Arbeitszeiterfassung Lehrer in Sachsen

  • German

    Über die Schwierigkeiten, wenn man soziale Tätigkeiten "messen" möchte, bin ich mir bewusst. Leider sind die Entscheider keine "Sozialarbeiter". Unsere Entscheider orientieren sich an Messdaten und wo nix gemessen wird, da wird nach deren Vorstellung auch nicht gearbeitet. Damit unser Rucksack nicht mit immer mehr Aufgaben belastet sondern entlastet wird, müssen wir in diesem Spiel mit den Waffen der Gegner uns vertraut machen und damit arbeiten. Nur so können wir unsere Interessen wirksam vertreten. Wenn wir nicht die Sprache des Arbeitgebers sprechen wird der uns nie verstehen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Siehe Beitrag #69. Weil es einem potentiellen Burnout entgegenwirkt.

    Hm. Wenn man dafür veranlagt ist, mag das sein. ich merke davon nichts.

    Wenn ich gemütlich Radfahre und entspannt die Puntke durchgehe, ist das entspannt.

    (Im Gegenteil: wenn ich die Gedanken vom Radfahren noch auf die 14 Stunden von gestern zusätzlich oben drauf satteln würde, könnte ich die restliche Zeit nicht für Freizeit etc. nutzen ... und das würde dann irgendwann in den Burnout führen.)

  • Eigentlich ist es doch nicht so schwer:

    Ist die primäre Tätigkeit Arbeit --> Arbeitszeit

    Ist die primäre Tätigkeit etwas anderes --> keine Arbeitszeit


    C't schmökern und mal einen interessanten Artikel abfotografieren --> keine Arbeitszeit

    Zeitungen und Zeitschriften "durchzuschmökern" und interessante Artikel zu kopieren war und ist für mich ein zentraler Punkt meiner Arbeit.


    Mir ist in meinen Fächern wichtig, möglichst aktuelle Texte zu verwenden. Für mich macht das einen hohen Anteil meiner Arbeitszeit aus.

    Weil ich die Texte ja nicht nur lese, sondern überlege, ob und in welchen Klassen ich die Texte einsetzen könnte, ob ich kürzen muss etc.

    meine Fachdidaktik ist schon 25 Jahre her, aber da haben wir sogar gelernt, wie man Zeitungen/Zeitschriften nach diesem Gesichtspunkt liest, geübt haben wir an der "Zeit".

    Das hat sich bewährt und ich tue dies bis heute. Das ist ein elementarer Bestandteil meiner Arbeit/Arbeitszeit.

    Wenn jetzt irgendjemand vorschreibt, das zähle rechnerisch nicht mehr zu meiner Arbeitszeit, dann geht er ja auch gegen die fachdidaktische Ausbildung zumindest der älteren Lehrer vor. Das kann ich mir nicht vorstellen. Zumal, wie jetzt schon oft erwähnt, bewusst viel Geld für diese Printprodukte im Schuletat ausgegeben werden. Nicht für Privatlektüre!

  • Wenn ich am Sonntag am Frühstückstisch die Zeitung lese und mir zufällig ein Artikel auffällt, der sich als Aufhänger für die nächste Unterrichtseinheit eignet, ist das noch keine Arbeitszeit. Ich markiere ihn mir entsprechend und mache mit der privaten Lektüre weiter.

    Die Ausarbeitung in Form einer Unterrichtsphase oder einer Klausuraufgabe ist dann tatsächlich Arbeitszeit.


    Ich glaube, zu viele User hier sehen das Messen der Arbeitszeit als Gängelung. Dabei soll das doch gerade helfen, die Arbeitszeit bewusst zu machen, da ganz oft der Vorwurf kommt, dass in unserem Beruf die Arbeitszeit zu hoch sei - und daran wollen wir doch arbeiten, oder etwa nicht?

  • Ich sähe eine Erfassung der Arbeitszeit nicht als Gängelung, im Gegenteil. Ich sähe aber als Gängelung, wenn mir jemand vorschriebe, was überhaupt als Arbeitszeit zählt.

    Und da gehen die Meinungen wohl auseinander. Selbst unter Kollegen, vielleicht wegen des Altersunterschieds, bestimmt auch wegen der Unterrichtsfächer.

  • Angryvarier Du hattest eine App beschriebe, die Du benutzt. Ich habe mir die App einmal angeschaut. Da gibt es ja sehr viele Kategorien. Außerdem kostet sie pro Jahr 16,49€🤔. Aber, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Du das in der Praxis machst…Du kommst in der Schule an und aktivierst den Timer, Du gehst wieder nach Hause, Du deaktivierst den Timer. Du arbeitest zu Hause, aktivierst dann den Timer. Bei Pausen stoppst Du usw.

    Mich würde das stören, ständig den Timer zu aktivieren und zu deaktivieren.

    Und das Tool, das ich nutzen soll, muss erheblich differenzierter benutzt werden. Also in der Schule je nach Tätigkeit und so auch zu Hause. Das dauert mit Sicherheit mehr als nur eine Minute. Mal ganz davon abgesehen, dass ich kein Diensthandy für dieses Tool bekomme. Ich soll es auf meinem Handy installieren (Stand heute). Das ist auch etwas, was ich gar nicht gut finde. Wenn ich bedenke, wie oft unser LernSax Portal schon mit Spam Mails überflutet wurde….Wie sicher ist dieses Tool? Ich bin nach wie vor auch aus den genannten Gründen skeptisch.

  • Nö. Wenn du dafür kein Diensthandy bekommst, dann kannst du diese Dienstanweisung auch nicht umsetzen. Das ist tatsächlich ein ziemlich einfacher Fall.

  • Ich soll es auf meinem Handy installieren

    Prima, dann bist du doch raus. Dazu kann dich (auch und gerade arbeitsrechtlich) niemand zwingen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Angryvarier Aber, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Du das in der Praxis machst…Du kommst in der Schule an und aktivierst den Timer, Du gehst wieder nach Hause, Du deaktivierst den Timer. Du arbeitest zu Hause, aktivierst dann den Timer. Bei Pausen stoppst Du usw.

    Mich würde das stören, ständig den Timer zu aktivieren und zu deaktivieren.

    Und das Tool, das ich nutzen soll, muss erheblich differenzierter benutzt werden. Also in der Schule je nach Tätigkeit und so auch zu Hause. Das dauert mit Sicherheit mehr als nur eine Minute.


    Da ich die Kategorien/Tätigkeiten bereits als Voreinstellungen über die Jahre in der App abgelegt habe, muss ich nur auf die entsprechende Tätigkeit klicken und ihr die Zeit zuweisen. Der Start der App per Klick auf das Handy kostet mich nur Sekunden. Ebenso, wenn ich Pausen einlege. Dass ich mein privates Gerät benutzen muss, stört mich allerdings auch !

  • Ich sähe eine Erfassung der Arbeitszeit nicht als Gängelung, im Gegenteil. Ich sähe aber als Gängelung, wenn mir jemand vorschriebe, was überhaupt als Arbeitszeit zählt.

    Und da gehen die Meinungen wohl auseinander. Selbst unter Kollegen, vielleicht wegen des Altersunterschieds, bestimmt auch wegen der Unterrichtsfächer.

    Ich denke nicht, dass die Meinungen so diametral auseinandergehen. Wenn du gezielt in einer Fachzeitschrift nach Informationen suchst, ist das natürlich Arbeitszeit. Grübeln in der Freizeit zählt jedoch nicht dazu, ich denke, wer ernsthaft mit der Zeiterfassung anfängt, weiß dann schon, wo die Grenze liegt.

  • Mal ganz davon abgesehen, dass ich kein Diensthandy für dieses Tool bekomme. Ich soll es auf meinem Handy installieren (Stand heute). Das ist auch etwas, was ich gar nicht gut finde.

    Dann hast du doch einen ganz objektiven Grund, nicht mitzumachen. Oder traust du dich nicht, das mit der entsprechenden Stelle zu kommunizieren?


    Die Idee, nach einem Diensthandy zu fragen, kommt übrigens hier aus dem Forum, nur mal so nebenbei bemerkt.

  • Ich habe den Eindruck, dass das, was jetzt in Sachsen passiert, wirklich gravierend ist. Da wird ein System "austariert", an dem die KuK sich dann später messen lassen müssen. Aus diesem Grund lehne ich auch die Forderung, nach vorgegebenen Strukturen ab, da sie genau zu einer Einengung und Vergleichbarkeit von KuK -Arbeit sorgen. Das ist gefährlich. In meinem Umfeld sind bereits Klagen gegen den Dienstherrn anhängig.

    Das ist interessant und ein neuer Aspekt, könntest du dazu noch mehr schreiben? Wer klagt gegen was und findest du den Vorgang in Sachsen gravierend? Weißt du Genaueres über z.B. die Unterkategorien der Zeiterfassung?

  • Die Frage, was eigentlich zur AZ der LuL gehört, ist die grundlegende Frage. Das soll nun wohl in Sachsen festgezurrt werden. Interessant wäre zu hören, welche Kategorien und Tätigkeiten in der “Studie“ angeführt werden und ob es möglich ist, eigene Items/ Kategorien zu benennen. Sicher will man auch mal abtesten, was die KuK so daheim arbeiten. Konkret eigentlich auch eine Frage, wie sie hier diskutiert wird, ob z. B. das Lesen einer Zeitschrift im Cafe Arbeitszeit ist. Ich trage dafür nur Materialrecherche mit dem jew. Zeitaufwand ein, ohne das entsprechende Fach zu benennen. Das geht den DH /AG nichts an, denn das sind sensible Daten, aus denen sich Fragen wie, warum recherchiert Kollege x mehr als doppelt so viel für das Semesterthema als Kollege y, ergeben. Grundsätzlich dürfte diese Studie in Sachsen auch nur in anonymisierter Form stattfinden -wovon ich ausgehe. Sonst könnte man ja auch Kameras zur Überwachung in die Klassenräume hängen -wenn ma so einen Vergleich einmal benennen wollte. Der EuGH hat in seinem Urteil auch -wenn ich mich recht erinnere- festgehalten, dass die AZE nicht dazu dienen soll, AN zu kontrollieren. Deshalb auch nur Aufzeichnung des Beginn, der Dauer und der Pausen, sonst nichts. KuK klagen für die AZE.

  • Der EuGH hat in seinem Urteil auch -wenn ich mich recht erinnere- festgehalten, dass die AZE nicht dazu dienen soll, AN zu kontrollieren.

    Sie soll nicht nur nicht zur Kontrolle dienen, sie darf (in Deutschland) gar nicht zur Kontrolle dienen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann German schon irgendwie verstehen. Es mag in anderen Berufen auch eine schlechte Trennschärfe geben, aber unser Beruf ist dafür prädestiniert. Meiner Meinung nach.


    btw: ich bin gestern um 5 Uhr mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. Auf dem Rad habe ich während der Fahrt den Tag strukturiert, Gespräche geplant, ... Um 17 Uhr bin ich auf dem Fahrrad zurückgefahren. Auch dabei habe ich mir Gedanken zur Woche und den kommenden Wochen gemacht und Termine mental vorbereitet. Sachen, die ich sonst am Schreibtisch machen würde. Zu hause war ich um 19 Uhr. Hatte ich einen 14-Stunden-Arbeitstag in der Arbeitszeit-Erfassung? Oder war das Nach-Hause-Weg?

    eine gute Vorbereitung, die (z.B.) zwei Stunden nur im Kopf stattfindet?
    Keine Notizen erfordert, keine Dokumentenerstellung? Ich bin sicher, dass das anschließende Aufschreiben im Büro nicht wesentlich kürzer ist als ohne Gedanken beim Radeln.
    Und das sage ich als eine, die bei KEINER Arbeitsstelle die Trennschärfe schafft (ich habe heute Überstundenausgleich und schon 5 Mails geschrieben.. :( ) UND deren Gehirn leider NIE Pause macht. Trotzdem habe ich keinen 24 Stunden-Dienst. (und für die Spitzfindigen hier: Ja, leider schaltet mein Hirn beim Schlafen auch kaum aus)

  • Keine Notizen erfordert, keine Dokumentenerstellung? Ich bin sicher, dass das anschließende Aufschreiben im Büro nicht wesentlich kürzer ist als ohne Gedanken beim Radeln.

    Möglich. Aber ich schreibe es nachher nicht auf. Dafür habe ich es ja im Kopf strukturiert und durchdacht.

  • Möglich. Aber ich schreibe es nachher nicht auf. Dafür habe ich es ja im Kopf strukturiert und durchdacht.

    Ich bin ja mehr oder oder weniger frisch aus einem anderen Job ins Ref gewechselt und kann dir versichern, dass ich aktuell auf dem Weg zur Arbeit und auf dem Weg zurück nicht mehr und auch nicht weniger über die Arbeit nachdenke. Auch in meinem alten Job sind die Kolleg*innen sehr unterschiedlich mit Arbeitsbelastung umgegangen. Während Person A mit einem gebrochenem Fuß versucht hat, soviel wie möglich, im mobilen Arbeiten von zuhause aus zu erledigen, hat sich Person B vom Ehepartner zur Arbeit bringen und holen lassen, Person C dagegen hat sich krankschreiben lassen und ist komplett untergetaucht und war auch für Rückfragen nicht erreichbar. Das hat etwas mit persönlicher Abgrenzungsfähigkeit zu tun und nicht mit dem Beruf per se. Warum sollten denn die mittlerweile vielen Menschen im Homeoffice leichter abschalten können als Lehrkräfte?

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

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