Müssen Sonderpädagogen an Regelschulen oder Beratungszentren Unterrichten?

  • Hallo,


    an sich steht alles im Titel. Ich möchte Sonderpädagogik studieren und danach entweder an eine Regelgrundschule oder an eine Beratungsstelle. Ich möchte keine Klassenleitung übernehmen, geschweige denn ganze Klassen Unterrichten. Sonst würde ich ja Regel-Grundschullehramt studieren. Mein Ziel soll es sein, einzelne Kinder oder Kleingruppen zu unterstützen und individuell auf sie einzugehen, damit sie sich bestmöglich in die Gesellschaft integrieren können. Da bringt es mir nicht viel, alle Kinder zu unterrichten und differenziert zu unterrichten. Dafür sind Sonderpädagogen nicht da (es sei denn, sie arbeiten an Förderschulen).


    Nachtrag: falls mir jemand genauer schildern kann, was man in Beratungszentren macht, wäre ich sehr dankbar dafür !


    Mein Bundesland ist Hamburg.

    Einmal editiert, zuletzt von Lihni ()

  • Es wäre gut, das Bundesland zu wissen!

    Bei uns (Bayern) ist das Beratungszentrum im SFZ integriert. Wir testen Kinder von unserer Schule und beraten Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen. Der klassische MSD ist an den Regelschulen und arbeitet dort. Das mache ich aber nicht Vollzeit, die restlichen Stunden unterrichte ich eine ganze Klasse am SFZ. Du hörst dich aber nicht nach Bayern an...

    In NRW arbeiten die meisten Sonderpädagoginnen inklusiv an Regelschulen. Da müsste dir jemand anderes weiterhelfen!

    Lg

  • Das was du beschreibst ist nicht die Arbeit einer Lehrkraft, egal an welcher Schulform und in welchem Einsatzszenario.

    (Von ganz wenigen Sonderfällen mal abgesehen, aber auf die kann man nicht hin planen.)

    Da bringt es mir nicht viel, alle Kinder zu unterrichten und differenziert zu unterrichten. Dafür sind Sonderpädagogen nicht da (es sei denn, sie arbeiten an Förderschulen).

    Doch, dafür sind sie auch da.

  • Ich als Sonderpädagogin an der Regelschule in NRW bestehe darauf, Lehrerin zu sein und bin natürlich in der Lage und Willens, ganze Klassen zu unterrichten. Ich bin doch kein Lesepate oder sowas!

  • Hallo,


    an sich steht alles im Titel. Ich möchte Sonderpädagogik studieren und danach entweder an eine Regelgrundschule oder an eine Beratungsstelle. Ich möchte keine Klassenleitung übernehmen, geschweige denn ganze Klassen Unterrichten. Sonst würde ich ja Regel-Grundschullehramt studieren. Mein Ziel soll es sein, einzelne Kinder oder Kleingruppen zu unterstützen und individuell auf sie einzugehen, damit sie sich bestmöglich in die Gesellschaft integrieren können.

    Dann ist ein Lehramtsstudium bzw. der Schuldienst der falsche Weg für dich, denn dabei lässt sich natürlich nicht ausschließen, dass du ganze Klassen unterrichtest, das ist schließlich unser aller Kerngeschäft. Einzelförderung kann es natürlich in der Inklusion geben, das kann sich aber schnell ändern, wenn KuK erkranken, mit denen du Teamteaching machst.

    Entweder du machst deinen Frieden damit, dass es nicht nur im Ref vorkommen kann und wird, dass du auch ganze Klassen unterrichten wirst müssen oder du orientierst dich direkt neuen neu in eine Richtung, in der Einzelförderung bzw. Kleingruppenarbeit den Normalfall darstellen, wie beispielsweise in therapeutischen Settings.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Einzelförderung ist eher die Aufgabe von SozPäd Fachkräften in der Schule. Lehrer (auch Sonderpädagogen) machen üblicherweise nicht nur EInzelförderung.

  • An therapeutische Settings hatte ich auch gerade gedacht. Sonderpädagogik ist natürlich schon ein Lehramtsstudium. In SH bedeutet das in der Praxis häufig Kleingruppenarbeit oder Einzelarbeit, aber im Referendariat immer auch Ausbildung als Lehrkraft im Team mit der ganzen Klasse und auch so immer mal Vertretung in ganzen Klassen. Das heißt man muss in jedem Fall immer wieder damit rechnen, vor der ganzen Klasse zu stehen, und man muss im Ref beweisen, dass man das kann.

    Darüber hinaus sind Sonderpädagogen in der Regelschule beratend tätig. Teilweise bereiten sie Material vor. Ich frage mich gerade, wie man das machen will, wenn man nicht grundsätzlich weiß, wie ein inklusive Setting in der Regelschule funktioniert?

    Abgesehen davon ist es ja auch theoretisch in keinem Bundesland sicher, dass es nicht vielleicht in ein paar Jahren wieder dazu kommt, dass an Förderschulen in eigenen Klassen differenziert beschult wird?

  • Sonderpädagogik ist natürlich schon ein Lehramtsstudium.

    ... und mehr. Das SoPäd-Studium beinhaltet (in BaWü) neben neben (mindestens) 2 Unterrichtsfächern auch einen großen Anteil psychologisches und medizinisches Fachwissen. Sonderpädagog:innen führen auf Anforderung von Schulen und/oder Schulämtern Tests mit Schülern durch und erstellen dann Gutachten, inwieweit und wie eine Förderung an der Regelschule erfolgen kann - oder ob eine Umschulung an ein SBBZ empfohlen wird. In der Regel unterrichten sie auch eine eigene (SoPäd)-Klasse in ihrem Förderschwerpunkt oder sie unterrichten inklusiv im Team an einer Regelschule.
    Mit einigen Jahren Berufserfahrung kannst du dich auch auf eine Abordnung in der Beratung am Schulamt bewerben. Das bringt jedoch nur mehr Gehalt, falls als Schulrat/Schulrätin berufen wirst.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • @Lihni : Du kannst doch auch Sonderpädagoge im außerschulischen Bereich werden, wenn du keine Lust auf klassisches Unterrichten hast. Geht entweder über ein Studium der Sozialen Arbeit mit entsprechendem Schwerpunkt oder Heilpädaogik. Hierzu können die Sonderpädaogikkollegen hier ggf. mehr sagen.

  • Studium der Sozialen Arbeit

    Da liegst du jedoch in der Regel einige Gehaltsgruppen unter A13, was Sonderschulpädagogen erhalten.

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  • Da liegst du jedoch in der Regel einige Gehaltsgruppen unter A13, was Sonderschulpädagogen erhalten.

    Stimmt zwar, aber wenn alle Pädaogikinteressierten ihre Berufswahl ausschließlich danach ausrichten würden, hätten wir irgendwann keine Sozialarbeiter, Erzieher, Heilpädagogen, Schul- und Alltagsbegleiter u.ä. mehr. Die finanziellen Aussichten sollten irgendwo bei der Berufswahl Berücksichtigung finden, sind aber natürlich nur einer von vielen Punkten, die es zu bedenken gibt.

  • Sonderpädagogik ist natürlich schon ein Lehramtsstudium.

    In NDS wohl nicht unbedingt. Zitat der Uni, an der ich studiert habe: "Das Fach Sonderpädagogik kann wahlweise mit einem außerschulischen Berufsziel oder mit dem Berufsziel Schule studiert werden." Wenn ich mich gerade nicht verguckt habe, scheint es allerdings an der Uni Hamburg tatsächlich nur den Studiengang für das Lehramt Sonderpädagogik zu geben.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Vielleicht wäre Heilpädagogik, Logo- oder Ergotherapie das Richtige? Damit könntest du an Sozialpädiatrischen Zentren arbeiten.


    Abgesehen vom Gesagten: Als Lehrkraft kannst du ja auch keine Lehrkräfte beraten, wenn du selbst nicht unterrichtest.

  • Stimmt zwar, aber wenn alle Pädaogikinteressierten ihre Berufswahl ausschließlich danach ausrichten würden, hätten wir irgendwann keine Sozialarbeiter, Erzieher, Heilpädagogen, Schul- und Alltagsbegleiter u.ä. mehr. Die finanziellen Aussichten sollten irgendwo bei der Berufswahl Berücksichtigung finden, sind aber natürlich nur einer von vielen Punkten, die es zu bedenken gibt.

    Es gibt ausreichend Lehrkräfte, die sich nicht mal besonders für Pädagogik interessieren, wohl aber das Schmerzensgeld gerne mitnehmen.

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