Zeugnisformulierungen GS NRW

  • Ihr Lieben,

    ich bin nun erstmalig als Vater mit Zeugnissen befasst und wundere mich über diese. Auf der ersten Seite werden alle möglichen Aspekte des Arbeitsverhaltens (untergliedert in Leistungsbereitschaft/-vermögen, Zuverlässigkeit und Sorgfalt, Sozialverhalten) bewertet. Soweit so gut.


    Auf den Folgeseiten werden die Leistungen nach Fächern bewertet. Dort wiederum tauchen immer wieder Formulierungen bzw. Bewertungskategorien auf, die bereits auf der ersten Seite Berücksichtigung gefunden haben - also unter Arbeitsverhalten fallen. So wird bei nahezu jedem Fach die Motivation oder Konzentrationsfähigkeit noch einmal separat bewertet.


    Bei Schwierigkeiten mit der Konzentration z.B. taucht dieses Kriterium somit nicht nur auf der ersten Seite zum Arbeitsverhalten auf, sondern praktisch auch in jedem Fach.


    Ist das richtig und üblich?


    Ich persönlich halte das für redundant. Die Wiederholung deselben Problematik bzw. deren Bewertung sorgt dafür, dass die anderen Leistungen proportional weniger ins Gewicht fallen. Aber vielleicht schaue ich da auch zu sehr als Vater und Lehrer einer weiterführenden Schule drauf, wo Arbeits- und Sozialverhalten gesondert gewertet werden.


    Danke Euch für Eure Einschätzung oder Erfahrung

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Du willst es sicher für NRW wissen,


    in NDS ist das Arbeitsverhalten in der Bewertung der Fächer einzubeziehen,

    das geben die Curricula z.T. sehr deutlich vor,

    trotzdem gibt es Bewertungen für Arbeits- und Sozialverhalten auf dem Zeugnis.

  • Danke für die Info. Jetzt ist das die offizielle Gangart in Niedersachsen und ggf. auch NRW. Kannst Du meine Verwunderung bzw. Kritik denn verstehen?

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Es geht ja um Berichts- oder Ankreuzzeugnisse in Klasse 1.


    Bei dir erwecken die Formulierungen den Eindruck, dass etwas doppelt bewertet wurde, weil es bei den Fächern und bei den Bemerkungen für das AV auftaucht.


    Man kann es auch so lesen, dass der Text beim AV dieses von mehreren Fächern zusammenfasst, so wird es in der weiterführenden Schule auch sein,

    während es bei den Fächern genau für dieses Fach steht und ein Kind zum Beispiel in Kunst herausragend mitarbeitet, während es im Sport ausweicht und Leistungen vermeidet. Wenn dies bei den Fächern steht, wäre für Eltern nachvollziehbarer, ob die Leistungen fachlich oder vom Arbeitsverhalten her schwächer oder besser sind.


    Beim gemittelten Arbeitsverhalten würde man womöglich bei diesem Kind zu einer gemittelten Bewertung kommen. Das würde dann so aussehen, als sei alles im Rahmen, ist es ja aber nicht.


    Zu einer doppelten Bewertung kommt es meiner Ansicht nach nicht, eher zu einer doppelten Beschreibung/ Darstellung, einmal allgemein und einmal fachbezogen.


    Wenn es Noten gibt, wird doch die Mitarbeit in den Fächern auch bewertet, was das AV mit einschließt.

    Zudem gibt es im Zeugnis (in NDS) zusätzlich eine Bemerkung zum AV.

    Es ist - neben einer von 5 Standardbemerkungen - auch möglich, dies zu ergänzen. Bei oben beschriebenem Kind könnte man explizit äußern, dass das Arbeitsverhalten in Kinst positiv abweicht … oder dass es im Fach Sport verbessert werden sollte.

  • Ich kann jetzt auch nichts zu NRW schreiben und gehe jetzt mal von den Erfahrungen in meinem Bundesland aus. Doch ich denke, die Bundesländer unterscheiden sich nicht so wesentlich.


    Bei den Berichtzeugnissen in der Grundschule geht es eher um eine Gesamtbeschreibung der Kompetenzen, die das Kind in dem Fach zeigt. Man kann das mehr oder weniger genau machen. Oft gibt es dazu vorgefertigte Wortbausteine, die man dann, wenn sie passen, übernehmen kann.


    Ich sehe die Berichte eher als Beschreibung und weniger als Bewertung. In der Beschreibung erfährt man, wo das Kind steht und wird durch Umschreibungen auf entwicklungsfähige Kompetenzen hingewiesen. Außerdem stehen dann auch wieder Dinge drin, die schon gut erreicht wurden bzw. schon gut klappen. Manchmal wird auch die Begründung angegeben, warum etwas nicht klappt - z.B. wenn es nicht an mangelndem Verständnis liegt, sondern an Dingen, die z.B. mit dem Arbeitsverhalten zusammenhängen.


    In Bayern müssen wir ab Note 4 in den Hauptfächern Empfehlungen zur Förderung geben. Da habe ich schon bei dem einen oder anderen konkrete Hinweise im Bereich Arbeiten und Lernen gegeben.

    Letztendlich sollen die Berichte irgendwie einen Fingerzeig geben, was man in Zukunft optimieren könnte. Deswegen werden auch schriftliche Berichtzeugnisse (an meiner ehemaligen Schule im 1. Halbjahr) durch Lernentwicklungsgespräche ersetzt.

  • Ok, ich verstehe das. Irgendwie knirschte es bei mir schon, als ich den Absatz über die Handhabung des ASV an den weiterführenden Schulen beschrieb.


    Denn eigentlich handhaben wir es auch so, nur dass die ASV in Form von Floskeln unter den Noten angefügt sind und für die allermeisten keine Bedeutung haben (für Versetzung, Bewerbung etc. sowieso nicht).

    Und natürlich werden die ASV auch in den Fachnoten abgebildet, auch bei uns.


    Auf dem GS Zeugnis da auf der ersten Seite sind die ASV nur viel prominenter. Ich muss es nur einfach anders lesen und auch als vorübergehend betrachten.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Vielleicht hilft noch eine andere Beobachtung:


    Gerade zu Beginn formuliert man die Berichte wirklich alle Halbjahre neu oder gravierend um, es tut sich noch einiges.

    In Klasse 4 ist vieles bekannt, da geht es mir eher so, dass ich die Texte übernehmen kann.


    Dazu kommt, dass man zu Beginn Hinweise gibt, was sich ändern könnte. Vorgaben, wie Caro07 es beschreibt, haben wir nicht, aber das Zeugnis soll aussagekräftig sein, den Stand darstellen und ist eben auch ein Instrument der Rückmeldung, neben Elterngesprächen, wo gerade das AV auch schon zur Sprache gekommen sein sollte.


    Ich bin mir sicher, dass Eltern es als Impuls aufgreifen, genau daran zu arbeiten und als Ziel zu setzen, dass es beim nächsten Mal anders im Zeugnis steht. Bei älteren Schüler:innen würde man die Jugendlichen in die Pflicht nehmen, Kinder brauchen da viel Hilfe.

  • 2 Seiten, manchmal auch 3, die Schriftgröße lässt sich verändern (8-12pt, größer geht womöglich auch).


    Von einer Nachbarschule hat ein Kind gewechselt und Ankreuzzeugnisse mitgebracht, das finde ich auch interessant, da werden wir uns sicher noch mal genauer mit beschäftigen. Da waren es glaube ich 4 Seiten.

  • Wie lang sind denn bei euch die Berichtszeugnisse und wer schreibt die ganzen Seiten?

    Exakt 2 Seiten. Geschrieben vom Floskelspeicher mit anschließender menschlicher Feinkorrektur, damit die Redundanzen nicht sofort ins Auge springen. ;

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  • Das Zeugnis für das erste Schuljahr an der Schule meiner Tochter in NRW besteht aus der Frontseite mit den Noten zum Arbeitsverhalten. Das füllt die Seite.

    (Wobei "Noten" so nicht stimmt. Auch hier stehen hinter den einzelnen Punkten vier Felder, von denen eins angekreuzt ist.)


    Die beiden Innenseiten und die hintere Seite beinhalten die verschiedenen Fächer mit jeweils 4 bis 7 Bewertungsparametern. Hinter dem jeweiligen Parameter gibt es vier Felder, von denen eines angekreuzt ist. Das erste Feld entspricht - so lese ich es - einer 1, das letzte Feld entsprechend 5 bis 6. (Ja, ich weiß. Die Transferierung in Noten halten viele für unzulässig oder in die Irre führend)

    Auf der letzten Seite finden sich natürlich noch Siegel und Unterschriften.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Ja, ganz viele Kreuze und Bewertungsmaßstäbe, die ich meiner Tochter nur mit Mühe erklären kann. Das Zeugnis richtet sich null ans Kind.

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  • Während man bei einem Berichtszeugnis je Kind Sätze einfügen oder weglassen kann, ist das bei einem Ankreuzzeugnis vermutlich nicht individuell möglich, sondern eher vorgegeben oder abgesprochen.

  • Für die Lernentwicklungsgespräche haben wir ebenfalls Ankreuzseiten und 4 Stufen. Allerdings haben wir die Stufen so verstanden, dass die ersten beiden Stufen soweit in Ordnung sind (ohne großen Handlungsbedarf), die 3. Stufe einen leichten bis mittleren und die 4. Stufe einen größeren Handlungsbedarf darstellt. Damit es nicht mit Noten verglichen wird, haben wir extra nur 4 Stufen gewählt. (Vorher hatten wir 5 Stufen.)


    Der Unterschied ist, dass der Ankreuzbogen mit dem Kind besprochen wird und sich daraus Ziele ergeben. Er ist kindgerechter formuliert als ein Berichtzeugnis, dessen Sprache sich an die Eltern richtet.

  • @ Palim:

    Ja, die Ziele werden gemeinsam mit dem Kind vereinbart. Idealerweise kommen sie vom Kind selbst. Meist sind es nur wenige Ziele, die noch für das Kind überschaubar sind. Vor dem Gespräch hat das Kind sich selbst eingeschätzt und dafür einen Ankreuzbogen erhalten. So hat man eine bessere Gesprächsgrundlage. Das Lernentwicklungsgespräch wird mit dem Kind in Anwesenheit der Eltern oder eines Elternteils geführt. Zu 1/2 kann ich weniger sagen, in der 3. Klasse klappten diese Gespräche ganz gut - das Kind war diese Gespräche von den vorangegangenen Schuljahren gewohnt.

  • Bei uns (Nds.) finden sich in den Berichtszeugnissen für Klasse 1 und 2 bei den Fächern ausschließlich Beschreibungen der erreichten Kompetenzen sowie bedeutsame Aspekte der Lernentwicklung. Arbeits- und Sozialverhalten finden hier keine Erwähnung. Diese werden ausschließlich in den dafür vorgesehen Feldern beschrieben. So gibt es der niedersächsische Zeugniserlass nach meiner Lesart auch vor (Punkt 5.1.1).

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