Muss mich mal aufregen…

  • Bei uns ist es Teil des pädagogischen Konzepts, dass sich Mobber und Gemobbte miteinander unterhalten und am Ende die Hand geben müssen.

    Es steht dir als Lehrperson frei gegen dieses Verfahren die Initiative zu ergreifen. An meiner Schule gibt es kein solches "Konzept", allenfalls werden die Täter (ja, in der Regel sind es Männer; grundsätzlich tritt das Phänomen aber ohnehin sehr selten auf, Sek II sei dank) z. B. dazu verpflichtet an einem Kurs zur Gewaltprävention teilzunehmen.

  • Wen man eine Schule findet, die Platz hat.

    Das ist bei uns in der Region zur Zeit fast unmöglich, wenn man nicht irgendeine, eine Stunde entfernte "Gesamtschule" ohne Gymnasialenzweig nehemen will.

    Hier hat jedes Gymnasium Platz, Probleme gibt es höchstens an der Realschule in Klasse 8, wenn plötzlich 20 ehemalige Gymnasiasten gleichzeitig anfragen (bisher klappte es auch immer, notfalls gab es noch eine neue Klasse, wir empfehlen aber, nicht bis zum Ende der Sommerferien zu warten).


    Wir waren in letzten Schuljahr überrascht, dass wir eine zusätzliche 5. Klasse öffnen durften (also 5 statt 4), damit die anderen Klassen nicht zu voll sind, falls jemand noch durch Umzug zu uns kommen möchte.


    Meine Nichte hat vor einigen Jahren wegen Mobbing problemlos von einer Realschule zur anderen gewechselt, es war tatsächlich nur ein ca. 5 Minuten dauerndes Gespräch an der neuen Schule notwendig.


    Wenn ich dagegen wegen Mobbing die Schule wechseln wollte, dauert es sicher länger als 5 Minuten und hängt nicht nur von mir ab. (Und ich will auch nicht jeden Arbeitgeber.)

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  • Ich sehe das Konzept Homeschooling ehrlich gesagt ziemlich skeptisch. Was ich gerne hätte, schrieb ich bereits: Eine Hybrid-Lösung aus Präsenszeit und freier Zeiteinteilung.

    Da kann ich durchaus mit leben, wünsche mir dann aber für die in der "freien Zeiteinteilung" zu leistenden Dinge eine klare und ehrliche Leistungsevaluation. Daran hapert es nämlich oft.


    Bei uns ist es keine Seltenheit, dass KuK umfangreichere Aufgaben geben, die dann auch frei im Schulgebäude bearbeitet werden können. Es gibt bei uns diverse Arbeitsbereiche und Sitzmöglichkeiten auf den Fluren. Wenn ich das Pech habe, in meinem Unterricht einen Klassenraum zu erwischen, vor dem so ein "Arbeitsbereich" steht, darf ich in jeder Doppelstunde mindestens einmal eine Gruppe pubertierender Jungs wegscheuchen, die dort laut ein Browsergame auf ihren iPads spielen weil sie die Aufgabe in den ersten 3 Minuten hingeschmiert haben.


    Und leider ist die grundsätzliche Tendenz in Schule immer weicher in Bezug auf Leistungsanforderungen zu werden und das ist ein Zielkonflikt zu dem Wunsch, Schüler immer freier Arbeiten zu lassen.

  • Bei uns ist es Teil des pädagogischen Konzepts, dass sich Mobber und Gemobbte miteinander unterhalten und am Ende die Hand geben müssen. Dass das nicht dazu führt, dass das Mobbing aufhört, ist jedem klar, der selbst Mobbingerfahrung hat. Aber Hauptsache man hat irgendetwas super pädagogisches gemacht.

    (Ich schreibe extra, weil mein Internetzugang heute nicht stabil ist.)


    Bei uns haben mehrere Kolleginnen und Kollegen eine mehrjährige Ausbildung zu Mobbing besucht und alle mindestens 2 Tage. Bei uns gibt es dieses Konzept nicht. Auch unsere Sozialarbeiterinnen haben dies noch nie verlangt.


    Bei Streitschlichtung durch Schülerinnen und Schüler bei kleinen Streitereien gibt es diese Möglichkeit. Aber auch hier werden beide Seiten gefragt, ob sie wollen. Und die Kleinen nehmen dies sehr ernst. Niemand wird zu irgendetwas gezwungen.

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  • Daran hapert es nämlich oft.

    Dass das kein Selbstläufer ist, ist mir klar, wir arbeiten zumindest zeitweise mit solchen Konzepten. Es verstehen auch nicht alle meiner Kolleginnen und Kollegen, dass es mit "hinwerfen von Aufgaben" nicht getan ist. Ich habe selbst einiges ausprobiert bis ich einen Plan hatte, wie ich die jungen Leute dazu bekommen zu tun, was sie sollen. Es geht nicht ohne den Daumen drauf zu halten und hin und wieder schwarze Wolken aufziehen zu lassen. Natürlich klappt das alles mit mindestens 15jährigen Sek-II-Schüler*innen auch besser als mit Pubertieren.

  • Bei uns ist es Teil des pädagogischen Konzepts, dass sich Mobber und Gemobbte miteinander unterhalten und am Ende die Hand geben müssen. Dass das nicht dazu führt, dass das Mobbing aufhört, ist jedem klar, der selbst Mobbingerfahrung hat. Aber Hauptsache man hat irgendetwas super pädagogisches gemacht.

    Meinst du den „no blame approach“?

    Lieber Lösungen statt Probleme diskutieren. :handschlag:

  • Ist doch kein no blame approach, wenn die Mobber exponiert werden, oder hab ich da was falsch verstanden? Lange her, dass ich davon gehört habe.

    Dieses Handreichen hat eher was von Sandkastenkonflikt. Würde ich nicht machen lassen, Konzept hin oder her.

  • ... schrieb die auf Lebenszeit verbeamtete Lehrerin. Nein, man kündigt nicht einfach mal so, wenn man gemobbt wird.

    ...die sich vor 2 Jahren beim Land entlassen lassen hat und auch vorher durchaus mal das eine oder andere Arbeitsverhältnis gekündigt hat. Dass man immer leichtfertig kündigt, sage ich nicht, aber man ist imo handlungsfähiger als in der Schule.


    Ansonsten: im Verein, im Freundeskreis, in der Familie... ich suche jetzt keine Quelle, aber ich bin ziemlich sicher mal gelesen zu haben, dass Homeschooling-Kinder im Job nicht besser oder schlechter klar kommen, als institutionell beschulte Kinder. Ob man in der Schule immer nur positiven sozialen Einflüssen ausgesetzt ist, sei auch mal dahingestellt. So mancher schlechter Umgang resultiert aus Schulfreundschaften.


    Mit einem Hybridkonzept könnte ich mich allerdings auch anfreunden 😊

  • Na ja, beim „no blame approach“ wird sich schon unterhalten. Leider entwickeln Konzepte sich ja auch manchmal weg von der ursprünglichen Idee.

    Lieber Lösungen statt Probleme diskutieren. :handschlag:

  • Sei der Gesprächseinstieg und -ansatz mal dahin gestellt, ich kann mir kein Konzept zum Umgang mit Mobbing vorstellen, bei dem das Opfer verpflichtet wird, dem Täter die Hand zu geben und zwingend einer symbolischen Versöhnung zustimmen muss.

  • Kann mir auch nicht vorstellen, dass es so ein Konzept geben kann. Aber mir kam die Beschreibung eh etwas übertrieben vor. Und bei „etwas super Pädagogisches“ (ohne Ironie) fiel mir der nba ein.

    Lieber Lösungen statt Probleme diskutieren. :handschlag:

  • Ich bin mir eh nicht sicher, ob hier unter Mobbing alle das Gleiche verstehen. Zickereien à la "die hat gesagt mein Arsch ist fett" (ja, das sind dann mehrheitlich die Frauen) verbuche ich jedenfalls nicht darunter und pflege ich auch im gegenseitigen Gespräch zu lösen. Respektive, wenn es gar zu Kindergarten wird auch schon mal mit einem beherztem "deren Arsch geht dich nichts an, kümmere dich um deinen eigenen".

  • Sei der Gesprächseinstieg und -ansatz mal dahin gestellt, ich kann mir kein Konzept zum Umgang mit Mobbing vorstellen, bei dem das Opfer verpflichtet wird, dem Täter die Hand zu geben und zwingend einer symbolischen Versöhnung zustimmen muss.

    Gibt es auch nicht. Man kann das machen, wenn beide Seiten dazu bereit sind, man kann aber auch andere Wege nutzen und das Opfer damit schützen, wenn es nicht anders geht.

  • In unserer Gesellschaft ja, nicht aber in anderen. Daher davon auszugehen das man das Alter seines Kindes oder sogar sein eigenes kennen muss wenn grundlegende Sachen einfach fehlen (z.B. Geburtsurkunde oder Datum), trifft halt nicht die Realität in einigen Staaten.


    Und ganz ehrlich: das Alter meines Kindes juckt mich nicht. Mich juckt ob es gesund ist und dass ich den Tag der Geburt nicht vergesse. Ob ich jetzt 4, 14, 16, 18 oder 30 Jahre alt bin, ist vollkommen Wurst. Jeder Geburtstag ist nen Tag wie jeder andere auch.

    Und der Vater der Freundin von mir vergisst in der Tat nie den Tag der Geburt, nur das Alter in Jahren. Ihn deswegen als Pfeife zu bezeichnen find ich lächerlich.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Na ja, beim „no blame approach“ wird sich schon unterhalten. Leider entwickeln Konzepte sich ja auch manchmal weg von der ursprünglichen Idee.

    Off topic, das Mobbinthema, aber: ich finde schon den Namen des Konzeptes wirklich daneben (no blame? Geht's noch? Es handelt sich um Mobbing.). Habe ich noch nie verstanden. Wüsste auch nicht, dass das schon mal vernünftig funktioniert hätte bei uns. Mobbing muss strikt und konsequent untersagt und sanktioniert weden!

  • In unserer Gesellschaft ja, nicht aber in anderen. Daher davon auszugehen das man das Alter seines Kindes oder sogar sein eigenes kennen muss wenn grundlegende Sachen einfach fehlen (z.B. Geburtsurkunde oder Datum), trifft halt nicht die Realität in einigen Staaten.


    Und ganz ehrlich: das Alter meines Kindes juckt mich nicht. Mich juckt ob es gesund ist und dass ich den Tag der Geburt nicht vergesse. Ob ich jetzt 4, 14, 16, 18 oder 30 Jahre alt bin, ist vollkommen Wurst. Jeder Geburtstag ist nen Tag wie jeder andere auch.

    Und der Vater der Freundin von mir vergisst in der Tat nie den Tag der Geburt, nur das Alter in Jahren. Ihn deswegen als Pfeife zu bezeichnen find ich lächerlich.

    Es geht hier um die Bedeutung des Alters in unserer Gesellschaft. Die hat eine fundamentale Bedeutung. Das Alter definiert viele uns zustehende Rechte und Pflichten. Negieren bringt da nichts. Aber gibt ja auch Lehrer die der Homöopathie anhängen :grimmig:

  • Off topic, das Mobbinthema, aber: ich finde schon den Namen des Konzeptes wirklich daneben (no blame? Geht's noch? Es handelt sich um Mobbing.). Habe ich noch nie verstanden. Wüsste auch nicht, dass das schon mal vernünftig funktioniert hätte bei uns. Mobbing muss strikt und konsequent untersagt werden


    https://www.derstandard.de/sto…den-boesewicht-zum-helfer



    Dieses Verfahren kann sehr hilfreich sein. Meine Klassenlehrerin hat es vor 40 Jahren erfolgreich angewendet. Auch ich wurde gemobbt und danach war Ruhe. Zum Gegenteil, ich erhielt einen sehr schönen Schal mit lieben Worten geschenkt (von vorher neutralen Klassenkameradinnen).


    In einer unserer SchiLF wurde es so erklärt, dass man versucht, neutrale Personen als Helfer zu erreichen. Diese wollen oft nur Ruhe. Beim Tadeln/Strafen der Mobber stellen sie sich oft auf Seite der Mobber und geben die Schuld dem Opfer. "Der ist Schuld, dass erstere Ärger kriegen. So schlimm war es gar nicht." Und plötzlich gibt es nicht nur ein paar Mobber, sondern die ganze Klasse hält gegen das Opfer zusammen.


    Daran sieht man gut, dass man unwissend die Sache deutlich verschlimmern kann. Uns wurde deutlich gesagt, wir sollen bei "richtigem Mobbing" immer Hilfe bei Profis suchen. Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Einige Kolleginnen und Kollegen wurden über mehrere Jahre geschult.

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  • In der Regel kann man solchen Leuten aus dem Weg gehen. Dass man täglich stundenlang im gleichen, unterdimensionierten Raum aufeinander hockt, dort irgendetwas zusammen erarbeiten, miteinander reden und diskutieren muss, gibt es im Arbeitsleben nicht. Man hat mal Phasen, in denen man enger mit einzelnen Kollegen zusammenarbeiten muss, man muss mal irgendenetwas fragen oder hockt im gleichen Meeting, aber den überwiegenden Teil des Tages werkelt man vor sich hin und hat seine Ruhe.

    Nun - dann warst du noch nie in einem "normalen Betrieb". Da sitzt man oft aufeinander wie im Klassenzimmer. Wobei es auch auf die Position und die Größe der Maschine ankommt, an der man/frau arbeitet. Wenn man sich aus dem Weg gehen will, macht man sich schlank, damit der/die andere vorbeikommt.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Kann auch helfen sein Kind frühzeitig in Vereinen anzumelden und schon so früh eine Peer-Group zu bilden. Das stärkt einerseits das Selbstbewusstsein, andererseits hat man seine Truppe um sich.

    Da könnten Eltern selber präventiv vorgehen.

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