Arbeitszeiterfassung Lehrer in Sachsen

  • Bekomme ich eigentlich für die Studie ein Diensthandy?

    Das können wir dir nicht beantworten. Frag' bei denen, die dich zur Studie eingeteilt haben. Ich nähme nicht mein Privathandy dafür.


    Und ansonsten möchte ich meinen, dass die Zeit, die für die Studie draufgeht, eben nicht mehr für andere Sachen zur Verfügung steht. Du musst das nur alles sauber erfassen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich habe gerade eure Posts gelesen und habe ganz stark das Gefühl, dass meine Kritik an der ganzen Sache nicht wirklich verstanden wird. Wie wir alle, weiß auch ich, was ich jeden Tag in meinem Job leiste. Es ist in Fachkreisen hinlänglich bekannt, dass die Gesellschaft nach wie vor nicht weiß, was Lehrer zu Hause wirklich noch leisten. Wieso sollte ich glücklich sein, meine Arbeitszeit per Stoppuhr jeden Tag feststellen zu dürfen? Ich weiß, dass ich oft zuviel zu Hause tue. Das liegt aber daran, dass ich, wie wir alle, kreative Ideen habe, die ich dann auch für den Unterricht umsetze. Es geht mir gar nicht darum, dass jede Minute meiner Arbeitszeit vergütet wird. Ich wünsche mir lediglich ein wenig mehr Wertschätzung für mein Engagement für meine Schüler seit über 35 Jahren. Wenn doch eigentlich allen klar ist, dass wir mehr als 40 Stunden arbeiten, warum ist es dann nicht möglich, dass z.B. mit mehr Urlaubstagen abzugelten? Darüber würden sich viele Lehrer freuen, der Staat müsste nicht mehr zahlen.

    Man sollte vielleicht auch doch noch einmal ernsthaft überlegen, ob man in eher sozialen Berufen mit Stoppuhr Arbeitszeiten erfassen muss und kann? Es ist doch wohl ein Unterschied, ob ich ein Werkstück im Akkord produziere, oder ob ich mit Menschen umgehe. Die Produktion kann ich zeitlich festhalten, dem Umgang mit Menschen schadet das sehr. Das haben auch schon lange die Altenpfleger moniert. Es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen der Produktion eines Werkstückes und dem Umgang mit Menschen. Müsste doch jedem klar sein. Ich arbeite in einer Grundschule. 18 Kinder fordern jeden Tag meine Aufmerksamkeit, Hilfe, Trost und Wertschätzung. Wie soll ich denn da messen, wer wieviel Zeit von mir eingefordert hat? Das Geschehen ist immer sehr dynamisch und fordert höchste Flexibilität und Konzentration. Dieses komplexe Geschehen im Unterricht kann man nicht kleinschrittig in Minuten und Sekunden festhalten. Das nimmt einem auch total die Spontanität. Und das stört mich an der ganzen Sache. Und ich verstehe nicht, dass hier so wenig Kollegen dieses Problem sehen. Ich hatte gedacht, dass viel mehr Kollegen meine Bedenken teilen und sich weigern würden da mitzumachen. Man lernt eben nie aus…..

  • Für mich ist das ganz klar:

    Ich bereite zB während der Arbeitsphasen meiner Klassen den weiteren Unterricht vor, Scheibe Mails etc.


    Würde mein Dienstherr eine ordentliche Arbeitszeiterfassung vorsehen, würde ich das eher im Anschluss machen und im Unterricht eher nicht noch weiterarbeiten für anderes.


    Müsste ich also dokumentieren und würde während der Unterrichtsstunde Mails schreiben, dann würde ich das für nachmittags händisch notieren. Ich finde nämlich, dass der Dienstherr wissen muss, welche Arbeit insgesamt gemacht wird, nicht, wie ich es geschafft hab, das möglich effektiv zu gestalten. Das geht nämlich nicht bei allen Klassen/Schularten und schafft auch nicht jeder Kollege, so dass ich denke, dass das klar notiert werden muss.


    sehrratlos Ich verstehe Deinen Frust, aber vielleicht denkst Du ein bißchen an die nachfolgenden Generationen und machst es einfach mit.

  • Ich habe gerade eure Posts gelesen und habe ganz stark das Gefühl, dass meine Kritik an der ganzen Sache nicht wirklich verstanden wird.

    Dein Kritikpunkt im Eingangpost war, dass du kei e Lust hast, deine Arveitszeit zu erfassen, weil das zu aufwändig sei. Jetzt ist dein Kritikpunkt, dass du meinst, soziale Arbeit sollte nicht erfasst werden, weil es normal sei, dass man zu viel arbeite. Das sind unterschiedliche Punkte.

    Zitat

    Es geht mir gar nicht darum, dass jede Minute meiner Arbeitszeit vergütet wird. Ich wünsche mir lediglich ein wenig mehr Wertschätzung für mein Engagement für meine Schüler seit über 35 Jahren.

    Vielleicht stellt sich ja jemand auf den Balkon und klatscht für dich oder überreicht dir einen Blumenstrauß und einen feucht-warmen Händedruck. Eurem Kulutus gefällt es sicher, dass du es in Ordnung findest, ständig neue Aufgaben ohne Gegenleistung ofer anderweitige Entlastung zu bekommen.

    Zitat

    Wenn doch eigentlich allen klar ist, dass wir mehr als 40 Stunden arbeiten, warum ist es dann nicht möglich, dass z.B. mit mehr Urlaubstagen abzugelten?

    Weil für Urlaub überwiegend die Ferien in Frage kommen. Einzelne freie Tage sind sicher auch während der Schulzeiten möglich, aber bei längeren Zeiten wird das zu einem organisatorischen Problem. Wenn man als Lehrer 40 Wochen im Jahr, 50 Stunden im Schnitt arbeitet (Ergebnis bereits durchgeführter Studien), dann kann man die zuviel gearbeiteten Stunden in den Ferien schon gar nicht mehr anfeiern.

    Zitat

    18 Kinder fordern jeden Tag meine Aufmerksamkeit, Hilfe, Trost und Wertschätzung. Wie soll ich denn da messen, wer wieviel Zeit von mir eingefordert hat?

    Nur 18 Kinder? Das sind ja luxoriöse Verhältnisse bei euch. Ich habe jedes Schuljahr mehrere hundert unterschiedliche Schüler.

    Du musst zudem sicher nicht erfassen, wieviel Zeit jedes einzelne Kind in Anspruch nimmt.

    Zitat

    Dieses komplexe Geschehen im Unterricht kann man nicht kleinschrittig in Minuten und Sekunden festhalten.

    Jetzt nal Butter bei die Fische: welche Kategorien gibt es genau? Was muss erfasst werden? Abstraktes Beklagen ist unproduktiv.

    Zitat

    Das nimmt einem auch total die Spontanität.

    Wie? Das halte ich für ein Gerücht.

    Zitat

    Und das stört mich an der ganzen Sache. Und ich verstehe nicht, dass hier so wenig Kollegen dieses Problem sehen. Ich hatte gedacht, dass viel mehr Kollegen meine Bedenken teilen und sich weigern würden da mitzumachen. Man lernt eben nie aus…..

    Vielleicht nimmst du das als Reflektionshinweis. Unter Umstände idt die Erfassung gar nicht so schlimm, wie du dir ausmalst.

  • Wer länger dabei ist, weiß, da ist nichts Klasse daran. Es ist nur Hinhaltetaktik. Das schreibt übrigens auch eure Gewerkschaft (da las ich erstmals).

    Der Punkt ist der, dass jede dieser Studien den Handlungsdruck erhöht.

    Wenn sie vom Land selbst beauftragt wurde, wird es auch deutlich schwieriger die hinterher politisch zu marginalisieren.

  • Ich arbeite übrigens gerade. Die Zeit hier in den Foren ist für mich anregend und verbessert meine Arbeit als Lehrer.

    Die Stoppuhr läuft.

    Auf der Fahrt in die Schule strukturiere

    Ich meinen Arbeitstag.

    Die Stoppuhr läuft.

    Ich finde, geistige Arbeit ist schwer zu messen. Ich bespreche mit meiner Partnerin schulische Problemfälle beim Abendessen.

    Die Stoppuhr läuft.

    Und das will ich auch nicht unterdrücken.

    Es ist wichtig, unsere Arbeitszeit zu erfassen.

    Sie ist aber schwer messbar.

  • Wenn doch eigentlich allen klar ist, dass wir mehr als 40 Stunden arbeiten, warum ist es dann nicht möglich, dass z.B. mit mehr Urlaubstagen abzugelten? Darüber würden sich viele Lehrer freuen, der Staat müsste nicht mehr zahlen.

    Weil dafür erst einmal klar sein müsste, wieviel Lehrkräfte nun wirklich arbeiten...dafür braucht man nun einmal eine Arbeitszeiterfassung. Diese hilft im Übrigen auch selbst sehr, den Überblick über die eigene Arbeitszeit zu behalten und bewusster die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit zu gestalten.

  • Wie wir alle, weiß auch ich, was ich jeden Tag in meinem Job leiste. Es ist in Fachkreisen hinlänglich bekannt, dass die Gesellschaft nach wie vor nicht weiß, was Lehrer zu Hause wirklich noch leisten.

    Deswegen sollst du die Zeit stoppen.


    Dass du dazu keine Lust hast, habe ich verstanden, aber was ist dein Appell an uns?

  • Es würde ja reichen, all das zu erfassen, wofür man in anderen Berufen auch einstempelt. Ein privates Forum gehört dazu ebenso wenig, wie Überlegungen im Auto oder Privatgespräche mit Dritten. Würde man den Problemfall dagegen mit einem Kollegen besprechen, würde ich dafür die Stoppuhr laufen lassen. Ebenso, wenn ich online gezielt etwas für den Job tue oder mir Notizen zum Tagesablauf mache.




    Im Unterricht selbst verstehe ich das Problem nicht, da ist die Erfassung doch mit "Unterrichten" abgedeckt. Das, was man parallel noch in Arbeitsphasen erledigt, würde ich ebenso wie sissy zeitlich überschlagen und später zusätzlich eintragen. Und die Zeit, die dafür wiederum anfällt, fällt mit unter Nachbereitung des Unterrichts oder dergleichen.


    Was konkret jetzt so kompliziert sein soll und welche Kategorien es gibt, wüsste ich interessenshalber auch gerne 😊

  • Es würde ja reichen, all das zu erfassen, wofür man in anderen Berufen auch einstempelt. Ein privates Forum gehört dazu ebenso wenig, wie Überlegungen im Auto oder Privatgespräche mit Dritten.

    Das private Forum kann aber dann berufsrelevant werden, wenn es ganz gezielt genutzt wird, um in einer beruflichen Frage mit Peers zu sprechen und nach einer Lösung zu suchen, weil die eigenen KuK vielleicht nicht weiterhelfen konnten. Hin und wieder gibt es diese Art Austausch hier ja auch. ;)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es würde ja reichen, all das zu erfassen, wofür man in anderen Berufen auch einstempelt.

    Dann müsste man auch die ganzen Wartezeiten mit erfassen.


    In einem Büro / einer Firma stempelt man morgens ein und fängt an zu arbeiten. Wenn man jetzt eine Arbeit erledigt hat, aber das Meeting erst in einer halben Stunde anfängt, geht man dafür ja nicht ausstempeln.


    Genau so ist es in der Schule. Wenn ich eine Freistunde habe, aber meinen Unterricht nur äußerst ineffektiv und unvollständig vorbereiten kann, weil mein ganzes Material zu Hause ist und es im LZ kein W-Lan gibt, dann beschäftigte ich mich schon, aber es ist auch nicht richtig effektive Arbeit. Trotzdem zähle ich das zu meiner Arbeitszeit. Ich habe niemanden gebeten, meine Arbeitszeit zu unterbrechen.

  • Es wurde kommuniziert, dass das eine Dienstanweisung ist🥴.

    Wenn du es nicht machen möchtest, gibt es hier einige Stellen, an denen du einhaken könntest. Als erstes wäre da wohl die Frage, wo diese Stoppuhr-App installiert werden soll. Und dann kannst du die Datenschutzbeauftragte eures Landes mit ins Boot holen mit der Frage, ob es das eigentlich okay ist, dass du entsprechendes Gerät immer mit dir führst.


    Dann kannst du immer noch nachkucken, ob du mit der App klar kommst.


    Allerdings halte auch ich es für angezeigt, mitzumachen und sehr genau Buch zu führen. Jede Minute gehört auf die Liste.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wenn man im Büro aufs Meeting wartet, macht man aber in der Regel ja trotzdem irgendwas und sitzt nicht einfach nur rum. Jedenfalls habe ich das in meinen Bürojobs so gehalten, denn auch da ist ein Schreibtisch ja selten komplett leer und wirklich "alles alles" erledigt. Genauso mache ich es in Freistunden auch und korrigiere schonmal , hefte ab, überlege mir, was im am nächsten Tag mache... all das würde ich auch eintragen. Reines Warten und Kaffeetrinken würde ich als Pause verbuchen und nicht eintragen, denn auf Leerlauf könnte man sich ja auch vorbereiten und notfalls irgendwas mitnehmen, um auch ohne WLAN die Zeit sinnvoll zu füllen.


    Ich weiß aber, was du meist, denke ich. Ein paar Grauzonen gibt es immer. In meiner Firma wurde eingestempelt und um 9 Uhr gabs quasi eine gemeinschaftliche Kaffeepause, während die Erfassung weiterlief. Freitags Frühstück. Auf Kollegen zum Geburtstag anstoßen und Kuchen essen lief auch eingestempelt, ebenso wie die betriebsinterne Karnevalsfeier. Hier wirds natürlich schwierig, allerdings denke ich, dass diese Kleinkramzeiten auch nicht das Problem sind, sondern an vielen Schulen würde es schon große Aha-Effekte geben, wenn (neben dem individuellen Kerngeschäft)

    mal so dicke Brocken wie die 1000 Konferenzen, Dienstbesprechungen, sämtliche Elterngespräche usw. korrekt erfasst würden. Das sind die Punkte, an denen der Einzelne nichts individuell optimieren kann und bei denen einige Schulen komplett eskalieren.

  • Ich weiß aber, was du meist, denke ich. Ein paar Grauzonen gibt es immer. In meiner Firma wurde eingestempelt und um 9 Uhr gabs quasi eine gemeinschaftliche Kaffeepause, während die Erfassung weiterlief. Freitags Frühstück. Auf Kollegen zum Geburtstag anstoßen und Kuchen essen lief auch eingestempelt, ebenso wie die betriebsinterne Karnevalsfeier. Hier wirds natürlich schwierig, allerdings denke ich, dass diese Kleinkramzeiten auch nicht das Problem sind, sondern an vielen Schulen würde es schon große Aha-Effekte geben, wenn (neben dem individuellen Kerngeschäft)

    Deswegen wäre meine Devise auch: Sobald ich die Schule betrete, hab ich eingestempelt (Abzüglich einer Mittagspause - aber oft geht ja nicht mal die). Also arbeite ich da auch die volle Zeit. Im Büro wird teilweise nicht mal Raucher-Zeit abgezogen.

  • Danke euch für die weiteren Kommentare. Irgendwie scheine ich mich immer noch missverständlich auszudrücken. Aber eine Sache ist mir doch ganz wichtig. Es ist falsch verstanden worden, wenn jetzt einige meinen, ich hätte keine Lust meine Arbeitszeit zu messen. Ich befürchte nur eine zusätzliche Arbeitsbelastung. Ich bin ja nicht in Rente gegangen und habe meine Stunden weiter reduziert und habe im nächsten Schuljahr keine Klasse mehr, weil es mir so gut geht. Ich mache dieses Jahr, weil ich darum gebeten worden bin und ich es mir unter erleichterten Bedingungen auch zutraue. Für mich, in meinem Zustand ist die Arbeitszeiterfassung mit Webinaren, Interviews und sonstigen Zusatzterminen einfach zuviel. Das sind meine Bedenken. Sehr persönlich und eben gewachsen aus meiner Krankheit. Ich finde es nach wie vor schade, dass es in meinem Fall keine Möglichkeit gibt, die Aufgabe an einen Kollegen zu geben, der voller Motivation und Kraft auch diese Aufgabe noch gerne zusätzlich erledigt. Naja, da muss ich da jetzt halt auch durch und hoffe, dass die Sache wirklich nicht zu arbeitsintensiv wird.

Werbung