Silbenbögen und Einhörner

  • Hallo Unterstufe :tanz:

    Da ich kommendes Jahr seit gefühlt ewigen Zeiten vermehrt bei den Kleinen sein werde, bin ich gerade dabei, Inspiration zu sammeln. Die erfahrene Palim hat mir schon viele wertvolle Tips gegeben, wofür ich sehr dankbar bin.


    Nun wollte ich noch in die Runde nach allgemeinen Erfahrungswerten fragen. Heute: die Silben. Nutzen eure SuS rot-blaue Stifte und das entsprechende Material? Oder markiert ihr Silbenbögen und Silbenkönige? Und macht man das dann bei allem was man schreibt? Man muss sich ja selbst unheimlich gut vorbereiten und disziplinieren, damit man alles jeden Tag gleich macht. Zudem keine Ironie mehr, ich habe Respekt :grimmig:

  • Unsre Schüler (durch Vertretungen war ich in den letzten Wochen in allen Klassen 1, 1A und 2) nutzen keine rotblauen Stifte (... wie auch, wenn manche nicht mal Bleistifte haben), Silbenbögen werden nur gemacht, wenn es Gegenstand der Stunde ist und Silbenkönige ("Kapitäne") werden auch nur dann genannt.

  • Nutzen eure SuS rot-blaue Stifte und das entsprechende Material?

    Nein.

    Oder markiert ihr Silbenbögen und Silbenkönige?

    Ja.

    Und macht man das dann bei allem was man schreibt?

    Nein.

    Zudem keine Ironie mehr

    Wohldosiert geht das schon (und natürlich erklären, falls es tatsächlich Missverständnisse gab). Natürlich nicht wie bei den großen. Aber ohne Ironie käme ich nicht durch den Tag.

    diese ganzen kognitiven Strategien, auch Fresch etc., lernschwachen SuS eher helfen oder sie eher verwirren

    Ich weiß nicht, was du neben Fresch noch mit den "ganzen kognitiven Strategien" meinst, deshalb nur hierzu: Hilft, wenn konsequent eingesetzt und wenn natürlich nicht zu früh eingeführt, sondern das alphabetische Schreiben muss als Grundlage recht sicher sein. Da braucht man in deinem Förderschwerpunkt - in meinem auch - schon einmal eine Weile.

  • Spannendes Thema! Da gibt es ja die verschiedensten Blickinkel auf den Schriftspracherwerb durch Christa Röber mit der silbenanalytischen Methode, Günther Thomé u.a. mit dem Buch "ABC und andere Irrtümer über Orthographie, Rechtschreiben, LRS" (aktuell bei Instagram stark vertreten durch Katja Siekmann), Hans Brügelmann mit einer auch eher lautorientierten, offenen Herangehensweise oder Jürgen Reichen mit der 'Rechtschreibanarchie'.


    Silben sind eine erste Herangehensweise an Wörter, da die Anwendung meist intuitiv im Vorschulalter schon erlernt wird. Die Silbierung hilft vor allem, die Wörter in kleinere Einheiten zu zerlegen, um dann genauer die Laute und insbesondere die Silbenkönige aka Vokale hören zu können. Ansonsten würde ich behaupten, spielen sie eine kleinere Rolle bei der Rechtschreibung als allgemein im Schulunterricht zu vermuten wäre. Die Rolle wird sogar überhöht, indem angeblich unhörbare Laute wie ein langes e in Ente oder Doppelkonsonanten wie ss in essen durch eine Silbierung hörbar würden, was so laut Thomé nicht korrekt ist. Die konsequente Silbierung muss sich außerdem die Kritik gefallen lassen, dass sie Wortstrukturen zerfleddert, wie die Konjugation von Verben zeigt. Dort werden die Flektionen nämlich bei der Silbierung getrennt (ich le-se vs. ich les-e). Ich finde bei Christa Röber trotzdem noch den Aspekt der betonten und unbetonten Silben spannend, die man auch im Anfangsunterricht bereits sehr schön mit den Kindern erforschen kann.


    Während Röber postuliert, dass geschriebene Sprache nicht auf Einzellaute reduzierbar wäre, vertritt Thomé die Auffassung, dass dies durchaus der Fall ist und die meisten Laut-Buchstaben-Zuordnungen lautgetreu sind (Basisgrapheme vs. Orthographeme), wenn man die Laute richtig benennt. Nicht nur das Silbenschwingen sollten Kinder bestenfalls beim Schuleintritt können (Stichwort phonologische Bewusstheit), sondern auch die Unterscheidung von langen und kurzen Vokalen beim Sprechen bringen viele Kinder mit in die Schule. Laut Thomé verlernen viele Kinder diese Fähigkeit in der Schule aber wieder, weil die Laut-Buchstaben-Zuordnung nicht richtig beigebracht würde. So wird der Igel noch immer oft als Beispiel für die den Buchstaben i genutzt, obwohl bei einem langen i wie am Anfang von Igel der Laut am häufigsten und in der Regel durch ein ie verschriftlicht wird (Basisgraphem). Auch das Beispiel Ente oben zeigt, dass die korrekte Lautgliederung von Wörtern in der Schule zum Zwecke der Verschriftlichung aufgegeben wird ("Hörst du denn nicht die zwei e in Eeenteee" "Ne, das lange e kommt da nämlich nicht einmal vor.") und dann kann man nachvollziehen, wie Röber dazu kommt zu sagen, dass eine isolierte Lautorientierung Sprachwissen voraussetze. Kurz: Die kurzen Vokale sowie Schwa-Laute werden ignoriert (kurze Vokale wie in den Anlauten bei Ordner, Affe, Insel, Unfall gehören z.B. im Lied "A, E, I, O, U, du gehörst du mit dazu" nicht dazu) und fälschlicherweise zieht man die Wörter so auseinander und biegt sie so um, dass man angeblich überall die langen Vokale höre. Das klappt bei Kindern dann natürlich nicht, denn sie müssten raten, ob in einem Wort ein kurzer, langer oder Schwa-Laut vorkommt.


    Beide Ansätze sind für meinen Anfangsunterricht sehr wertvoll gewesen. Sie eröffnen den Blick für die Untersuchung von Regelmäßigkeiten beim Schreiben, die wir den Kindern beibringen wollen - die Untersuchung und die Rechtschreibung selbst. Sie haben auch sehr viele Gemeinsamkeiten. Ich habe einige Prinzipien für meinen Anfangsunterricht von beiden Ansätzen übernommen und kann sowohl die Beschäftigung mit u.a. den offen zugänglichen Materialien von Christa Röber "Die Kinder vom Zirkus Palope" als auch das oben genannte Buch von Günther Thomé sowie die Instagram-Seite von Katha Siekmann empfehlen.


    Nun wollte ich noch in die Runde nach allgemeinen Erfahrungswerten fragen. Heute: die Silben. Nutzen eure SuS rot-blaue Stifte und das entsprechende Material? Oder markiert ihr Silbenbögen und Silbenkönige? Und macht man das dann bei allem was man schreibt?

    Ein großes wie spannendes Thema, tut mir leid, wenn das jetzt in der Kürze nicht an jeder Stelle auf den Punkt formuliert ist meinerseits. Abschließend dann aber noch wirklich kurz zur Bedeutung der Silben und damit zur Ausgangsfrage:

    Ich finde Silben wichtig, es gibt aber eben noch einige weitere wichtige Sprachstrukturen für den Rechtschreibunterricht, wie die vielen angerissenen Phänomene des Schriftspracherwerbs zeigen, und eine durchgehende Markierung halte ich für eine unnötige Überhöhung der Bedeutung von Silben - insbesondere wenn Anderes wie Basis- und Orthographeme dann noch hinten rüber fallen. Die Markierung der Vokale vor allem mit der jeweiligen Länge finde ich in der Hinsicht wiederum besonders wichtig. Silbenkönige habe ich deswegen von Anfang an in Klasse 1 möglichst blau (lang), rot (kurz), gelb (Schwa) markiert und z.B. in der Aufgabe zum Wort des Tages markieren lassen.


    Ich frage mich, ob diese ganzen kognitiven Strategien, auch Fresch etc., lernschwachen SuS eher helfen oder sie eher verwirren.


    Inwiefern sollte die FRESCH-Methode denn verwirrend sein und was ist die Alternative? Sie ist eben genau so anspruchsvoll wie unsere Rechtschreibung, diese können wir aber ja letztlich nicht reduzieren. Schritt für Schritt vom Allgemeinen zum Besonderen ist allerdings auf jeden Fall wichtig. Laute zu hören und Buchstaben wie gesprochen zuzuordnen ist dabei sicher der erste Schritt, auch wenn man meinen könnte, durch die unsachliche Diskussion über die Methode Lesen durch Schreiben mit einer angeblichen Reduzierung auf "Schreib, wie du sprichst" wären das alphabetische Prinzip und (An-)Lauttabellen in Verruf geraten. Die Strategien der FRESCH-Methode behandeln dann in der Mehrzahl Rechtschreibphänomene, die auf dem alphabetischen Prinzip aufbauen; kommen also bei mir in der Regel erst nach Klasse 1.

    Am I out of touch? :/ No, it's the children who are wrong. :musik:

  • Ich finde die Ansätze spannend, danke tibo ,

    aber schwieriger noch finde ich die Frage, was davon Kindern mit Lernschwierigkeiten hilft und was sie verwirrt.


    Ich nutze (in der Grundschule) Lesetexte mit Silben, beim Schreiben aber zunächst den Bleistift, wenn es an Wörter geht, dann auch 2 Farben bzw. den Silbenstift bei Schreibaufgaben, die reproduzieren.

    Beim freien Schreiben setze ich den Silbenstift nicht konsequent ein, vielleicht wäre das hilfreicher, weil die Kinder sich über den Stift daran erinnern, dass sie sich dann auf Silben konzentrieren sollen. Das könnte ich beim nächsten Mal versuchen, es besser umzusetzen.


    Beim selbstständigen Schreiben von Wörtern mische ich Silben(Bögen) und Anlaute bzw. „Anlaut der Silbe“, was heute z.T. Starter genannt wird., und Silbenkönige.

    Damit haben die Wörter ein Grundgerüst und man kommt damit recht weit als Unterstützung beim Verschriften von Wörtern und als Darstellung, dass gesprochene Wörter mit mehreren Buchstaben dargestellt werden.

    Das ist ein Anfang, der dann mit weiteren Strategien ergänzt werden muss.


    3 Farben für die Qualität der Laute wären mir zu viel ich kann nicht davon ausgehen, dass Kinder zu Beginn der Schulzeit sicher Silben schwingen - können bei uns etliche nicht.

    Auch bei den Häusern mit Garage weiß ich nicht, ob es hilft oder verwirrt.

    Gerade die Kinder, deren phonologische Bewusstheit nicht so gut ausgebildet ist und mühsam erlernt werden muss und deren sprachliche Entwicklung verzögert ist, werden unter denen sein, die den Unterstützungsbedarf Lernen bekommen und entsprechend zieldifferent unterrichtet werden.

    Und Fähigkeiten, auf die man aufbaut, sind vielleicht gar nicht ausgebildet, sodass man nicht darauf zurückgreifen kann oder zunächst die Vorläuferfähigkeiten aufbauen muss.


    Da stellt sich mir auch an anderer Stelle die Frage, was man weglassen kann vom sonst üblichen Grundschulstoff und den Vorgehensweisen, welche anderen Ansätze man braucht und wie man geschickt kombiniert, um Lernerfolge zu ermöglichen und die Entwicklung zu unterstützen und nicht durch zu viel anderes zu bremsen. Zu viele Vorläufer-Übungen, zu viele Strategien, zu viele Übungen … oder zu wenige?


    Ich würde sagen: zuerst den Einblick in die Schrift und die alphabetische Strategie nutzen und festigen, da helfen Silben,

    danach einzelne Fresch-Strategien isoliert üben und erst danach Wörter unterschiedlicher Schwerpunkte untersuchen und Strategien mischen.


    Eine weitere Frage wäre für mich, ob diesen SuS die Strategien helfen oder ob sie mit anderweitigen Schreibübungen (Abschreiben vielfältigster Art/ nach immer gleichem Vorgehen) weiter kommen. Aber das ist vermutlich je nach Kind verschieden, sodass man diese Übungen immer begleitend einsetzen wird.

  • auch die Unterscheidung von langen und kurzen Vokalen beim Sprechen bringen viele Kinder mit in die Schule

    Silbenkönige habe ich deswegen von Anfang an in Klasse 1 möglichst blau (lang), rot (kurz), gelb (Schwa) markiert und z.B. in der Aufgabe zum Wort des Tages markieren lassen.

    In der Förderschule Lernen?

    Die Strategien der FRESCH-Methode behandeln dann in der Mehrzahl Rechtschreibphänomene, die auf dem alphabetischen Prinzip aufbauen; kommen also bei mir in der Regel erst nach Klasse 1.

    Also in Klasse 2? An der Förderschule Lernen?

  • Ansätze wie FRESCH und ähnliche Methoden entsprechen den Strategien der außerschulischen Förderung rechtschreibschwacher Kinder (z.B. Legasthenietraining). Zahlreiche evidenzbasierte Studien belegen ihre Wirksamkeit, insbesondere bei Kindern mit Rechtschreibschwäche.


    Insofern sind diese Ansätze gerade für rechtschreibschwache Kinder geeignet. Ob dabei und wann die Farbgebung wichtig ist und ob das Unterstreichen mit Silben von Anfang an hilfreich ist, möchte ich dahin gestellt lassen.


    Ich selber habe in den ersten Wochen immer ein Programm zur Förderung der phonologischen Bewusstheit gestartet (Silbenschwingen, klatschen (Abzählreime, Reimen,,,,,) und dann die Silbenbögen und Leuchter angefangen zu thematisieren, wenn wir mehrere Buchstaben eingeführt hatten.


    flippi


    Es gibt tausende Wege - alle führen nach Rom. Manchmal ist es gut, sich an den Wegen für Leistungsschwächere zu orientieren, Leistungsstarke können jeden Weg bewältigen.

  • Ich sollte präzisieren: ich meinte nicht Kinder mit Lernproblemen oder Legasthenie sondern solche mit Förderbedarf Lernen. Wie schicken manchen funktionalen Analphabeten ins BVJ, da fragt man sich dann schon, was eigentlich realistisch ist...


    Danke vielmals für eure interessanten Beiträge! Und vielen Dank für die Links, tibo und deine ausführliche Erläuterung. Auch wenn das Material für Grundschule gedacht ist, kann ich über Schriftspracherwerb was lernen und noch mal andere Impulse mitnehmen. Über die Problematik, dass Vokale verschieden klingen können, müsste eigentlich auch die DaZ-Didaktik einiges zu sagen haben, oder?

    ... (Abschreiben vielfältigster Art/ nach immer gleichem Vorgehen) weiter kommen. ...

    Wie würdest du das gestalten? Ich dachte an Linien laminieren und dann Wörter des Arbeitsheftes nutzen.

    Und ja, Vorläuferfertigkeiten bleiben lange Thema. Auch dafür scrolle ich mich gerade durch die einschlägigen Blogs :)

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Strategien, die fitten Schülern helfen, schwache Schüler (L!) noch zusätzlich überfordern. ZB eben auch Silbenklatschen, Silbenbögen, Kapitäne hören und im Geschriebenen finden etc. Fitten Schülern erschließt sich dadurch der Zugang zur Verschriftung, schwache Schüler müssen einfach nur zusätzlich noch etwas leisten. Deswegen werden diese Dinge natürlich trotzdem eingeführt und thematisiert, auch immer wieder hervorgeholt, aber als Strategie zum Schreibenlernen taugen sie nicht.

    War gerade in einer 3. Klasse, 4. Schulbesuchsjahr, die hatten großteils enorme Schwierigkeiten bei Silben (-bögen, -klatschen).

  • Die Probleme beim Segmentieren nach Silben zeigen auch Kinder in der Grundschule im 3. Schuljahr noch, selbst wenn man das immer wieder vorher geübt hat.


    Man denkt, es sitzt und hält es für einfach, ist es aber eben nicht für alle. Um so schwieriger ist es, wenn darauf aufbauend dann andere Übungen hinzu kommen, da diese Kinder ja schon an den Silben scheitern oder hängen bleiben oder abschalten.


    Aber kommt man ohne aus?

    Gerade gegen Skelettschreibweise oder bei Kindern mit Konzentrationsschwierigkeiten finde ich die Vorgehensweise, sich über Silben dem Wort zu nähern, hilfreich und man kann den Ablauf (Bögen zeichnen, Anlaute je Silbe suchen, König je Silbe suchen, weiter Buchstaben einfügen) sowohl in einzelnen Übungen trainieren, dann z.B. auch die Bögen vorgeben, als auch als Gerüst oder Checkliste oder mit Symbolen als Ablauf zur Hilfestellung geben.


    Vokallänge gehören auch zu diesen Mysterien,

    bei DaZ-Kindern hilft es, wenn man kontrastive Analysen zur Herkunftssprache hat, dann weiß man, dass Silben in anderen Sprachen anders aufgebaut sind (immer KV) und dass es bestimmte Laute gar nicht gibt oder sie nicht bedeutungsunterscheidend sind (e/i, o/u, auch b/p),

    dazu scheitern sie oft am Wortschatz, wenn Übungen auf Bildern basieren und unbekannte Begriffe gefragt sind. Da helfen inzwischen die Arbeitshefte, die man mit dem Booki-Stift nutzen kann, ein wenig: man zeigt aufs Bild und der Begriff wird genannt.

  • Zum Thema Abschreiben kann vielleicht jede:r etwas ergänzen.


    Bei immer gleicher Art hatte ich im Sinn, dass man den Ablauf vorgibt, auch das kann man visualisieren, und dann einüben. Wenn der Ablauf immer gleich ist, kann man es auch innerhalb der Gruppe differenzieren, indem man verschiedene Vorlagen zuteilt, mit Wörtern, kurzen Sätzen, längeren Sätzen. Da gibt es fertige Karteien, sodass man sich nicht alles selbst erstellen muss.


    Meistens gibt es Schritte wie

    • Lesen
    • Schwierige Stellen markieren (halte ich für zu schwer für L)
    • Merken (würde ich weglassen als Schritt)
    • Schreiben (eine Silbe, ein Wort, einen Teil des Satzes)
    • Kontrollieren (das muss man gezielt üben, z.B. auch über AB: Richtiges Wort unten, falsches darüber, Fehler finden, anstreichen, verbessert darüber schreiben, Material „Finde die Fehler“ bei 4teachers)
    • Verbessern

    Bei unterschiedlichen Varianten gab es früher vielfältige Formen (Wendediktat, Dosendiktat, … siehe https://www.grundschulkoenig.de/deutsch/diktatformen/ )


    Bei mir ist davon das Schleichdiktat übrig geblieben, das mache ich schon in Klasse 1 und selbst die zieldifferent beschulten Kinder wollen dabei unbedingt mitmachen.

    Auch das kann man differenzieren, indem man entweder einfache Wörter für die einen und Sätze für die anderen aushängt, vielleicht auch, indem man nur die Anlaute schreiben lässt, aber das müsste man dann wieder zusätzlich vermitteln, das habe ich noch nicht gemacht.

    Meine noch nicht lesenden Schüler:innen wollen das unbedingt mitmachen, sie üben immerhin Orientierung im Raum und auf der Schreibseite und ihre Merkfähigkeit wie auch das Schreiben der Buchstaben/ in Lineatur.

  • Die Probleme beim Segmentieren nach Silben zeigen auch Kinder in der Grundschule im 3. Schuljahr noch, selbst wenn man das immer wieder vorher geübt hat.

    Danke für diesen Hinweis, du hast recht, mit fitten Schülern kenne ich mich -abgesehen von den eigenen Kindern- gar nicht aus!

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    ich habe hier nichts zu suchen und noch weniger beizutragen, aber Danke. Dafür liebe ich dieses Forum. Wenn es neben Quatsch und reinen Fragen à la "werde ich verbeamtet?" und "Plan meine Stunde" zu solchen Diskussionen kommt.
    Ich nehme so viel für mich mit, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht habe (und über die ich mir auch keine Gedanken machen sollte :-D).


    Ich weiß zwar immer noch nicht, warum Silben so wichtig sind (ich habe in auf Französisch beschulenden Klassen arbeitende Menschen gefragt und keine*r klatscht (mehr als ein paar Mal) oder hat diesen "Silbenstift" ... Ich hatte mir den Stift nämlich irgendwann gekauft, nach dem Motto "wie praktisch, nimmt weniger Platz im Etui" und sowohl SuS als auch eine Mamakollegin hatten mich aufgeklärt und ich war baff :D )

    und ein bisschen für meinen Spracherwerb in der Mittelstufe nehme ich auch immer mit...

  • ich habe in auf Französisch beschulenden Klassen arbeitende Menschen gefragt

    Wie machen sie es? (Wäre vielleicht einen neuen Thread wert: Schreiben lernen international)


    Zu den Silbenstiften:

    Es gibt zunehmend Fibeln und Materialien, die farbige Silben aufgreifen,

    als ich angefangen habe, gab es das noch nicht, aber Silben bekamen in der Didaktik einen Fokus, jetzt gibt es unterschiedliche Methoden dazu.


    Wenn man nur dieses farbige Material nutzt, ergibt sich eine neue Hürde, sobald die Silbenmarkierung wegfällt und Wörter schlicht schwarz sind.

    Aber auch das kann man vorab auffangen, wenn es einem bewusst ist.

  • War gerade in einer 3. Klasse, 4. Schulbesuchsjahr, die hatten großteils enorme Schwierigkeiten bei Silben (-bögen, -klatschen).

    Was mir bei meinen Kooperationsklassen (Klasse 3/4) aufgefallen ist (hier waren gehäuft Schüler mit Diagnose L in der Klasse): Diejenigen Schüler, die Probleme hatten, Silben zu finden bzw. zu hören, hatten auch in Musik rhythmische Schwierigkeiten. Im Fach Musik machte ich mehrere Rhythmusübungen von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, aber gerade diese Schüler bekamen oft keinen gleichmäßigen einfachen Rhythmus hin oder hörten nicht die Zusammenhänge zwischen kurz und lang.


    Es ist die Frage, über welche Sinne man die Rechtschreibung übt (optisch, akustisch, Nachdenken als Konsequenz)

    Früher ging man hauptsächlich auf die reine optische Ebene. Man dachte, wenn man das Wort nur oft genug anguckt, dann kann man es. Deswegen wurde geraten, viele Bücher zu lesen. Oder - vielleicht erinnert sich jemand von euch daran - es wurden solche Wortkästchen gemacht, woran rein an der Länge der Rechtecke die Buchstaben und dann das Wort erraten werden sollten.


    Um 2000 haben wir in Bayern die Wörter in drei Gruppen eingeteilt:

    1. Ebene: lautgetreue Wörter, die nur wenig Strategien brauchen. Wenn man hauptsächlich mit lautgetreuen Wörtern gearbeitet hat, war die Rechtschreibung fast kein Problem (außer die Groß- und Kleinschreibung), auch die L- Schüler waren in Klasse 3 kaum auffällig bei diesen Wörtern.

    2. Ebene: strategiegeleitete Wörter, also Wörter mit Rechtschreibregeln - da sah es schon differenzierter aus.

    3. Ebene: Merkwörter, also Wörter ohne Strategien, da brauchte es für die Schwächeren viel Übung und war in der normalen Grundschulzeit kaum zu schaffen. (bis vielleicht auf die üblichen, gebräuchlichen Wörter)


    Jetzt haben wir ein Mischprinzip: Strategien und verstärkt der Einsatz der phonologischen Bewusstheit mit Hilfe von Silben.

    In Klasse 1/2 wurde immer wieder mit Silbenbögen gearbeitet - teilweise so stark, dass es den Schülern schwer fiel, in 3/4 auf Trennungsstriche umzustellen. Selbstlautkönige waren auch ein Thema.


    Einige Gedanken zu den Strategien:

    In 3/4 macht man dann auch die Strategie mit offenen und geschlossenen Silben - doch dieses Prinzip fällt nach meiner Erfahrung vielen Schülern schwer zu verinnerlichen. Diese Strategie braucht man nicht unbedingt, zeigt aber, ob ein Vokal lang oder kurz gesprochen wird, wenn man es sonst nicht hört.

    Für z.B. a--> ä braucht man eigentlich die Silbenbögen nicht (bis auf die späteren Trennregeln). Ich frage mich so oder so, ob man das Hören von Silben für die Wortdurchgliederung braucht. Da muss man doch eher jeden Buchstaben deutlich sprechen. Außerdem habe ich immer bezweifelt, ob man für die Konsonantenverdoppelung das silbische Sprechen braucht. Wer nicht weiß, wie das Wort "Klasse" geschrieben wird, sagt Kla- sse und nicht Klas -se. Gerade da haben die schwachen Schüler ihre Probleme und sie machen es ohne Hilfen falsch, wenn sie sich nur auf die Silbenbögen konzentrieren.


    Jetzt habe ich etwas weit ausgeholt und dennoch nicht alles komplett beschrieben. Mein Fazit:

    Wir haben ein Sprachbuch, das silben- und strategiegeleitet arbeitet und innerhalb der Rechtschreibthemen die Wörter geschickt auswählt, sodass sie als Lernwörter aufbauend wiederholt werden. Für die Strategien gibt es viele optische Zeichen, von FRESCH (RS- Strategien) und Montessori (Wortarten) übernommen. Das war ein großer Gewinn. Wichtig finde ich, dass möglichst viele Sinne angesprochen werden. Den Fortschritt bei der Rechtschreibung fand ich mit diesem Sprachbuch am besten.


    In Klasse 1/2 würde ich vor allem bei lautgetreuen Wörtern bleiben und nur die üblichen strategiegeleiteten Wörter und leicht verständlichen Wörter rechtschriftlich üben (a - ä z.B.), . Im bayerischen Grundwortschatz sieht man das für 1/2 so niedergeschrieben.

    Als ich noch in Klasse 1/2 war, hielt ich sehr viel davon, einige lautgetreue Wörter, die man gerade lesen gelernt hat (z.B. mit dem Lesekrokodil), auch in Druckschrift auswendig zu schreiben oder mit dem Steckkasten Buchstaben für Buchstaben nach dem Hören zu stecken. In meinen Augen hat das die Wortdurchgliederung und somit das Hören der einzelnen Buchstaben deutlich gefördert.


    Es ist so oder so eine spannende Frage: Was ist wichtiger für die phonologische Bewusstheit: Die Wortdurchgliederung oder das Silbenhören. Früher hat man auf die Silben nur bei gewissen Strategien und der Trennung wert gelegt. Ganz so überzeugt bin ich nicht von einem durchgehenden silbischen Prinzip.

    Gerade die Mildenbergermaterialien, die mit 2 Farben arbeiten, finde ich eher verwirrend. Ich frage mich, ob bei der Nutzung unterschiedlicher Farben in einem Wort schon allein durchs Optische verursacht, zu viel Reize gesetzt werden und der Zugang zur inhaltlichen Textaussage erschwert wird.

  • Gerade die Mildenbergermaterialien, die mit 2 Farben arbeiten, finde ich eher verwirrend. Ich frage mich, ob bei der Nutzung unterschiedlicher Farben in einem Wort schon allein durchs Optische verursacht, zu viel Reize gesetzt werden und der Zugang zur inhaltlichen Textaussage erschwert wird.

    Das frage ich mich auch. Ich finde es intuitiv aus diesen Gründen nicht ansprechend, ich habe es nur noch nie so formuliert gesehen, wie du das jetzt geschrieben hast.


    ...

    Wir haben ein Sprachbuch, das ...

    Könntest du bitte noch schreiben, welches das ist?


    Ich frage mich immer mehr, warum es kein vernünftiges Lehrwerk für uns gibt. Das ist doch verrückt! :sterne:


    Danke auch an dich für das Teilen deines Erfahrungsschatzes :rose:

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