Nur Klassen 1 & 2 unterrichten

  • Wenn ich in 1/2 unterrichte und vorher schon in 3/4 Erfahrung habe, dann weiß ich, worauf ich hinarbeiten muss und wo die Schwerpunkte liegen. Wenn ich eine 3. Klasse übernehme, dann habe ich Verständnis zu dem, was in 1/2 möglich und nicht möglich war.

    Im Zuge von Integration und Inklusion braucht man einiges aus 1/2 auch für den Unterricht in 3/4, weil Kinder langsamer lernen, größere Schwierigkeiten aufweisen oder als Seiteneinsteiger (heißt angeblich offiziell so) von außen, also zugezogen aus einem nicht deutschsprachigen Land, in den Unterricht kommen.


    Da braucht man Alphabetisierung und den Aufbau des Zahlsystems auch in Klasse 3 oder 4 und es ist hilfreich zu wissen, was generell die schwierigeren Themen sind, sodass es viel Begleitung braucht, und was eher auf Übung beruht und schneller selbstständig läuft.


    Ob es DaZ-Kinder sind oder Kinder mit Unterstützungsbedarf, immer braucht man dafür auch spezielle Kenntnisse, aber das Handwerkszeug aus Klasse 1/2 ist eine gute Grundlage und entlastet den Alltag ein Stück weit.

  • Bei 2 Schuljahren bin ich mir unsicher, ob man im Fall einer Vollzeitstelle überhaupt auf seine Stunden kommt.

    Auf die Grundschule bezogen:

    a) Man hat in der Grundschule nicht allein 2 Fächer, auch da ist es nicht üblich, dass man auf die studierten Fächer begrenzt bleibt. Die Studienschwerpunkte sind in den Ländern sehr unterschiedlich, einige Länder haben seit vielen Jahren Studiengänge mit sehr viel mehr Fächern, andere haben derzeit auf 2 Fächer reduziert, was bedeutet, dass man sich in der Praxis in mehrere andere Fächer einarbeiten muss.


    b) Die Stunden in der Stundentafel für Klasse 1/2 reichen in meinem BL nicht für eine Vollzeitstelle (28h), da die Kinder in Klasse 1/2 nur zwischen 21 und 23 h Unterricht haben (NDS, es ändert sich in den kommenden Jahren geringfügig). Hat man in der 1.-4. Stunde Unterricht in 1/2, ist man danach im Fachunterricht in Klasse 3/4 eingesetzt. Hat die Schule Förderstunden beantragt und zugewiesen bekommen, können es auch diese sein. Zudem gehen mehr Lehrerstunden in den Ganztag.


    c) Durch weitere Vorgaben des Landes oder Notwendigkeiten an der Schule (Lehrkräftemangel) kann es dazu kommen, dass man in der eigenen Klasse Stunden an eine andere Person (Vertretung) abgeben muss, um in einer anderen Klasse ein Fach zu übernehmen.

    NDS hat eine Regelung, dass in Klasse 3/4 ein Hauptfach an eine andere Lehrkraft gegeben werden soll, entsprechend müssen Lehrer anderer Klassen in diese Klassen wechseln, wodurch das Klassenlehrerprinzip aufgehoben wird.

    Durch Lehrkräftemangel kann es immer dazu kommen, dass innerhalb der Schule eine andere Verteilung notwendig wird. Bei insgesamt 10 Lehrkräften im Team kann dies schnell jede und jeden treffen.

  • Ich glaube, dass die Diskussion über eine Spezialisierung auf die Klassenstufen 1 und 2 am Ziel vorbei geht, weil es in der Praxis nur in Ausnahmefällen möglich ist, solche "Sonderwünsche" von Lehrkräften zu erfüllen.

    Was wir an Grundschulen dringend brauchen, sind Fachkräfte in Deutsch als Zweitsprache, die in speziell eingerichteten Vorklassen selbständig arbeiten können und dürfen.

    Da ist eine Spezialisierung notwendig! Ich als Grundschullehrerin kann die Aufgabe nicht zufriedenstellend meistern, neben den normalen Lernzielen in Deutsch Kindern aus vielen verschiedenen Staaten (die ohne Sprach- und Schriftkenntnisse eingeschult werden) alles das beizubringen, was sie eigentlich als Grundvoraussetzung brauchen.

    Sorry, kein neues Thema. Aber die Ausgangsfrage finde ich schon etwas sonderbar. Wir haben andere Probleme, das sollten auch Studierende merken.

  • Aber zumindest in meinem Bundesland ist 1/2 und 3/4 ein gemeinsamer Studiengang ( ich habe noch Grund - und Hauptschullehramt studiert, dürfte also tatsächlich auch in der Sek I arbeiten, fühle mich aber durch meine Spezialisierung auf 1-4 dafür nicht mehr ohne Weiteres qualifiziert genug, und das ist genau das, was ich meine: wer sich nicht breit genug aufstellt und findet, dass er nur für 1/2 geeignet ist, der wird dem auf Dauer evtl entsprechen, während aber eine SL jederzeit erwarten kann, das 1-4 professionell abgedeckt wird!).

    Nun - auch ich habe GHS studiert - und habe keine Probleme damit, von Klasse 3 bis Klasse 10 zu unterrichten. Klasse 1 und 2 halte ich jedoch für eine sehr komplexe - und überaus wichtige Stufe, die viel Erfahrung (und eben auch Spezialisierung) erfordert. Die Art, wie man in der Eingangsstufe unterrichten kann - und muss - ist vollkommen anders als im restlichen Schulsystem.

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  • Klasse 1 und 2 halte ich jedoch für eine sehr komplexe - und überaus wichtige Stufe, die viel Erfahrung (und eben auch Spezialisierung) erfordert. Die Art, wie man in der Eingangsstufe unterrichten kann - und muss - ist vollkommen anders als im restlichen Schulsystem.

    Damit hast du natürlich Recht, aber: Die "Spezialisten" für Klasse 1 und 2 sind die ausgebildeten Grundschullehrkräfte. Die haben wir schon.

  • In Bayern und Ba-Wü (ich hoffe, für Ba-Wü stimmt es noch) ist es nicht üblich, dieselbe Klasse durchgängig 4 Jahre zu haben. Es findet normalerweise ein Lehrerwechsel nach 2 Jahren statt.

    Ja, nach meiner Erfahrung deutlich üblicher der Wechsel nach 2 Jahren (was ich auch für sinnvoll halte), 4 Jahre dieselbe Klasse begegnet mir nur selten.

  • Ist es bspw. möglich zu sagen, dass man nur die 1.&2. Klasse unterrichten möchte und gibt es Lehrer:innen die das auch so ihr ganzes bzw. große Teile ihres Lehrerlebens so handhaben?


    Also...bei uns eher nicht. (Südhessen)


    In meiner GS wird man da eingesetzt, wo man halt gebraucht wird - allerdings kennt die SL ihre Pappenheimer und weiß schon, was die Vorlieben so sind. So bin ich nicht so gerne mit Musik-Fachunterricht in ersten Klassen, weil ich nicht so die Spiel-Tante bin und dann eine Dreiviertelstunde mit den Kleinen echt anstrengt. Ich unterrichte sie aber, wenn es so ist, bekomme aber tatsächlich öfter mal ein Jahr "Erstie-frei", so wie das folgende Schuljahr. Genauso geht es anderen Kolleginnen und Kollegen, die zB in Fächern ihre Wünsche äußern oder sich Klassen wünschen oder Stufen. Es kann passieren, dass die SL da was "schenkt", aber drauf verlassen kann man sich bei uns nicht. Es ist einfach NICHT üblich, sich Klassenstufen rauszusuchen. Als Klassenlehrkraft schon mal gar nicht, weil diese bei uns von 1-4 gleich bleibt. Früher wechselte das nach der 2. Klasse (als ich noch Schülerin an der Schule war), mittlerweile ist das aber nicht mehr so.


    Als Fachlehrkraft äußere ich immer meine Wünsche (Klassen, Stufen) - und manchmal klappt das und manchmal nicht. Ich hatte mir zB diesmal gewünscht, mal die Vierten auf die 5. Klasse in Musik vorbereiten zu dürfen, sowas macht mir großen Spaß. Ich habe zwei dritte Klassen mit vielen Stunden bekommen. So isses halt.


    Wenn du merkst, dass deine Stärken im 1er/2er-Bereich liegen, kannst du das ja kommunizieren. Vielleicht hast du Glück!

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Möglich und üblich ja, ich glaube, fast jede Lehrkraft hat Präferenzen.

    Aber selbst wenn du lieber 1/2 unterrichtest und es schon jahrelang tust, sollte es plötzlich großen Bedarf für 3/4 geben (weil Lehrer in Pension gehen oder so), kann deine Schulleitung dich natürlich dort einsetzen.

  • Teacherteaching22 hat sich seit der Erstellung dieses einzigen Posts nicht mehr gemeldet. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, hier weiter zu antworten…

  • Bei uns (Schule in BW) ist es so, dass solange sich genügend Lehrer für die jeweilige Stufe finden, man es auswählen kann.

    Da es bei uns viele Kolleginnen gibt, die gerne in Klasse 1/2 unterrichten, wird auch akzeptiert, dass andere Kolleginnen wie ich lieber 3/4 unterrichten als Klassenlehrerin.
    Fachunterricht hat man natürlich auch in der Gegenstufe.

    Ich unterrichte nun seit 2013 als Klassenlehrerin 3/4 und bin darüber auch sehr froh.

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