Psychotherapie wann nach Lebzeitverbeamtung

  • Moin,

    Ich werde demnächst endlich meine Urkunde zur Verbeamtung auf Lebenszeit erhalten.

    Mir geht es schon seit einer Weile psychisch nicht gut, ich habe mich jedoch bisher nicht getraut, mich in eine Therapie zu begeben, aus Angst vor der amtsärztlichen Untersuchung (ich weiß, ist nicht gesund).

    Nun meine Frage, was denkt ihr, wie lange sollte ich noch der Übergabe der Urkunde noch mit der Therapie warten, damit nicht auffällt, dass die Probleme schon vor der Untersuchung bestanden? Oder ist das egal?

    Und mal im Worst case: sollte es aufgrund der Erkrankung irgendwann zu einer Dienstunfähigkeit kommen, muss ich dann etwas befürchten? Gegenüber dem Therapeuten müsste ich dann ja erwähnen, dass es mir schon lange schlecht geht und es würde damit ja in meiner Behandlungsakte stehen.

    • Offizieller Beitrag

    1) Frage "Psychotherapie wann?", Antwort: wenn es einem schlecht geht und es also einem gut tut. (Spoiler: und wenn man einen Platz bekommt, also in der Regel nach einer sehr langen Wartezeit...)


    2) Ruf schon JETZT bei allen möglichen in Frage kommenden Stellen, du würdest wirklich in einem Versorgungsparadies leben, wenn du innerhalb von ein paar Wochen einen Therapieplatz bekämst (nicht zu verwechseln mit einem Termin zur Akutversorgung oder probatorische Sitzungen, sie gehören erstmal nicht zu den genehmigungspflichtigen Leistungen und führen auch nicht sofort zu einer Diagnose)

  • Da die Psychotherapieabrechnungen nur in der Akte der Beihilfe erscheint und nicht in der Personalakte, kannst du dich sofort in die Spur machen und dir einen Psychologen an Land ziehen. Es gibt Datenschutz und die beiden Institutionen dürfen nicht kooperieren. Außerdem stigmatisierst du dich selbst, wenn du länger wartest und bist deiner mentalen Gesundheit nicht fair gegenüber. Also hopp los und fang an.

  • 1) Frage "Psychotherapie wann?", Antwort: wenn es einem schlecht geht und es also einem gut tut. (Spoiler: und wenn man einen Platz bekommt, also in der Regel nach einer sehr langen Wartezeit...)


    2) Ruf schon JETZT bei allen möglichen in Frage kommenden Stellen, du würdest wirklich in einem Versorgungsparadies leben, wenn du innerhalb von ein paar Wochen einen Therapieplatz bekämst (nicht zu verwechseln mit einem Termin zur Akutversorgung oder probatorische Sitzungen, sie gehören erstmal nicht zu den genehmigungspflichtigen Leistungen und führen auch nicht sofort zu einer Diagnose)

    Genau so und nicht anders. Niemand interessiert sich für Therapiesitzungen oder andere ärztliche Behandlungen im Rahmen der Lebenszeitverbeamtung so lange es zu keinen erheblichen Fehlzeiten gekommen ist, die doch vor allem dann auftreten, wenn man sich nicht ausreichend um sich selbst gekümmert hat.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Seid ihr euch da so sicher? Dem Amtsarzt hat man ja wahrheitsgemäß angegeben, dass man keine Krankheiten hat. Oder zählen da nur ärztlich festgestellte Diagnosen?


    Und was ist mit der PKV? Diese wird sich möglicherweise auch dafür interessieren, wenn jemand bei Vertragsabschluss kerngesund war und nach Lebenszeitverbeamtung plötzlich seit Jahren Symptome hat.


    Wie oft wurde hier geschrieben, man müsse wahrheitsgemäß antworten, es wundert mich, dass so einhellig und sicher davon ausgegangen wird, dass das Vorgehen total rechtskonform sei. Ich weiß es aber nicht.


    Ich verstehe jedoch grundsätzlich nicht, warum Leute sich nicht behandeln lassen, wenn es ihnen schlecht geht. Das betrifft ja vor allem psychische Erkrankungen, mit chronischen Schmerzen käme wohl keiner auf die Idee, noch 3 Jahre zu warten, bis man auf Lebenszeit versorgt und versichert ist. Können psychische Erkrankungen bitte endlich als das gesehen werden, was sie sind?: Erkrankungen.

    • Offizieller Beitrag

    Seid ihr euch da so sicher? Dem Amtsarzt hat man ja wahrheitsgemäß angegeben, dass man keine Krankheiten hat. Oder zählen da nur ärztlich festgestellte Diagnosen?

    Wenn man jetzt dem Arzt sagt "Ich bin übrigens seit 10 Jahren depressiv, aber aufgrund des Beamtenstatus war ich bisher nur bei Charlatans", okay.
    Aber wenn ich nach 10 Jahren des Umirrens von Bauchschmerzen plötzlich eine blöde Krankheit diagnostiziert bekomme, kann ich doch mit gutem Gewissen sagen: die Diagnose ist neu.

    Dass man in den drei Jahren zwischen Verbeamtung auf Probe und Verbeamtung auf Lebenszeit ein Unwohlsein entwickelt, in unserem aktuellen Arbeitsverhältnis und in einer (Post-)Pandemie-Phase... ich weiß nicht, ob es so selten ist...


    Und was ist mit der PKV? Diese wird sich möglicherweise auch dafür interessieren, wenn jemand bei Vertragsabschluss kerngesund war und nach Lebenszeitverbeamtung plötzlich seit Jahren Symptome hat.

    Da gilt dasselbe. Sie würden im Höchstfall nachfragen, ob man wirklich noch nie eine Diagnose hatte, sich eine was-auch-immer-Entbindung geben lassen...


    Abgesehen davon: die meisten von uns werden die Rechnungen bei der PKV vermutlich ganz oft nicht einreichen, weil es sich finanziell nicht lohnt (vielleicht anekdotisch, aber so um mich herum, abseits von Entbindungen oder Kindern... und bei den Leuten mit hohem Beihilfe-Anteil, deren Beiträge "niedrig" sind.)


    So oder so, wenn

    demnächst endlich meine Urkunde zur Verbeamtung auf Lebenszeit erhalten.


    dann ist es vermutlich November oder Februar.
    Ich befürchte, bis zur Urkunde ist höchstens ein Kennenlerntermin gewesen.
    WENN es der Person richtig richtig schlecht geht, dann kommen einige AKutversorgungstermine dazu. Wenn es nicht super akut ist, heißt es "wir sehen uns in 18-24 Monaten".

  • Ich denke auch, dass es nur um tatsächliche Diagnosen geht. Alles andere kann dir ja niemand nachweisen. Und falls das hinterfragt werden sollte, warum du noch nicht früher bei einem Therapeuten warst, kannst du doch ruhig guten Gewissens sagen, dass du dachtest es so zu schaffen da wieder raus zu kommen und erst in den Wochen nach der amtsärztlichen Untersuchung festgestellt hast, dass du doch Hilfe benötigst.


    Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass es wirklich einige Zeit dauern kann bis man einen geeigneten Therapieplatz findet. Bei mir waren es "nur" ca 2 Monate, als sich aus einer akuten Belastungsreaktion eine PTBS entwickelt hatte. Das war während der Probezeit und die Diagnose hat tatsächlich dafür gesorgt, dass ich die Lebenszeitverbeamtung fast nicht bekommen hätte. Ohne Therapie wäre ich aber definitiv in der Arbeitsunfähigkeit gelandet. Da musste ich das Risiko eingehen. Und wenn man an dem Punkt ist, dass es einem so schlecht geht, ist einem das auch tatsächlich egal.


    Also fang jetzt schon an zu suchen, denn bis du erste Termine hast werden mindestens einige Wochen vergehen. Und nach der Lebenszeitverbeamtung wird schon niemand danach fragen.

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