Trump vs. Biden - eine Katastrophe mit Ansage

  • Im Augenblick haben viele die Tendenz, sich die passende Umfrage zur Bestätigung der eigenen Hoffnung raus zu suchen. Den Gesamtüberblick habe ich oben gepostet. Mathematisch halte ich 2 zu 1 als Chance für Trump für realistisch, da kann man noch hoffen, aber man sollte sich auch nichts vor machen. Er liegt im Augenblick klar vorne und man hätte sich schon seit mindestens einem Jahr auf diese Situation vorbereiten müssen. Hat man aber nicht.

    Das sagt deine Quelle für die Umfragen zu den Aussichten:


    "All of this indicates that Trump’s leads are barely strong enough to count as leads. In the current RCP No Toss-Up Electoral Map, Trump leads 287-251, but that relies on Pennsylvania’s 19 electoral votes, where he only leads by 0.3 points. Even if polls don’t have a bias in either direction, both candidates have a viable path to winning the presidency."

    https://www.realclearpolling.c…lds-significant-advantage


    "But the expectation should probably remain that this is a close race, and we really don’t know what is going to happen on Tuesday."

    https://www.realclearpolling.c…o-make-of-the-selzer-poll


    Da wäre ich also auch bei der Einordnung deiner Quelle positiver gestimmt, was die mathematischen Chancen angeht, als du. Ich bin auch weiter der berechtigten Hoffnung: Man unterschätzt bei dieser Wahl die Frauen. Es gibt in der Politikwissenschafts-Bubble einige Hinweise darauf, dass diese dieses Jahr die Wahl entscheiden. Das Abtreibungsverbot ist inhaltlich eine Katastrophe, für die Siegchancen Trumps bei den Frauen allerdings eine Bürde. Im letzten verlinkten Blog-Beitrag geht es darum, dass Selzer Harris bei den älteren Frauen vorne sieht. Der Kommentator ordnet dies ein und schreibt, dass dagegen spräche, dass die ältere Bevölkerung dort historisch auch entgegen der Umfragen vor den Wahlen im Nachhinein stark zu Konservativ tendierten. Doch auch an der Stelle wird vernachlässigt, wie es konkret bei älteren Frauen aussieht. Entsprechend magst du Recht haben, dass Schwarzeneggers Endorsement für Harris Gewicht für potenzielle konservative Trump-Wähler hat. Beyoncé und Swift haben aber dafür ein Gewicht bei Frauen und zwar durchaus über politische Parteigrenzen hinweg. Swifts Vergangenheit zeigt auch eine gewisse Kompatibilität in eher konservative weibliche Kreise, auch wenn mir die primäre Zielgruppe natürlich bewusst ist. Zurück zu den Frauen, welche die Wahl entscheiden, ist die Quintessenz dieser These, dass das Wahlverhalten von Frauen weniger volatil ist. Wenn sich die Mehrheitsverhältnisse dann aber dort ändern, schlägt sich das im Wahlergebnis nieder.


    So hoffnungsvoll ich bei den Wahlergebnissen auch bin, so resigniert bin ich bei der politischen Stimmung in den USA generell, egal wie die Wahl ausgeht. Nehmen wir das Beispiel oben: Das Recht auf Abtreibung ist natürlich ein gewichtiger Grund, Trump nicht zu wählen. Es sollte ein Menschenrecht sein. Doch braucht es dieses Argument wirklich, wenn man abwägt, ob man einen Faschisten wählen will? Dass diese Wahl überhaupt so knapp ist, ist bereits ein Armutszeugnis.

  • Ich gehe jetzt mal nicht auf den ganzen Sermon ein, nur

    Da du tatsächlich keine aktuelle seriöse und unabhängige Quelle benennst, die einen Trump-Sieg so wie du gesichert prognostiziert, gehe ich tatsächlich davon aus, dass du deine Infos eben auch aus einer wie bekannt faktenfrei informierenden Trump-Bubble beziehst. Kann man machen und anschließend, wenn es doch nicht passt, das Capitol stürmen.

    Wie du selber zitiert hast, habe ich Quellen genannt, und habe mich auch deutlich so positioniert, dass ich hoffe, dass Harris doch noch gewinnt. Die von mir geschriebene 2 zu 1 Chance für Trump ist auch keinesfalls "gesichert", aber er hat eben die besseren Karten.

    Ich weiß nicht, was dich hier gerade triggert, aber arbeite das doch bitte auf, ohne mich da mit rein zu ziehen oder mir irgendwelchen Unsinn zu unterstellen.

  • So hoffnungsvoll ich bei den Wahlergebnissen auch bin, so resigniert bin ich bei der politischen Stimmung in den USA generell, egal wie die Wahl ausgeht.

    Was zumindest ich persönlich da erlebe, ist durchaus etwas anders: im Alltag ist die Stimmung bei 80% der Menschen überhaupt nicht aufgeheizt, sie sind eher peinlich berührt. Vor 20 Jahren bei Clinton und co. hat man im Wahlkampf überall eine aktive Teilnahme gesehen, jeder zweite hatte einen Sticker am Auto oder eine Fahne im Vorgarten damit, welchen Kandidaten er unterstützt. Das gibt es heute in nennenswerter Breite kaum noch.

    Die Radikalisierung findet in den Parteien statt, wo kleine Gruppen immer lauter auftreten und singuläre Interessen puschen und sich die vernünftige Mitte immer mehr zurück zieht. Bei den Republikanern ist das offensichtlich, aber auch bei den Demokraten gibt es solche Tendenzen. Zu jedem berechtigten "linken" Thema gibt es extreme Positionen und der Partei gelingt es oft nicht, sich da gegen Dinge abzugrenzen, die in der breiten Mitte keine Mehrheit haben.

    Bei dem von dir genannten Thema Abtreibung zum Beispiel gibt es Gruppen, die eine völlig unbeschränkte Abtreibung bis zur Geburt fordern (dass die Mutter also das Recht haben soll, einen Fötus im 8. Monat im Mutterleib abtöten und dann entfernen zu lassen). Das schreckt dann eben auch viele Menschen ab und letztlich wird eine Diskussion geführt, bei dem sich radikale Gegner und Befürworter laut beschimpfen und moderate Stimmen nicht gehört werden.

  • Das Abtreibungsverbot ist inhaltlich eine Katastrophe

    Welches Abtreibungsverbot? Trump hat angekündigt, die Entscheidung über solche Gesetze als Präsident den Bundesstaaten zu überlassen und kein nationales Abtreibungsverbot zu erlassen.

  • Welches Abtreibungsverbot? Trump hat angekündigt, die Entscheidung über solche Gesetze als Präsident den Bundesstaaten zu überlassen und kein nationales Abtreibungsverbot zu erlassen.

    Trump sind ungeborene Kinder völlig egal (genau so wie die meisten geborenen), er wird vor der Wahl das erzählen und nach der Wahl das tun, was ihm persönlich jeweils den größten Vorteil bringt, von daher würde ich mich da auf nichts verlassen. Aktuell gibt es kein landesweites Verbot, sondern extrem unterschiedliche Regelungen von faktischen Verboten bis zu legaler Abtreibung bis zum 6. Monat (glaube ich, bin mir aber nicht ganz sicher).


    Er wird sich weniger um die Abtreibungen kümmern, aber viele Posten mit sehr konservativem Personal besetzen (da gibt es nicht sehr viel mehr als nur die Verfassungsrichter, über die immer geschrieben wird) und das wird schon die Grenzen zu restriktiveren Regelungen verschieben.

  • Mal ausnahmsweise eine nette Nachricht zur USA-Wahl: Im Dorf Dixville Notch jedoch gibt es schon ein Ergebnis.

    Zitat von Tagesschau

    Bis feststeht, wer die US-Wahl gewonnen hat, könnte es Wochen dauern. Im Dorf Dixville Notch jedoch gibt es schon ein Ergebnis.

    In dem kleinen Ski-Ort nahe der Grenze zu Kanada sind nur sechs Bewohner wahlberechtigt. Sie gaben schon um kurz nach Mitternacht am Dienstag (06.00 Uhr MEZ) ihre Stimme ab.

    Dass Dixville Notch mit der Wahl so früh dran ist, liegt an den Wahlgesetzen. Die erlauben es Gemeinden im Bundesstaat New Hampshire mit weniger als 100 Einwohnern, ihre Wahllokale schon ab Mitternacht zu öffnen und sie zu schließen, wenn alle registrierten Wähler ihre Stimme abgegeben haben.

  • Ist aber nicht mehr als Unterhaltung.


    Letztlich wird es wahrscheinlich an Pensilvania hängen. Harris muss ihren knappen Vorsprung in Michigan und Wisconsin halten und den knappen Vorsprung von Trump in Pensilvania drehen, dann hat sie gewonnen, dank der einen Stimme im 2nd District in Nebraska.

    In Nevada und evtl. North Carolina hat sie noch Außenseiterchancen aber ohne Pensilvania wird es wahrscheinlich nicht reichen, da müsste sie schon beide Staaten drehen. Und Pensilvania braucht relativ lange zum Auszählen, man sollte sich also mental auf eine Hängepartie bis Donnerstag oder Freitag einstellen.


    Alles andere ist nur denkbar, wenn die Umfragen wirklich systematisch daneben gelegen haben und das will ich nicht hoffen, denn in der Vergangenheit war das immer zu Gunsten Trumps.


    Hope for the best, denn prepare for the worst haben wir eindeutig vergeigt.

  • Ist aber nicht mehr als Unterhaltung.

    NEIN! :staun: Ich dachte, das Unentschieden gilt jetzt, weil sie zuerst die Ziellinie überschritten haben.

    Im Ernst, der ganze Rummel um die Wahl ist für uns "beste (?) Unterhaltung", Da sind solche Berichte doch mal ganz nett.

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