Mittelschule Bayern

  • Servus,


    Falls es hier Lehrerinnen an bayrischen Mittelschulen gibt, hätte ich ein paar Fragen zur Ausbildung und zum Beruf und wäre dankbar über qualifizierte Antworten:

    1. Wohl das allerwichtigste: Wie sind die Chancen auf eine verbeamtete Stelle an Mittelschulen aktuell in Bayern? Ich weiss es gibt die Lehrbedarfsprognosen, allerdings wird dort überall als Einstiegschance sehr gut beschrieben. Ich kann da allerdings nicht so dran glauben, nachdem ich viel in Lehrerforen gelesen habe. Anscheinend ist da auch viel Beschönigung dabei. Deshalb eure Meinung dazu.
    2. Ist die Fächerwahl an Mittelschulen egal? Man hat in Bayern ein Hauptfach und 3 Didaktikfächer. Man unterrichtet also ganz viele Fächer. Kommt es da noch auf die Kombination an? Jeder muss Deutsch oder Mathe haben und Kunst/Musik oder Sport.
    3. Wie ist der Korrekturaufwand an einer Mittelschule? Gibt es auf Mittelschulen Abschlussarbeiten wie an der Realschule oder das Abitur? Gibt es viele Klausuren oder kann das die Lehrkraft selbst bestimmen?
    4. Ich habe gelesen, dass man in Bayern kaum aussuchen kann in welcher Region man eingesetzt wird. Mittelschullehrer werden anscheinend zu 99% nach München geschickt. Könnt ihr das so bestätigen? Gibt es da Möglichkeiten nicht in München zu landen? Ab wann muss einem Versetzungsantrag zugestimmt werden? Ich würde gerne in Augsburg umkreis unterrichten.
    5. Werden mehr Lehrer in den großen Städten oder im ländlichen Raum in Bayern gebraucht? Man hört ja oft, dass es gerade am Land an Lehrern fehlt, aber wieso wird dann jeder nach München geschickt?
    6. Man sagt das Referendariat in Bayern ist das schwerste von allen. Es ist jedenfalls das längste. Gibt es aber noch andere Faktoren warum es das schwerste ist? Besonders schlechte Notengebung?
  • Das sind die Einstellungsnoten, wer schlechter ist bekommt nix, aber da steht ja: keine weiteren Bewerber. Sprich, alle werden verbeamtet derzeit.

  • 1. Der Lehrermangel im Bereich Mittelschule ist sehr hoch und die Einstellungschancen daher sehr gut.

    2. Hauptfach: Auswahl aus dem Fächerangebot der betreffenden Uni;

    Didaktikfächer: Deutsch oder Mathe / ein weiteres Fach / Kunst, Musik, Sport, Religionslehre oder

    NTW

    Wähle nach deinen Neigungen! Für die Einstellungschancen ist es egal und man muss auch immer wieder fachfremd unterrichten.

    4. Dienstort nach dem Referendariat: man kann Regierungsbezirke und Schulamtsbezirke als Wünsche angeben. Die "Gefahr", nach Oberbayern (und dann oft München) zu kommen, ist ist recht hoch. Aber immerhin ist dein Wunschgebiet Augsburg nicht so weit entfernt wie andere Herkunftsgebiete (Bayerischer Wald, Unterfranken, ...).

    5. Bei Grundschullehrern ist der Bedarf in Oberbayern insgesamt höher als in den anderen Regierungsbezirken und in München eben besonders hoch. Deshalb ist es (unverheiratet oder ohne Kinder) oft wirklich schwer, aus Oberbayern/München wieder weg zu kommen. Ich denke, dass es bei Mittelschullehramt ähnlich ist.

  • In der Mittelschule gilt das Klassenlehrerprinzip, d. h. der Klassenlehrer soll möglichst viele Fächer in der eigenen Klasse halten. Da kann es schon passieren, dass man mal ein Fach oder eine Verbindung fachfremd unterrichtet. Je nach Lehrerversorgung sind womöglich auch nicht für alle Fächer genügend ausgebildete Lehrer vorhanden, sodass andere auffüllen müssen.

  • Man sagt das Referendariat in Bayern ist das schwerste von allen. Es ist jedenfalls das längste. Gibt es aber noch andere Faktoren warum es das schwerste ist? Besonders schlechte Notengebung?

    In Bayern ist alles am schwierigsten! Als Bayer müsstest du das eigentlich wissen.


    Im Ernst: auf so einen Quatsch zu hören, solltest du dir sofort abgewöhnen.



    Dass du fachfremd unterrichten sollst, kann immer passieren. Dabei wird aber in der Regel auch darauf geachtet, ob sich eine Lehrkraft ein Fach zutraut oder nicht. Bei uns wird z.B. immer mal versucht, Geschichtslehrern eine Latein Klasse aufzudrücken. Immerhin haben die ja das Latinum.

  • Frage Nr. 3: Zu den Abschlüssen an der Mittelschule:

    https://www.km.bayern.de/lerne…chluesse-der-mittelschule


    Bei uns an der Grundschule gibt es schulinterne Vereinbarungen zu den Proben. Das könnte auch an der Mittelschule so sein. Grund- und Mittelschule sind ähnlich organisiert. Bevor du dir über den Korrekturaufwand usw. Gedanken machst, solltest du eher einmal ein Praktikum an der Mittelschule machen und schauen, ob dir dieses Arbeitsfeld zusagt. An der Mittelschule sind erst einmal die Schüler, die, obwohl gerne, es nicht mindestens auf die Realschule geschafft haben. Außerdem sind dort die, die so knapp an der Grenze zur Förderschule standen. Entsprechend frustriert sind manche. Es gibt aber auch Schüler, die dank ihrer Lehrer dort motiviert sind und sich gut verbessert haben - da weiß ich einige Beispiele von meinen ehemaligen Schülern.


    Was ich damit sagen will: Man sollte Mittelschullehramt studieren, wenn einem das Berufsfeld zusagt und man sich vorstellen kann, dass man einen guten Zugang zu den dort lernenden Schülern erreichen will. Soziale Probleme gibt es an allen Schularten. Was ich allerdings durch meine Vertretungen an der Mittelschule erlebt habe, fand ich schon heftig. Als Klassenlehrkraft ist man da direkter an den Problemen dran, hat aber auch ein besseres Verhältnis zu den Schülern und kann gemeinsame Erlebnisse mit der Klassengemeinschaft schaffen. (In der Grundschule unterrichtet man noch mehr in den eigenen Klassen, deswegen habe ich die Grundschule vorgezogen.) Damit muss man umgehen lernen. Ob es an den anderen Schularten noch einen Tick besser ist - da habe ich keinen direkten Vergleich.


    Als ich vor 3 Jahren mal wieder an der Mittelschule hospitiert habe, ist mir aufgefallen, dass der Unterricht in 5/6 sehr kleinschrittig abgehalten werden musste. Die Anzahl der Schüler in den Klassen mit Förderbedarf hat sich erhöht.

    Unsere örtliche Mittelschule hat schöne Projekte und auch ein gutes Angebot für Schüler. Meinen ehemaligen Schülern gefällt es an der Mittelschule. Dazu braucht es auch engagierte Lehrer, die lernen, die gegebenen Umstände zu handeln.

  • Servus,


    Falls es hier Lehrerinnen an bayrischen Mittelschulen gibt, hätte ich ein paar Fragen zur Ausbildung und zum Beruf und wäre dankbar über qualifizierte Antworten:

    1. Wohl das allerwichtigste: Wie sind die Chancen auf eine verbeamtete Stelle an Mittelschulen aktuell in Bayern? Ich weiss es gibt die Lehrbedarfsprognosen, allerdings wird dort überall als Einstiegschance sehr gut beschrieben. Ich kann da allerdings nicht so dran glauben, nachdem ich viel in Lehrerforen gelesen habe. Anscheinend ist da auch viel Beschönigung dabei. Deshalb eure Meinung dazu.
    2. Ist die Fächerwahl an Mittelschulen egal? Man hat in Bayern ein Hauptfach und 3 Didaktikfächer. Man unterrichtet also ganz viele Fächer. Kommt es da noch auf die Kombination an? Jeder muss Deutsch oder Mathe haben und Kunst/Musik oder Sport.
    3. Wie ist der Korrekturaufwand an einer Mittelschule? Gibt es auf Mittelschulen Abschlussarbeiten wie an der Realschule oder das Abitur? Gibt es viele Klausuren oder kann das die Lehrkraft selbst bestimmen?
    4. Ich habe gelesen, dass man in Bayern kaum aussuchen kann in welcher Region man eingesetzt wird. Mittelschullehrer werden anscheinend zu 99% nach München geschickt. Könnt ihr das so bestätigen? Gibt es da Möglichkeiten nicht in München zu landen? Ab wann muss einem Versetzungsantrag zugestimmt werden? Ich würde gerne in Augsburg umkreis unterrichten.
    5. Werden mehr Lehrer in den großen Städten oder im ländlichen Raum in Bayern gebraucht? Man hört ja oft, dass es gerade am Land an Lehrern fehlt, aber wieso wird dann jeder nach München geschickt?
    6. Man sagt das Referendariat in Bayern ist das schwerste von allen. Es ist jedenfalls das längste. Gibt es aber noch andere Faktoren warum es das schwerste ist? Besonders schlechte Notengebung?Wohl das allerwichtigste: Wie sind die Chancen auf eine verbeamtete Stelle an Mittelschulen aktuell in Bayern? Ich weiss es gibt die Lehrbedarfsprognosen, allerdings wird dort überall als Einstiegschance sehr gut beschrieben. Ich kann da allerdings nicht so dran glauben, nachdem ich viel in Lehrerforen gelesen habe. Anscheinend ist da auch viel Beschönigung dabei. Deshalb eure Meinung dazu.


    1. An den Mittelschulen wird es die nächsten Jahre eine Volleinstellung geben. Derzeit studieren so wenige Mittelschullehramt, dass der Bedarf in ferner Zukunft nicht gedeckt werden kann.


    2. Die Fächerkombination ist mMn nur/vor allem für den Vorbereitungsdienst wichtig, da du in den studierten Fächern deine Lehrproben machen musst. Nach dem Vorbereitungsdienst musst du alle Fächer unterrichten außer Englisch (Jahrgang 7-10), Religion, Sport. Mein Tipp: studiere die Fächer, die dich interessieren!


    3. Man schreibt genauso viele Schulaufgaben (angesagte Proben) wie auch an Gymnasien - mMn ist die Anzahl zu hoch. Da das Niveau aber nicht so sehr in die Tiefe geht, ist der Aufwand überschaubar. In M-Klassen ist der Korrekturaufwand höher.


    4. Der Bedarf ist in Oberbayern am höchsten. Gefolgt von Schwaben. Einer Versetzung musst du nicht zustimmen - dann bist du aber halt raus. Das ist ein Nachteil des Beamtensystems.


    5. Weil in München der Bedarf mit Abstand am höchsten ist.


    6. Woher hast du die Info, dass es in Bayern am schwierigsten ist? Bullshit! Der Vorbereitungsdienst ist von so vielen Faktoren abhängig: Seminarrektor:in, Schule, Schüler:innen, Kolleg:innen, Schulamt, ... Der Bedarf an Mittelschullehrer:innen ist enorm! Eine Planstelle wird dir sicher sein.

  • Nach dem Vorbereitungsdienst musst du alle Fächer unterrichten außer Englisch (Jahrgang 7-10), Religion, Sport.

    Ich unterrichte alle 3 Fächer regelmäßig, ohne dass ich eins davon studiert hätte. Englisch machte an jeder Schule, an der ich bisher war, immer jeder. Und wenn kein Relilehrer da ist, interessiert keinen, ob du die Missio hast. Sport darf im Auftrag der Schulleitung ebenfalls jeder unterrichten.


    Die Not ist an den MS so groß, dass seit Jahren tatsächlich jeder unabhängig von seiner Eignung eingestellt wird.

    Die Studentenzahlen lassen darauf schließen, dass sich das in der nächsten Zeit nicht ändern wird.

  • Eine Grundschulkollegin (vor Jahren aus der Kirche ausgetreten) hat vor einiger Zeit als mobile Reserve katholische Religion in einer 9. Klasse unterrichtet.

    Auch ich (Grundschullehrerin) habe schon Englisch in der 5. Klasse unterrichtet (ohne jegliche Ausbildung).

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