Muss mich mal aufregen…

    • Offizieller Beitrag

    Platty, ich glaube, der Unterschied zwischen uns beiden ist:

    Du unterrichtest Fächer ... Ich Menschen.


    Wie auch immer, ich hätte ihn niemals im Leben deswegen durchfallen lassen.

    Niemals. Denn ... das ist dann eben nicht so.

    *kopfschüttel*

  • Platty, ich glaube, der Unterschied zwischen uns beiden ist:

    Du unterrichtest Fächer ... Ich Menschen.

    Der Unterschied zwischen uns beiden ist, daß ich den Diensteid ernst nehme:

    "Ich schwöre, dass ich
    das mir übertragene Amt nach bestem Wissen und Können verwalten, Verfassung und
    Gesetze befolgen und verteidigen
    , meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und
    Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe."


    Ich unterrichte auch Menschen und übersehe gewiß manche Dinge. Aber wenn jemand dem Staat auf der Nase herum tanzt und sich damit noch brüstet, ist bei mir Schluß.


    Und nein, es ging nicht ums Durchfallen, für die 6 in Religion/Ethik war ich nicht verantwortlich. Es ging rein um die Fehlzeiten und die Meldung dieser Zeiten an die Ausländerbehörde. Die Behörde erfragt ja regelmäßig bei mir als Klassenlehrer die Fehlzeiten, ich brauche es also nicht einmal aktiv zu melden, daß der Schüler dauernd gefehlt hat.

  • Es geht drum, rechtzeitig ins Gespräch zu kommen.

    Motivation, Sorgen, Verhalten... besprechen, klären. Kein Mensch ist von Haus aus berechnend oder faul, es gibt immer Gründe. Die gilt es zu erforschen und dann kann man weiter sehen. Nicht alles muss man dulden und ertragen, das ist richtig, aber manch einem kann man zu mehr Motivation verhelfen.

  • Nie im Leben wird in Deutschland jemand mit einem rechtmäßigen Aufenthaltstitel abgeschoben, weil seine Fehlzeit in der Schule einen gewissen Prozentwert überschreitet.

  • Ich hatte da auch noch "so einen Fall". Ich hatte einen Flüchtling aus dem Irak in meiner Klasse, der mit Excel seine Fehlzeiten erfaßt hat. Er erklärte mir, daß er ja 30% fehlen dürfe, ohne das wir ihm was könnten. Dabei meinte er seinen Auffenthaltstitel. Er hatte sich echt mit Excel sein Blaumachen ausgerechnet, so daß er am Ende des Schuljahrs auf 29,98% Fehlzeit gekommen ist. Nur leider hatte er nicht bedacht, daß die Vollzeitklassen bei uns am letzten Schultag nach der Zeugnisausgabe bereits nach der 4. Stunde nach Hause geschickt wurden, wo sie an dem Tag normalerweise bis zur 8. Stunde Unterricht gehabt hätten. So kam er dann aufgrund der kleineren Grundgesamtheit an Unterrichtstunden im Schuljahr auf eine Fehlzeit von 30,01%.


    Am Tag der Zeugnisausgabe kam er an und meinte, ich solle als Klassenlehrer seine Fehlzeiten vom vorletzten Schultag im Klassenbuch löschen. Als ich dies verweigerte, kam nur: "Dann wollen sie also, daß ich in den Irak abgeschoben werde?" Meine Antwort war nur noch: "Dann ist das eben so."

    Mit Verlaub. Das ist doch allerübelste doitsche Beamtenka***e.
    Wie kann man von Lehrkräften/Schulleitung angeordneten Unterrichtsausfall einem Schüler zur Last legen?

    Und dafür eine Existenz gefährden - eventuell ein Leben?


    Mir dreht es den Magen um, wenn ich solche genüsslich dargebrachten Auslassungen lese. DAS ist wirklich eine - zudem noch süffisant vorgetragene - Verfehlung. Seine Mitschüler haben in der Hinterbank die Zeit abgeschnarcht. Er hatte vermutlich Gründe, seine Zeit exakt einzuteilen.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Ja, natürlich hätte ich das dämliche Klassenbuch "manipuliert".

    Es ist eine Vorgabe seitens der Kammern dass bei einer Abwesenheitsquote von 30 % ein Ausschluss von der Abschlussprüfung gegeben sein kann. Damit sollen auch Standards in der Berufsbildung gewahrt werden.

    Was soll der Schüler sagen, der aufgrund eines schweren Unfalls lange ausfällt, z.B. fast das gesamte zweite Lehrjahr? Der würde euch ein dickes F*** y** entgegenwerfen und nur den Kopf schütteln. Denn ihm wird jeder die Wiederholung des zweites Lehrjahres empfehlen.


    Ich finde es höchst befremdlich dass man bei einer absichtlichen Fehlerquote von 30 % beide Augen zudrückt. Dann können wir gleich jegliche Regeln auf Acta legen und die Zertifikate einfach in die Hand drücken.


    Pädagogisches Ermessen bei bestimmten Situationen halte ich für sinnvoll (Todesfall in der Familie, Scheidung der Eltern…).


    Aber absichtlich, eiskalt kalkuliertes Fehlen in dieser Höhe? Kein Wunder dass solche Leute das ausnutzen, weil sie davon ausgehen dass keiner dann die Regelung durchzieht.

  • Wenn ich so gerne hierbleiben möchte, warum spiele ich dann so mit meiner Chance??? Sorry, ich habe auch kein Verständnis. Was lernt er daraus?

    30%, das sind ca 12,5 Schulwochen, 62 Schultage, meinetwegen 60.... Es gibt ein Schulgesetz, eigentlich hätte die SL ärztliche Attests anordnen müssen bei so vielen regelmäßigen Fehlzeiten. Womöglich kann man dagegen sogar noch klagen.

    Wie hat er sich eigentlich entschuldigt? Mit Krankheit? Oder muss man das gar nicht, weil man von vornherein 30% fehlen darf? Machen das andere Schüler auch?

    Wie gesagt, bei uns müssen Schüler, die so viel fehlen, immer ärztliche Attests vorlegen (wird dann angeordnet, ab ca 40 Fehltagen...).

  • Solche Leute, die.... So eine Definition meinte ich.

    An was Verwerfliches habe ich auch nicht gedacht.

    Ich muss jetzt in die Schule, Ferienarbeiten.

  • Wenn jemand solche Fehlzeiten hat und sich daraus Konsequenzen ergeben, frage ich mich zum Einen, inwiefern es konkrete Beratungsgespräche mit Verweis an außerschulische Beratungsstellen gegeben hat (den dies ist die Aufgabe der Klassenlehrerin) und zum Zweiten Frage ich mich, wie man als Lehrkraft darauf kommt, Prozente von Fehlzeiten (ja schon mit einem Gewissen Kalkül) im Vorhinein zu berechen (ich käme im Leben nicht darauf) und ob im konkreten Fall du, plattyplus bei all deinen Schüler*innen so vorgehst?


    Und Yummi natürlich kannst du "solche Leute" schreiben und weiterhin so tun, als sei das eine ganz neutrale Beschreibung. Du und ich und der Rest hier wissen aber um den Unterton und es wäre prima, du würdest deine Formulierung einfach mal erläutern.

  • Es ist eine Vorgabe seitens der Kammern dass bei einer Abwesenheitsquote von 30 % ein Ausschluss von der Abschlussprüfung gegeben sein kann.

    KANN! Ist das wichtige Wörtchen hier. Man kann sogar ohne je eine Berufsschule besucht zu haben, zur Kammerprüfung gehen. Diese "Prüfung" ist ein in meinem Berufsfeld das Auswendiglernen von Fakten oder das Finden von Werten in Tabellen. Das hat wenig mit Problemlösungskompetenz oder Berufskompetenz zu tun. Wenn das jemand schafft, ohne je meinen Unterricht besucht zu haben, ist das für mich völlig in Ordnung und mir herzlich egal. Ich habe auch keinen Fitz mit der Kammerprüfung zu tun. Das Ausschließen aufgrund Fehlzeiten entscheide nicht ich, sondern die Kammer und habe ich in meinen nun 14Jahren nicht einmal erlebt, obwohl die Fehlzeiten in einigen Fällen sehr viel deutlicher über den 30% lagen..


    Fragwürdig ist doch hier das "Beharren" auf einem hundertstel Prozent. Das hat für mich was von Machtausübung und zur Schau stellen: Schau mal, was ich Dir antun kann. Andere Wörter verkneife ich mir jetzt mal hier. Aber wie Moebius schon sagt: Aufgrund dessen wird keiner ausgewiesen, das ist polemischer Unsinn.

  • Noch einen Gedanken zu: Die Schüler üben Macht aus, ich bin der Dienstleister.


    Ich empfehle, sich eine professionelle Denkweise anzugewöhnen. Es wird immer Personen geben, die Vorzüge von Systemen ausnutzen. Na und? Was genau tun diese Leute mir persönlich, wenn sie sich zB ausrechnen, dass sie (in NRW) nur 19 Stunden unentschuldigt fehlen, da sie bei der 20. Stunde fliegen können. Dann sitzen sie eben noch weiterhin da. Stört mich nicht. Genausowenig wie das Anmelden zur Nachprüfung und nicht erscheinen. Na und? Die Prüfung nehme ich dann irgendwann anders in leicht abgewandelter Form. Ist mir doch Latte. Kostet Arbeitszeit, ja, ist aber mein Job.


    Macht Euch mal frei und nehmt solche Verfehlungen nicht persönlich.

Werbung