Allgemeine Unruhe in der Klasse, dir Kinder können nicht zuhören

  • Es tut mir leid, dass ich so insistiere, aber anscheinend ist es mir wirklich wichtig. Ich verspreche, es nach diesem Beitrag auf sich beruhen zu lassen, sollte sich aus der Diskussion nichts Neues ergeben. In Deinem letzten Beitrag kann es so wirken, als hätte die Lehrkraft die Wahl zwischen "effektiv und zielorientiert" und "diffusen Klassengesprächen". Nun können "effektiv und zielorientiert" nicht die einzigen Gütekriterien in einem pädagogischen Kontext sein. Viele Gewalttaten sind aus Sicht der Gewaltanwendenden vermutlich effektiv und zielorientiert. Ein überspitztes Beispiel zur Illustration: Die CIA verwendete beide Begriffe bei der Verteidigung des Waterboarding. Im pädagogischen (oder generell im menschlichen?) Kontext, muss man meiner Meinung nach jedoch immer wieder neue Gleichgewichte finden, u. a. zwischen Effizienz und Zielorientierung und weiteren Gütekriterien, wie z. B. gegenseitigem Respekt, Förderung des Verständnisses von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Minderheitenschutz etc. Konfliktgespräche im Klassenraum, die ein solches Gleichgewicht anstreben, müssen keineswegs "diffus" sein. Anekdotisch: In meiner Grundschulzeit wurde sehr häufig Tacheles geredet, und die Klassenlehrerin hat das sowohl effektiv als auch respektvoll moderiert. Ich hatte und habe große Hochachtung vor ihr. Ich vermute, das wäre anders, hätte sie mich oder andere an den Pranger gestellt.

    Da gebe ich dir im Grundsatz vollkommen Recht. Ich empfinde die Methode bloß nicht als herausragend menschenunwürdig oder dergleichen. Ja, sie ist ein bissi unangenehm für den Betroffenen, aber das ist ja vermutlich auch so beabsichtigt und im Idealfall der Motivator für eine Verhaltensänderung. Eine besondere "Härte" sehe ich darin aber nicht.


    Wir haben auch andere Wege verfolgt und Klassenratsverfahren durchexerziert, sonderlich gute Ergebnisse hat damit aber keine meiner Klassen erzielt. Jedenfalls nicht bei den notorischen Störern und jedenfalls nicht in den Bereichen, die mir primär wichtig waren. Kleine Konflikte innerhalb der Lerngruppe usw. kann man damit natürlich recht gut auflösen.



    Wie auch immer, wahrscheinlich würde ich eine solche Methode praktisch schon allein deswegen nicht anwenden, weil ich keine Lust auf die empörten Goldstück-Eltern hätte. Aber an sich finde ich sie wie gesagt nicht so schlecht - vielleicht dreht sich der pädagogische Wind ja auch irgendwann mal wieder 😊

  • Wenn die erzeugte Situation dem Kind unangenehm genug ist, dass das unerwünschte Verhalten abgestellt oder verringert wird, sehe ich darn im Prinzip nichts Falsches.

    Den Satz finde ich ziemlich gefährlich, weil man mit genau demselben Argument sehr viel "schwarzpädagogische" Maßnahmen legitimieren könnte.

    Außerdem ist alles andere als sicher, dass das Kind durch eine solche Drohkulisse sein Verhalten abstellen kann (wenn ja erwiesenermaßen offenbar Menschen allgemein so gestrickt sind, dass nicht mal die Todesstrafe abschreckend wirkt). Insbesondere auch noch im Grundschulkontext - je jünger die Kinder sind, umso mehr brauchen sie Hilfestellungen, um überhaupt Verhaltensalternativen zu haben, anstatt sie an den Pranger zu stellen und zu hoffen, dass das abschreckend wirkt.

  • Ich bin kein Grundschulpädagoge, mag also sein, dass es tatsächlich gar nicht zielführend ist.


    Ich erinnere mich, dass ich einmal in der Ecke stehen musste und das schlimm fand, also hab ich zugesehen, dass das nicht nochmal passiert. Würde sagen, das funktionierte, wäre heute aber ebenso verpöhnt. Aber ist natürlich anekdotisch.


    Eigentlich ist mir das Thema auch gar nicht wichtig genug, es breit zu diskutieren, mich hat nur die sofortige Verurteilung einer Methode verwundert, die mein Bauchgefühl gar nicht so verkehrt findet 😊

  • Hm, gehst du dann davon aus, dass die Methode vielleicht bei älteren Schülerinnen und Schülern eine angemessene Methode sei, um unerwünschtes Verhalten zu verändern?

    Wäre es denn für dich eine angemessene Maßnahme, dein Verhalten zu ändern? Also wenn du mit deinem/r Partner/in abends so nach Feierabend zusammensitzt, praktiziert ihr das so, dass dein Gegenüber dir sagt, was du alles falsch machst? Und dann führt das dazu, dass du dir das wortlos anhörst, reflektierst, in dich gehst und dir überlegst, wie du dich vielleicht anders verhalten kannst? Hilfreicher ist vielleicht noch, wenn alle deine Familienmitglieder dir gegenüber sitzen. Und deine Freunde, wenn schon, denn schon... Dann können sich alle gegenseitig übertrumpfen im Spürsinn, was du alles so falsch machst in deinem Leben.

    Man spiele diese Situation mal in Gedanken durch…

    Absurde Situation, oder?

  • Weiß nicht, ob ich die Analogie so passend finde 🤔 Schule ist ein anderes Setting als ein privates Umfeld und es gibt dort klare Verhaltenserwartungen. Wer dagegen verstößt, macht schon objektiv etwas "falsch" und das kann eine Gruppe meines Erachtens ruhig auch rückmelden dürfen. Diese Rückmeldung muss derjenige dann halt ggf. genauso aushalten, wie die Gruppe zuvor das Stören aushalten musste. Empfinde ich wie gesagt als nicht so unverhältnismäßig.


    Ob ich die Methode bei älteren Schülern angemessen fände -> keine Ahnung. Ich hatte ab ca. Klasse 8 selten Probleme mit Verhalten, sondern das war eher so ein Unterstufen-Ding. Da wiederum hätte ich es mir grundsätzlich vorstellen können.


    ....aaaaber: da sich alle anderen hier einig sind, bin ich möglicherweise auch auf dem Holzweg 🤷‍♀️

  • Hallo. Hab nochmal eine Frage, ich hatte ja den ursprünglichen beitrag geschrieben zu der lauten Klasse. Ich habe ja bald UPP in dieser Klasse in Mathe zum Thema Kombinatorik. Ist es normal, dass meine Mentorin garnichts zu meiner Prüfung sagt mit den Worten dass sie garnichts zu meiner Prüfung sagen darf und mir nicht helfen darf? Sie wimmelt jede kleinste Frage ab. Ich weiß, dass Mentoren das eigentlich nicht dürfen, aber ich hab das Gefühl, die Meisten beraten doch irgendwie. Ich hab das Gefühl, meine Mentorin will auf jeden Fall nichts dazu beitragen, dass ich bestehe. Ich hatte damals in meiner Verzweiflung anderen Kollegen erzählt, dass ihre Klasse bei mir eine Katastrophe ist, weil die halt nachgefragt haben, aber dass sie sich bei ihr auch echt schlecht benehmen. Die hat mich auch drauf angesprochen das nicht rumzuerzählen aber es lag halt immer der Fokus darauf dass sie bei mir eine Katastrophe sind. Was sie ja jetzt nicht mehr sind durch mein System. Das ist auch kein Geheimnis an der Schule, wie die Klasse so drauf ist, aber sie tut das immer ab und sagt alles ist okay. Sie setzt auch die kinder trotz fehlverhalten ewig nicht runter an der verhaltensampel und wartet ewig oder redet, aber sie muss ja mit der Klasse auch keine Prüfung mehr zeigen. Sobald ich dann allein in der Klasse bin und drauf achte konsequent zu sein, wandern ganz schön viele an der Verhaltensampel runter. Aber immerhin kann ich dann auch meinen Unterricht machen, nicht so wie vor den Ferien.


    Wie ist eure Erfahrung dazu, dass sie mir absolut garnichts zu meiner UPP Planung sagt? Immerhin wollen die Parallelklassen meine Reihe auch haben und die durchführen. Aber sagen mir trotzdem nichts dazu. Und die Mentorinnen haben irgendwie auch jeweils ne Entlastungsstunde bekommen, weil sie mich noch zur Prüfung begleiten.


    Viele Grüße

  • Ist es normal, dass meine Mentorin garnichts zu meiner Prüfung sagt mit den Worten dass sie garnichts zu meiner Prüfung sagen darf und mir nicht helfen darf?

    Ist das tatsächlich so? Das kenne ich aus meiner Schulform und meinem Bundesland nicht so, muss ich sagen. Da wird ein Prüfungsunterricht nicht anders behandelt wie alle anderen Unterrichtsbesuche auch; also dürfen auch die Ausbildungslehrkräfte den LiV beratend bei der Vorbereitung zur Seite stehen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Heyyyyyyyyy! =)

    Einen herzlichen Glückwunsch!! Wie schön!

    Hat alles so geklappt, wie du es dir gewünscht hast? Auch ohne viel Hilfe von der Mentorin?

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Ich hatte komplett gar keine Hilfe. Die Mentorin hat nichtmals viel Glück für die Prüfung gewünscht und auch nicht zum Bestehen gratuliert. Wenigstens hat sie aber die Klasse auch nicht gegen mich aufgebracht.


    Naja, in Mathe in der unruhigen Klasse hab ich dann ne 5 kassiert, weil die Reflexion und das Forscherplakat erstellen nicht so geklappt hat, denke ich. Ich finde auch immernoch, dass es nicht so die geeignete Klasse zum zeigen von Prüfungen und UB's war, obwohl sie sich in der Prüfung für ihre Verhältnisse super angestrengt haben. Wobei meine Schulleiterin sagte, es war keine 5, sondern eher eine vier, und sie fand es gut, dass ich es ohne Sitzkreis gemacht habe und Einstieg und Reflexion im Plenum gezeigt habe.


    Ich konnte die Note aber zum Glück mit ner 3 in der anderen UPP in Englisch ausgleichen. Und meine Englisch-Klasse ist wirklich toll, da kann man auch ohne Probleme im Sitzkreis mit einer Zielscheibe und Muggelsteinen reflektieren und sie kannten alle Methoden, weil die vorher eingeführt wurden. Sie haben auch so viel englisch wie noch nie gesprochen <3.

  • Ich hab mich per vorzeitigem Listenverfahren beworben und die Stelle ab dem 1.11. angenommen. Dann hab ich aber nichts mehr vom Schulamt gehört und erreiche dort niemanden. Vielleicht wollten sie erstmal abwartem, ob man überhaupt sie Prüfung besteht. Jetzt habe ich die Schule, an der ich gerne arbeiten würde, einfach mal angeschrieben und auch geschrieben, dass sie mir auch im Listenverfahren genannt wurde und dass ich dort gerne arbeiten würde. Ich hoffe, dass es noch klappt mit der Stelle ab dem 1.11. bzw. 2.11.

  • st es normal, dass meine Mentorin garnichts zu meiner Prüfung sagt mit den Worten dass sie garnichts zu meiner Prüfung sagen darf und mir nicht helfen darf?

    1.) Du unterschreibst deine Planung mit dem Zusatz, dass du diese selbständig und ohne fremde Hilfe erstellt hast.

    2.) Kein Mentor/keine Mentorin setzt sich der Gefahr aus, dass beim Nichtbestehen er/sie daran schuld ist.

    Ich habe bei meinen Referendaren/Referendarinnen die Entwürfe am Tag vor der Prüfung erhalten und nur formelle Fehler oder Tippfehler korrigiert, sowie auf logische Brüche im Ablauf hingewiesen. Für alles andere wäre es sowieso zu spät gewesen.

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  • 1.) Du unterschreibst deine Planung mit dem Zusatz, dass du diese selbständig und ohne fremde Hilfe erstellt hast.

    2.) Kein Mentor/keine Mentorin setzt sich der Gefahr aus, dass beim Nichtbestehen er/sie daran schuld ist.

    Ich habe bei meinen Referendaren/Referendarinnen die Entwürfe am Tag vor der Prüfung erhalten und nur formelle Fehler oder Tippfehler korrigiert, sowie auf logische Brüche im Ablauf hingewiesen. Für alles andere wäre es sowieso zu spät gewesen.

    Es ist durchaus Usus, dass die Planungen für die Examensstunden vorab mit den Mentoren (und auch anderen Kollegen) besprochen werden und diese selbstverständlich "ihren Senf dazu geben" können. Das steht auch nicht im Widerspruch dazu, die Planung dennoch selbständig und ohne fremde Hilfe erstellt zu haben. Es gehört zu unserem Berufsbild, sich auch über Planung und Durchführung von Unterricht auszutauschen.


    Mir ist übrigens in all den Jahren noch kein einziger Fall untergekommen, in dem ein Anwärter nicht bestanden hätte, weil der Mentor noch einmal über die Planung drüber geschaut hat. Dir etwa? Wie ich bereits mehrfach hier im Forum schrieb: in den Fällen des Nichtbestehens hatte sich dieses bereits lange vorher in der Ausbildung bereits abgezeichnet und hing oft mit einer gewissen Beratungsresistenz zusammen....also gerade dem Gegenteil von "sich durch Mentoren und Ausbilder unterstützen zu lassen".

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    Der Begriff "ohne fremde Hilfe" ist hier auch nicht ganz zielführend. Die gesamte Ausbildung verläuft schließlich nicht "ohne fremde Hilfe."


    Für mich war es auch immer selbstverständlich, dass ich mir die UPP-Entwürfe meiner LAA(') im Vorfeld angesehen habe und ebenso im Vorfeld die Stundenplanung etc. besprochen habe und auf mögliche Probleme (oder Stärken) hingewiesen habe.


    Ich frage mich auch gerade, welche Qualitäten ein/e Mentor/in gehabt haben müsste - aber eben auch welchen Ausbildungsstand der/die LAA('), wenn durch den Einfluss des/der Mentor/in eine Examensstunde den Bach runtergegangen wäre.

  • Wolfgang Autenrieth meine Mentoren hätten nichtmals nach Rechtschreibfehlern geschaut und auf Brüche erst garnicht hingewiesen. Sie waren vor der Prüfung wie Eisblöcke. Während bei anderen Referendaren sogar die Schulleitungen die Entwürfe gelesen und die Mentoren total geholfen haben und sogar das Thema der Prüfung geändert haben.


    Und ich überlege sogar noch, ob sie Geschenke zum Abschied verdient haben, aber ich glaube, definifiv nein.


    Meine Englisch-Mentorin hatte sogar die ganzen 6 Monate, die ich an der Schule war, keinen Verbesserungsvorschlag (außer sie hat mich mal auf einen Aussprachefehler hingewiesen), weil sie meinen Unterricht total schön fand, selbst auf Nachfrage hat sie gesagt es gibt nichts, was ich besser machen kann, was immerhin dazu führte, dass ich wirklich frei alles ausprobieren konnte. Die Schulleiterin hat dann daraus ne 4 gemacht, weil das auch die Bewertung der Fachleiterin bei den Unterrichtsbesuchen war, weil die mit nichts zufrieden war. Immerhin war es dann in der Prüfung meine erste 3.


    Jetzt hab ich zwar das Ref bestanden, aber es lässt mich nicht los und ich muss sehr viel daran denken, was alles schrecklich und unfair war. Es war insgesamt ein echter Albtraum...

    Mal schaun, ob ich mich irgendwann davon erholen kann.

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