Arbeitszeiterfassung Lehrer in Sachsen

  • Wieso ist es eigentlich inzwischen im Forum üblich, dass irgendwer meint irgendwem erklären zu müssen, dass das, was er macht, gar nicht geht. Auch wenn es geht. Erwiesenermaßen.

    *kopfschüttel*

    Also ich fliege ja zur Arbeit, mit meinen Flügeln, die am Rücken angewachsen sind. Dabei lese ich drei Lektüren gleichzeitig und löse die Probleme der Welt. Wenn du jetzt behauptest, das ginge gar nicht, liegst du falsch, weil die persönliche Vorstellung stets richtig sind und wissenschaftliche Erkenntnisse, die dieser Vorstellung widersprechen falsch sein müssen.

    Das passt zum Zeitgeist. Gefühle und persönliche Vorstellungen sind wichtiger, als Nachweise. Daher ist es offenbar genauso legitim zu behaupten, die Corona Impfungen verursachen Krebs, weil der Schwager nach der dritten Impfung eine entaprechende Diagnose bekommen hat. Gehört halt gefühlt zusammen, also muss es so sein.


    Es gibt Menschen, die können relativ schnell zwischen Threads wechseln. Die denken dann häufig, sie könnten multitasken, also tatsächlich zwei Dinge gleichzeitig tun. Können sie aber nicht.

    Zitat

    Du musst ja nicht beim Radfahren arbeiten. Ich kann es. Und mache es, weil ich die Zeit sinnvoll nutze. (Ob du es glaubst oder nicht.)

    Kannst du natürlich behaupten, dir aufschreiben und erzählen, wieviel Lehrer doch arbeiten müssten. Arbeitszeit ist es trotzdem objektiv nicht und bei einer offiziellen Zeiterfassung auch nicht als solche zu erfassen. Warum sollte es dabei ausgerechnet für Lehrer eine Ausnahme geben?

    Zitat

    Edit: Ja, ich weiß, dass du das nicht verstehst. Schmidt ;) Sorry, dass dich das verwirrt.

    Ich verstehe sehr wohl, was du schreibst. Es ergibt nur keinen Sinn und ist faktisch falsch. Daher bin ich davon irritiert.

  • Also ich fliege ja zur Arbeit, mit meinen Flügeln, die am Rücken angewachsen sind. Dabei lese ich drei Lektüren gleichzeitig und löse die Probleme der Welt. Wenn du jetzt behauptest, das ginge gar nicht, liegst du falsch, weil die persönliche Vorstellung stets richtig sind und wissenschaftliche Erkenntnisse, die dieser Vorstellung widersprechen falsch sein müssen.

    Wenn du meinst. Wieso sollte ich dir widersprechen, wenn du behauptest, dass du drei Lektüren gleichzeitig lesen und die Probleme der Welt lösen kannst. Im Zweifel belügst du dich selbst, wenn das nicht stimmt. Aber das ist ja nicht mein Bier. (Wobei du das mit den Flügeln bestimmt beweisen kannst. Dafür muss man kein Hellseher sein. ;) )


    Kannst du natürlich behaupten, dir aufschreiben und erzählen, wieviel Lehrer doch arbeiten müssten. Arbeitszeit ist es trotzdem objektiv nicht und bei einer offiziellen Zeiterfassung auch nicht als solche zu erfassen. Warum sollte es dabei ausgerechnet für Lehrer eine Ausnahme geben?

    1. Sage ich nicht, dass ausgerechnet Lehrer eine Ausnahme sind und es diese Ausnahme geben sollte. Das mag auf andere Berufe genauso zutreffen.

    2. Wenn ich mir die Gedanken nicht beim Radfahren machen würde, würde ich mir die Gedanken in der Schule oder zu Hause am Schreibtisch machen. Es ist also nicht so, dass ich sage, dass ich "als Lehrer mehr arbeiten muss, weil ich die Zeit beim Radfahren nutze." Nein, ich nutze nur die Zeit effizient, um anschließend Luft für andere Sachen zu haben, wenn ich sonst an den Schreibtisch müsste und da planen und denken würde.

  • Wenn ich mich recht erinnere, hat der Frosch eine schier unmenschliche Anzahl an Überstunden abrechnen können - ohne eine sehr geschickte Verlagerung der Denkarbeit auf das Rad hätte es vermutlich kein Radfahren mehr gegeben. Alternativ viel Unterrichtsausfall.


    Frage: wenn ich meine Arbeit auf einem speziellen Arbeitsplatz mit Ergometer indoor verrichte (das gibt es, sogar für Schüler im Klassenzimmer laut Medienberichten), ist das dann Radfahren oder Arbeitszeit?

  • Wenn man „Planung/Vorbereitung“ auf den Stundenzahl schreibt, muss man dann dazuschreiben, wo man das macht? Café, Parkbank, B101?

    Tatsächlich eine aus meiner Sicht sehr wichtige Frage. Da die Arbeitszeiterfassung ja nicht dazu führen soll, dass die KuK der Maßregelung und Kritik des Dienstherrn ausgesetzt sind. Schließlich soll die Arbeitszeiterfassung uns ja nutzen! Ich zeichne nur bis zu Unterkategorie 2 auf, also Arbeitszeit daheim (außerhalb der Schule!!) > Korrektur. Mehr gebe ich nicht an, da sonst Informationen an den Dienstherrn weitergegeben werden, die ihn nichts angehen. Das ist auch in der aktuellen Diskussion wichtig.

  • 2. Wenn ich mir die Gedanken nicht beim Radfahren machen würde, würde ich mir die Gedanken in der Schule oder zu Hause am Schreibtisch machen. Es ist also nicht so, dass ich sage, dass ich "als Lehrer mehr arbeiten muss, weil ich die Zeit beim Radfahren nutze." Nein, ich nutze nur die Zeit effizient, um anschließend Luft für andere Sachen zu haben, wenn ich sonst an den Schreibtisch müsste und da planen und denken würde.

    Ich erledige oft den Denkteil meiner Unterichtsplanung bei einem Spaziergang mit dem Hund. Bewegung hilft mir, damit ich auf andere Ideen und Ansätze komme in schwierigen Klassen oder auch einfach nur meine Planung steht samt im Kopf bereits entworfener ABs oder Präsentationen, die zuhause dann nur noch schnell erstellt werden müssen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Frage: wenn ich meine Arbeit auf einem speziellen Arbeitsplatz mit Ergometer indoor verrichte (das gibt es, sogar für Schüler im Klassenzimmer laut Medienberichten), ist das dann Radfahren oder Arbeitszeit?

    Den Unterschied zwischen indoor auf einem Ergometer und draußen im Straßenverkehr fahren bzgl. der dafür notwendigen Aufmerksamkeit sollte unmittelbar einleuchten. Bei ersterem verkommt das fahren an sich zur Nebenbeschäftigung ohne Ablenkung, bei letzterem sind eher die Gedanken an Arbeit die Nebenbeschäftigung, die stark durch die im Verkehr gebotene Aufmerksamkeit eingeschränkt wird.

  • Dass Hobbies Arbeitszeit sind, weil man dabei auch mal an die Arbeit denkt nehme ich aber wirklich nicht ernst.

    Nein, darum geht es immer noch nicht. Das verdrehst du. Vielleicht sogar bewusst. Niemand behauptet, dass es Arbeit sei, „auch mal an die Arbeit zu denken“. Du widersprichst hier einer Behauptung, die niemand aufgestellt hat. Auch behauptet niemand, das Playstation oder Fußball grundsätzlich Arbeit wären. Vielmehr geht es um die Frage, wann diese vornehmlichen Freizeittätigkeiten zur Arbeit werden. Das ist eine relevante Frage, der du mit deinen Fehlinterpretationen ausweichst.


    Der wirklich wichtige Punkt ist doch, wie wir privat und Dienst trennen können, wenn sie so dicht zusammen hängen. Wann beginnt die Arbeitszeit, wenn ich beim Stöbern im Internet auf unterrichtsrelevante Quellen stoße?


    Gerade der Umstand, dass die Arbeit uns immer wieder einholt, sich in Erinnerung ruft, macht doch einen Teil der Belastung aus.


    Das ist mit der Stechuhr schwer zu erfassen. Wenn es aber um eine Erfassung der Arbeitszeit geht, müssen eben auch solche Grenzfälle geklärt werden. Das wäre für unser aller Gesundheit wichtig. Geblödel über Playstation dagegen hält uns nur auf und lenkt ab.


    Zur Fahrrad-oder-Schreibtisch-Frage möchte ich noch anmerken, dass ich den Versuch, meine Arbeit im Kopf danach zu bewerten, wo sich mein Hintern befindet, unverschämt finde.

  • Weil auch diese zu (mentaler) Ablenkung vom Straßenverkehr führen.

    Aber wenn ich mich angeregt mit meinem Beifahrer unterhalte, bin ich doch genauso abgelenkt. Oder wenn ich versuche, die streitenden Kinder auf der Rpxkbank zu beruhigen. Oder wenn ich laut mitsingen und dabei an die letzte Party denke.


    Müsste alles verboten sein dann.


    Halte ich für Quatsch. Ich kann mich gut während der Fahrt unterhalten. Führe ja keine kritischen Gespräche während der Fahrt.

  • Weil es trotzdem die Aufmerksamkeit für den Verkehr drastisch reduziert, vor allem - Überraschung! - wenn das Gespräch ernst und vielleicht sogar emotional ist. Wie gesagt, das Thema ist mittlerweile gut erforscht und belegt. Google einfach mal, wenn es dich interessiert.

    Ich telefoniere übrigens auch im Auto, bin also kein verklemmter Moralapostel.

    Emotional bin ich bei Elterngesprächen nie. Ich arbeite professionell.


    Ernste Gespräche führe ich in Präsenz, nicht am Telefon.

  • Der Grund, warum in keiner Arbeitszeiterfassung in der freien Wirtschaft das Denken an die Arbeit gezählt wird ist, dass einem burnout vorgebeugt werden soll. Hier mögen alle (noch) damit klar kommen, dass es kaum Trennung zwischen Dienst und privat gibt, aber die Statistik zeigt, dass Lehrer besonders gefährdet sind. In burnout-Kliniken wird davon als erstes abgeraten. Man soll stattdessen bewusst ein Hörbuch oder Podcast oder was weiß ich einschalten, um sich von der Arbeit zu distanzieren.

  • Tja - die Kunst der Mitarbeiterführung bestand schon immer darin, die Angestellten so schnell über den Tisch zu ziehen, dass sie die Reibungshitze als Nestwärme empfinden.

    Funktioniert in sozialen Berufen leider schon immer besonders gut.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Arbeitsrechtlich ist die Sache mit dem Arbeitsweg tatsächlich längst geklärt. Meistens zählt eben nur die Präsenzzeit vor Ort. Nur dann läuft die Uhr. Der Weg zur Arbeit ist keine Arbeitszeit.


    Nun ist es aber so, dass der Lehrerberuf eben nicht nur aus der Präsenzzeit in der Schule besteht, sondern auch aus z.B. der Homeoffice-Zeit. Hier liegt es in der Natur der Sache, dass das oben genannte Gesetz nicht greift und nicht greifen kann. Gäbe es eine 100%ige Präsenzpflicht mit adäquatem Arbeitsplatz in der Schule, dann wäre die Sache eindeutig.

  • Emotional bin ich bei Elterngesprächen nie. Ich arbeite professionell.


    Ernste Gespräche führe ich in Präsenz, nicht am Telefon

    Du plauderst also nur nett mit den Eltern. Nu, jede wie sie mag.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Du plauderst also nur nett mit den Eltern. Nu, jede wie sie mag.

    Nee, natürlich nicht.


    Es geht um so Sachen wie:


    Ihr Kind muss heute / morgen etc. in die Nacharbeit, weil es bereits 3x die HA vergessen hat.


    Sie haben die Überweisung für die Klassenfahrt noch nicht getätigt. Bitte holen Sie das noch diese Woche nach.


    Ihr Sohn war wurde heute bei XYZ erwischt und war total uneinsichtig. Bitte sprechen Sie mit ihm darüber. Falls das noch mal vorkommen sollte, passiert Folgendes..........


    Das ist weder emotional noch ernst / kritisch für mich. Weiß nicht, wie es bei euch ist.


    Ernste Gespräche sind solche wo es z.B. um Abschlüsse geht, um ernste Vergehen, weitgehende Probleme wie Absentismus etc. Das bespreche ich doch nicht am Telefon.


    Wie emotional seid ihr denn in Elterngesprächen? Fangt ihr dann an zu weinen? Seid ihr dann total aufgeregt? Könnt euch 1 Stunde lang nicht beruhigen? Kann mir das gar nicht vorstellen.

  • Arbeitsrechtlich ist die Sache mit dem Arbeitsweg tatsächlich längst geklärt. Meistens zählt eben nur die Präsenzzeit vor Ort. Nur dann läuft die Uhr. Der Weg zur Arbeit ist keine Arbeitszeit.


    Nun ist es aber so, dass der Lehrerberuf eben nicht nur aus der Präsenzzeit in der Schule besteht, sondern auch aus z.B. der Homeoffice-Zeit. Hier liegt es in der Natur der Sache, dass das oben genannte Gesetz nicht greift und nicht greifen kann. Gäbe es eine 100%ige Präsenzpflicht mit adäquatem Arbeitsplatz in der Schule, dann wäre die Sache eindeutig.

    Interessanter Ansatz.


    D.h. ich ziehe nach Münster, bin an einer Schule in Köln und muss nie wieder Unterricht vorbereiten, Praktikanten besuchen, Abschlussprüfungen erstellen, auf Konferenzen gehen etc?

  • Interessanter Ansatz.


    D.h. ich ziehe nach Münster, bin an einer Schule in Köln und muss nie wieder Unterricht vorbereiten, Praktikanten besuchen, Abschlussprüfungen erstellen, auf Konferenzen gehen etc?

    Was hat das mit dem zu tun, was ich gesagt habe?

  • Nun ist es aber so, dass der Lehrerberuf eben nicht nur aus der Präsenzzeit in der Schule besteht, sondern auch aus z.B. der Homeoffice-Zeit. Hier liegt es in der Natur der Sache, dass das oben genannte Gesetz nicht greift und nicht greifen kann. Gäbe es eine 100%ige Präsenzpflicht mit adäquatem Arbeitsplatz in der Schule, dann wäre die Sache eindeutig.

    Sehe ich anders. Wenn mit einer klaren Erfassung der Arbeitszeit das nachdenken auf dem Rad einfach nicht dazugehört, würde man es lassen. Jetzt wird es gemacht, um die Arbeitszeit zu optimieren. Mache ich auch. Ich denke beim Haare Fönen nach. Ich optimiere dank Deputat meine Arbeitszeit so gut es geht.

  • Wenn mit einer klaren Erfassung der Arbeitszeit das nachdenken auf dem Rad einfach nicht dazugehört, würde man es lassen.

    Nö. Dann würde ich beim Fahrradfahren nachdenken ... und mir weniger aufschreiben. Weil ich anschließend ja nicht mehr viel machen muss.

    Auch wenn das nicht Sinn der Sache ist. Aber was kann ich dafür.

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