Fast 3 Millionen Jugendliche ohne Berufsabschluss

  • Ich bespreche das mit meinen Kindern und schaue mir mit ihnen die Zugangsvoraussetzungen für die Studienfächer an, die sie interessieren und auf die sie sich im BG vorbereiten wollen. Und ja, letztendlich entscheide ich. Und ich würde auch entscheiden, ob meine Kinder am Gymnasium Französisch oder Latein als zweite Fremdsprache wählen. Weil es eben nach wie vor relevant ist.

    Du meine Güte. Ja, meine Mutter hat auch entschieden, dass ich auf ein neusprachlich-wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium gehe und Französisch als 2. Fremdsprache wähle. Was dann automatisch zu Wirtschaft und Recht als Hauptfach geführt hat. Die 9 Jahre Gymnasium waren furchtbar, ich habe keine Ahnung, was ich in Wirtschaft und Recht gelernt habe und studiert habe ich Chemie. Was ich nur als absolut lausigen Grundkurs hatte. Es hat sich insgesamt also total gelohnt, was meine Mutter so entschieden hat. Würde sie noch leben... DAS würde ich ihr heute noch vorhalten, das war die beschissenste Entscheidung ever.

  • Mir fallen grad noch zwei weitere Kollegen ein, die mit mir Chemie unterrichten und selbst keinen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt am Gymnasium hatten. Einer hat mit Latein Matura gemacht, jemand mit Spanisch. Und dann an der ETH Zürich Chemie studiert. Mit mir hat jemand studiert, der an der Schule nicht eine einzige Lektion Chemie hatte. Diplom mit 1.0, Promotion an der ETH Zürich.


    Ich sage allen meinen SuS, Medizin können sie auch mit einer Spanisch-Matura studieren, dafür brauchen sie Chemie/Bio nicht wählen. Wem das keinen Spass macht, der soll mir bitte aus der Sonne gehen. Ich habe tatsächlich schon zwei Schülerinnen dazu gebracht, den Schwerpunkt zu wechseln. *Wenn* man bei mir Unterricht im Schwerpunktfach hat, kann man davon aber auch maximal profitieren. Wer bei mir mit einer 5 rausgeht, lernt an der Uni im Nebenfach gar nichts mehr. Spart einiges an Zeit, die man anderweitig investieren kann.

    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte theoretisch genommen keins meiner (vier) Fächer in der Schule (wenn man es übertragen sehen will und die Transferleistung Mutter-/Fremdsprache akzeptiert, sind es weiterhin zwei Fächer) und ich glaube, aus mir ist trotzdem eine passable Lehrerin geworden.
    Irgendwie sollten wir den Schulunterricht nicht höher bewerten als notwendig. Wir bringen Inhalte bei, aber hauptsächlich schulen wir Fähigkeiten, mit neuen Inhalten umzugehen, auf die Welt zu schauen, das Hirn anzustrengen, usw...

  • Irgendwie sollten wir den Schulunterricht nicht höher bewerten als notwendig. Wir bringen Inhalte bei, aber hauptsächlich schulen wir Fähigkeiten, mit neuen Inhalten umzugehen, auf die Welt zu schauen, das Hirn anzustrengen, usw...

    Genau das ist doch auch der Knackpunkt, um den es geht, dass man lernt sich selbstständig neues Wissen in neuen Gebieten schnell zu erschließen und damit weiterzuarbeiten. Damit ist man studierfähig, ganz gleich welche Leistungskurse man hatte bzw. was man studiert hat.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Genau das ist doch auch der Knackpunkt, um den es geht, dass man lernt sich selbstständig neues Wissen in neuen Gebieten schnell zu erschließen und damit weiterzuarbeiten. Damit ist man studierfähig, ganz gleich welche Leistungskurse man hatte bzw. was man studiert hat.

    Ja, das gilt für Gymnasialschüler.


    Mittelschüler zum Beispiel brauchen etwas anderes. Die müssen nicht studierfähig werden, die brauchen klare Struktur (Wie schreibe ich eine Erörterung? Am besten immer gleiches Schem. Wie gehe ich bei Dreisatz vor? Wieder: am besten immer gleiches Schema. Dazu noch viel Praxisbezug und Hilfe bei Dingen wie Bewerbungen schreiben ohne Formfehler etc). Deshalb finde ich auch, dass man den Mittelschulen nicht vorwerfen kann, sie würden ihre sehr guten Schüler zu wenig nach oben fördern, weil sie keine Lateinkurse anbieten, sondern ich denke, wer damit unterfordert ist, soll halt die Schule wechseln - und wenn einem das erst spät einfällt, muss man evtl. eben etwas nachlernen oder einen Umweg gehen, um zum allgemeinen Abitur zu kommen. Aber die niedrigste Schulart jetzt den Besten anzupassen würde vermutlich bedeuten, die Schwächeren noch mehr zu verlieren, und gerade die brauchen es dringend, dass die Schule sie dort abholt, wo sie stehen.


    Ich weiß, ich weiß. Ich bin nur Grundschullehrerin. Aber wie ihr wisst mit eigenen Kindern, die am Gymnasium sowie auf der Realschule waren, und mit vielen befreundeten Mittelschullehrern.

  • Ja, das gilt für Gymnasialschüler.


    Mittelschüler zum Beispiel brauchen etwas anderes. Die müssen nicht studierfähig werden, die brauchen klare Struktur (Wie schreibe ich eine Erörterung? Am besten immer gleiches Schem. Wie gehe ich bei Dreisatz vor? Wieder: am besten immer gleiches Schema. Dazu noch viel Praxisbezug und Hilfe bei Dingen wie Bewerbungen schreiben ohne Formfehler etc). Deshalb finde ich auch, dass man den Mittelschulen nicht vorwerfen kann, sie würden ihre sehr guten Schüler zu wenig nach oben fördern, weil sie keine Lateinkurse anbieten, sondern ich denke, wer damit unterfordert ist, soll halt die Schule wechseln - und wenn einem das erst spät einfällt, muss man evtl. eben etwas nachlernen oder einen Umweg gehen, um zum allgemeinen Abitur zu kommen. Aber die niedrigste Schulart jetzt den Besten anzupassen würde vermutlich bedeuten, die Schwächeren noch mehr zu verlieren, und gerade die brauchen es dringend, dass die Schule sie dort abholt, wo sie stehen.


    Ich weiß, ich weiß. Ich bin nur Grundschullehrerin. Aber wie ihr wisst mit eigenen Kindern, die am Gymnasium sowie auf der Realschule waren, und mit vielen befreundeten Mittelschullehrern.

    Ich bin „nur“ Sek.I- Lehrerin und sehe das ganz genauso wie du.


    Es gibt begrenzte Ressourcen einerseits im Bildungssystem und andererseits zahlreiche, deutlich drängendere Anliegen als der einen Person alle Jubeljahre, die an einer Berufsfachschule Latein oder vielleicht ja auch Chinesisch oder Geige spielen oder Reiten etc. lernen wollen würde ein derartiges Angebot machen zu können. Das gilt sowohl für die Förderung der leistungsstärksten SuS gleich welcher Herkunft als auch für die der leistungsschwächeren SuS gleich welcher Herkunft und zwar an jeder Schulart. Das delegitimiert andere Bildungsanliegen natürlich nicht, aber zumindest auf Kosten der Allgemeinheit sind diese dann eben nicht ausnahmslos befriedigbar, sondern müssen als legitimes privates Interesse privat erfüllt werden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Aber die niedrigste Schulart

    Du weißt schon, warum die "Mittelschule" so heißt?

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Wie kommt das Gespräch jetzt auf Latein an der Mittelschule, hatte das jemand gefordert? :gruebel:

    Asterix für alle!

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  • Du weißt schon, warum die "Mittelschule" so heißt?

    Weil Sie die Mitte ist zwischen der Grundschule und dem Berufsbildenden System mit allen seinen Möglichkeiten?


    Ich bin nicht aus Bayern, bei uns in NRW heißt der Schultyp nach wie vor Hauptschule, aber ich fände Mittelschule eindeutig besser.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Wie kommt das Gespräch jetzt auf Latein an der Mittelschule, hatte das jemand gefordert? :gruebel:

    Nein, für die Berufsfachschule in BW wurde das gefordert, also eine Schulart, die typischerweise im Anschluss an den Besuch einer SEK.I- Schulart gewählt wird. Teilweise sind diese ein einjähriger Übergangsweg bis zum Beginn einer Ausbildung, während dessen berufliche Grundfertigkeiten und allgemeines Wissen vertieft werden. Manche führen auch zur Fachschulreife oder einem Berufsabschluss.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: -s

  • Zum Begriff: Ich unterrichte an einer Mittelschule. Das sind bei uns einfach alle Schulen der Sekundarstufe II.


    Zur Durchlässigkeit: Ich unterrichte zwei verschiedene Niveaus der Sekundarstufe II, Gymnasium und Fachmittelschule. Das Gymnasium schliesst mit der allgemeinen Hochschulreife ab, die Fachmittelschule schliesst mit der Fachhochschulreife ab. Nein, es ist einfach nicht so, dass ein nennenswerter Anteil unserer Fachmittelschüler*innen die allgemeine Hochschulreife bestehen würde. Die Zuteilung auf das tiefere Leistungsniveau ist in > 95 % aller Fälle korrekt und die Niveaus sind *sehr deutlich* unterschiedlich. Es werden jedes Jahr deutlich mehr Schüler*innen ab- als aufgeschult. Ein Wechsel ist "verlustfrei" während des 1. Schuljahres möglich, nachdem dieses abgeschlossen wurde, wird in der Regel die 1. Klasse der jeweils anderen Schulform wiederholt. Prinzipiell ist nach dem ersten Abschluss der Fachmittelschule (die Abschlussprüfungen finden am Ende der 3. Klasse statt, die Fachmaturität wird aber erst mit dem Abschluss der 4. Klasse erreicht) ein Übertritt in eine 3. Klasse der Maturitätsabteilung möglich. Praktisch funktioniert das mit der aktuellen Stundentafel der FMS nur noch für das Berufsfeld Gesundheit/Naturwissenschaften und tatsächlich waren auch immer schon nur die Schüler*innen aus diesem Berufsfeld erfolgreich mit dem Übertritt.


    Ich habe in den 10 Jahren, die ich nun an unserer Schule arbeite, exakt *einen* Schüler erlebt, der diesen Übertritt absolut reibungslos gemacht hat. Bzw. erlebe ich ihn gerade und ich habe ihm vor 2 Wochen ein Empfehlungsschreiben fürs Schülerstudium an der Uni Basel aufgesetzt. Das ist eine einmalige Erfolgsgeschichte und es ist eine derartige Ausnahme, dass ein kostenintensives, pauschales Förderangebot an der FMS "auf Verdacht" mit Nichts zu rechtfertigen wäre. Wer mit der bestandenen Fachmaturität an die Uni will, kann jederzeit über die Passerelle die allgemeinbildende Matura nachholen. Faktisch sind die Erfolgsquoten dabei aber äusserst dünn. Denn, ich schrieb es bereits: Die Zuteilung aufs tiefere Niveau ist in aller Regel korrekt.

  • Was soll diese Frage? Glaubst du echt, ich wüsste nicht, was die bayerische Mittelschule ist? Auf diese Diskussion lass ich mich jetzt nicht ein.

    Nun - du hast diese Schulart "als niedrigste Schulart" - und so auch deren Lehrer und Schüler - verunglimpft. Daher meine Frage.

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  • Wir haben teilweise das Problem, einigen unserer Abiturienten zu vermitteln, dass für sie durchaus auch eine Ausbildung infragekommen könnte. Die Vorstellung "Ohne Studium bist du nix." steckt bei vielen ganz tief drin, obwohl viele ihrer Eltern selbst im nichtakademischen Bereich beruflich tätig sind.

    Das macht die Schule bzw. die Lehrkräfte, die nie eine Ausbildung gemacht haben. Wenn nicht offensiv, dann unbewusst.


    ** Ja nicht alle und nicht ständig, diesen subtilen Unterton habe ich während meiner Schulzeit aber deutlich wahrgenommen. Habe dann das Gegenteil gemacht, weil nie auf Lehrkräfte hören wollte 🤣

  • Nun - du hast diese Schulart "als niedrigste Schulart" - und so auch deren Lehrer und Schüler - verunglimpft. Daher meine Frage.

    Ich finde das beleidigte Getue einfach nur lustig. Ich habe vom Übertreter aus dem "niedrigsten" Niveau der Sek I bis zum Schülerstudenten alles im Unterricht. Ja, natürlich kann ich da nicht das gleiche unterrichten, natürlich ist das Niveau an der FMS tiefer als am Gymnasium. Verunglimpfe ich mich jetzt selbst, weil ich ja alle unterrichte? Wichtig ist doch, dass ich allen die gleiche Wertschätzung entgegenbringe.

  • Witzig dass es den Begriff "Hauptlehrer" bei den Zürchern meines Wissens immer noch gibt. Man kann dann also Hauptlehrer an einer Mittelschule sein und meint auf Hochdeutsch übersetzt eine festangestellte Lehrperson mit Klassenleitung an einer Sek-II-Schule.

  • Nun - du hast diese Schulart "als niedrigste Schulart" - und so auch deren Lehrer und Schüler - verunglimpft. Daher meine Frage.

    Wo bitteschön liest du eine Verunglimfung heraus? Ich habe komplett wertfrei geschrieben.

    Ich dachte eigentlich, in einem Lehrerforum könnte man dieses Wissen fast voraussetzen, aber gerne zur Erläuterung: Wir haben hier ab Klasse 5 ein dreigliedriges Schulsystem. Mittelschule - Realschule - Gymnasium.

    Mehr sage ich dazu nicht, aber ich würde dich bitten, solche Unterstellungen zukünftig zu unterlassen.

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