Fehlendes Verständnis beim Vorstellungsgespräch oder der SL- immer so?

  • Ich hab zwei kleine Kinder, die noch im Vorschulalter sind und hatte schon beim Bewerbungsgespräch für den Seiteneinstieg, in manchen Bundesländern Obas genannt gefragt, ob ich auch auf 70 Prozent runtergehen kann.

    Ich greife das Thema nochmal auf, weil ich es gerade von jemand anderem im Forum gelesen habe.

    Damals wiederholte die Schulleitung mantraartig, dass ich doch bitte erst einmal Vollzeit arbeiten solle.

    Meine Bitte wurde komplett ignoriert. Ich hab dann im Laufe des Schuljahres trotzdem Teilzeit eingereicht und Recht bekommen.


    Hab dann von einer anderen Seiteneinsteigerin gehört, ihr ist das mit ihrem pflegebedürftigen Vater auch passiert.

    Laut Pflegekasse hätte sie aber gar nicht auf 100 Prozent gehen dürfen, da sonst die Pflege nicht gedeckt werden würde.

    Ich frage mich mittlerweile ernsthaft, ob das Unverständnis im Lehramtsbereich bei Vorgesetzten wirklich so gang und gäbe ist, was Kinder und pflegende Angehörige besteht?

    Im letzten halben Jahr sind meine Kinder ständig krank geworden und ich bekam permanent genervte Blicke von der Schulleitung, wenn die Kita anrief.

    Ich habe es mir doch aber auch nicht ausgesucht.

    Meine Eltern leben in Niedersachsen und meine Mutter pflegt dort meine Großeltern.

    Vom Gefühl her würde ich sagen, dass die Arbeitgeber fast mehr Verständnis haben für die Pflege, als meine Schulleitung, wenn die Kinder krank werden.

    Und ich höre das von anderen Lehramtskollegen auch.


    Warum ist das so? Ich dachte in unserem Bereich müsste man gerade Verständnis haben?

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    Warum ist das so? Ich dachte in unserem Bereich müsste man gerade Verständnis haben?


    WARUM?!

    "In unserem Bereich" arbeiten genauso Menschen wie woanders.
    Und ehrlich gesagt: "in unserem Bereich" sind sogar die direkten Vorgesetzten nicht mal mit Personalarbeit betraut. Klar, in den letzten Jahren stand die professionelle Kommunikation immer mehr auf dem "Anforderungszettel", aber die wenigsten haben irgendeine Vorbildung in dem Bereich, sind also nur Menschen.
    Und ob ich eine große Empathie für meinen vom Leben geplagten Schüler und die Lernschwierigkeiten einer Schülerin habe, sagt doch nichts darüber aus, wie ich - selbst unter Sachzwängen der Unterrichtsabdeckung stehend - in einer weisungsbefugten Position reagiere.

  • Warum ist das so?

    Weil das Schulsystem keine Reserven für den Ausfall bereit hält, viele Schulen sind ja nicht mal zu 100% versorgt.


    Jeder Ausfall zieht dann Vertretungen nach sich, die die SL organisieren muss - aus dem Nichts oder zumindest aus einem sehr kleinen Pool und sehr geringen Möglichkeiten, bei gegebenen (Betreuung für 5 Zeitstunden) oder steigenden (Ganztag) Anforderungen.


    Etwas anderes ist, dass SL über die Einstellungsmodaliäten nicht genug informiert sind/ werden.

  • Weil das Schulsystem keine Reserven für den Ausfall bereit hält, viele Schulen sind ja nicht mal zu 100% versorgt.


    Jeder Ausfall zieht dann Vertretungen nach sich, die die SL organisieren muss - aus dem Nichts oder zumindest aus einem sehr kleinen Pool und sehr geringen Möglichkeiten, bei gegebenen (Betreuung für 5 Zeitstunden) oder steigenden (Ganztag) Anforderungen.


    Etwas anderes ist, dass SL über die Einstellungsmodaliäten nicht genug informiert sind/ werden.

    Ja, aber schon beim Vorstellungsgespräch? Das ist doch sehr seltsam.

  • Setze ich einen Bewerber (m/w/d) unter Druck, doch bitte Vollzeit zu arbeiten, und sei es aufgrund dünner Personaldecke noch so nachvollziehbar, muss ich im Jahr 2024 damit rechnen, dass er die Stelle ablehnt und nach einer Alternative Ausschau hält oder überlegt, ob nicht doch ein Gehalt in der Familie ausreicht. Ob die Schule davon wiederum etwas hätte? Fraglich.

  • Mein Frau hat die letzten Jahre als "Aushilfslehrkraft" (sie hat beide Staatsexamen) an einer Schule gearbeitet (Teilzeit). Nach einer bestimmten Zahl von Jahren darf sie nicht weiter beschäftigt werden, da sie sonst Anspruch auf eine Planstelle haben könnte. Also hat sie sich als "freie Bewerberin" um eine Anstellung beworben.

    Gespräch mit einer Dame vom Ministerium lief dann so, dass meine Frau

    a) zunächst mal keine Teilzeit machen könne weil

    b) sie 2 Jahre Probezeit hätte (nochmal: meine Frau arbeitet seit mehreren Jahren an einer Schule in Teilzeit und hat beide Staatsexamen bestanden).


    Ende vom Lied: Das Ministerium wird ohne meine Frau auskommen müssen, da diese kein Verlangen nach sowas verspürt und wir es finanziell nicht brauchen. Wenn die das bei mehreren Leuten so machen, brauchen sie über Lehrermangel nicht mehr klagen.

  • Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich vermutlich die Schulform wechseln möchte.

    Es gab zwar keine Beschwerden, aber ich merke, dass mich die Arbeit mit älteren Schülern weniger zufriedenstellt.

    Ich befürchte schon, dass das Schulamt nicht begeistert ist.

    Geht das nicht, ziehe ich den Joker, dass ich mich einfach im angrenzenden Bundesland bewerbe.

    So einfach.Ich weiß nicht, ob man sich diese Trotzhaltung im Jahr 2024 noch leisten kann, Lehrer so zu vergraulen.

    Dein Fall ist nicht der erste.

    Ich hab das auch von anderen Kollegen gehört.

    Ist nur doof über Lehrermangel zu jammern und dann alle zu vergraulen, die es noch machen würden.

  • Es ist leider so, je schlimmer der Lehrermangel wird desto mehr werden die Daumenschrauben in Sachen Teilzeit angezogen. Es gibt ja generell schon in vielen Bundesländern Regelungen, dass anlasslose Teilzeit sind mehr durchgeht und da das offenbar nicht reicht, muss man sich leider nicht mehr wundern, wenn auch bei Leuten, denen Teilzeit aufgrund von Familie, Pflege, usw. zusteht, Druck ausgeübt wird in Vollzeit zu arbeiten. Dass das nicht die richtige Stellschraube ist um langfristig irgendwas an der Personalsituation zu ändern... joah, das merken irgendwie alle bis auf die Verantwortlichen in den Ministerien.

  • Ich dachte in unserem Bereich müsste man gerade Verständnis haben?

    Naja, Verständnis geht in beide Richtungen.


    Genauso wie eine SL und Kollegen in gewisser Weise Verständnis für die Belastung von Elternkollegen haben sollten, haben diese hoffentlich auch Verständnis dafür, dass von ihnen das normale Arbeitspensum (abhängig von der Teilzeitquote) erwartet wird.


    Davon zu trennen sind dann noch einmal durch Gesetze und Verordnungen festgeschriebene Rechte. Die übrigens selten absolut festgelegt sind, sondern oft eine Einschränkungsmöglichkeit haben.


    Laut Pflegekasse hätte sie aber gar nicht auf 100 Prozent gehen dürfen, da sonst die Pflege nicht gedeckt werden würde.

    Das ist eine Sache zwischen der Pflegekasse und dem Pflegenden.

    Die SL hat nicht die Aufgabe rechtliche Aspekte der Lehrer außerhalb des Dienstverhältnisses zu regeln und zu überwachen. Das muss man schon selbst tun.


    Natürlich wäre es nett und freundlich von der SL Kollegen auf Fallstricke hinzuweisen, wenn man sie diese sieht.


    Damals wiederholte die Schulleitung mantraartig, dass ich doch bitte erst einmal Vollzeit arbeiten solle.

    Ist doch verständlich. Als Seiteneinsteigerin kannst du dich nur bewerben, weil nicht nur landesweit ein eklatanter Mangel in mindestens einem deiner Fächer herrscht, sondern auch an deiner Schule. Natürlich will die Schule den Mangel so weit wie möglich schließen und hat dementsprechend Interesse daran, dass du Vollzeit arbeitest.


    Meine Bitte wurde komplett ignoriert. Ich hab dann im Laufe des Schuljahres trotzdem Teilzeit eingereicht und Recht bekommen.

    Darum musst du nicht bitten, sondern das einfach bei der Stellenannahme beantragen.

  • Als ich mit dem Seiteneinstieg anfing, war mein jüngeres Kind noch in der Grundschule.

    Teilzeit wurde überhaupt nicht hinterfragt, ich habe das während der Ausbildung und noch danach gehabt, war nie ein Problem und da hat nie jemand doof gefragt. Soviel zum Thema: Sind die alle so. Nein, sind sie nicht. Es ist zumindest bei meiner SL bekannt, dass man Leute nicht über ihre Kapazitäten hinaus einspannen kann.


    Familie ist ein ausreichender Grund für Teilzeit. Ja, inzwischen ist es etwas schwieriger, die voraussetzungslose Teilzeit zu bekommen, aber darum geht es bei dir ja nicht.


    Es gibt sogar Leute (viele), die gehen in Elternzeit (sogar Männer), und was kann die Schule machen: Nüscht.


    Ich kann deinen Ärger verstehen und drücke dir die Daumen, dass du andere Erfahrungen machen wirst.


    Allerdings ist Verständnis das eine und die Unterrichtsabdeckung das andere. Das stresst ja auch dich. Da musst du schon irgendeine Lösung finden. Das ist schwierig, ich weiß. Aber die Lösung heißt nicht nur "Verständnis durch die Schulleitung".

  • Es ist leider so, je schlimmer der Lehrermangel wird desto mehr werden die Daumenschrauben in Sachen Teilzeit angezogen. Es gibt ja generell schon in vielen Bundesländern Regelungen, dass anlasslose Teilzeit sind mehr durchgeht und da das offenbar nicht reicht, muss man sich leider nicht mehr wundern, wenn auch bei Leuten, denen Teilzeit aufgrund von Familie, Pflege, usw. zusteht, Druck ausgeübt wird in Vollzeit zu arbeiten. Dass das nicht die richtige Stellschraube ist um langfristig irgendwas an der Personalsituation zu ändern... joah, das merken irgendwie alle bis auf die Verantwortlichen in den Ministerien.

    Na, ja ich kanns aber einfach nicht machen.

    Ich verstehe das noch, wenn ein Single Teilzeit gehen will, weil er dann mehr von seiner Lebenszeit hat und dann die SL gefrustet ist.

    Aber ich hab 2 Kinder. Davon eins mit Entwicklungsverzögerung und Verhaltensauffälligkeiten.

    Ich schaffe es einfach nicht anders, ohne dass ich dann irgendwann in der Klinik lande, weil ich komplett ausgebrannt bin und mir die Kinder vor die Hunde gehen.

    Ist eben die falsche Stellschraube, wie du sagst.


    Das ist eine Sache zwischen der Pflegekasse und dem Pflegenden.

    Die SL hat nicht die Aufgabe rechtliche Aspekte der Lehrer außerhalb des Dienstverhältnisses zu regeln und zu überwachen. Das muss man schon selbst tun.


    Natürlich wäre es nett und freundlich von der SL Kollegen auf Fallstricke hinzuweisen, wenn man sie diese sieht.

    Das hat ja keiner verlangt, aber sie kann das nicht von der Kollegin fordern, wenn die gar nicht mehr ihre Pflege absichern kann.

    Dann hat sie eben die Konsequenz, dass die irgendwann kündigen kann.

  • Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich vermutlich die Schulform wechseln möchte.

    Es gab zwar keine Beschwerden, aber ich merke, dass mich die Arbeit mit älteren Schülern weniger zufriedenstellt.

    Ich befürchte schon, dass das Schulamt nicht begeistert ist.

    In den meisten Bundesländern ist ein Schulform-Hopping nicht vorgesehen und geht nur unter speziellen Bedingungen.

    Selbst da wo es möglich ist, gibt es oft bürokratische Hindernisse.


    Von daher kann es gut sein, dass als Seiteneinsteiger der Weg über Kündigung und Neueinstieg der einfachste ist. Vorher informieren, ob das im jeweiligen Bundesland geht!

    So einfach.Ich weiß nicht, ob man sich diese Trotzhaltung im Jahr 2024 noch leisten kann, Lehrer so zu vergraulen.

    Dein Fall ist nicht der erste.

    Ich hab das auch von anderen Kollegen gehört.

    Ist nur doof über Lehrermangel zu jammern und dann alle zu vergraulen, die es noch machen würden.

    Schule und Schulverwaltung ist ein bürokratisches System. Die Erwartung, einen roten Teppich ausgerollt zu bekommen, führt unweigerlich zur Enttäuschung.


    Ich bin mir gerade nicht sicher, ob dir wirklich klar ist, in welche Arbeitsumgebung du da einen Berufseinstieg gemacht hast.

  • Schule und Schulverwaltung ist ein bürokratisches System. Die Erwartung, einen roten Teppich ausgerollt zu bekommen, führt unweigerlich zur Enttäuschung.


    Ich bin mir gerade nicht sicher, ob dir wirklich klar ist, in welche Arbeitsumgebung du da einen Berufseinstieg gemacht hast.


    Du scheinst meinen Beitrag falsch einzuschätzen.

    Ich erwarte nie einen roten Teppich ausgerollt zu bekommen.

    Ich möchte nur nicht ausbrennen, in der Psychiatrie landen und die Erziehung meiner Kinder wahrnehmen können, ohne mit einem Vorgesetzten diese Entscheidung zu diskutieren.

  • Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich vermutlich die Schulform wechseln möchte.

    Man kann doch nicht einfach die Schulform wechseln, sind doch völlig unterschiedliche Ausbildungen.

    Dass deine SL nicht begeistert ist, wenn du dein krankes Kind abholen musst, liegt daran, dass es auf die Schnelle niemanden gibt, der mal kurz deine 28 Schüler übernimmt. Andere Arbeitgeber sind natürlich nicht so gestresst von der Situation, weil du womöglich nur einen PC ausschalten musst, ins Homeoffice gehst oder es genug Leute gibt, die für dich einspringen können.

  • Darf ich fragen, was eine Aushilfslehrkraft ist?

  • Man kann doch nicht einfach die Schulform wechseln, sind doch völlig unterschiedliche Ausbildungen.

    Dass deine SL nicht begeistert ist, wenn du dein krankes Kind abholen musst, liegt daran, dass es auf die Schnelle niemanden gibt, der mal kurz deine 28 Schüler übernimmt. Andere Arbeitgeber sind natürlich nicht so gestresst von der Situation, weil du womöglich nur einen PC ausschalten musst, ins Homeoffice gehst oder es genug Leute gibt, die für dich einspringen können.

    Nicht wechseln. Nochmals neu mit der Schulform anfangen. Dass ich die Leistungen nicht übernehmen kann, ist mir klar.

    Darf ich fragen, was eine Aushilfslehrkraft ist?

    Ich bin zwar nicht dead poet, aber soweit ich weiß arbeiten Aushilfskräfte regulär für einen begrenzten Zeitraum ohne sich nachqualifizieren zu müssen.

    Quasi ein Aushilfslehrer.

  • Das Problem ist zumindest in meinem Bundesland einfach das folgende:

    Die Schule bekommt nach Schüler- und Klassenzahl eine gewisse Anzahl Lehrerwochenstunden und damit Stellen. Damit es einfach zu rechnen ist, sagen wir mal 1300 LWS inkl. einer kleinen Reserve für etwaige Ausfälle.

    Jede Stelle ist per se erstmal eine Vollzeitstelle, weil der Beamte ja jeder Zeit das Recht hat, Vollzeit zu arbeiten. Macht bei 26h Unterrichtsverpflichtung genau 50 Leute. Wenn davon jetzt 10 Leute 50% Teilzeit machen, fehlen plötzlich 130 LWS. Könnte man ja jetzt einfach noch 5 Leute einstellen (wenn es denn Bewerber*Innen gäbe), aber was macht man dann, wenn nach den Sommerferien die Teilzeitkolleg*Innen mit 100% wiederkommen, weil die Kinder aus dem Haus sind? Wen entlasse ich dann? Wer kriegt die Minusstunden?

    Es gibt bei uns im Schuldienst schlicht keine 50%-Stellen.


    Anders ist das bei gewöhnlichen Angestellten in Unternehmen. Wenn ich da ne bestimmte Stundenzahl im Arbeitsvertrag stehen habe, meinetwegen 20 pro Woche, habe ich nicht per se das Recht, spontan doch einfach Vollzeit zu kommen.

Werbung