Muss mich mal aufregen…

  • Bei uns findet die Abiturfeier meist freitags ab 11 Uhr statt. Nach der dritten Stunde fällt der Unterricht aus. Dementsprechend geht das Kollegium geschlossen dort hin. Von den SuS sind die Klassen- bzw. Stufensprecher vertreten. Es gibt einige Musikbeiträge und Reden vom Bürgermeister, der Schulleitung, dem Schulträger, der SV, der Elternschaft und Vertretern der Stufe und es werden die Zeugnisse verliehen.

    Die „LK-Reden“, bei denen oft auch ein Präsent vergeben wird, finden beim Abi-Ball statt, zu dem SL und die LK-Lehrkräfte eingeladen werden, alle anderen müssen eine Karte kaufen. Wenn man also zwei dreistündige Grundkurse hatte, muss man den Eintritt bezahlen, mit einem fünfstündigen Leistungskurs nicht.

    In diesem Jahr hatte ich mit der Stufe nichts zu tun, nie hatte ich eine Klasse oder einen Kurs und bin so nicht zum Ball gegangen. Wenn ich ein oder zwei Klassen in der Mittelstufe über längere Zeit hatte und mindestens einen Grundkurs, gehe ich in der Regel auch zum Ball.

  • Ich gehe nicht mehr zu Abibällen. Auch Zeugnisverleihungen klemme ich mir mittlerweile. Und wenn ich höre, dass dieses Konglomerat aus selten überzeugenden Reden und Amateurmusik auf zwei Stunden ausgedehnt wird, bin ich doch froh, dass ich die Zeit damit verbringe, die Wolken zu zählen.


    Es gehört zu meinen Aufgaben, mich um die Schülerinnen zu kümmern, so lange sie bei uns sind. Ich bringe ihnen etwas bei und helfe ihnen, sich auf die Prüfung vorzubereiten. Wenn die Prüfung ’rum ist, ist meine Arbeit erledigt. Dann kümmere ich mich um die nächsten Jahrgänge. Dafür brauche ich auch Zeit.


    Da werde ich mich nicht Freitag nachmittag dienstlich langweilen.


    Schenken müssen die mir auch nichts. Insbesondere solche, die mich drei Jahre vollgenölt haben, dass die das alles nicht interessiert, sie eh keine Mathematik bräuchten, und überhaupt, bei mir sei alles so schwer und die alte Mathelehrerin war viel besser. Genau die müssen sich bei mir nicht für die „tolle Zeit“ bedanken. Erst recht nicht mit Tinnef, für den ich dann die Entsorgungskosten an der Backe habe.




    Wenn sie meinen mir etwas schuldig zu sein, sollen sie etwas aus dem

    machen, was ich ihnen beigebracht habe. Was sagte noch Captain Miller zu Private Ryan?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • ... zu einzelnen KollegInnen war das Verhältnis getrübt (aber weit entfernt von „zerrüttet“).

    ...

    Hat das eigentlich eine nähere Bewandtnis, weil du es erwähnst? Also ist es so st immer so, dass alle Lehrkräfte kommen und ihr Geschenk in Empfang nehmen? Dann wäre die Situation ja bewusst so und es gab vielleicht mehr Konflikte als du weißt.


    Generell finde ich das auch schade. Wir sind ja nun naturgemäß eine kleine Schule aber zur Abschlussveranstaltung kommen wir nachmittags, allein damit die Kollegen nicht alleine mit ihren Klassen dastehen. Unsere Eltern sind nicht ob der Lage etwas zu organisieren und Brötchen für 20 Euro gibt's gleich gar nicht. Also ja, ich verstehe deine Enttäuschung bzw. die deines Kindes, die Gruppen haben sich ja sicherlich Gedanken gemacht, was ihren Lehrern gefällt und der Abschluss ist halt das, auf was man mehr als sein halbes Leben hingearbeitet hat.


    Glückwunsch übrigens, ich wusste gar nicht, dass deine Große schon so groß ist, aber stimmt, Kinder wachsen ja unermüdlich weiter:rose:

  • Ich kann das für dich und die Schweiz nicht beurteilen...

    Damit hat es auch überhaupt nichts zu tun. Ich meine, ich habe mich dazu hinreichend erklärt. Zu allem Weiteren, was du schreibst: Eine allgemeinbildende Matura ist erheblich mehr wert als ein Abitur.

  • Ich finde schon, dass das stark etwas über die Haltung aussagt, wenn man dort nicht hingeht.

    Ja. Schön, wenn man merkt, wie wenig ich von solchen Veranstaltungen halte.


    Richtig würdig fand ich die Verleihung meiner Diplom-Urkunde. Die habe ich beim Prüfungsamt abgeholt, als ich gerade in der Nähe war. Mehr braucht’s nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Erstaunlich, dass überhaupt so ein Tamtam um die Zeugnisverleihung gemacht wird, sogar mit Bürgermeister und Landrat, wow. Kommen die dann jedes Jahr an jedes einzelne Gymnasium des Orts zur Zeugnisvergabe? Vielleicht ein Stadt-Land Ding, denn in größeren Städten mit 15 + Gymnasien kann ich mir sowas nicht vorstellen. Gibt's hier in meiner Stadt auf jeden Fall nicht und kenn ich so auch nicht aus der eigenen Schulzeit.


    Generell finde ich den Hinweis auf das getrübte Verhältnis schon nicht uninteressant, vielleicht empfanden es die entsprechenden Lehrkräfte dann doch etwas mehr als getrübt und hatten entsprechend keine Lust auf die Veranstaltung? Fände ich absolut legitim.

  • Ich kann es nur von meiner eigenen Abifeier her sagen:


    Die war abends, im festlichen Rahmen, mit einer eigens gegründeten Schulband, die die Feierlichkeiten eingerahmt hat.

    Da waren: alle Schüler und Schülerinnen der Tutorien (Kurse) mit ihren Tutoren und Tutorinnen, die Direktion komplett und die Familien der Absolventinnen und Absolventen. Da gab es gar kein "wer ist denn da eingeladen und wer nicht?", die Tutoren und Tutorinnen saßen mit "ihren" SuS immer zusammen in Gruppen, die vorher schon an den Sitzen angezeigt waren, die Direktion vorne, die Eltern im Elternbereich und die Fach-KuK, die konnten, waren auch da. Wer nicht da war, wurde nicht verteufelt, aber es war schon ein hohes Lehrkraft-Aufkommen.


    Dadurch war es sehr festlich, sehr feierlich und man hatte den Eindruck, es sei wirklich wichtig. Dementsprechend aufgeregt waren wir auch alle - und die Rede der zwei Mitschüler, die wir ausgesucht hatten (nicht die Jahrgangsbesten, sondern zwei, von denen wir wussten, dass sie das draufhaben), haben eine Rede gehalten, die gewummst hat, so gut war die.


    Klar, es mag "business as usual" für manche Lehrkräfte sein, die entweder nur Oberstufen oder halt oft Oberstufe unterrichten, aber ist es nicht auch schön, diese Verabschiedung, wenn man sie richtig aufzieht? Das ist doch was Feierliches. Ich würde da ganz von alleine gerne hingehen.


    Es ist was anderes, wenn der Jahrgang NUR Probleme gemacht hätte und ich unter SuS gelitten hätte, dann würde ich fernbleiben, was auch ne Message wäre. Aber, fossi, du sagst ja, dass es bei euch gar nicht solche Problematiken gegeben hat... Dann finde ich es echt schade.


    Aber auch wieder ne Meinungs- und Wahrnehmungssache...

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Ich finde es auch befremdlich, dass man nicht zur Zeugnisübergabe geht. Für mich endet die Schulzeit mit der Übergabe des Zeugnisses und somit wäre es für mich Dienstgeschäft, dorthin zu gehen.


    Ich denke aber, dass man dies ansprechen sollte und dafür wäre für mich die Schulpflegschaft/Schulkonferenz das richtige Gremium. Wenn ein Kollegium chronisch überlastet ist, muss man schauen, wie man für Entlastung sorgt.

    Ich stecke in der Grundschule und denke aber, dass es in jeder weiterführenden Schule anders zugehen wird. Vielleicht kann man diese Sitzung als Überstunde ansetzen (ich weiß von Schulen, in denen Lehrer, die in der Q2 unterrichtet haben nach den Klausuren in anderen Klassen oder zur Vertretung eingesetzt werden, da sie ja der Unterricht nicht mehr stattfindet.


    An der Schule meiner eigenen Söhne wurde Anwesenheit vorausgesetzt -fast alle Lehrkräfte waren zur Zeugnisübergabe da. Ob und wie das entlastet wurde, weiß ich nicht. Die Übergabe fand um 14.00 Uhr statt, so dass spätestens um 16.00 Uhr Schluss war.

    Der Abiball fand an anderem Ort statt.


    Es gab einen sehr würdigen Rahmen - an die Worte des Direx erinnere ich mich immer noch. Jeder Schüler hat ein Babyfoto und ein Abschlussfoto hochgeladen und dazu wurde kurz die Lieblingsmusik vorgespielt , während der Direktor das Zeugnis übergeben hat. Der Schulchor sang 2 Stücke, es gab die Rede der Stufensprecher und das war es.

    flip

  • Da fällt also der Unterricht der nachfolgenden Jahrgänge aus, die noch etwas lernen wollen, um später mal einen Abschluss zu erwerben.

    Es ist Sommer, die Noten stehen fest. Man erspart sich also Diskussionen, ob man raus geht, irgendein Spiel spielt, einen Film guckt oder bei Dauermusikberieselung chillt, sondern gibt ehrlicherweise frei.

  • Es ist Sommer, die Noten stehen fest. Man erspart sich also Diskussionen, ob man raus geht, irgendein Spiel spielt, einen Film guckt oder bei Dauermusikberieselung chillt, sondern gibt ehrlicherweise frei.

    Wie gesagt, es geht um Klassen, die ihre Abschlüsse noch verdienen wollen. Denen gebe ich nicht frei. Mit denen mache ich Unterricht, anstatt mich im nächsten Jahr zu ärgern, dass mir Zeit fehlt.


    Gestern, während die Abiturzeugnisse ausgegeben wurden, habe ich übrigens den Leerlauf während der Projektaufsicht genutzt, um einer Kollegin bei technischen Problemen beim Zeugnisdruck geholfen (genauer: ich habe bei der Lösung geholfen).


    Danach habe ich Unterricht gehalten und dann habe ich mit einer Betreuerin telefoniert, um Ideen auszutauschen, was die Schülerinnen aus den Flüchtlingsklassen nach der Schule machen können (also diejenigen, die noch nichts haben).


    Dann waren die Zeugnisse längst ausgegeben und die Abiturientinnen und die meisten Kolleginnen weg.


    Lasst mich einfach meine Arbeit machen und mit dem ganzen unproduktiven Driss in Ruhe.

  • Und wären sie für die Schule auch finanziell wichtig, wenn sie keine Kinder an der Schule hätten

    „Sachaufwandsträger“ - schonmal gehört?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • „Sachaufwandsträger“ - schonmal gehört?

    Ja. Tatsächlich. Und der hat bestimmte

    Aufgaben. Mag sein, dass dessen Exekutive den Haushalt von der Anzahl der Lehrerinnen bei der Zeugnisausgabe abhängig macht. Ich kann mir aber auch sachliche Gründe dafür vorstellen.


    Verschobene Maßstäbe bei den Kommunen sind für mich kein Grund, Dienstzeit zu verschwenden.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Die Verleihung findet immer vormittags statt

    Das wiederum finde ich ziemlich daneben - diesmal als Vater.

    Die Feier (bei uns Abiball) sollte dieses Jahr 45 € Eintritt kosten. Eingeladen waren die LK-Lehrerinnen. Da hatte ich dann wirklich keine Lust drauf. Ich bin nicht gewillt, den Eintritt zu zahlen. Wenn jemand möchte, dass ich da bin: bitte eine Karte in mein Fach

    Das geht natürlich nicht. Geld bezahlen für den Abiball würde ich auch nicht, nicht mal als Schulleiter.

    Bei uns erfolgt die Zeugnisübergabe zum Abiball. Dieses Jahr kostet eine Karte 55,- Euro. Sorry, da bin ich raus, obwohl ich mehrere Kurse in der Stufe hatte

    55 Euro? Gab es da Kaviar?

    Stimmt für Deutschland nur teilweise. Wir haben an unserer Schule ein paar tausend Schüler, davon mehr als tausend Schüler, die pro Jahr den Abschluss machen. In den letzten Wochen war immer irgendwo ein Abschluss zu vergeben. Da kann man nicht überall hin

    Dann ist aber schon die entsprechende Erwartung nicht da.

    Glückwunsch übrigens, ich wusste gar nicht, dass deine Große schon so groß ist, aber stimmt, Kinder wachsen ja unermüdlich weiter

    Ja, und mit ihnen die Ausgaben… Aber eigentlich kann alles gar nicht wahr sein. Wir waren doch erst letzten September zur Einschulung!

    Interessant war übrigens, gestern mal wieder die Eltern von damals zu sehen. Gut, dass nicht nur an mir der Zahn der Zeit nagt.


    Richtig würdig fand ich die Verleihung meiner Diplom-Urkunde. Die habe ich beim Prüfungsamt abgeholt, als ich gerade in der Nähe war. Mehr braucht’s nicht

    Ja, das kann man so sehen. Im Grunde meines Herzens mag ich ja auch keine Menschen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Warum findest du eine Verleihung vormittags daneben, fossi?


    Bei uns ist die Samstags vormittags, da sollten die meisten Eltern können. Und wenn nicht, können sie bestimmt eine Schicht tauschen oder auf ihren privaten Termin verzichten

  • Warum findest du eine Verleihung vormittags daneben, fossi?


    Bei uns ist die Samstags vormittags, da sollten die meisten Eltern können. Und wenn nicht, können sie bestimmt eine Schicht tauschen oder auf ihren privaten Termin verzichten

    Da der Termin am Schuljahresanfang feststeht, sollte das tatsächlich möglich sein.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Ich verstehe gar nicht so recht, was Fachlehrer da sollen. Die Entlassung ist doch ein Akt, der durch die Schulleitung begangen wird. Dass die Tutoren/Stufenleiter auch eine Rede halten, ist klar. Aber was soll der Rest denn bei sowas?


    Wir hatten mal (vor Corona) Jahrgänge, die im Anschluss an die letzte Stunde an einem Freitag auf dem Schulhof als Dankeschön und zur Verabschiedung für die Lehrer gegrillt haben und dazu eingeladen haben. Das fand ich nett und da gingen die meisten auch ganz freiwillig hin. Aber bei der Zeugnisübergabe ist Fachlehreranwesenheit doch wirklich nicht nötig.

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