Muss mich mal aufregen…

    • Offizieller Beitrag

    Wir können alles nach reiner Notwendigkeit oder nach Arbeitszeiterfassung betrachten und beurteilen. Das kann jede/r so halten wie er/sie möchte.


    Junge Menschen mehrere Jahre zu begleiten, um dann an ihrem letzten Tag mit den obengenannten Argumenten zu fehlen, ist zumindest für mich keine Option.

  • Die sehen auf der Bühne überhaupt nicht, ob ich da bin oder nicht und hinterher hängen sie mit den Eltern und den Freundinnen und Freunden zusammen, als Lehrperson ist man da völlig uninteressant.

    Genau das würde ich mit Blick auf meine eigene Verabschiedung sagen. Ja, es gab einen Tisch mit Lehrer*innen, da habe ich im Laufe des Abends bestimmt auch mal kurz hingeschaut, aber wer da nun anwesend war oder nicht, könnte ich heute und konnte ich damals am Tag darauf nicht sagen. Bewusst wahrgenommen habe ich nur die Schulleiterin und die Stufenleitung, die Reden gehalten und uns die Zeugnisse sowie eine Blume übergeben haben.


    Und deswegen gehe ich zu solchen Veranstaltungen als Lehrkraft auch nicht hin: Ich sehe den Wert meiner Anwesenheit wirklich nicht, auch ich käme mir sicherlich vor wie bestellt und nicht abgeholt vor, höchstens vom Wert einer netten Dekoration (jemand sprach hier im Thema aus meiner Sicht sehr treffend davon, wie eine Topfpflanze da rumzustehen), die sich auch noch fürstlich langweilt.

    Ich verabschiede mich in der letzten Stunde von meinem Kurs, wie diese im Voraus auch wissen. Das ist meist sehr nett - häufig mit Umarmungen und dem ein oder anderen Tränchen verbunden. Da merkt man den gegenseitigen Respekt und Dankbarkeit, und zeigt, was einem der Kontakt zueinander bedeutet hat. Auf so einer Großveranstaltung wäre das so nicht umsetzbar, einfach der falsche Rahmen.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Nuja, wenn der SL in seiner Rede den Lehrkräften dankt und dann anmerkt, dass er das den meisten wohl persönlich sagen müsse, ist das schon ein bisschen zum Fremdschämen.

    Hört sich für mich so an, als gäbe es da eher schulinterne Probleme. unabhängig vom Abiturjahrgang.

  • Junge Menschen mehrere Jahre zu begleiten, um dann an ihrem letzten Tag mit den obengenannten Argumenten zu fehlen, ist zumindest für mich keine Option

    Ich war bisher noch jedes Jahr am Maturapéro. Das ist der Tag an dem den Maturi und Maturae nach den Zeugniskonferenzen durch die Klassenlehrpersonen das Prüfungsresultat erwahrt wird - um an der Stelle mal zwei hübsche Helvetismen einzuwerfen. Das ist der letzte offizielle Tag der jungen Leute bei uns im Schulhaus. Ich schrieb bereits weiter oben, ich finde den anklagenden Tonfall einiger Beiträge unangemessen, wenn das Prozedere an anderen Schulen überhaupt nicht bekannt ist. Es wird auch in Deutschland ganz sicher nicht überall gleich sein.

  • 55 Euro? Gab es da Kaviar?

    Nein, ein "stinknormales Buffet" (ohne Getränke). Dazu kamen noch Deko, DJ und Fotograf. Ich finde es auch teuer und habe ein mulmiges Gefühl dabei, dass -selbst wenn nur die Eltern mitkommen und keine Geschwister - der Abend pro AbiturientIn nur knapp unter 200 Euro liegt. Ich denke nicht, dass alle so viel Geld nebenbei ausgeben können. Ich weiß nicht, wie viele dieses Jahr nicht zum eigenen Abiball sind. In den letzten Jahren wurde dieser immer teurer und die Anzahl der Abiturienten ohne Teilnahme ist stetig mitgestiegen. Sicherlich haben einzelne einfach keine Lust, aber der Preis wird bestimmt auch für einige der Grund sein. Und das ist absolut traurig.

  • Müssten die Lehrer selber eine Karte kaufen oder waren sie von den Schülern eingeladen worden?


    vorausgesetzt sie müssen dafür nicht auch erst noch eine Eintrittskarte käuflich erwerben.

    Und wenn schon. Dann kauft man sie. (Frage mich gerade, ob das Annehmen der Eintrittskarte zum Abiball (übergeben vom Abi-jahrgang) ggf. als Bestechung zählt.


    Ich glaube aber, es war nicht der Abiball, sondern die Zeugnis-Übergabe. Warum sollte man dafür eine Eintrittskarte kaufen. *kopfkratz*


    Und: fossi74 Ich halte das Verhalten der Lehrer für unmöglich.

  • Aha. Also eigentlich geht es um die Selbstdarstellung der Abiturient*innen. So ähnlich wie der obligatorische Kugelschreiber mit dem Aufdruck "Matura 202x", den wir jedes Jahr von der Schulleitung bekommen. Was will ich nur mit all diesen Kugelschreibern, das Geld könnte sich der Kanton gerne sparen. Ich werde eh bezahlt fürs Unterrichten.

    Nein. Eher nicht vergleichbar und keine "Selbstdarstellung" - so wie ich es lese.

  • Zum Fremdschämen ist da eher, dass die SL nicht in der Lage ist, situativ die Rede anzupassen.

    Liest sich für mich so, als ob er sie angepasst hat. Immerhin ist er doch explizit auf die nicht-Anwesenheit eingegangen. ;) (Hätte ich mir übrigens vor den Gästen verkniffen.)

  • Und wenn schon. Dann kauft man sie. (Frage mich gerade, ob das Annehmen der Eintrittskarte zum Abiball (übergeben vom Abi-jahrgang) ggf. als Bestechung zählt.

    Wenn der Schulleiter möchte, dass ich zum Abiball gehe, dann kauft er mir bitte die Eintrittskarte.

  • Wie gesagt, hier ist die Übergabe des Abizeugnisses Teil des Programms beim Abiball. Da sind die Oberstufenlehrer anwesend und tragen teilweise zum Programm bei. Es gibt z.B. eine witzige Lehrertanzgruppe und andere Einlagen. Es sieht nach Freiwilligkeit aus und als ob es Spaß macht. Jeder Abiturient hat auch einen Briefkasten und jeder darf jedem was schreiben und hineinstecken. Auch andere Eltern und Lehrer z.B. Eine schöne Erinnerung.

  • Junge Menschen mehrere Jahre zu begleiten, um dann an ihrem letzten Tag mit den obengenannten Argumenten zu fehlen, ist zumindest für mich keine Option.

    Das wäre für mich eine Frage des Respekts. So wie ich 3 1/2 Jahr nach dem Verlassen meiner ehemaligen Weiterführenden Schule und meiner Klasse natürlich 2 Stunden gefahren bin, um bei deren Zeugnisübergabe dabei zu sein.

    Sehr gefreut hatte es mich, dass der Kollege, der die Klasse damals in der 7 von mir übernommen hatte, mich für die Zeugnisverleihung auf die Bühne geholt hatte. War nicht zwingend notwendig, aber war schön.

  • Ich werde manchmal auch von Vierern bei Ihrem Abschlussfest eingeladen, die ich in Kl. 1 und 2 hatte. Wenn ich extra eingeladen werde, gehe ich auch hin. Im Ausgangspost gemeinte Lehrkräfte werden wahrscheinlich nicht mit einer persönlichen Einladung eingeladen, sondern es ist vmtl.eher einfach ungeschriebenes Gesetz oder wie man es nennen mag und daher gefühlt nicht so zwingend. Könnte die Anwesenheit nicht durch die SL angeordnet werden?

  • So wie ich 3 1/2 Jahr nach dem Verlassen meiner ehemaligen Weiterführenden Schule und meiner Klasse natürlich 2 Stunden gefahren bin, um bei deren Zeugnisübergabe dabei zu sein

    Es geht hier nicht um die Klassenlehrperson, die übergibt natürlich auch bei uns die Zeugnisse. Natürlich war ich bei meiner eigenen Klasse vor 2 Jahren an der Abschlussfeier. Für alle anderen bin ich aber nur eine von x Fachlehrpersonen. Man muss sich da selber auch nicht gar so wichtig nehmen. Ich gehe, wenn ich irgendeine spezielle Verbindung zu einer Klasse habe. Ich war bei meinen ersten Maturklassen und ich werde nächstes Jahr gehen. Das Geschreibe von "Respekt" hat halt schon wieder was Abwertendes gegenüber allen, die auf solche Ereignisse keinen grossen Wert legen. Es ist keine Pflicht für mich und ich habe vorher allen Schülerinnen und Schülern noch mal die Hand gegeben, bevor sie gehen. Aber wer's unbedingt braucht, kann natürlich weiter in latenter Empörung von "Haltung" und "Respekt" schreiben. Ich weiss ja selbst, wie viele gute Momente ich mit meinen Klassen bis dahin hatte und wie viel ich immer wieder für Einzelne weit über den Unterricht hinaus leiste. Von meinem Topfpflanzendasein an der Abschlussfeier hat am Ende keiner mehr was.

  • Es geht hier nicht um die Klassenlehrperson, die übergibt natürlich auch bei uns die Zeugnisse.

    Ich war zum Zeitpunkt der Zeugnis-Übergabe nicht mehr der Klassenlehrer.

    ich war noch nicht mal mehr an der Schule.


    #Respekt - ich bleibe dabei.

  • Dann kauft man sie. (Frage mich gerade, ob das Annehmen der Eintrittskarte zum Abiball (übergeben vom Abi-jahrgang) ggf. als Bestechung zählt.

    Eher als Bestechlichkeit. Dürfte aber maximal Vorteilsannahme sein.


    Eigentlich ist’s wohl eher eine Nachteilsannahme, immerhin soll man ja zu der Feier hin, äh, sorry, zu dem „Ball“.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich war zum Zeitpunkt der Zeugnis-Übergabe nicht mehr der Klassenlehrer

    Ich vor 2 Jahren auch nicht. Ich hatte die nur im Grundlagenfach, in der 4. Klasse hat die Deutsch-Kollegin übernommen. Wir waren zu zweit mit der Klasse auf der Bühne.


    Ich finde es ehrlich gesagt eher peinlich, wenn zum Maturapéro noch mal Lehrer* auftauchen, die eine Klasse vielleicht ein Jahr lang unterrichtet haben und dann die Schule gewechselt haben. In der Regel interessiert sich keiner mehr für die, die halten sich nur selber für unersetzlich. :rolleyes:


    *Mir fällt gerade auf, dass ich mich tatsächlich nur an Männer erinnern kann, die das für nötig hielten.

  • Könnte die Anwesenheit nicht durch die SL angeordnet werden?

    Ohja, ich freue mich schon auf tolle Dialoge.


    Abiturientin: „Schön, dass sie gekommen sind.“


    Lehrerin: „Ich muss hier sein, Dienstanweisung.“


    Ernst bei Seite. Wenn jemand Wert auf die Anwesenheit anderer legt, so kann sie die ja erreichen, indem man eine solche Veranstaltung interessant oder zumindest unterhaltsam gestaltet. Ein Punkt wäre sicherlich die Rede der Schulleiterin. Wo wir gerade bei Fremdschämen sind.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Nochmal für alle: Die Veranstaltung, von der hier die Rede ist, ist die Zeugnisvergabe. Die kostet keinen Eintritt, von daher kann man als Lehrkraft da locker hingehen.


    Allerdings auch richtig: viele von uns haben zu diesem Zeitpunkt reichlich andere Dinge zu tun (ebenfalls dienstlich - nicht vergessen, dass in Bayern z.B. das Schuljahr noch fast einen Monat geht, von daher ist bzgl. Noten / Korrekturen grad Hochphase).


    Wiederum richtig: Unabhängig von "Dienstpflicht" (wie ich schon wo anders schrieb: ich habe eine bestimmte Wochenarbeitszeit zu erfüllen, wenn ich die mit anderen dienstlichen Angelegenheiten erfülle, wäre eine Dienstanweisung problematisch und würde bei mir durchaus dazu führen, dass ich auf stur schalte und zum Erbsenzähler werde) ... ich kann schon nachempfinden, warum einige hier sagen "Gehört sich so" (dass man hingeht).

    Manche KuK argumentieren da bei uns mit "Es hätte sich auch von Seiten der SuS in den letzten Jahren einiges "gehört", aber die Haltung finde ich auch nicht in Ordnung.


    Ich habe jedes Jahr Abi-Kurs und muss ehrlich sagen, ich ringe jedes Jahr mit mir, ob ich hin gehe. Es gab schon Kurse, da war es keine Frage, weil das Miteinander so dermaßen gut war. Bei anderen war die Entscheidung schwerer und ging (in 25 Jahren) nicht immer zu Gunsten der Abiturienten aus. Dieses Jahr hat mir der Arzt die Entscheidung abgenommen ...

Werbung