PISA-Studie 2022 - Kreatives Denken in Deutschland und im internationalen Vergleich

  • Mehrere Pressebrichte vom heutigen Tag beziehen sich auf eine aktuell veröfftlichte Auswertung von Daten, die im Rahmen der PISA-Studie 2022 erfasst wurden. Untersucht wurde die Fähigkeit zum Kreativen Denken 15jähriger SuS in Abhängigkeit von Schulform, Geschlecht und sonstigen Kompetenzen.


    Die originale Studie findet sich hier. Über das Inhaltsverzeichnis kann man direkt zur Zusammenfassung springen.


    Die Kernpunkte


    - Deutschland liegt international im Mittelfeld

    - die Fähigkeit zum Kreativen Denken korreliert stark mit den Kompetenzen im Lesen, Mathematik und den Naturwissenschaften

    - Gymnasiasten liegen weit vor den SuS anderer Schulformen

    - Mädchen liegen entsprechend ihrer höheren Lesekompetenz deutlich vor den Jungen. Keine Unterschiede zwischen Mädchen und Jungs wenn die Lesekompentenz gleich ist

  • Können wir uns nicht mal alle darauf einigen, diesen ganzen PISA-Bullshit zu ignorieren? Wir könnten alle gemeinsam so tun, als ob es das nicht gäbe und jedes mal, wenn jemand anfängt mit "Pisa hat gezeigt..." sagen wir einfach "Tut mir leid, in der Stadt war ich noch nie." und verlassen den Raum.


    Seit 20 Jahren reden wir über Pisa, ich wäre bereit meine Meinung zu ändern, wenn mir irgendjemand irgend ein Beispiel für einen positiven Einfluss auf das Schulsystem nennen könnte, den die ganze Diskussion in dieser Zeit gehabt hat.

  • Können wir uns nicht mal alle darauf einigen, diesen ganzen PISA-Bullshit zu ignorieren?

    Nein, können wir nicht.


    Mein eigenes Bundesland Hamburg hat nach dem ersten PISA-Schock ein eigenes, detailliertes Validierungssytem aufgebaut und entscheidende Verbesserungen eingeführt, wie zum Beispiel die 4 1/2-jährigen Untersuchung mit folgender KiTa-Pflicht, wenn Defizite erkannt werden.


    Ohne Pisa wäre es kaum dazu gekommen, und die Daten werden zur kontinuierlichen weiteren Verbesserung genutzt. Wenn andere Bundesländer die Chance nicht nutzen, ist das kein Mangel von PISA.

  • Es ist natürlich richtig, dass Pisa nicht zu besseren Schulen führt. Aber Pisa gibt uns zu mindestens einen Hinweis, wo wir aktuell stehen.

  • Mein eigenes Bundesland Hamburg hat nach dem ersten PISA-Schock ein eigenes, detailliertes Validierungssytem aufgebaut und entscheidende Verbesserungen eingeführt, wie zum Beispiel die 4 1/2-jährigen Untersuchung mit folgender KiTa-Pflicht, wenn Defizite erkannt werden.

    Es gibt in Hamburg keine Kita Pflicht.

    Zitat

    Ohne Pisa wäre es kaum dazu gekommen, und die Daten werden zur kontinuierlichen weiteren Verbesserung genutzt. Wenn andere Bundesländer die Chance nicht nutzen, ist das kein Mangel von PISA.

    Warum braucht man einen internationalen Äpfel-Birnen-Vergleich, um herauszufinden, dass zuviele Schüler zu schlecht Deutsch sprechen?

  • Doch, bei festgestellten Sprachdefiziten gibt es die!

    Es gibt in diesen Fällen eine Vorschulpflicht. Vorschule ist etwas anderes als Kita.

    Zitat

    Vor Pisa haben uns unsere Bildungspolitiker immer wieder erzählt, wie toll das deutsche Bildungssystem ist. Mangels empirischer Daten ließ sich die gefühlte gegenteilige Wirklichkeit nicht belegen.

    Pisa gibt es schon länger, mit ähnlichen Ergebnissen. Der "Pisa-Schock" ist auch schon über 20 Jahre her. Jedesmal, wenn die Ergebnisse veröffentlicht werden, gibt es großes Gejammer, aber es bleibt im Wesentlichen alles beim alten. Warum das so ist, ist auch klar: um etwas zu verbessern, braucht es einen Plan, Personal und Geld. Das Gejammer und Herumdiskutieren kann man sich langsam wirklich sparen.

  • Es gibt in diesen Fällen eine Vorschulpflicht. Vorschule ist etwas anderes als Kita.

    Geschätzter Kollege Schmidt, wollen wir jetzt wirklich Erbsen zählen?


    Original steht dort:


    „Kinder, bei denen ein ausgeprägter Förderbedarf in der Sprachentwicklung diagnostiziert wurde, nehmen verpflichtend an einer additiven Sprachfördermaßnahme in einer Vorschulklasse oder in einer Kita teil.“.


    Was von beiden greift, richtet sich nach Verfügbarkeit der jeweiligen Angebote in Wohnortnähe.

  • Die gesamte PISA-Studie 2022 gibt es hier zum kostenfreien Download (Analyse der Bildungsergebnisse in Deutschland):
    https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4848

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Es gibt in diesen Fällen eine Vorschulpflicht. Vorschule ist etwas anderes als Kita.

    Zitat:

    Zitat


    Kinder, bei denen ein ausgeprägter Förderbedarf in der Sprachentwicklung diagnostiziert wurde, nehmen verpflichtend an einer additiven Sprachfördermaßnahme in einer Vorschulklasse oder in einer Kita teil.

    Einigt euch doch einfach darauf, dass es Vorschulpflicht ODER KiTa-Pflicht gibt. (in Bezug auf die Sprachfördermaßnahme)


    ---

    Oh, ich sehe gerade, dass Paraibu dich schon darauf aufmerksam gemacht hat und du das witzig fandest. Dann wird dich dieser Beitrag wahrscheinlich wieder verwirren. ;)

  • Aus meiner schulischen wie außerschulischen Erfahrung muss ich sagen, dass sich viele Jugendliche mit kreativem Denken schwer tun. Es setzt voraus, sich auf eine (teilweise) unbekannte Situation einzulassen, selbstständig zu handeln und auch mal auszuhalten, geduldig sein und erst einmal etwas Mühe und Zeit investieren zu müssen, statt den Lösungsprozess unmittelbar ptäsentiert zu bekommen. Und das ist für einige junge Leute zu anstrengend. Manche sitzen es auch einfach aus und warten, bis ihnen jemand den Lösungsprozess präsentiert.

    Daher glaube ich, dass man kreatives Denken nicht vermitteln kann. Entweder man hat es von Natur aus, weil man der Typ Mensch ist, der gerne Rätsel löst und Dinge auch abseits der Norm macht, oder man arbeitet gerne nach vorgegebenem Schema F.

  • Tatsächlich denke ich, dass kreatives Denken auch mit Selbstbewusstsein zu tun hat. Wenn ich denke, ich kann dieses und jenes, dann traue ich mich auch mal auf einen anderen Lösungsweg. Jenes wird man dann wohl eher an Gymnasien finden.

    Dass bei solchen Testungen dann wieder Sprachkenntnisse und/oder die Lesekompetenz, die oft Hand in Hand geht mit den Sprachkenntnissen, wichtig werden, liegt auf der Hand.

    Manch getestetes Menschlein mag durchaus in der Lage sein kreativer zu denken, als es diese Testung ausweist, jedoch scheitert es dann leider an der Sprach- bzw. Lesekompetenz.


    P.S.: In meinem Bundesland ist der Mathe-MSA nicht besonders ausgefallen. Die Mathe-Kolleg*innen meinen, dass das kein Wunder sei, da man sehr viel lesen musste.

  • Daher glaube ich, dass man kreatives Denken nicht vermitteln kann. Entweder man hat es von Natur aus, weil man der Typ Mensch ist, der gerne Rätsel löst und Dinge auch abseits der Norm macht, oder man arbeitet gerne nach vorgegebenem Schema F.

    Nein. So ist es nicht. Es gibt natürlich Menschen, die kreativer sind als andere, aber man kann das durchaus erlernen. Da ich im konstruktiven Bereich arbeite, weiß ich das. Kreativität kann durch verschiedene Methoden wunderbar entstehen und zwar bei jedem. Nennt man Kreativitätstechniken.


    Außerdem muss die Aufgabe ausreichend offen gestaltet sein, so dass Kreativität überhaupt möglich ist. Die penible Vorbereitung dieser Aufgaben ist daher wichtig.


    Geht alles. Ist mein Tagesgeschäft.

  • Es ist natürlich richtig, dass Pisa nicht zu besseren Schulen führt. Aber Pisa gibt uns zu mindestens einen Hinweis, wo wir aktuell stehen.

    Das wäre richtig, wenn wir wüssten, was gefragt wurde und was unsere Schüler genau nicht konnten.


    Tatsächlich sind die Fragen nicht öffentlich, es ist nicht klar, ob die Fragen sinnvoll sind und ob wir die abgefragten Inhalte nach deutschen Lehrplänen überhaupt unterrichtet haben (siehe die an anderer Stelle diskutierten Pisa-Beispielfragen in Mathematik).


    Auch bei Ergebnissen wie: 70 % deutscher Schüler können Fakten nicht von Meinungen unterscheiden, bei den Amerikanern sind das nur 30 %, würde ich gern sehen, wie die Fragen aussahen. Wenn dieses Testergebnis belastbar ist, ist es alarmierend. Solange ich die Fragen nicht kenne, kommt es mir wie die entsprechenden kommunistischen Tests vor, wo man abgefragt wurde, wie Zeitungsmeldungen richtig zu beurteilen sind.

  • Tatsächlich sind die Fragen nicht öffentlich, es ist nicht klar, ob die Fragen sinnvoll sind und ob wir die abgefragten Inhalte nach deutschen Lehrplänen überhaupt unterrichtet haben (siehe die an anderer Stelle diskutierten Pisa-Beispielfragen in Mathematik).

    Die Fragen werden immerhin den Grundzügen nach in der eingangs verlinkten Studie dargestellt, inkl. Screenshots.


    Ob die Fragen irgendwo vollständig einsehbar sind, kann ich in der Kürze der Zeit nicht recherchieren.

  • Die Fragen werden immerhin den Grundzügen nach in der eingangs verlinkten Studie dargestellt, inkl. Screenshots.


    Ob es die Fragen auch vollständig irgendwo einsehbar sind, kann ich in der Kürze der Zeit nicht recherchieren.

    Die Fragen, die es gibt, habe ich gesehen.


    Sie sind z.B. völlig ungeeignet, den Wissensstand eines Hauptschülers zu prüfen. Dieser sollte in Mathematik kopfrechnen, Rechenregeln anwenden, Prozentrechnen, schätzen können, wissen, wie ein einfacher Bruch aussieht, wissen wann man einen Umfang, wann man einen Flächeninhalt und wann ein Volumen ausrechnet und sonst eine alltagsbezogene Textaufgabe beherrschen ...


    Der Hauptschulabschluss in Mathematik ist mindestens einmal Gegenstand einer Kultusministerkonferenz gewesen, somit bundesweit relativ vergleichbar. Aus meiner Sicht sind die Inhalte auch sehr sinnvoll und geben gut wieder, was ein vernünftiger Mensch so wissen sollte, um sein Leben selbstständig geregelt zu bekommen.


    Nichts von diesen Inhalten wird aus meiner Sicht in Pisa geprüft. Stattdessen gibt es (schlechte) Gesamtschulaufgaben, wo ein Hauptschüler, den man darauf gedrillt hat, wohl auch wüsste, was er dort anzukreuzen hat. (Neuer Test noch datenorientierter ...)


    Die Aussage, wir schneiden im unteren Drittel schlecht ab, ist aus meiner Sicht somit keiner Beachtung würdig.

  • Auch bei Ergebnissen wie: 70 % deutscher Schüler können Fakten nicht von Meinungen unterscheiden, bei den Amerikanern sind das nur 30 %, würde ich gern sehen, wie die Fragen aussahen.

    Nun - in den USA sind auch "alternative Fakten" reale Fakten und keine Meinung. Daher kommt das mit den Prozentzahlen schon hin ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

Werbung