Fast 3 Millionen Jugendliche ohne Berufsabschluss

  • Ich war sehr froh, dass ich das Latinum schon hatte, andere haben da ziemlich gestöhnt. Ich habe auch nirgendwo geschrieben, dass es in allen Schularten Latein geben sollte. Es ging um die Möglichkeit, ans allgemeinbildende Gymnasium wechseln zu können.

    Für den Wechsel ans allgemeinbildende Gymnasium für Latein müsste man aber entweder in der SEK.I Vorkenntnisse erwerben können oder muss sonst eben im Regelfall schon ab Klassenstufe 6 wechseln können, weil Latein nur sehr selten als 3.Fremdsprache geboten wird. Das ist für viele SuS, die am Ende doch ihr Abitur erwerben werden, bei uns in der SEK.I ein zu kurzer Zeitraum, um beispielsweise vorhandene Lücken in der Bildungssprache schließen zu können. Lediglich eine Handvoll SuS schafft das in den Klassenstufen 5-7 bei uns jährlich.


    Durchlässigkeit bedeutet an der Stelle, dass die, denen das nicht so früh möglich ist nicht etwa kein Abitur machen könnten, sondern die erforderliche zusätzliche Lernzeit bekommen, um am Ende ebenfalls ihr Potential ausschöpfen zu können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Antwort auf Kathie #84

    Dazu muss man ergänzen, dass es in Bayern erstaunlich viele Möglichkeiten gibt, höhere Bildungsabschlüsse ohne den traditionellen Weg zu erreichen. Das ist aber weniger bekannt, selbst den Eltern der Viertklässler nicht, die zu mir wegen einer weiterführenden Schule zwecks Beratung kommen bzw. kamen.

    Ich hoffe, dass solche Möglichkeiten auch andere Bundesländer anbieten.

  • Auch interessant: Schulabgänger (2021) ohne Hauptschulabschluss in Deutschland in einer Karte:

    https://www.deutschlandatlas.b…-Hauptschulabschluss.html

    Vielen Dank für den Hinweis. Scheinbar korreliert das mit AfD-Prozenten ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Danke für die Karte! Das dreigliedrige Schulsystem (in Bayern zum Beispiel) hat also nicht besonders viele Schüler ohne Schulabschluss zur Folge.


    Zum Thema Durchlässigkeit: Dass das Ganze absolut reibungslos verläuft, weil man in der Hauptschule die gleichen Inhalte wie am Gymnasium macht, nimmt ja hoffentlich keiner an. Die Möglichkeit besteht aber. Und Schüler*innen, die auf der für die falschen Schulart sind, können wechseln, nach oben oder nach unten. Und Spätzünder können auf verschiedenen Wegen trotzdem studieren. Das ist Durchlässigkeit.

    Ich weiß nicht genau, was an meinen Beiträgen so missverständlich war:

    Ich habe dafür plädiert, den Unterricht berufsvorbereitender Inhalte auszubauen, um einem Teil der SuS den Übergang in die Ausbildung zu erleichtern und gleichzeitig begabte SuS so zusätzlich zu fördern, dass sie den Anschluss an weiterführende Schularten leichter schaffen - da sehe ich noch Luft nach oben.

    Dass das so viel Empörung verursacht, überrascht mich etwas …

    Lieber Lösungen statt Probleme diskutieren. :handschlag:

  • Keine Ahnung, aber eine dezidierte Meinung. Aus dem Elfenbeinturm der Sek II die "Niederungen" zu verunglimpfen, kannst du gut.
    Ich hatte Schüler an der Hauptschule - und nicht als Einzelfälle - die mittlerweile den Betrieb der Eltern übernommen haben und erfolgreiche Unternehmer sind. Mehrere sind Abteilungsleiter im Einzelhandel, manche haben über das berufliche Gymnasium ein Studium absolviert.


    Klar - es gibt auch gescheiterte Existenzen. Aber die hast du auch als Absolventen vom Gym(hoch)nasium.
    Mehrfach hatte ich Schüler, die in der 8./9.Klasse aus dem Gymnasium zur Realschule - und dann in die Hauptschule "abgeschult" wurden und mit ihrer Hochnäsigkeit merken mussten, dass meine Hauptschüler in Deutsch, Mathe und Englisch mehr auf dem Kasten haben.
    So unterirdisch, wie du es mit deiner Stammtischmeinung darstellst, ist das Niveau der WRS nicht.

    Ich unterrichte nicht nur Berufliches Gymnasium. Und ja, nach eigener Schülererfahrung im beruflichen Bildungssystem und fast 20-jähriger Lehrerfahrung habe ich erheblich mehr Einblick in die heterogene Schülerschaft im beruflichen Schulwesen als du.

  • Ich habe auch das Latinum an der Uni nachgeholt, war gut machbar.

    Ansonsten kenne ich viele Leute, die mal den Mittelschulabschluss gemacht haben und dann über Ausbildung und weiteres zum Studium kamen. Bayern.

  • Ich weiß nicht genau, was an meinen Beiträgen so missverständlich war:

    Ich habe dafür plädiert, den Unterricht berufsvorbereitender Inhalte auszubauen, um einem Teil der SuS den Übergang in die Ausbildung zu erleichtern und gleichzeitig begabte SuS so zusätzlich zu fördern, dass sie den Anschluss an weiterführende Schularten leichter schaffen - da sehe ich noch Luft nach oben.

    Dass das so viel Empörung verursacht, überrascht mich etwas …

    Weil du am Ende mit Latein als einziges Argument aufwarten kannst warum wir keine Durchlässigkeit für Fachschüler in unserem Bildungssystem haben, weil sie nicht aus dem beruflichen Bildungssystem an ein allgemeinbildendes Gymnasium wechseln können.

  • Antwort auf Kathie #84

    Dazu muss man ergänzen, dass es in Bayern erstaunlich viele Möglichkeiten gibt, höhere Bildungsabschlüsse ohne den traditionellen Weg zu erreichen. Das ist aber weniger bekannt, selbst den Eltern der Viertklässler nicht, die zu mir wegen einer weiterführenden Schule zwecks Beratung kommen bzw. kamen.

    Ich hoffe, dass solche Möglichkeiten auch andere Bundesländer anbieten.

    Auch in Baden-Württemberg gilt das Prinzip:
    "Kein Abschluss ohne Anschluss".
    Nach Abschluss der Hauptschule gibt es die 1-jährige und die 2-jährige Berufsfachschule. Dort kann man den mittleren Abschluss erreichen und dann z.B. auf das Berufskolleg oder das berufliche Gymnasium wechseln. Oder an der WRS die 10.Klasse belegen und den mittleren Bildungsabschluss erwerben. Es existieren noch mehr Varianten.
    Wer direkt in die betriebliche Ausbildung geht und nach dem Gesellenbrief den Meistertitel erwirbt, hat damit einen dem Abitur (fast) gleichwertigen Abschluss. Bis auf wenige Zweige darf man alles studieren. Mit einem Gesellenbrief kann man über die Eignungsprüfung auch an der PH auf Lehramt studieren oder sich am Fachseminar zum Fachlehrer ausbilden lassen.
    Mit dem Berufsvorbereitungsunterricht haben wir an unserer Schule bereits in Klasse 5 begonnen - auch um den Kids zu zeigen, das die Hauptschule keine Sackgasse oder "Endstation" ist.

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  • Für den Wechsel ans allgemeinbildende Gymnasium für Latein müsste man aber entweder in der SEK.I Vorkenntnisse erwerben

    Eine Alternative wäre, dass vor allem an beruflichen Schulen, die als Schwerpunkt Gesundheit, Pflege etc. haben, Latein angeboten wird. Dann wäre auch der Erwerb des Latinums am BG möglich - das gibt es aber bisher nicht, soviel ich weiß, ich lasse mich aber sehr gerne vom Gegenteil überzeugen.

    Das Latinum ist eben nach wie vor Voraussetzung für die Zulassung zu verschiedenen Studienfächern.

    Es wäre für mich ein Grund, meine Kinder nicht am BG Abitur machen zu lassen, obwohl sie sich sehr für Psychologie oder Biotechnologie interessieren und dort ihre Interessen eigentlich prima vertiefen könnten.

  • Du entscheidest wo deine Kinder ihren Abschluss machen? Du entscheidest obwohl sie 16 sind und Bock auf das BTG oder SG haben?

    Was bist du denn für ein Vater?

    Ich bespreche das mit meinen Kindern und schaue mir mit ihnen die Zugangsvoraussetzungen für die Studienfächer an, die sie interessieren und auf die sie sich im BG vorbereiten wollen. Und ja, letztendlich entscheide ich. Und ich würde auch entscheiden, ob meine Kinder am Gymnasium Französisch oder Latein als zweite Fremdsprache wählen. Weil es eben nach wie vor relevant ist.

  • Ist doch ein gängiger Begriff. Und das Argument mit Latein ist wirklich kein sinnvolles. Erstens hat man das schnell an der Uni nachgelernt. Zweitens hat ein großer Teil der Kinder am Allgemeinbildenden GY doch auch kein Latein mehr.

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus>

    Ist doch ein gängiger Begriff.

    Mit einem ganz klaren Hintergrund, der nicht als Kompliment genutzt wird.

    Und im Hinblick auf die bereits entfernten Beiträge und die Bitte, sich zu mäßigen ... war es unnötig.


    Aber wie gesagt: brauchen wir hier nicht diskutieren. Gerne per PN.


    kl. gr. frosch, Moderator

  • Eine Alternative wäre, dass vor allem an beruflichen Schulen, die als Schwerpunkt Gesundheit, Pflege etc. haben, Latein angeboten wird. Dann wäre auch der Erwerb des Latinums am BG möglich - das gibt es aber bisher nicht, soviel ich weiß, ich lasse mich aber sehr gerne vom Gegenteil überzeugen.

    Das Latinum ist eben nach wie vor Voraussetzung für die Zulassung zu verschiedenen Studienfächern.

    Es wäre für mich ein Grund, meine Kinder nicht am BG Abitur machen zu lassen, obwohl sie sich sehr für Psychologie oder Biotechnologie interessieren und dort ihre Interessen eigentlich prima vertiefen könnten.

    In einer idealen Welt mit unbegrenzten finanziellen und personellen Ressourcen wäre das auf jeden Fall nett, auch wenn dann am Ende nur ein oder zwei SuS alle paar Jahre das nutzen. In der Welt, in der wir leben und arbeiten gibt es aber drängendere Baustellen der SuS als ein Lateinangebot an Berufsfachschulen oder auch beruflichen Gymnasien.


    Ich hoffe doch sehr, dass deine Kinder selbst entscheiden dürften welches Gymnasium sie besuchen wollen. Ein Semester Latein zu Studienbeginn (oder auch ein Blockkurs über drei Wochen) ist kein entscheidender Nachteil, auf dem Weg zum Abitur eigene Interessen nicht vertiefen zu können unter Umständen aber durchaus. Meine Motivation hätte jedenfalls empfindlich gelitten, wenn meine Eltern mir eine andere Schule vorgeschrieben hätten, wegen einer Lappalie im potientiellen künftigen Studiengang.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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