Trump vs. Biden - eine Katastrophe mit Ansage

  • Verstehe ich deine These richtig, ist der mangelnde Patriotismus eine unabwendbare Folge aus unserer Geschichte, der wir nicht entfliehen können?

    Ersteres ja, letzteres nein. Faktisch sind die Deutschen die einzige Nation auf diesem Planeten, die uneingeschränkt die Verantwortung für begangene Kriegsverbrechen übernimmt und bis heute eine aktive Erinnerungskultur pflegt. Grundsätzlich finde ich das sowohl bemerkenswert als auch eine Kollektiveigenschaft, die Vorbild für alle anderen Nationen, die sich ähnliche Stiefel anziehen können, sein sollte. Der kollektive Denkfehler ist nun meiner Wahrnehmung nach, dass Deutschland viel zu sehr von sich auf andere schliesst. Die historische Verantwortung zu übernehmen ist richtig und wichtig, die Annahme, dass der Rest der Welt das alles genau so sehen müsste, ist naiv bis mittlerweile gefährlich.


    Die US-Amerikaner sind nicht halb so sehr daran interessiert zu bedauern, wie es Millionen von Vietnamesen und Irakern heute so geht. Unter anderem. Die USA weigern sich bis heute anzuerkennen, dass in Vietnam immer noch Kinder mit schwersten Missbildungen geboren werden, weil das Land infolge des Krieges mit Dioxin verseucht ist. Die USA haben im Irakkrieg Munition aus abgereicherten Uran eingesetzt, auch hier geht man von schwersten gesundheitlichen Folgen für die irakische Bevölkerung aus und auch hier weigern sich die USA jegliche Verantwortung zu übernehmen. Das sind nur zwei Beispiele für massive und weitreichende Kriegsverbrechen, die du bei deinem Whataboutism-Verteidigungsversuch der USA im Vergleich zu Stalin-Russland oder Mao-China vor ein paar Seiten mal gepflegt unter den Tisch hast fallen lassen. Dabei erinnere ich gerne daran, dass sich die USA selbst als freiheitlich-demokratisch bezeichnen.


    Deutschland hat sich hingegen seit dem 2. WK die Finger nicht mehr schmutzig gemacht und es wäre an der Zeit, das kollektiv anzuerkennen. Auch müsste man längstens anerkennen, dass die deutsche Politik durchaus in der Lage ist zu differenzieren, in welche Konflikte man sich einmischt oder eben nicht. Die Bundeswehr war nicht im Irak, in die Ukraine sollte sie aber bei Bedarf auf jeden Fall gehen. Ob es richtig war, sie nach Afghanistan zu schicken, weiss ich nicht, da tendiere ich eher zu nein. Die USA führen Kriege für Öl und Einflussnahme, für Deutschland stehen moralische Gründe tatsächlich im Vordergrund. Bei Frankreich z. B. bin ich mir da auch nicht so sicher, siehe Mali. Ich denke schon, dass man sich mit diesem Bewusstsein langfristig von den USA emanzipieren muss.

  • Die USA haben im Irakkrieg Munition aus abgereicherten Uran eingesetzt, auch hier geht man von schwersten gesundheitlichen Folgen für die irakische Bevölkerung aus und auch hier weigern sich die USA jegliche Verantwortung zu übernehmen.

    Und sie haben diese Munition auch der Ukraine gegeben, wenn ich es richtig im Kopf habe?

  • Zumindest meiner Generation wurde in den frühen 1990ern in allen Fächern als Schüler die "ewige Schuld" eingetrichtert. Auf Basis des deutschen Passes war man verantwortlich für all das Übel der Welt. Das Thema "Holocaust" kam wirklich in allen Fächern dran.

    Ich möchte dich mal wieder bitten, nicht zu pauschalisieren ("meine Generation" - zu der gehöre u. a. auch ich, auch wenn ich wohl etwas älter bin als du)! Nur weil du und einige andere (wie Antimon) diese Erfahrungen gemacht haben, muss es nicht bei allen anderen aus dieser Generation genauso gewesen sein. Bei mir (Abi 1991) war es nämlich - genau wie Magellan es oben schrieb - nicht so. Weder im Geschichtsunterricht noch in irgendeinem anderen Fach war an meiner damaligen Schule jemals von "ewiger Schuld" die Rede.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Und sie haben diese Munition auch der Ukraine gegeben, wenn ich es richtig im Kopf habe?


    So ist es, ja. Das Zeug verteilt sich bisher einzig auf ukrainischem Staatsgebiet, den Schaden haben also die Ukrainer*innen selbst. Herzlichen Glückwunsch.

  • Uns schon und zwar original so, im Wortlaut identisch. Ewige Schuld, Erbsünde. Katholisches Gymnasium in Bayern in den 1990ern.

    Biete katholisches Gymnasium 80er/90er.

    Hing also wohl von Lehrer ab.

    Wobei ich nicht glaube, dass die Worte "ewige Schuld, Erbsünde" so im Lehrplan Geschichte standen.

    Erbsünde kenne ich von meinen katholischen Freundinnen aus dem Relunterricht.

    Einmal editiert, zuletzt von Magellan () aus folgendem Grund: Autokorrektur

  • Uns wurde keine "ewige Schuld" eingetrichtert, uns wurde gar keine Schuld eingetrichtert. Wir erfuhren im Unterricht von den Taten unsrer Vorfahren und es wurde versucht uns zu vermitteln, dass so etwas nie wieder passieren dürfe.

    Schuldfragen kamen bei uns nicht vor.

    Erbsünde kenne ich von meinen katholischen Freundinnen aus dem Relunterricht.

    So wars zu meiner Schulzeit auch. "Erbsünde" und "ewige Schuld" kamen nur im Religionsunterricht vor und zwar auf das religiöse Leben und nicht auf die Geschichte bezogen.


    Der "ewige Schuldgedanke" bezüglich der Geschichte kam so langsam durch die Medien in das Bewusstsein der Menschen. Ich weiß nicht mehr genau, wann mir das aufgefallen ist. Vielleicht um die Jahrtausendwende? Auf jeden Fall einige Zeit nach dem Mauerfall. Ich denke, das hing auch damit zusammen, dass irgendwann Deutschland ein "vollwertiger" Staat wurde.

  • Nicht, dass ich wüsste.

    Haben wir auch nicht! Und ich hatte Reli zumindest bis zur 10. Vielleicht kommt das erst danach. Und für das eigentliche Thema des Threads ist es ja auch tatsächlich völlig unerheblich.

  • Ich hab sogar mündliches Abi (mit 15 Punkten) in evang Rel gemacht, aber an sowas kann ich mich nicht erinnern, da klingelt nix. Fazit: Es war wohl nicht in jedem Relunterricht Thema. Auch wenn es das möglicherweise laut Lehrplan hätte sein müssen.

    Sorry fürs OT. Bin jetzt fertig.

  • Die Rechtfertigungslehre ist das Kernstück evangelisch-lutherischer (aber auch reformierter, z. B. calvinistischer) Theologie. Die - damalige - Differenz war der zentrale Auslöser der Reformation und der Spaltung der westlichen Kirche. "sola gratia", "sola fide" - nie im Religionsunterricht gehört?!

  • ...


    Trump wurde als Kind in der Presbyterianischen Kirche konfirmiert. Im Oktober 2020 erklärte er, sich fortan als nicht konfessionsgebundenen Christen zu sehen.

    Kamala Harris bezeichnet sich selbst als Baptistin und ist Mitglied der Third Baptist Church of San Francisco, die zu den American Baptist Churches USA gehört.


    :bete:

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