Vermeintlich sinnloses Nachhilfe-nehmen-müssen durch bessere Note verhindern?

  • a kannst du pädagogisch natürlich alles mögliche entscheiden, auch Leistungssteigerung im 2. HJ, Motivation oder was auch immer. Aber doch nicht die Konsequenz, was andere mit der Bewertung hinterher anstellen. Selbst wenn der Schüler jünger wäre und ihm Prügel drohen würde, kannst du davon deine Notenentscheidung nicht abhängig machen, sondern würdest selbstredend andere Schritte ergreifen!

    Genau das trifft es! Der pädagogische Ermessensspielraum bei der Festsetzung der Leistungsbewertung bezieht sich auf die Leistungsmessung und -beurteilung und gerade nicht auf Begleitumstände außerhalb der Schule. Wir hatten hier auch schon den Fall, dass eine Lehrkraft eine bessere Bewertung als eigentlich gerechtfertigt wäre mit Blick auf einen anstehenden Schulwechsel gegeben hatte...diese ist nach Hinweis auf die Rechtswidrigkeit eines solchen Vorgehens wieder einkassiert worden.

  • Der verarscht dich doch.

    Das kann man nicht ausschließen, aber aus welchem Grund? Den meisten sind die Noten in diesem Fach total egal, egal wie gut oder schlecht.

    Mal abgesehen davon:

    "Der Schüler muss dann Nachhilfe nehmen" gleich zu setzen mit häuslicher Gewalt oder Abschiebung mit Todesstrafe finde ich schon reichlich abwegig. Es ist deutlich näher dran an "Dann kriege ich heute zum Nachtisch kein Eis", willst du dann auch im Zweifelsfall die bessere Note geben, damit der Arme Schüler sein Eis kriegt?


    Ich schrieb:

    "Blödes Beispiel: wenn ich wüsste, dass der Schüler statt Nachhilfe verprügelt würde oder in ein Land abgeschoben würde, wo ihm die Todesstrafe droht, würde ich das nicht so locker sehen mit dem "nicht meine Baustelle". (Blödes Beispiel, aber um den Punkt zu verdeutlichen)"


    Um auf Deine Frage zu antworten:

    Ja, wenn der Schüler dadurch zukünftig einen größeren Lernerfolg hat.

  • Eine Endnote fällt am Ende nicht vom Himmel und wenn die über das gesamte Halbjahr gezeigten Leistungen keiner 3 entsprechen, sehe ich nicht den Grund, warum für diesen Schüler eine Ausnahme gemacht werden sollte.


    Dass du dir viele Gedanken machst, bessert aber nicht die Begründung für die Note. Mit der Leistungsbewertung versucht man, rückzumelden, was derjenige kann. War die Leistung befriedigend oder ausreichend? Das ist die Grundlage für Notengebung.


    Die Note wird nach der Notenbildungsverordnung gebildet (s.o.).

  • Genau das trifft es! Der pädagogische Ermessensspielraum bei der Festsetzung der Leistungsbewertung bezieht sich auf die Leistungsmessung und -beurteilung und gerade nicht auf Begleitumstände außerhalb der Schule. Wir hatten hier auch schon den Fall, dass eine Lehrkraft eine bessere Bewertung als eigentlich gerechtfertigt wäre mit Blick auf einen anstehenden Schulwechsel gegeben hatte...diese ist nach Hinweis auf die Rechtswidrigkeit eines solchen Vorgehens wieder einkassiert worden.


    In Baden-Württemberg ist das wie gesagt anders.
    Hier können sogar Ausnahmen bei der Versetzung gemacht werden wg. Begleitumständen außerhalb der Schule, z.B. Scheidung der Eltern.

  • Um auf Deine Frage zu antworten:

    Ja, wenn der Schüler dadurch zukünftig einen größeren Lernerfolg hat.

    Dein Schüler hätte keinen größeren Erfolg, denn der Erfolg wäre nicht durch Lernen zu Stande gekommen, sondern dadurch, dass er dir irgendeine Story erzählt hat.

    Genau das wird er daraus lernen.

  • Das klingt aber alles Andere als seriös, um ehrlich zu sein. "Deine Leistungen entsprechen einer 5, aber ich gebe dir eine 4, weil du durch die Scheidung deiner Eltern gerade eine harte Zeit durchmachst." ? Gerade eine 4 heißt doch, dass die Anforderungen (knapp) erfüllt wurden, und wenn die Anforderungen in Wahrheit nicht erfüllt wurden, ist das eine Täuschung aller Beteiligten (inkl. nachfolgender Lehrkräfte oder zukünftiger Arbeitgeber), da ich mal davon ausgehe, dass hinter die 4 kein Sternchen mit Zusatz "berücksichtigt private Situation des Schülers" kommt, oder?

    Außerdem - nicht jeder Schüler kommuniziert offen, dass seine Eltern sich scheiden ließen. Bekommt dann derjenige, der das offen thematisiert, die bessere Note, und der, der das im Stillen mit sich ausmacht, nicht? Fair klingt das nicht; von den restlichen Gütekriterien der Testkonstruktion mal abgesehen.

  • Das klingt aber alles Andere als seriös, um ehrlich zu sein. "Deine Leistungen entsprechen einer 5, aber ich gebe dir eine 4, weil du durch die Scheidung deiner Eltern gerade eine harte Zeit durchmachst." ? .

    Für den Fall hätte ich persönlich noch deutlich mehr Verständnis, weil so ein Schüler möglicherweise aufgrund einer temporären persönlichen schwierigen Situation gerade mal nicht in der Lage ist, sich bei einer Arbeit zu konzentrieren und vielleicht gute Chancen bestehen, dass er das im nächsten Jahr in den Griff bekommt.

  • Das klingt aber alles Andere als seriös, um ehrlich zu sein. "Deine Leistungen entsprechen einer 5, aber ich gebe dir eine 4, weil du durch die Scheidung deiner Eltern gerade eine harte Zeit durchmachst." ?

    Du tust so, als hättest du noch nie Schüler Leistungen bewertet.

    Wenn ein Schüler solide Leistungen abliefert, dann aber, weil er mit der Scheidung seiner Eltern nicht klar kommt, erheblich absackt, kann man die pädagogische Entscheidung treffen, im Zeugnis die bessere Note zu geben, obwohl rein rechnerisch die schlechtere passender wäre.

  • Dein Schüler hätte keinen größeren Erfolg, denn der Erfolg wäre nicht durch Lernen zu Stande gekommen, sondern dadurch, dass er dir irgendeine Story erzählt hat.

    Genau das wird er daraus lernen.


    Ich habe ja dargelegt, welche Argumente dafür sprechen, dass der Schüler dadurch einen größeren Lernerfolg (in anderen bzw. den wichtigen) Fächern erzielen würde.
    Ich sehe auch die Argumente, die dagegen sprechen.

    Dazu kann nicht so sicher feststellen wie Du, ob mein Schüler mich anlügt.
    Wenn es so wäre, würde ich Dir zustimmen. Aber ich habe, wie beschrieben, Grund zur Annahme, dass er mich nicht anlügt.
    Fast allen Schülern ist diese Note völlig egal, sie spielt für sie keine Rolle, und wenn, dann nie in solch einem Ausmaß. Daher erscheint es mir sehr weit hergeholt, dass ein Schüler solche eine Story mit der Nachhilfe erfindet. Die wenigen Berufsschüler, die auf der Kippe stehen und unbedingt die bessere Note wollen, versuchen das üblicherweise auf anderen Wegen.
    Wie gesagt, ich kann es nicht komplett ausschließen, aber es erscheint mir sehr unwahrscheinlich.

  • Das klingt aber alles Andere als seriös, um ehrlich zu sein. "Deine Leistungen entsprechen einer 5, aber ich gebe dir eine 4, weil du durch die Scheidung deiner Eltern gerade eine harte Zeit durchmachst." ?


    So ist das in Baden-Württemberg, ob Du und ich das nun richtig finden oder nicht.

  • Dann müsste diese Notenberücksichtigung in allen Fächern stattfinden und wie schon beschrieben sehe ich das gerade bei den Noten 4 und 5 als Problem.

    Sicher. Es ist extrem problematisch, wenn ein Siebtklässler in Mathe eine vier statt einer fünf bekommt, weil er die letzten Wochen vor Ende des Schuljahres einen scheidungsbedingten Durchhänger hatte, aber ansonsten ausreichende Leistungen erbringt. Wo kommen wir denn da hin?!

  • Ich bin überrascht wie emotional manche auf meine Fragestellung reagierten.

    Ich kenne Lehrer, die winken in mündlichen Abschlussprüfungen, in denen es um alles oder nichts geht, wirklich jeden durch.

    Da erscheint mir meine Überlegung bzgl. der vermeintlich schädlichen Nachhilfe, bei der unrelevantesten Note, kein Abschlusszeugnis, nicht versetzungsrelevant usw., eher kurios oder sogar amüsant, aber alles andere als gravierend.


    Ich verstehe die Einwände wg. Fairness - das hatte ja bereits im Ausgangsbeitrag angesprochen, dass es mir widerstrebt eine "Ausnahme" zu machen - wobei es in dem Sinn keine Ausnahme ist, dass bei jedem Schüler mit diesen Umstände diese Überlegung kommen würde.

    Es sind nicht die typischen privaten Ereignisse wie Scheidung der Eltern, schlimmer Unfall von Nahestehenden etc. - deswegen fand ich die Fragestellung originell und dachte Ihr fändet das evt. auch interessant.


    Über die pädagogische Notengebung (wie in B.-W.) kann man natürlich auch mal diskutieren, bzw. hier wurden ja bereits ein paar Argumente genannt, aber vielleicht in einem separaten Thread, um Missverständnissen vorzubeugen.

  • Das klingt aber alles Andere als seriös, um ehrlich zu sein. "Deine Leistungen entsprechen einer 5, aber ich gebe dir eine 4, weil du durch die Scheidung deiner Eltern gerade eine harte Zeit durchmachst." ? Gerade eine 4 heißt doch, dass die Anforderungen (knapp) erfüllt wurden, und wenn die Anforderungen in Wahrheit nicht erfüllt wurden, ist das eine Täuschung aller Beteiligten (inkl. nachfolgender Lehrkräfte oder zukünftiger Arbeitgeber), da ich mal davon ausgehe, dass hinter die 4 kein Sternchen mit Zusatz "berücksichtigt private Situation des Schülers" kommt, oder?

    Wenn beispielsweise die eine Klassenarbeit in dem Zeitraum der schwierigen privaten Situation deutlich schlechter ausgefallen ist, als alle anderen (z.B. 3 mal 2/3 und eine 5 bei guten sonstigen Leistungen) kann man in BW bei schriftlich:sonstiges problemlos die 2 geben, obwohl sich rechnerisch eine 3+ und damit 3 ergibt. Analog geht das auch, wenn statt 4/5 einmal eine 6 geschrieben wird und die sonstigen Noten ausreichend sind.


    Eine Zusatzbemerkung ist nicht notwendig, da die pädagogisch-fachliche Gesamtwertung der erbrachten Leistungen zu der im Zeugnis festgehaltenen Notenbildung geführt hat.

  • Ich verstehe die Einwände wg. Fairness - das hatte ja bereits im Ausgangsbeitrag angesprochen, dass es mir widerstrebt eine "Ausnahme" zu machen - wobei es in dem Sinn keine Ausnahme ist, dass bei jedem Schüler mit diesen Umstände diese Überlegung kommen würde.

    Es sind nicht die typischen privaten Ereignisse wie Scheidung der Eltern, schlimmer Unfall von Nahestehenden etc. - deswegen fand ich die Fragestellung originell und dachte Ihr fändet das evt. auch interessant.

    Ich würde in diesem Fall keine Ausnahme machen, die dir ja sowieso widerstrebt.


    Wenn der Schüler keine Nachhilfe wollte, hätte er sich frühzeitig um bessere Noten in dem Fach bemühen können. Der Ausbildungsbetrieb wird ja im Vorfeld schon etwas zu den Zielnoten gesagt haben.

    Und wenn es dem Schüler durch mehr Einsatz tatsächlich nicht möglich gewesen wäre, die 4 selbständig zu verhindern, ist Unterstützung in dem Fach ja kein Fehler.

  • Man sieht klar auf welcher Seite hier einige stehen.

  • Und wenn es dem Schüler durch mehr Einsatz tatsächlich nicht möglich gewesen wäre, die 4 selbständig zu verhindern, ist Unterstützung in dem Fach ja kein Fehler.

    Jaein.
    Ich bin u.a. aus folgenden Gründen gegen diese Nachhilfe:

    - allgemein halte ich es für kontraproduktiv jemanden, der absolut nicht will, zum Lernen zu zwingen
    - das Fach ist völlig unwichtig für den Abschluss und vor allem die berufliche Zukunft des Schülers
    - es handelt sich ja um einen Auszubildenden, der 2/3 der Zeit schwer arbeitet im Betrieb und das restliche 1/3 in der Berufsschule einen langen Anfahrtsweg hat und 4 von 5 Tagen Nachmittagsunterricht. Da ist kaum Zeit zu einer Nachhilfe zu gehen (womöglich auch wieder mit langem Anfahrtsweg bei einer der üblichen zentralen (kostenlosen) Institutionen wie z.B. dem IB) - die Zeit fehlt dann definitiv zur Erholung und die wichtigen Fächer, also jedes andere!

    - allgemein habe ich bei Schülern, die Nachhilfe genommen haben, keinen positiven Effekt gemerkt. Teilweise fand ich auch die Materialien aus dem Nachhilfe-Unterricht unpassend und Korrekturen fehlerhaft. Diese Schüler waren fast alle aus Vollzeit-Bereichen und keine Berufsschüler. Bei meinen Berufsschülern ist es extrem selten, dass Nachhilfe genommen wird, v.a. aus dem Zeit-Grund. Diejenigen, bei denen das vorkommt, bekommen Nachhilfe in den für die Abschlussprüfung wichtigen Fächern. Die Schüler beurteilen die Nachhilfe meistens als nicht gut. Ich bin natürlich nicht dabei, aber habe noch nie den Eindruck gehabt, dass sich dadurch jemand verbessert hätte und die Vertreter der Institutionen machten auf mich bisher auch einen schlechten Eindruck. Das ist aber womöglich auch eine unfaire Bewertung, weil man mit einem Schüler, der ein Mal in der Woche für eine Stunde kommt abends, nach einem vollen Arbeitstag oder wenn er Glück hatte nur Nachmittagsschule, auch nicht viel reißen kann.
    (Randnotiz: den IB (Internationaler Bund) nennen die Schüler "Idioten-Bude", einerseits selbstironisch auf sich und ihresgleichen bezogen, aber auch weil sie dort irgendwelche (!) Aufgaben bekommen, oder bei ihren eigenen Schulmaterialien, in Fachkunde, von jmd. betreut werden, der nichts davon versteht und ihnen das ganze Unterfangen idiotisch vorkommt. Die machen das deshalb dann auch nur 2-3 Mal. Aber das ist vielleicht ein anderes Thema.)


    Aus diesen Gründen würde ich jedem dieser Berufsschüler von Nachhilfe in diesem (!) Fach abraten (außer alle anderen Fächer wären sichere Einser).

    Im Fall dieses Schülers ist es nun ja auch so, dass er das selbst auf keinen Fall will und vom Betrieb quasi dazu gezwungen wird.

    Im Gegensatz zur Arbeit im Betrieb und Anwesenheit in der Berufsschule wäre das ja auch keine bezahlte Arbeitszeit.
    Ich weiß daher nicht, ob das überhaupt legal ist (bzw. wäre - wenn es im Vertrag stünde, wovon ich nicht ausgehe). Aber das jetzt eher am Rande. Mir geht's ja hauptsächlich darum, wie sich diese oder jene Note auf die zukünftigen Leistungen des Schülers auswirken könnte.

    Heute ging niemand ran, vielleicht erreiche ich nächste Woche ja den Ausbilder um das zu besprechen.

  • Geht es vielleicht darum, dass du ein Problem mit der Nachhilfe hast? Was wäre, wenn dein Schüler nach der Nachhilfe eine bessere Note hätte, vielleicht würde sas etwas über deinen Unterricht aussagen? :flieh: Ich spekulieren nur...


    Warum es in irgend einem Fach egal wäre, keine 3 zu schaffen, verstehe ich wirklich nicht. Sport? Ethik? Kunst? Alles Fächer, in denen man eine 3 schaffen kann.

  • Geht es vielleicht darum, dass du ein Problem mit der Nachhilfe hast? Was wäre, wenn dein Schüler nach der Nachhilfe eine bessere Note hätte, vielleicht würde sas etwas über deinen Unterricht aussagen? :flieh: Ich spekulieren nur...

    :zahnluecke: Da wäre ich sehr froh, wenn die Nachhilfe zu einer Verbesserung führen wurde!
    Bei den Vollzeit Schülern musste ich teilweise Formulare von Ämtern ausfüllen, damit Nachhilfe bewilligt wird, da habe ich auch versucht immer die maximale Anzahl an Stunden rauszuholen für die Schüler. Ich schließe das gar nicht aus, dass das was Nutzen kann. Wie gesagt sind es nicht so viele Schüler, von daher ist die Stichprobe nicht groß. Aber bisher hat's nichts genutzt.


    Warum es in irgend einem Fach egal wäre, keine 3 zu schaffen, verstehe ich wirklich nicht. Sport? Ethik? Kunst? Alles Fächer, in denen man eine 3 schaffen kann.

    Ich verstehe nicht ganz was Du meinst. Natürlich kann man die 3 schaffen, das schaffen ja auch viele. Genau so wie manche 1er und ganz wenige auch 6er.
    Nur in dem Fach ist es quasi egal. Klar, eine schlechte Note im Abschlusszeugnis kann einen schlechten Eindruck machen, aber dieses Fach zählt nicht in die Durchschnittsnote, ist nicht relevant für Bestehen oder Versetzung, es gibt nicht mal eine Prüfung wie in den meisten anderen Fächern im letzten Jahr. Und vor allem: die Betriebe interessiert es kein bisschen.

  • Du schreibst, dass er einen Test machen durfte um seine Note verbessern zu können.

    Dabei hat er sehr gut abgeschnitten. Meiner Logik nach, müsste er dann die bessere Note bekommen, unabhängig der Nachhilfegeschichte. Denn, wenn er dennoch die schlechtere Note bekommt, hätte er sich die Mühe mit dem Test auch sparen können bzw. hättest du ihm diesen gar nicht anbieten sollen/brauchen.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

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