Ich habe ja gesagt, wenn dieser Grundkonsens sich mit meinen Werten deckt, dann ist das okay. Aber wer garantiert mir, dass das immer so sein wird? Ich bin schwul, ich habe einen türkischen Migrationshintergrund und ich weiß, dass es Teile unserer deutschen Gesellschaft gibt, die sich sehr stark für einen solchen Grundkonsens einsetzen, der Homosexualität aus der Öffentlichkeit verbieten will und der eine radikalislamische Werteerziehung durchsetzen will. Ich lehne einen solchen Grundkonsens ab, die meisten hier werden das ähnlich sehen. Meine Schlussfolgerung daraus ist aber eben, dass ich dieses ganze Konzept ablehne. Denn wer sagt mir, dass sowas nicht irgendwann missbraucht wird?
Deswegen sagte ich ja, dass der Grundkonsens *ethisch* sein muss, also einen Konsens den sich vernünftige und freie Menschen gemeinsam in einem Diskurs erarbeitet haben. Einfach nur "Konsens" reicht nicht, das stimmt. Man muss sich die Frage stellen, was Menschen widerspruchsfrel für alle Beteiligten wollen können und eben nicht einfach nur ganz egoistisch für sich selbst. Nur so kann man gemeinsam leben. Die kantische Ethik hat das deutsche Grundgesetz maßgeblich geprägt. Heute würde man von einer Diskursethik sprechen. Ethik ist aus der Politik nicht wegzudenken. Das zu verstehen, ist Aufgabe des Unterrichts.
Es gibt und gab aber politische Figuren wie Donald Trump, die sich nicht für einen solchen ethischen Grundkonsens einsetzen bzw. eingesetzt haben. Um das festzustellen, muss man Trump nicht persönlich kennen. Niemand hier bewertet Trump als Privatperson, sondern Trump als öffentliche Person in der Politik.