Mangelnde Leistungen im Fach Mathematik in der Oberstufe

  • Ich kenne zum Beispiel jemanden, die gemobbt wurde und dachte, wenn sie schlechtere Noten schreibt, dann wird sie anerkannt. Ein anderer hatte schlicht keinen Bock, hat geschwänzt und ist nur so aufgetaucht, dass es für das Bestehen gereicht hat.


    Und in der Lernbehindertendiagnostik kommen und ab und an auch Kinder unter, wo man gucken muss, was da eigentlich schiefgelaufen ist.

  • :schreien: :schreien: :schreien:


    Ich lade euch alle mal zu mir ein. Bei mir hat noch jeder irgendwas verstanden. Wollen müsst ihr halt schon, gell. :P :*

    Da fällt mir was ein, was ich tatsächlich mit meinen Lernenden mache. Ich weiss, du bist kein grosser Fan von Stöchiometrie … aber das Lustige daran ist, dass sie für mathematische Aufgaben gut geeignet ist 😂 Ich bringe meinen Lernenden tatsächlich bei, wie man stöchiometrische Koeffizienten mit einem Gleichungssystem bestimmen kann - das hätte ich mir als Schüler auch gewünscht, dann wären mir solche Aufgaben leichter gefallen 😂 Das sieht dann so aus:


  • Ich schrieb das an keiner Stelle.

    Lustig - und irgendwie bezeichnend -, dass du dich angesprochen fühlst ^^ . Ich habe doch nirgends geschrieben, dass das von dir gekommen sei. Lies' einfach mal nach, wer hier schulische Inhalte per se als "banal" bezeichnet hat.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Für wirklich schlechte Noten gehört bei einem überdurchschnittlichen IQ schon auch einiges an Verweigerung dazu. Ob ich solche Leute dann noch "intelligent" nennen würde... Formal sind sie das sicher, aber wohl nicht recht überlebensfähig.

    Soziale Ängste können diesen Effekt unabhängig vom IQ haben, genau wie Traumata. Mit Verweigerung muss das gar nichts zu tun haben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ist es "Alleskönner sein", wenn wir vom Stoff auf Abiturniveau spricht? Dann bin ich wohl ein Genie (leider ohne 1,0 :-D). Denn: ja, das, was ich "nicht konnte", war definitiv, weil ich sowas von keiner Lust darauf hatte (Bio, Italienisch und Sport). Und auch da hielt es sich in Grenzen, weil ich sonst Stress bekommen hätte. Aber da hätte ich mich mehr anstrengen können, wenn man mir nicht klar das Gefühl gegeben hätte "ist okay, sie ist eine "Intellektuelle", sie braucht nicht sportlich zu sein". "Ach, Bio ist nicht ihr Ding, ist okay", "Ach, Italienisch musst du nicht können, du hast schon drei andere Sprachen.."

    Ohne dich zu kennen: Ich vermute, dass dir diese Fächer keine Freude bereitet haben oder du weniger "Ausstattung" mitbringst. Um in diesen Fächern richtig gut zu sein, hättest du vermutlich deutlich mehr an Arbeit und Zeit investieren müssen. Diese Zeit, hätte dir wo anders gefehlt. Entweder um in deinen guten Fächer noch besser zu werden oder für die nötigen Erholungspausen.

    Daher finde ich es schwierig einfach nur mit mangelnder Lust zu argumentieren. Ich glaube, dass es immer eine Mischung ist. Was einem leichter fällt, macht man lieber und dann wird man darin automatisch auch immer besser. Was einem schwer fällt, neigt man eher zu vermeiden, weil das Belohnungszentrum im Gehirn nicht so stimuliert wird (keine Lust). Man hat also weniger davon. Um auch in dem Bereich richtig gut zu sein, muss man unverhältnismäßig mehr investieren. Dazu kommt, dass man in der Oberstufe noch in der (Rest-)Pubertät steckt, es aktuell unendlich viele Ablenkungsmöglichkeiten gibt, die das Belohnungszentrum unmittelbar aktivieren und viele junge Menschen noch keine Idee haben, wohin die Reise hingehen soll, weil die Möglichkeiten schier unendlich erscheinen. Dies ist einerseits toll, kann aber auch enorm überfordern und einen in einen eher lethargischen Zustand versetzen.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ist mir tatsächlich noch nie untergekommen. Ich habe immer wieder offensichtlich sehr intelligente Jugendliche mit einem absolut durschnittlichen Zeugnis. Schlechte Noten haben die aber nicht. Mit Dasein und Zuhören kommt da immer sowas wie ne 5.0 raus. Für wirklich schlechte Noten gehört bei einem überdurchschnittlichen IQ schon auch einiges an Verweigerung dazu. Ob ich solche Leute dann noch "intelligent" nennen würde... Formal sind sie das sicher, aber wohl nicht recht überlebensfähig.

    Abi mit 3,3; 1. StEx. mit 2,0; Promotion mit 1,0 (in 3 Jahren, also auch flott).


    Keine Ahnung ob ich inselbegabt bin oder nur quasi keinen Bock hatte in der Schule. Aber durchschnittlich intelligent bin ich, denke ich, schon und hatte gerade mal ne 4,25 im Schweizer System. Und geübt habe ich nullkommanix (was ich im Studium bitter bereut habe).

  • Es gibt underachiever, das ist aber kein besonders großes Phänomen. Die meisten hochbegabten Schüler zeigen auch tatsächlich ihrer Intelligenz entsprechende Leistungen (vgl. dazu Marburger Hochbegabtenstudie). Der häufigste Fall von "mein Kind ist hochbegabt, wird in der Schule aber einfach nicht genug gefördert" sind Eltern, die ihr Kind bei fünf Psychologen vorstellen und sich dann freuen, dass ihnen einer eine "Teilhochbegabung" attestiert.


    In Mathematik GKs gibt es zwei Hauptprobleme meiner Meinung nach.

    1.) Mangelnde Anstrengungsbereitschaft. Auf NRW GK Niveau kann jeder durchschnittlich intelligente Schüler mit üben sicher eine 3, vermutlich sogar eine 2 erreichen, für die 1 braucht es noch ein bisschen Verständnis. Trotzdem sind die Abiturdurchschnitte mit 7,2 (Gymnasium) und 4,8 (Gesamtschule) Punkten die schlechtesten aller Fächer, weil insbesondere die Grundlagen (hilfsmittelfrei, Standardaufgaben mit Taschenrechner wie z.B. P(X<10) in der Stochastik ausrechnen, etc.) nicht beherrscht werden.

    2.) Textumfang. Es ist ein schlechter Witz, dass ich im Mathematik Abitur mehr Text verteile, als in Geschichte und in Geschichte bestehen noch Auswahlmöglichkeiten. Ich habe schon mathematisch unglaublich fitte Schüler einfach am Textumfang scheitern sehen (insb. Seiteneinsteiger, für die Mathe oft eine sichere Bank war, aber bei 10+ Seiten Text hört es dann halt irgendwann auf und der mathematische Anspruch an und für sich war teilweise unterhalb der Nachweisgrenze).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Abi mit 3,3; 1. StEx. mit 2,0; Promotion mit 1,0 (in 3 Jahren, also auch flott).


    Keine Ahnung ob ich inselbegabt bin oder nur quasi keinen Bock hatte in der Schule. Aber durchschnittlich intelligent bin ich, denke ich, schon und hatte gerade mal ne 4,25 im Schweizer System. Und geübt habe ich nullkommanix (was ich im Studium bitter bereut habe).

    Das lässt sich aus den Daten kaum ermitteln, aber nette „Verdeckungspromotion“ :P

  • Soziale Ängste können diesen Effekt unabhängig vom IQ haben, genau wie Traumata. Mit Verweigerung muss das gar nichts zu tun haben.

    Das stimmt wohl, ja. Habe ich in der Ausprägung aber tatsächlich auch noch nie erlebt. Ich hatte schon Jugendliche mit schweren Angststörungen, die am Ende immer noch die 6 im Zeugnis stehen hatten. Bei ausgeprägter Prüfungsangst bin ich durchaus auch bereit mal unkonventionelle Sondersettings zu "erfinden".

  • Das stimmt wohl, ja. Habe ich in der Ausprägung aber tatsächlich auch noch nie erlebt. Ich hatte schon Jugendliche mit schweren Angststörungen, die am Ende immer noch die 6 im Zeugnis stehen hatten. Bei ausgeprägter Prüfungsangst bin ich durchaus auch bereit mal unkonventionelle Sondersettings zu "erfinden".

    Ich glaube, die meisten der Betroffenen kommen gar nicht erst bei dir an.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Abi mit 3,3; 1. StEx. mit 2,0; Promotion mit 1,0 (in 3 Jahren, also auch flott).


    Keine Ahnung ob ich inselbegabt bin oder nur quasi keinen Bock hatte in der Schule. Aber durchschnittlich intelligent bin ich, denke ich, schon und hatte gerade mal ne 4,25 im Schweizer System. Und geübt habe ich nullkommanix (was ich im Studium bitter bereut habe).

    Ich habe tatsächlich selber seit etwa Mitte des Studiums ziemlich ausgeprägte Prüfungsangst. Ich kann dir auch sagen, woher die kommt. Dass ich jetzt im Studium trotz Übelkeit während der gesamten Prüfung der Reihe nach 5er hinwurste, hat auch nen guten Grund. Die Atmosphäre bei den Informatikern in Basel ist einfach sehr gut und darauf lege ich auch als Lehrperson an der Schule grossen Wert. Es kommt nicht selten vor, dass bei mit während einer Prüfung gelacht wird, weil jemand eine "seltsame" Frage hat. Meine Jugendlichen wissen auch sehr genau, was sie lernen müssen und dass auf die Fragen Verlass ist. Das nimmt ne Menge Druck raus. Genau so erlebe ich es auch an der Uni, die Prüfung ist genau so, wie vorher die Übungsaufgaben.

    Einmal editiert, zuletzt von Antimon () aus folgendem Grund: Autokorrekturkorrektur

  • Was soll das sein?

    Weil es – je nach Sektor/Feld/Gebiet – die Regel gibt, allenfalls die Note des letzten Abschlusses im Lebenslauf anzugeben. Dann wird die Note der Dissertation die schlechten Vornoten „verdecken“. Die Zulassung zur Promotion bedeutet i.A., dass die vorhergehenden Note auch eher im sehr guten Bereich war (kommt aber auf die Zulassungsvoraussetzungen in der Promotionsordnung und den auswählenden Lehrstuhl bzw. in den USA die Universität bzw. bei Graduiertenkollegs deren Zulassungskritierien an). Etwas anderes gilt dann, wenn das HR System verlangt, alle Noten einzugeben. Etwas anderes gilt auch dann, wenn es spezielle Auswahlkriterien gibt: Summe der Noten Abi+VD+Diplom <= 4.0 bei McKinsey (inzwischen abgeschafft afaik), summierte Punktzahlen der Staatsexamina bei Juristen (Großkanzleien haben teilweise noch Zusatzregeln mit LL.M./Dr. iur.) etc. pp.


    Es gibt ferner die unsinnige Heuristik, dass man nur Noten besser als 3.5 (GPA) in den USA angeben soll, obwohl das stark von der HS/dem College/der Universität abhängig ist. Ab 2-5 Jahren im Beruf dann nicht mehr (auch ein Zeugnis von „Erfahrung“). Aber häufig kann man subtile Marker setzen, beispielsweise vermerke ich bei mir, dass ich zum Netzwerk der Abiturbesten eingeladen wurde, dann erübrigt sich die Frage nach der Abiturnote.


    Fachbereiche schauen durchaus darauf, bei wem, zu welchem Thema usw. die Promotion vollzogen wurde. Das kann durchaus zu einer Negativmarkierung führen (unbeachtlich der Note).

  • beispielsweise vermerke ich bei mir, dass ich zum Netzwerk der Abiturbesten eingeladen wurde, dann erübrigt sich die Frage nach der Abiturnote

    Das interessiert in unserem Beruf niemanden. Ansonsten, ja... In der Chemie ist die Standardnote für die Promotion 1.0 magna cum laude. Für weniger muss man sich echt Mühe geben. Mein Chef hat mich für das summa cum laude vorschlagen wollen. Ich habe ihn ausgelacht und ihm erklärt, ich hätte keine Lust mich ernsthaft auf die Prüfung vorzubereiten. Ausserdem würde es ohnehin niemanden intetessieren. Siehe oben.

  • Hab ich nur den Eindruck, dass hier eine tolle Leistung schlecht geredet wird? Wenn ja: Warum macht man sowas?

    Wie kommst du darauf? Ich bin selbst in der Chemie promoviert. 1. liegt die Promotionsrate in diesem Fach bei um die 90 % und 2. ist es einfach so, dass am Ende fast alle mit magna cum laude rausgehen. Ich kenne exakt 2 Personen, die ein cum laude geschafft haben, das ist echt fast eine "Leistung". Insgesamt liegt die Promotionsrate in der Bevölkerung aber bei irgendwas um die 1.5 %, insofern ist natürlich jeder Doktortitel grundsätzlich etwas besonderes.

  • Das interessiert in unserem Beruf niemanden. Ansonsten, ja... In der Chemie ist die Standardnote für die Promotion 1.0 magna cum laude. Für weniger muss man sich echt Mühe geben. Mein Chef hat mich für das summa cum laude vorschlagen wollen. Ich habe ihn ausgelacht und ihm erklärt, ich hätte keine Lust mich ernsthaft auf die Prüfung vorbereiten zu wollen. Ausserdem würde es ohnehin niemanden intetessieren. Siehe oben.

    Das kann ich nicht beurteilen, was in der Chemie üblich ist. Das ist aber nicht unüblich, dass sich die Noten auf 1,x bewegen oder selbst eine 2,x (weit) überdurchschnittlich sein kann. In der BRD ist Art. 33 II GG zu beherzigen, daher sind Noten nicht irrelevant. Bei Beamtenbeförderungen kommen Konkurrentenklagen durchaus vor. Ansonsten, kommt es immer auf den Bereich an, wie auf Noten geschaut wird.

    Hab ich nur den Eindruck, dass hier eine tolle Leistung schlecht geredet wird? Wenn ja: Warum macht man sowas?

    Ob das eine "tolle Leistung" ist, kannst du mangels Sachverstand nicht beurteilen. Es ist Threadthema das Niveau einer als schwierig dargestellten, aber einfachen Mathematik Klausur einzuordnen, daraus folgte eine Diskussionen über Noten. Wie Leistungen dann am Ende einzuordnen sind, ist insbesondere ein rekurrierendes Thema im akademischen Bereich und unter WiWis.

  • Ob das eine "tolle Leistung" ist, kannst du mangels Sachverstand nicht beurteilen

    Ein Dr. rer. nat. ist ganz grundsätzlich eine herausragende Leistung. Es ging jetzt gerade aber um die Note und da ist es nunmal speziell in der Chemie so, dass die 1.0 keine Differenzierung zwischen den Absolventinnen und Absolventen zulässt weil es halt die Standardnote ist. Insofern taugt das Beispiel auch nicht dafür ausdrücken zu wollen, man habe sich vom Diplom zur Promotion in der Leistung gesteigert.


    Wenn ich mich selbst notenmässig einschätzen sollte, glaube ich, dass meine 5en in der Informatik recht gut passen. Bewertet wird das, was ich auf das Prüfungsblatt schreibe, nicht was grundsätzlich in meinem Kopf ist. Für den elenden Zustand vor und während der Prüfung bin ich mit einer 5 sehr zufrieden. Ich habe da währenddessen immer mal wieder das dringende Bedürfnis einfach aufzustehen und zu gehen.

  • Da fällt mir was ein, was ich tatsächlich mit meinen Lernenden mache. Ich weiss, du bist kein grosser Fan von Stöchiometrie … aber das Lustige daran ist, dass sie für mathematische Aufgaben gut geeignet ist 😂 Ich bringe meinen Lernenden tatsächlich bei, wie man stöchiometrische Koeffizienten mit einem Gleichungssystem bestimmen kann - das hätte ich mir als Schüler auch gewünscht, dann wären mir solche Aufgaben leichter gefallen 😂 Das sieht dann so aus:


    Ich kenne die Herangehensweise, habe es aber noch nie im Unterricht gezeigt. Vielleicht versuche ich es mal als Alternative zum "Kügeli zählen" anzubieten. Ansonsten sind das Aufgaben, die irgendwann wirklich auch meine schwächsten Schülerinnen und Schüler lösen können. Wenn ich dann nachfrage, warum wir das eigentlich machen... Ich fürchte, dann habe ich schon so um die 10 % Verlust.

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