Lehramtsstudium abbrechen - absolutes Motivationstief

  • Dass Erst- und Zweitsemesterveranstaltungen sich anstrengend anfühlen können ist klar. Neue Materie in einem Umfang, den man aus der Schule nicht gewohnt ist, erscheint natürlich anspruchsvoll. Das ist aber keine wissenschaftliche Tiefe.

    Das scheint vielleicht manchen so. Aber wer ein Studium durchzieht, wird den Anspruch nicht am Einstieg messen, sondern das Gesamtstudium betrachten. Heute wird in vielen Fächern die Diskrepanz zwischen Abiturwissen und Studienbeginn beklagt. Aber das ist eine andere Baustelle.

  • Falls das mit dem „Negieren“ auf mich gemünzt wäre, empfehle ich einfach noch einmal nachzulesen, was ich geschrieben habe. Ergänzend sei aber durchaus erwähnt, dass viele im Lehrerforum nicht unter aktuellen Bachelor- und Masterbedingungen studiert, sondern ältere Studiengänge absolviert haben, bei denen vor allem das Studium für gymnasiales Lehramt oftmals bis auf zwei bis drei Ausnahmen dieselben Scheine und Seminare erfordert hat, wie ein Hauptfachstudium des alten Magisters oder auch des Diplomstudiengangs. Aber das ist vermutlich zu differenziert meinerseits, weil es nicht in die gewünschte Kerbe schlägt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    Jein.
    Ich bin auch für eine objektive Betrachtung und es GIBT Unterschiede, aber dann sollte man auch in seinen Vergleichen fair sein.
    Wenn die Bachelor-/Masterarbeit bei den Lehrämtler*innen nicht berücksichtigt wird: auch nicht bei den Fachwissenschaftler*innen.
    Erziehungswissenschaft, Uni Frankfurt, Einfach-Bachelor:

    BA_Erziehungswissenschaft_HF_2023_08_24.pdf (uni-frankfurt.de)

    Bachelorarbeit: 15 ECTS
    Praktika: 12 + 13, also 25 ECTS-Punkte

    Die Punkte der Bezugswissenschaft (8) und Optionalmodul (8) kann man so oder so sehen, wenigstens das Optionalmodul gehört sicher zu dem, was wegfallen kann.
    Von den 180 ECTS-Punkten bleiben also 124-132 reine Fachwissenschaft. Es ist weiterhin mehr als im Lehramt (wobei ich jetzt keine Muße habe, nachzuschauen, warum du nur auf 240 ECTS ohne Abschlussarbeiten kommst, ich kann mir nicht vorstellen, dass man 60 ECTS-Punkte für BA- und MA-Thesis hat..), aber bitte die selben Maßstäbe nehmen.

  • Aber das ist vermutlich zu differenziert meinerseits, weil es nicht in die gewünschte Kerbe schlägt.

    Du nimmst das zu persönlich. Man kann doch einfach objektiv über Studiengänge und Inhalte sprechen, ohne sich gleich beleidigt zu fühlen. Und objektiv geht die Lehrerausbildung in Hessen und Bayern (um das Studium Grundschulehramt in Bayern ging es in meinem Beitrag) in die breite, nicht in die Tiefe geht und die meisten Studenten genau das studieren, was ihnen der Studienplan vorgibt.

    Dass du persönlich viel und umfangreich studiert hast, mag ja stimmen. Dass Studiengänge früher auch für Grundschullehrer deutlich mehr in die Tiefe gingen, mag auch sein. Weder zu dem einen noch zu dem anderen habe ich eine Aussage getroffen.

  • Und objektiv geht die Lehrerausbildung in Hessen und Bayern (um das Studium Grundschulehramt in Bayern ging es in meinem Beitrag) (…). Weder zu dem einen noch zu dem anderen habe ich eine Aussage getroffen.

    Das ging für mich aus deinem Beitrag eben nicht so eindeutig hervor, wo du pauschal über Lehrämtler geschrieben hattest, ohne zu präzisieren, welche du gerade eigentlich nur meinst.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Von den 180 ECTS-Punkten bleiben also 124-132 reine Fachwissenschaft. Es ist weiterhin mehr als im Lehramt (wobei

    Ja, es ist ungefähr Vierfache des erziehungswissenschaftlichen Anteils im Lehramt. Wie man dabei ernsthaft davon sprechen will (machst du nicht, aber andere), dass im Lehramt ein vertieftes Studium (ausgerechnet) in den Erziehungswissensenschaften stattfindet, erschließt sich mir nicht.

    Zitat

    ich jetzt keine Muße habe, nachzuschauen, warum du nur auf 240 ECTS ohne Abschlussarbeiten kommst, ich kann mir nicht vorstellen, dass man 60 ECTS-Punkte für BA- und MA-Thesis hat..), aber bitte die selben Maßstäbe nehmen.

    Die Regelstudienzeit beträgt 8 Semester (8*30 CP = 240 CP), nicht 10 und Bachelor/Master gibt es auch nicht. In Hessen wird Lehramt noch auf Staatsexamen studiert (außer für berufliche Schulen).

    • Offizieller Beitrag

    Die Regelstudienzeit beträgt 8 Semester (8*30 CP = 240 CP), nicht 10 und Bachelor/Master gibt es auch nicht. In Hessen wird Lehramt noch auf Staatsexamen studiert (außer für berufliche Schulen).

    Ach Danke, das hatte ich nicht mehr bedacht und da ich nicht nachgeguckt habe, nicht auf dem Schirm.
    (Ist es für Gym-Lehramt auch so?!)

    Ich muss zugeben, ich konnte immer (und kann weiterhin) behaupten, dasselbe studiert zu haben, wie die Fachwissenschaftler*innen, es ist in meinen Fächern und in meinem Studiengang nachweislich der Fall. Und ich weiß, dass ich ein sehr breites und vertieftes Wissen (in meinen Fächern) erlangt habe. Allerdings musste ich in den letzten Jahren feststellen, dass ich ein bisschen in meiner Bubble gelebt habe und auch einige Erinnerungen ausgeblendet habe.
    Ich habe zu einer Zeit studiert, wo die Mehrheit der SWS (unsere damalige Einheit) in VL, Übungen oder "Sitzscheinen" abzuleisten war.
    Wer am Ende des Studiums also lügen wollte, hat einfach alle VL des Faches aufgeschrieben. Ich hatte in einem Fach sogar genug "Sitzscheine" aus Seminaren und Übungen, um alles abzudecken, und zusätzlich die VL. In den zwei einhalb (BiWi) anderen Fächern auch einiges an Sachen, aber dort war das Angebot eingegrenzt (à la: nur 2 Seminare in Linguistik pro Semester und 1 davon war JEDES Semester dasselbe :D ).
    Die VL waren nie leer, aber rückwirkend: vermutlich haben sie nicht mal annähernd soviel Plätze gehabt, wie sie offiziell Studierende hätten aufnehmen sollen.

    Mittlerweile gibt es oft keine Anwesenheitspflicht (ich durfte 2x fehlen, das dritte Mal war ich raus) und in MEINEN Fächern halte ich es für eine Katastrophe. Wer sich den Mathe- oder Chemiestoff alleine beibringt, supi, er kann es in der Klausur zeigen.
    Wer in Soziologie oder Deutsch seine Leistungspunkte in einem Referat oder Hausarbeit erlangt und nur 2 mal im Semester da ist, dem fehlt echt einiges an Wissen, seine Punkte hat er/sie trotzdem. Wie man sich am Ende wohl fühlt, weiß ich nicht. Und es hat leider nichts mit Lehrämtler*innen zu tun. In den letzten Jahren habe ich mich über die Lehrämtler*innen aufgeregt, die NICHT in der Lage sind, sich ein Empfehlungsschreiben von irgendeinem Dozenten einzuholen, weil sie wohl nie anwesend genug waren, jetzt war ich dieses Semester in einem reinen Fachseminar (da sitzen keine Lehrämtler*innen drin), 13 Studis laut Anmeldeliste des Kurses, nie waren wir mehr als 6 Studis im Raum, die letzten 2 Mal musste es sogar ausfallen, weil keine*r (außer mir) kam.
    Die Dozentin erzählte mir, dass es leider nicht das einzige Seminar sei, wo es so ist. Es falle halt so auf, weil es ein Spezialseminar in einem Fach mit wenig Studierenden sei. Daraufhin mit befreundeten Lehrenden gesprochen: im Schnitt würde nur ein Drittel der Studis überhaupt zu mehr als 50-60% der Termine kommen.
    Ausnahme: Mathe-Tutorium und Biologie (absolute Anwesenheitspflicht des Faches).

    Tja, so kann man studieren, und auch sogar den Abschluss schaffen. Wie man sich danach vor SuS stellen kann, und den Wert von Bildung vermitteln, weiß ich nicht. Muss ich aber nicht. Ich mache für mich, wie ich es für richtig halte, bin nur frustriert, weil ich auch gerne die Diskussionen mit anderen geführt hätte.

  • Die Regelstudienzeit beträgt 8 Semester (8*30 CP = 240 CP), nicht 10 (…)

    Das bezieht sich auf Lehramtsstudiengänge in Hessen? Denn für BW würde das für keinen Lehramtsstudiengang zutreffen. Die sind- bis auf Grundschullehramt, wo das letzte Semester genau genommen ins Ref integriert ist, um bei der Dauer dennoch gleichziehen zu können- sämtlich 10 Semester lang.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Jein.
    Ich bin auch für eine objektive Betrachtung und es GIBT Unterschiede, aber dann sollte man auch in seinen Vergleichen fair sein.
    Wenn die Bachelor-/Masterarbeit bei den Lehrämtler*innen nicht berücksichtigt wird: auch nicht bei den Fachwissenschaftler*innen.
    Erziehungswissenschaft, Uni Frankfurt, Einfach-Bachelor:

    BA_Erziehungswissenschaft_HF_2023_08_24.pdf (uni-frankfurt.de)

    Bachelorarbeit: 15 ECTS
    Praktika: 12 + 13, also 25 ECTS-Punkte

    Die Punkte der Bezugswissenschaft (8) und Optionalmodul (8) kann man so oder so sehen, wenigstens das Optionalmodul gehört sicher zu dem, was wegfallen kann.
    Von den 180 ECTS-Punkten bleiben also 124-132 reine Fachwissenschaft. Es ist weiterhin mehr als im Lehramt (wobei ich jetzt keine Muße habe, nachzuschauen, warum du nur auf 240 ECTS ohne Abschlussarbeiten kommst, ich kann mir nicht vorstellen, dass man 60 ECTS-Punkte für BA- und MA-Thesis hat..), aber bitte die selben Maßstäbe nehmen.

    Du hast den Master ErWi nicht mitberechnet. 😉 Ich habe das komplette Lehramtstudium mit einem "nur" Bachelor verglichen und selbst da ist schon ein deutlicher Unterschied vorhanden, wie du selbst festgestellt hast.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Das ist wohl sehr unterschiedlich. Ich habe ganz andere Erfahrungen gemacht:


    In meinem Masterstudium, das noch nicht so lange her ist, gab es absolute Anwesenheitspflicht. Wenn man zu oft gefehlt hat (ich meine <10%), war das Modul nicht bestanden und das obwohl es in jedem Modul eine Klausur ggf. Referate oder mündliche Modulprüfungen gab. Man musste seine umfassenden Kenntnisse beispielsweise auch durch gefilmte praktische Sequenzen nachweisen und diese dann in einer mündlichen Prüfung verteidigen.

    Ich habe ein einziges Mal gefehlt in komplettem Studium.

    In meinem Diplomstudium war es deutlich lockerer.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

    • Offizieller Beitrag

    Du hast den Master ErWi nicht mitberechnet. 😉 Ich habe das komplette Lehramtstudium mit einem "nur" Bachelor verglichen und selbst da ist schon ein deutlicher Unterschied vorhanden, wie du selbst festgestellt hast.

    nein, DU hast es nicht herangezogen.
    Und das ist das, was ich geschrieben habe: man soll vergleichen, was vergleichbar ist.
    Und natürlich ist ein 8-semestriges Studium nicht mit einem 6- oder 10-semestrigen Studium.
    Allerdings würde ich behaupten: 6 und 8 sind in dem Fall näher beieinander, weil erster berufsqualifizierender Abschluss (naja, nicht im Lehramt, aber..)

    Man kann es NICHT vergleichen.
    Deswegen ist es so arbiträr, wie mit Seiten-/Quereinsteiger*innen umgegangen wird.

  • Studiere ich Mathe, Geographie oder Erziehungswissenschaften, habe ich schon allein im Bachelor 180CP in seinem Fach studiert.

    Ich kenne keinen Bachelor-Studiengang, auch nicht in den MINT-Fächern, in dem man nicht einen Teil der ECTS

    - entweder in einem Neben- oder Beifach,

    - und/oder in Bezugs- und Hilfswissenschaften,

    - und/oder in einem Studienbereich "Personale Kompetenzen" / "Soft Skills" o. Ä.,

    - und/oder in einem fächerübergreifenden / frei wählbaren Bereich / Studium generale,

    - und/oder in Praktika / Praxisphasen

    erwirbt.

  • Dann sind es eben 130 bis 150 ECTS im Fach. Das ist trotzdem deutlich mehr, als in jedem Regelschullehramtsstudium.

  • Noch pauschaler geht es wohl nicht oder woher nimmst du diese Gewissheit in ihrer Absolutheit, obgleich du von einigen aus diesem Forum wissen könntest, dass sie auch noch einen anderen Studiengang abgeschlossen haben als ein Lehramtsstudium?

    Faktisch ist es aber doch richtig. Kein Lehramtsstudium geht fachlich besonders tief. Wie denn auch?


    Dann sind es eben 130 bis 150 ECTS im Fach. Das ist trotzdem deutlich mehr, als in jedem Regelschullehramtsstudium.

    Du darfst doch nicht das Ego der gymnasialen Menschen angreifen. Also dich selbst auch nicht :D

  • Faktisch ist es aber doch richtig. Kein Lehramtsstudium geht fachlich besonders tief. Wie denn auch?

    .

    Die Behauptung, auf die ich reagiert hatte lautete, dass Lehramtsstudenten nie etwas anderes als Lehramt studiert hätten, was dann erst in einen Kontext zu fachlicher Tiefe gestellt wurde, die als Folge nicht korrekt eingeschätzt werden könne. Kritisiert hatte ich die pauschale und dadurch falsche Aussage, dass Lehramtsstudierende sämtlich (denn Ausnahmen sind bei Pauschalaussagen nicht impliziert) nur dieses Studium kennen würden. Einige von uns kennen sehr wohl auch ein anderes Studium.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Kritisiert hatte ich die pauschale und dadurch falsche Aussage, dass Lehramtsstudierende sämtlich (denn Ausnahmen sind bei Pauschalaussagen nicht impliziert) nur dieses Studium kennen würden.

    Selbstverständlich sind Ausnahmen implizit.

  • Ich habe vor der Bologna-Reform studiert. In Deutsch und Geschichte hatte ich exakt jeweils ein Hauptseminar weniger als im Magister, ansonsten war der ganze Studieninhalt wie beim Magisterstudium. Die Kurse, die wir belegt haben, waren genau dieselben wie die der Magisterstudenten. Von den meisten Mitstudenten wusste ich nicht, ob sie auf Lehramt oder Magister studierten. Das galt auch für die Dozenten. Spielte nämlich auch für die keine Rolle.

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