Wer ist an allem schuld? Umgang mit Klimakrise

  • Ausgerechnet die Boomer sind Schuld? Wir wurden nicht überall hingefahren, sondern haben uns noch selbst fortbewegt. Flugreisen in die große weite Welt nach der Schule waren auch nicht "in", sondern freiwilliges soziales Jahr und Zivildienst. Wir haben gegen Atomkraftwerke, Strauß und alles Mögliche demonstriert, die Grünen gewählt. Birkenstock, Müsli und umweltfreundliche Putzmittel, Secondhand haben wir quasi mit erfunden. Nicht, dass das viel geholfen hätte, aber zumindest erwachte so etwas wie Umweltbewusstsein... Ausgerechnet uns die Schuld in die Schuhe zu schieben ist daneben.

    Hier fahren einige 18jährige schon fette Leasingfahrzeuge, das war in meiner Generation doch eher die Ausnahme.

    Das Argument sehe und höre ich öfter, aber ist der Vergleich nicht etwas unfair? Das meiste hat man ja nicht aus einer besonderen Überzeugung gemacht, sondern weil es eben auch dem Zeitgast entsprach oder die Möglichkeiten gar nicht vorhanden waren. Und die heutigen Kinder und Jugendlichen bekommen es ja auch von ihren Eltern vorgelebt. Sollte diese nicht viel eher in der Verantwortung stehen? Würdest du also sagen, dass "die Boomer" keine Schuld trifft, weil sie sich als Kinder umweltfreundlich verhalten haben, obwohl sie als Erwachsene und auch jetzt den Klimawandel vorantreiben?

  • Ich glaube, es ist schwierig, einer Generation eine generelle Schuld am Klimawandel zu geben, da es eher ein generationenbezogen verändertes Verhalten ist. Beispielsweise isst die junge Generation weniger Fleisch, nutzt aber mehr Elektronikgeräte und ist deutlich reisefreudiger.

  • obwohl sie als Erwachsene und auch jetzt den Klimawandel vorantreiben?

    Oh, endlich haben wir den Schuldigen gefunden.

    Eine ganze Generation, ohne Ausnahme, treibt den Klimawandel voran. Seit ihrer Kindheit und auch heute noch.


    Bisch'n pauschal, oder nicht? Etwas unreflektiert. Auf dieser Grundlage kann keine gemeinsame Reflektion, keine Zusammenarbeit – auch nicht von einzelnen Engagierten – stattfinden.


    (Eine Anekdote aus dem Studium, am neuen Studienort. Dort gab es ein Gebäude mit großer Aufschrift "Vegetarisches Restaurant". Ich dachte mir, wie toll ist das denn. Die machen das selbstbewusst, scheinen einen großen Laden mit dem Konzept betreiben zu können. Bei genauerer Inspektion entdeckte ich ein Hinweisschild, dass es sich um ein historisches Gebäude handelte, das Restaurant war dort um 1920 aktiv.

    Nein, "die Alten" (egal welcher Generation) waren nicht allesamt "böse".)

  • Ich finde es komplett albern, überhaupt von "Schuld" zu sprechen. Emissionen sind der Preis für Entwicklung, Fortschritt und letztlich Wohlstand - man kann vergangenen Generationen wohl kaum Partizipation daran vorwerfen.

  • Oh, endlich haben wir den Schuldigen gefunden.

    Eine ganze Generation, ohne Ausnahme, treibt den Klimawandel voran. Seit ihrer Kindheit und auch heute noch.


    Bisch'n pauschal, oder nicht? Etwas unreflektiert. Auf dieser Grundlage kann keine gemeinsame Reflektion, keine Zusammenarbeit – auch nicht von einzelnen Engagierten – stattfinden.

    Ich habe das natürlich bewusst etwas plakativ formuliert, da das ja nunmal auch das ursprüngliche Thema und Grundlage der Klassendiskussion war. Laut dem folgenden Artikel https://www.diepresse.com/6117…die-aergsten-klimasuender scheint da aber ja durchaus was dran zu sein.


    Könnte man nicht auch gemeinsam reflektieren und zusammenarbeiten und sich gleichzeitig eine (Teil)schuld eingestehen? Wieso scheint die Schuldfrage hier so komplett tabu zu sein?

  • Wieso scheint die Schuldfrage hier so komplett tabu zu sein?

    Weil jede*r einzelne für sich selbst keine Schuld (und kaum Verantwortung) sieht.

    "Was kann man allein schon machen?"

    Die Politik...

    Die Wirtschaft...

    Das andere Land...

    Die andere Generation...



    Man muss vielleicht auch fair sein: Eine einzelne Person würde tatsächlich keinen Klimawandel hervorrufen können – oder diesen aufhalten können (und letzteres macht die Vorwürfe in Diskussionen mit einzelnen Personen gefühlt so "unfair", das kann nur zu Ablehnung führen). Aber die Masse macht's. Egal, ob diese Masse aus "Boomern" oder aus Schülern besteht.

  • Das Argument sehe und höre ich öfter, aber ist der Vergleich nicht etwas unfair? Das meiste hat man ja nicht aus einer besonderen Überzeugung gemacht, sondern weil es eben auch dem Zeitgast entsprach oder die Möglichkeiten gar nicht vorhanden waren. Und die heutigen Kinder und Jugendlichen bekommen es ja auch von ihren Eltern vorgelebt. Sollte diese nicht viel eher in der Verantwortung stehen? Würdest du also sagen, dass "die Boomer" keine Schuld trifft, weil sie sich als Kinder umweltfreundlich verhalten haben, obwohl sie als Erwachsene und auch jetzt den Klimawandel vorantreiben?

    Differenzieren wäre hilfreich. Nicht „die“ Boomer sind per se Schuld oder verantwortlich (um den Schuldbegriff mal wegzulassen). Mal ganz abgesehen davon, dass der menschengemachte Klimawandel auch schon vor dieser Generation begonnen hat, gab und gibt es in jeder Generation zahlreiche Menschen, die das Richtige getan haben, das Richtige vorgelebt haben, das richtige Handeln eingefordert haben, um nachhaltiger zu leben. Dennoch gab und gibt es- und das ist dann eben die Schnittstelle zwischen allen Generationen in dieser Frage, aber eben auch der Punkt, an dem es anzusetzen gilt- zu viele Menschen, die nicht dazu bereit sind ihren persönlichen Komfort oder auch einfach nur Egozentrismus nicht auf Kosten anderer auszuleben.


    Wer meint den ersten Stein werfen zu müssen Richtung anderer Generationen steht in der Pflicht es als Gesamtgeneration besser zu machen oder muss alternativ eben anerkennen, dass es so pauschal und undifferenziert wohl nicht korrekt war oder ist. Vor allem aber sind Pauschalurteile keine Lösung, sondern lediglich ein Weg, weitere Konflikte zu schüren zu diesem Thema, bei dem es genau genommen wichtig wäre generationenübergreifend zusammenzuarbeiten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: +d

  • Wieso scheint die Schuldfrage hier so komplett tabu zu sein?

    Weil diese Frage vollkommen uninteressant, unproduktiv und nicht zielführend ist. Was genau versprichst du dir in der Sache davon, jemandem "die Schuld" geben zu können?

  • Sich schämen wäre doch ein Anfang.

    Nun - als Boomer müsste ich mich höchstens "fremdschämen". An den Entscheidungsprozessen seit den 70er Jahren waren wir nur marginal beteiligt und unsere Einflussnahme war (und ist) auf Wahlverhalten, Protest und eigenes ökologisches Verhalten beschränkt. Wir haben die grüne Bewegung nach oben gebracht - die heute wegen jedem Mist, den sie nicht zu verantworten hat, diffamiert wird.
    Seit dem Bericht des Club of Rome 1972 über "Die Grenzen des Wachstums" hatte sich das Denken geändert - nur nicht das Verhalten großer Teile der Bevölkerung, die mit dem geländetauglichen SUV die Kids 500 Meter zur Schule fahren. Noch heute wird die Katastrophe ausgerufen, wenn das Wirtschaftswachstum um 0,2 % sinkt und eine Rezession an die Wand gepinselt.
    Wir sind höchstens schuld, nicht so laut und konsequent wie FFF gewesen zu sein.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Ich verstehe nicht, was du genau mit jovial meinst.

    Als wären sie ein bisschen doof und hätten keine Ahnung. Ich hätte auch ein böseres Wort wählen können.

  • Früher wurde zu wenig diesbezüglich getan und jetzt stellt sich blinder Aktionismus ein.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Das Argument sehe und höre ich öfter, aber ist der Vergleich nicht etwas unfair? Das meiste hat man ja nicht aus einer besonderen Überzeugung gemacht, sondern weil es eben auch dem Zeitgast entsprach oder die Möglichkeiten gar nicht vorhanden waren. Und die heutigen Kinder und Jugendlichen bekommen es ja auch von ihren Eltern vorgelebt. Sollte diese nicht viel eher in der Verantwortung stehen? Würdest du also sagen, dass "die Boomer" keine Schuld trifft, weil sie sich als Kinder umweltfreundlich verhalten haben, obwohl sie als Erwachsene und auch jetzt den Klimawandel vorantreiben?

    Das habe ich nicht gesagt. Ich sehe bloß nicht, warum wir als einzelne Generation daran Schuld sein sollen.

  • Ausgerechnet die Boomer sind Schuld? Wir wurden nicht überall hingefahren, sondern haben uns noch selbst fortbewegt. Flugreisen in die große weite Welt nach der Schule waren auch nicht "in", sondern freiwilliges soziales Jahr und Zivildienst. Wir haben gegen Atomkraftwerke, Strauß und alles Mögliche demonstriert, die Grünen gewählt. Birkenstock, Müsli und umweltfreundliche Putzmittel, Secondhand haben wir quasi mit erfunden. Nicht, dass das viel geholfen hätte, aber zumindest erwachte so etwas wie Umweltbewusstsein... Ausgerechnet uns die Schuld in die Schuhe zu schieben ist daneben.

    Selbst fortbewegt? Alle Boomer, die ich kennen haben mehrere Autos in der Dorfgarage.

    Die anderen Punkte betreffen auch nur eine kleine Teilgruppe der Boomer, der größte Teil ist wohl eher Wegwerfgeneration (anders als die Generation davor). Nur dass sie wenig Flugreisen machen, das stimmt.

  • Und was ist mit der Politik? Warum kann ich fast nur Dinge aus China kaufen? Warum ist es soweit gekommen, dass wir in vielen Dinge von anderen Ländern abhängig sind, obwohl wir das alles mal selbst konnten?


    @ State: Ich bewege mich sehr viel unmotorisiert fort. Und du?

  • @ State: Ich bewege mich sehr viel unmotorisiert fort. Und du?

    Ziemlich sicher mehr als du. Das hat aber mit Generationen eher wenig zu tun.


    Zu deinen anderen Fragen? Das ist dem Geiz der Boomer-Generation zu verdanken. Das ist auch der Grund wieso die Dörfer keine Geschäfte mehr haben. Die Auto-Boomer sind nämlich lieber zum nächsten Aldi gefahren.


    Lokales Einkaufen und Nachhaltigkeit ist wenn überhaupt eher wieder ein Thema jüngerer Generationen.

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