier versuchen wir, Anwendungen aus den Sozialwissenschaften bzw. Medizin einzubauen, vor allem in der Wahrscheinlichkeitsrechnung geht das recht gut. Sehr gerne mache ich da bedingte Wahrscheinlichkeiten bei medizinischen Tests und den Fall von Sally Clark.

    Ja da ist das auch prima. Ich finde auch immer mal wieder gute fachliche Bezüge zu den Berufsfeldern. Sowas gibt es aber in der Sek. I überhaupt nicht. Das ist auch einem Großteil der SuS völlig egal. Die sehen durch konstruierte Anwendungen auf Alltagsprobleme keine Notwendigkeit dies mathematisch beschreiben zu müssen. Sowas kommt erst viel später im Leben, wenn man für Dinge selbst verantwortlich ist. Dann erinnert man sich hoffentlich an die Mathematik :)

  • Vor kurzem habe ich noch eine Fortbildung zum Storytelling mitgemacht, das hat mich auch auf ein paar nette Ideen für den Matheunterricht gebracht.

    Auf Fortbildungen wird dir bestimmt auch nahegelegt künstliche Intelligenzen nach motivierenden alltagsbezogenen Einstiegen zu fragen.

  • Ich hab mal gesehen, wie Viertklässler eine Fermi-Aufgabe lösen und das war ziemlich cool, sie waren wirklich engagiert dabei. Aber wenn nicht nur Leuchten in der Gruppe sind, kommen sie eben an ihre Grenzen, welche Methode einen weiterbringt, welche Rechenart jeweils gebraucht wird oder wie man merkt, dass das Ergebnis absolut nicht stimmen kann. Für jedes zu lösende Problem braucht man ja auch erst mal das Werkzeug.

  • Wieso

    Du beschreibst ein Modell. Modelle sind hilfreich und sinnvoll und zur erkennen, welches Modell für welchen Schüler hilfreich ist, ist hohe Kunst des Matheunterrichtes. Das ist aber etwas anderes als Praxisbezug.

    Halt mich für doof, aber ich verstehe den Unterschied nicht so ganz. Ich hatte die Aufgabe, berechne die Anzahl von Fliesen - es gab ein Bild mit einem Fliesenleger, der einen Fliesenspiegel geklebt hat (4 Fliesen in der Mitte fehlten). Ich rechnete es aus - und mir wurde plötzlich klar - aha - so funktioniert das Berechnen einer Fläche.....

  • Wieso

    Halt mich für doof, aber ich verstehe den Unterschied nicht so ganz. Ich hatte die Aufgabe, berechne die Anzahl von Fliesen - es gab ein Bild mit einem Fliesenleger, der einen Fliesenspiegel geklebt hat (4 Fliesen in der Mitte fehlten). Ich rechnete es aus - und mir wurde plötzlich klar - aha - so funktioniert das Berechnen einer Fläche.....

    Das hättest du möglicherweise auch mit 1-cm-Quadraten verstanden, mit denen ihr Rechtecke hättet auslegen müssen. Es braucht nicht unbedingt die Geschichte vom Fliesenleger, zumal der in aller Regel keine Fliesen mit 1m Kantenlänge verlegt.

  • Wieso

    Halt mich für doof, aber ich verstehe den Unterschied nicht so ganz. Ich hatte die Aufgabe, berechne die Anzahl von Fliesen - es gab ein Bild mit einem Fliesenleger, der einen Fliesenspiegel geklebt hat (4 Fliesen in der Mitte fehlten). Ich rechnete es aus - und mir wurde plötzlich klar - aha - so funktioniert das Berechnen einer Fläche.....

    Ist auch ein prima Beispiel. 10 jährige kleben in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne Fliesen 🤣🤣🤣

  • Ist auch ein prima Beispiel. 10 jährige kleben in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne Fliesen...

    Das vielleicht nicht, aber es sollte für die große Mehrheit der Schüler gut vorstellbar sein.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Das hättest du möglicherweise auch mit 1-cm-Quadraten verstanden, mit denen ihr Rechtecke hättet auslegen müssen. Es braucht nicht unbedingt die Geschichte vom Fliesenleger, zumal der in aller Regel keine Fliesen mit 1m Kantenlänge verlegt.

    Du bist nicht mehr up-to-date. Fliesen mit 1m Kantenlänge sind heute eher die Regel als die Ausnahme. Es werden sogar noch größere verlegt.

    Meine liebste und morbideste Fermi-Aufgabe ist die Frage, wie viele Menschen (verflüssigt) in den Bodensee passen.
    Lösung findest du hier:
    https://www.autenrieths.de/mathefaszination.html#bodensee

    Darüber könnte auch mann1337 philosophieren ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Das vielleicht nicht, aber es sollte für die große Mehrheit der Schüler gut vorstellbar sein.

    Nur wenn du ein paar Fliesen mitbringst. Dann fände ich es wieder ganz gut, anstatt eine blöde konstruierte Aufgabe.

  • Das ist keine konstruierte Aufgabe, sondern einfach die Wirkung verschiedener Darstellungsformen, in der mathematischen Fachdidaktik mir bekannt als Eis-Prinzip. Demnach steigt das Verständnis, wenn man Abstraktes in der Mathematik enaktiv, ikonisch und symbolisch darstellt. Siehe auch Pikas: https://pikas-mi.dzlm.de/leiti…tzen/einstieg/hintergrund

  • 10 jährige kleben in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne Fliesen

    Zwanghafte Realbezüge sind mir im Mathematikunterricht der Grundschule immer mal wieder begegnet, vor allem bei den Textaufgaben früher. Bei der schriftlichen Division waren Standardtextaufgaben für Viertklässler Texte mit Ratenzahlungen. Da musste man den Schülern erstmal mühsam verständlich machen, was Ratenzahlungen überhaupt sind. Da gab's dann in der Mathematikdidaktik Diskussionen bezüglich des Alltagsbezugs auf die Altersgruppe bezogen. Später hat man in Schulbüchern dann doch eher Texte vorgefunden, die einen Bezug zum Schüleralltag hatten.


    In der Grundschule gibt es auch schöne abstrakte Sachen, die sich rein auf die Zahlen und Ziffern beziehen, z.B. Zahlenmuster. Natürlich steckt da eine Formel dahinter, aber für die Grundschüler hat das einen Rätselcharakter, indem sie das Muster entdecken. Und das spricht den Entdeckergeist an.

  • Zu welchem Grad ist diese Fähigkeit erlernbar? Und kann sie trainiert werden?

    Die "Fähigkeit" mathematische Aufgaben mit der Lebenswirklichkeit zu verknüpfen lässt sich nicht "trainieren". Das kommt durch Erfahrung und über das Wissen, wo Mathematik in die verschiedensten Fachgebiete hineinwirkt. Die Unterrichtsinhalte von Klasse 5 und 6 driften in Mathematik ja noch nicht in Ebenen der Zahlentheorie oder der imaginären Zahlen ab. Wobei jeder Schüler Beispiele für Anwendungen der Zahlentheorie mit sich trägt. Die Passwortverschlüsselung am Handy wäre ohne sie nicht sicher.

    "Trainieren" kannst du deine Fähigkeit, indem du Mathematiklehrbücher der verschiedensten Verlage und verflossener Jahre durchblätterst. Auch Bücher der Berufsschulen (Mathematik für Schreiner oder Metallfacharbeiter) bieten Denkanstöße für den Anwendungsbezug.

    Einige Links zu Aufgabensammlungen und digitalisierten Mathebüchern findest du hier - vielleicht bringt dich das auf (Anwendungs-)Ideen:
    https://www.autenrieths.de/mathematikunterricht.html

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  • Mathelehrer gibt endlich zu: "Es gibt nichts, wofür ihr das später braucht!" :zungeraus:

    Naja... etwas Gehirntraining ist nicht so schlecht und etwa Abstraktionsvermögen auch nicht (gibt sicher noch mehr...).

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Der Postillon hat hier natürlich an diversen Stellen übertrieben oder auch hinzugedichtet, aber, wenn man keinen mathematisch-naturwissenschaftlichen Beruf erlernt, da hat der Postillon irgendwo Recht, genügen die Inhalte des Mathematikunterrichts bis Klasse 6, um im Alltag gut zurecht zu kommen. Naja, vielleicht eher Klasse 7, Grundvorstellungen zu Prozenten und die wichtigsten finanzmathematischen Grundlagen (z.B. Zinseszins-Effekt) sollten schon nicht unbekannt sein.

    Alles, was darüber hinausgeht (vor allem die Inhalte der Sek II), sind Inhalte, die dem Erwerb eines umfassenden Allgemeinwissens dienen und daher vor allem im gymnasialen Zweig ihre Berechtigung haben. Man muss aber so ehrlich sein, dass ein durchschnittlicher Bürger im Alltag selten mit Herausforderungen konfrontiert ist, die er nur bewältigen kann, wenn er Vektoren- oder Integralrechnung beherrscht.

  • Man muss aber so ehrlich sein, dass ein durchschnittlicher Bürger im Alltag selten mit Herausforderungen konfrontiert ist, die er nur bewältigen kann, wenn er Vektoren- oder Integralrechnung beherrscht.

    Darum geht es doch gar nicht in der Hauptsache. Mathematik ist keine empirische Erfahrungswissenschaft wie Physik oder Chemie, sprich keine Naturwissenschaft, aber auch keine Geisteswissenschaft. Sie liegt irgendwo dazwischen und ist eine Wissenschaft, die in besonderer Weise unsere Art zu Denken schult. Sie schult in besonderer Weise unsere Fähigkeit Probleme zu analysieren, Konzepte zu verknüpfen und logisch zu denken.


    Das ist es meines Erachtens, was über alltagsrelevante Rechenfähigkeiten oder die Funktion als Hilfswissenschaft hinaus den besonderen Wert der Mathematik für unser aller Leben ausmacht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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