Allgemeine Unruhe in der Klasse, dir Kinder können nicht zuhören

  • Da ich selbst dieses Erzählen vom Wochenende bei 25 Kindern ermüdend finde, schreibe ich bei älteren Kindern ab und zu, aber nicht jede Woche eine Montagsgeschichte ins Geschichtenheft. Die dürfen sie sich gegenseitig oder am nächsten Tag vor der Klasse vorlesen, also wer möchte.

    Die jüngeren Kinder dürfen würfeln. 1 Würfelpunkt bedeutet zum Beispiel: Mit wem hast du gespielt? Wenn das Kind nur diese eine Frage beantwortet hat, kommt schon das Nächste. Das würfelt vielleicht die 2 und hat die Frage: Wo bist du gewesen? Nur diese Frage wird beantwortet. Entsprechend den Würfelpunkten gibt es nur 6 unterschiedliche Fragen. So können sich die Kinder austauschen, es dauert nicht so lange und das Würfeln mit dem großen Schaumstoffwürfel macht Spaß. Dass die Kinder die Fragen anfangs noch nicht lesen können, macht nichts. Sie können sich das schnell merken und es gibt auch einen Aushang, was die einzelnen Würfelpunkte bedeuten.

  • Vielleicht sollte man auch gar nicht so viele unterschiedliche Ruhesignale verwenden. Das wirkt irgendwie verwirrend bis hilflos. Wenn das eine nicht funktioniert, probiere ich das andere... Nimm doch nur 1 und das wird eingefordert. Es sollte ganz klar sein, was es bedeutet und nicht noch ein anderes nehmen und versuchen, ob das klappt.... Eins sollte sitzen. Wer sich nicht daran hält, kommt auf gelb und dann auf rot.

  • Was für tolle Tipps. Wenn ich die hier alle lese, schwanke ich zwischen: "So einen Unterricht möchte ich auch mal machen, schade, dass das bei den Großen nicht machbar ist" und "Gottseidank muss ich nie so einen Unterricht machen". :rofl:

  • Ich schreibe gern die Namen der leisen Kinder an die Tafel, die der lauten nicht. Dann füge ich noch einen Stern hinzu, wenn diese Kinder wieder etwas gemacht haben, was Aufgabe war (zB Stift rausnehmen oder so). Und so gebe ich immer wieder Sterne. Selbst die lautesten, nervigsten 8. Klässler wollen plötzlich dringend etwas richtig machen.

    Am Ende der Stunde wäre es schön, wenn alle Kinder mit mind einem Stern an der Tafel stehen, so ist keiner der Buhmann und jedes Kind konnte sich positiv erleben.

    Schön auch, wenn ein nachfolgender Lehrer die Sternwand bewundern kann.

    Das mache ich allerdings häufig in Vertretungen, in einer eigenen Klasse würde ich es maximal in einer Stunde am Tag machen.

  • Die jüngeren Kinder dürfen würfeln. 1 Würfelpunkt bedeutet zum Beispiel: Mit wem hast du gespielt? Wenn das Kind nur diese eine Frage beantwortet hat, kommt schon das Nächste. Das würfelt vielleicht die 2 und hat die Frage: Wo bist du gewesen? Nur diese Frage wird beantwortet. Entsprechend den Würfelpunkten gibt es nur 6 unterschiedliche Fragen.

    Mega. Eine tolle Idee! Das würde ich gerne, sprachlich abgewandelt, für meine Englisch-Klassen mal nutzen.

    Diese dürfen momentan Spielkarten ziehen, auf denen eine Frage steht, wie: "What's the weather like today?" oder "What are you wearing today?" und sowas - aber die Spielkarten sind in der Herstellung anstrengend und natürlich nach einer Weile dann auch abgegriffen. So ist das nachhaltiger und es ist ebenfalls ein Glücksspiel, wer welche Frage kriegt. Sehr cool! Nimmst du dazu einen großen Schaumstoff-Würfel oder hat jedes Kind einen eigenen in der Hand?

    Was für tolle Tipps. Wenn ich die hier alle lese, schwanke ich zwischen: "So einen Unterricht möchte ich auch mal machen, schade, dass das bei den Großen nicht machbar ist" und "Gottseidank muss ich nie so einen Unterricht machen". :rofl:

    Alle Schulstufen haben so ihr Manko und ihre schönen Seiten, das ist ja klar. Ich persönlich hatte einen unbefristeten Vertrag an einem privaten Gymnasium - und habe in der Probezeit gesagt, dass ich das nicht weitermachen werde. So habe ich also deinen Gedanken irgendwie andersrum. :D


    Der Grundschulunterricht ist unglaublich vielseitig und farbig, man muss sich viele Gedanken machen, wie man das an die Kinder heranbringt und der "Sack Flöhe" ist durchaus berechtigt. Ich war zu Anfang meiner Lehrerzeit nach den Schulstunden SO "hirnlich" fertig, dass ich zu Hause eine halbe Stunde auf die Wand starrte, ohne es zu merken. Der Fokus ist unglaublich anstrengend, wirklich jedes Kind zu sehen, zu erwischen, dass keins hinten runterfällt. Gerade auch, weil die Kinder das Gesehenwerden so brauchen. Es ist turbulent und sehr fordernd. Trotzdem mag ich die Arbeit mit den Kleinen lieber, weil sie so direkt und noch recht frei ehrlich sind. Natürlich gibt es auch unter den Kleinen schon Taktierer, aber es sind sehr wenige. Das ändert sich halt, je älter sie werden, so mein Eindruck.


    Und was ich auch sehr mag, ist die Liebe, die diese Kinder mitbringen, wenn man mit ihnen gescheit umgeht. Ich bin sehr, sehr straight, lasse nichts durchgehen, werde aber nicht als streng empfunden, sondern innig geliebt. Das tut einfach gut und mildert die Anstrengung, die man mit den Kleinen oft hat. Man definiert sich natürlich nicht dadurch, aber es ist ein nettes Gimmick in der Arbeit, die schon wirklich fordert.


    Die Sek-Stufen fordern dann einfach auf andere Weise - und bestätigen auf andere Weise. Da rennt dann kein Neuntklässer auf einen zu und umärmelt einen, aber es gibt andere schöne Momente, die einen lächeln lassen.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Leider nicht wirklich außer dem altbekannten Spiel "Die Stadt schläft", auch bekannt als "Daumendrücken". Ich erkläre es kurz für eventuelle Neue:

    Die Kinder legen auf das Kommando "Die Stadt schläft" ihren Kopf auf ihren Tisch und schließen die Augen. Sie strecken einen Arm vor und heben den Daumen. Vier Kinder schleichen herum und jeder drückt bei einem "schlafenden" Kind den Daumen runter. Dann stellen sie´ch die vier Kinder vorne auf, ich sage "Die Stadt erwacht" und die Kinder, bei denen gedrückt wurde, stellen sich hinter das Kind, von dem sie vermuten, dass es bei ihnen gedrückt hat. Stimmt das, sind sie in der nächsten Runde dran, stimmt es nicht, ist das andere Kind nochmal dran.


    Ich hatte mal eine Klasse, die wollte immer das Spiel "Toter Fisch" spielen, das ist extrem simpel. Keine Ahnung, ob sie das selbst erfunden haben, oder ob das ein bekanntes Spiel ist. Alle liegen am Boden, ohne sich zu bewegen, wie ein toter Fisch. Wen ich beim Bewegen erwische, der scheidet aus und muss sich wieder auf seinen Platz setzen.


    Eine schöne Stille- und Achtsamkeitsübung ist auch, gemeinsam ein Mandala auf den Boden zu legen, ohne sich zu besprechen. Man legt Materialien (Stifte, Bauklötze, Rechenplättchen etc) bereit und die Kinder sitzen im Kreis. Ohne zu sprechen kommt ein Kind nach dem anderen dran, eine Sache in den Kreis zu legen. Sie sollen, wenn möglich, ein schönes Muster oder Mandala gestalten.

  • Um Ruhe in eine erste Klasse zu bringen, mache ich persönlich es so ähnlich wie Zauberwald mit ihrer Ampel.

    Der dreimalige Gong ist mein Ruhesignal, danach sind die Arme verschränkt und alle sitzen zuhörbereit am Platz. Ich habe eine Verhaltensleiter. Wenn das klappt, kommt der Name des Kindes nach oben. Wer am Ende vom Tag oben ist, bekommt einen Strich, bei 10 Strichen gibt es eine mini Belohnung (Sticker oder so).

    Man kann auch nach unten abrutschen.


    Die Kinder, die erst gar nicht merken, dass sie noch laut sind, sehen es quasi visualisiert vor sich, wenn ich an der Verhaltensleiter stehe und nach und nach Kinder hoch schiebe. In der Regel passen sie ihr Verhalten dann auch immer öfter an, da sie auch nach oben möchten.


    Mich nervt so ein System ja immer ziemlich schnell, aber das Gute ist, dass es auch an Bedeutung verliert, wenn die Klasse dann mal besser ruhig arbeiten kann. Irgendwann schleicht sich das dann von selber wieder aus. Ich denke dann selbst nicht mehr dran, ständig beim Gongen zur Verhaltensleiter zu gehen, weil es ja schneller leise wird, und die Kinder merken das auch nicht, weil sie ja in der Regel eigentlich lernen wollen und nicht warten.

  • Alle Schulstufen haben so ihr Manko und ihre schönen Seiten, das ist ja klar. Ich persönlich hatte einen unbefristeten Vertrag an einem privaten Gymnasium - und habe in der Probezeit gesagt, dass ich das nicht weitermachen werde. So habe ich also deinen Gedanken irgendwie andersrum. :D

    Neee, Gymnasium wäre mal so überhaupt gar nicht nie was für mich :lach:

  • Neee, Gymnasium wäre mal so überhaupt gar nicht nie was für mich :lach:

    Ach, sehe grad, was du im Profil hast. :D


    Du hast dafür den ungemeinen Vorteil, dass deine SuS auch selbständig arbeiten. Meine Partnerin ist Englischlehrerin an einer Fachschule für Soziales und wenn die SuS ihre Aufgaben bearbeiten, hat sie quasi ne Ruhephase. Das gibt es in der GS nie. :D


    Ich bin aber echt gern bei den Kleinen. Viel Arbeit, aber auch viel Spaß.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Ich musste es bis jetzt jedesmal abbrechen, das kann ewig gehen ;)

    Anruf einer Mutter: "Ähm...meine Tochter ist nicht von der Schule heimgekommen, ich mache mir Sorgen..."
    Beim Nachgucken 23 Nachrichten auf der Schulbox...

    OH GOTT, ich hab das Spiel nicht beendet!!!

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

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