selbst gewählte Schule vor dem Refrendariatsbeginn wechseln (Brandenburg)

  • Hallo,

    ich starte bald in mein Referendariat und arbeite momentan schon an einer Schule und hatte deshalb angegeben, dass ich dort auch mein Referendariat machen möchte und die Schule hatte dem ebenfalls zugestimmt, weshalb mir diese Schule nun für mein Referendariat zugewiesen wurde. Zu der Zeit hatte ich dort aber auch erst seit kurzem gearbeitet und hatte zunächst einfachere Aufgaben (Förderung von Kleingruppen). Nun muss ich aber seit kurzem immer wieder Lehrkräfte in Klassen vertreten. Dieses stellt sich jetzt als ziemlich herausfordernd heraus, da die Schule sich in einem Problembezirk befindet und die Kinder sehr schwierig sind, weshalb ich mir jetzt doch nicht mehr so sicher bin, ob ein Refrendariat dort eine gute Idee ist. Die Frage ist, war jemand schon mal in der gleichen Situation? Kann man einfach seine Schule vor dem Beginn des Refrendariats wechseln? Könnte es negative Konsequenzen für das Referendariat haben, da man dem Studienseminar bestimmt eine Begründung dafür nennen müsste?

    Danke im Voraus.

  • Nein, die Ausbildungsschulen können- und das dürfte bundesweit identisch sein- nicht mal eben gewechselt werden. Ganz banal geht es dabei auch darum, dass manche sonst bei jedem Problemchen meinen würden, ein Schulwechsel wäre die Lösung, statt vor Ort Lösungen zu suchen und meist auch zu finden. Du wirst also einen Schulwechsel immer sehr gut begründen müssen dem Seminar gegenüber, umso mehr, wenn du sogar eine Wunschschule angegeben und erhalten hast. Da bedarf es dann generell deutlich schwerwiegenderer Gründe als einer etwas herausfordernderen Zielgruppe, als man sich das vorab erträumt hatte, umso mehr aber bei Erfüllung des Schulwunsches.


    Ich hatte im Ref ein paar Mitanwärter: innen, die ihre Schulen wechseln wollten, wegen Dingen wie Fahrtwegen, Einzugsgebieten der Schulen oder auch der Schulart. Das waren letztlich ausnahmslos keine relevanten Gründe für einen Wechsel. Wechseln durfte ich, weil ich eine Schule zugewiesen bekommen hatte, die mir deutlich gesagt hat, dass sie mich wegen meiner Schwerbehinderung ablehnen will. Wechseln durfte ebenfalls eine Mitanwärterin, die an ihrer Ausbildungsschule keinerlei Betreuung erfahren hat, dafür aber beständig zu unbezahlter Mehrarbeit in erheblichem Umfang verpflichtet wurde, sowie weitere Schikanen der Schulleitung erfahren hat. DAS sind relevante Gründe für einen Schulwechsel. Eine herausfordernde Klientel ist es nicht, denn die kann dir immer begegnen im Beruf und du musst letztlich lernen damit umzugehen. Im Ref hast du die Chance dazu, später erwartet man einfach von dir, dass du das kannst.


    Wenn du dennoch nachfragen willst, mach das erst einmal nicht direkt beim Seminar, sondern beim Personalrat oder auch deiner Gewerkschaft, wo Vertraulichkeit herrscht, Wenn diese dir sagen, dass du eine Chance haben könntest, dann kannst du dein Seminar immer noch ansprechen. Sollte deren Einschätzung aber wie meine lauten, dann musst du dir im Anschluss weder (weitere) Kommentare anhören, dass der Umgang mit herausfordernden SuS dazugehöre, noch befürchten, dass jemand anders bei dir draufschauen würde, als das bei anderen der Fall ist. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass das geschehen würde, manchmal spielt uns aber ja unsere eigene Gefühlswelt in solchen Stresssituationen einen bösen Streich basierend auf unseren Ängsten und Sorgen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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