Arbeitszeiterfassung Lehrer in Sachsen

  • Nun ist es aber so, dass der Lehrerberuf eben nicht nur aus der Präsenzzeit in der Schule besteht, sondern auch aus z.B. der Homeoffice-Zeit. Hier liegt es in der Natur der Sache, dass das oben genannte Gesetz nicht greift und nicht greifen kann. Gäbe es eine 100%ige Präsenzpflicht mit adäquatem Arbeitsplatz in der Schule, dann wäre die Sache eindeutig.

    Sehe ich anders. Wenn mit einer klaren Erfassung der Arbeitszeit das nachdenken auf dem Rad einfach nicht dazugehört, würde man es lassen. Jetzt wird es gemacht, um die Arbeitszeit zu optimieren. Mache ich auch. Ich denke beim Haare Fönen nach. Ich optimiere dank Deputat meine Arbeitszeit so gut es geht.

  • Wenn mit einer klaren Erfassung der Arbeitszeit das nachdenken auf dem Rad einfach nicht dazugehört, würde man es lassen.

    Nö. Dann würde ich beim Fahrradfahren nachdenken ... und mir weniger aufschreiben. Weil ich anschließend ja nicht mehr viel machen muss.

    Auch wenn das nicht Sinn der Sache ist. Aber was kann ich dafür.

  • Sehe ich anders. Wenn mit einer klaren Erfassung der Arbeitszeit das nachdenken auf dem Rad einfach nicht dazugehört, würde man es lassen. Jetzt wird es gemacht, um die Arbeitszeit zu optimieren. Mache ich auch. Ich denke beim Haare Fönen nach. Ich optimiere dank Deputat meine Arbeitszeit so gut es geht.

    Beim Haareföhnen über den Unterrichtsplan nachdenken, den ich mir gleich danach auch aufschreiben werde, gilt nicht als Arbeitszeit, aber mit der Kollegin im Büro 15 Minuten lang bei Kaffee über die Fußball-EM zu quatschen schon? Letzteres passiert aktuell jeden Tag in deutschen Büros und man wird sogar dafür bezahlt.


    Arbeitszeiterfassung ist der Versuch(!), die Arbeitszeit (und Belastung) metrisch zu erfassen. Was überhaupt "Arbeit" ist, ist als Frage im Grunde schon philosophisch (ernsthaft, es gibt dazu unzählige Texte). Wann fängt Arbeit an, wann hört sie auf? Ganz pragmatisch gesehen, muss man sich halt überlegen, was noch fair ist für alle Beteiligten. Natürlich ist es keine Arbeitszeit, wenn ich bei jedem kleinen Trigger an meine Arbeit denke. Aber das produktive und zielorientierte Nachdenken ist natürlich Arbeit, selbst wenn man dabei noch Musik hört, etwas isst oder noch schnell das Geschirr einräumt. Möchte der Dienstherr mehr Kontrolle haben, soll er mir eben ein Büro zur Verfügung stellen. Und selbst dann ist es naiv zu glauben, dass Menschen acht Stunden am Stück ohne Leerlauf produktiv sind.

  • Interessanter als die Frage nach dem hier ausführlich diskutierten Ort der Vorbereitung, finde ich die Frage nach der Freiwilligkeit der Tätigkeiten:


    Wenn ich mir einen Podcast über Didaktik-Studien anhöre, darf ich mir das aufschreiben? Hat mich ja keiner drum gebeten. Oder wenn ich in den Nachbarort fahre, um gebrauchte Blumentöpfe für die Trommelbastelaktion im Werkenunterricht abzuholen: aufschreiben? Ich könnte auch Rasseln aus Klopapierrollen basteln. (Irrsinn, dass ich keine Bausätze und kein Material bekomme, aber das interessiert ja niemanden...)

  • Ist es keine Arbeitszeit, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit im Zug fünf Tests korrigiere? Was ist, wenn ich mir im Zug Gedanken mache über die nächste Lehrplaneinheit? Ist Ersteres Arbeit, Letzteres nicht?

  • Ist das professionell, wegen unwichtigen Sachen aus dem Auto mit dem Privathandy anzurufen?

    Privathandy: Womit denn sonst???? Wir haben kein anderes Telefon. Es gibt EIN Telefon im Lehrerzimmer für 159 Kollegen. Da müsste ich dann immer länger in der Schule bleiben und meine eh schon überstrapazierte Arbeitszeit noch mehr verlängern. Nein danke.


    Aus dem Auto: Ja klar, sonst muss ich das zu Hause machen statt meine Freizeit zu genießen, Essen zu kochen, mich mit meiner Familie zu beschäftigen. Nennt sich Effizienz. S.o.

  • Hat mich ja keiner drum gebeten.

    Im höheren oder gehobenen Dienst ist man nicht ausschließlich von Weisungen abhängig. Im NRW-Schulgesetz steht sogar, dass wir unsere Aufgaben „in eigener Verantwortung“ wahrnehmen.

  • Arbeitsrechtlich ist die Sache mit dem Arbeitsweg tatsächlich längst geklärt. Meistens zählt eben nur die Präsenzzeit vor Ort. Nur dann läuft die Uhr. Der Weg zur Arbeit ist keine Arbeitszeit.


    Nun ist es aber so, dass der Lehrerberuf eben nicht nur aus der Präsenzzeit in der Schule besteht, sondern auch aus z.B. der Homeoffice-Zeit. Hier liegt es in der Natur der Sache, dass das oben genannte Gesetz nicht greift und nicht greifen kann. Gäbe es eine 100%ige Präsenzpflicht mit adäquatem Arbeitsplatz in der Schule, dann wäre die Sache eindeutig.

    Dann wäre der Lehrerberuf nicht mehr der Lehrerberuf.

  • Der Grund, warum in keiner Arbeitszeiterfassung in der freien Wirtschaft das Denken an die Arbeit gezählt wird ist, dass einem burnout vorgebeugt werden soll. Hier mögen alle (noch) damit klar kommen, dass es kaum Trennung zwischen Dienst und privat gibt, aber die Statistik zeigt, dass Lehrer besonders gefährdet sind. In burnout-Kliniken wird davon als erstes abgeraten. Man soll stattdessen bewusst ein Hörbuch oder Podcast oder was weiß ich einschalten, um sich von der Arbeit zu distanzieren.

    Das stimmt, trotzdem ist das Denken in unserem Beruf ja mindestens 50 Prozent unserer Arbeit. Also muss es zur Arbeitszeit dazugehören.


    Man müsste es nach 41 Stunden/Woche stoppen, da hats du Recht, aber genau dafür hilft ja das Aufschreiben der (bewussten) Gedankenarbeitszeit.

  • Wenn ich mir einen Podcast über Didaktik-Studien anhöre, darf ich mir das aufschreiben?

    Nein. Das ist Privatinteresse.

    wenn ich in den Nachbarort fahre, um gebrauchte Blumentöpfe für die Trommelbastelaktion im Werkenunterricht abzuholen: aufschreiben?

    Ja, ganz klar. Du kannst sogar die Fahrtkosten steuerlich absetzen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Habe ich nicht. Auch kein immobiles. Meine Dienstherrin stellt mir insgesamt und zusammengerechnet null Büros (in Worten: 0).

    Stimmt. Wir arbeiten immer und überall. Daher zählen Fahrrad und Dusche. Das meine ich ernst.

    Es ist unglaublich was es in einem Lehrerinnenarbeitsleben alles gibt. Jetzt sind unsere Dienst -i pads so zensiert, dass darauf kein youtube funktioniert, also über unser Schul-WLAN. Über mobile Daten geht es. Uuuuh, was wir doch böses tun könnten...

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    Nein. Das ist Privatinteresse.

    Oh, und ich dachte, ich hätte den Auftrag, mich auf dem aktuellen Stand der Forschung zu halten und meine Lehrerinrolle weiterzuentwickeln.
    (damit zum Beispiel sowas wie Fähigkeit zum Multitasking oder unterschiedliche Lerntypen nicht mehr weitertradiert wird ;) )

  • Beitrag von Quittengelee ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: Chili war schneller ().
  • Oh, und ich dachte, ich hätte den Auftrag, mich auf dem aktuellen Stand der Forschung zu halten und meine Lehrerinrolle weiterzuentwickeln.
    (damit zum Beispiel sowas wie Fähigkeit zum Multitasking oder unterschiedliche Lerntypen nicht mehr weitertradiert wird ;) )

    Hast du, hast du. Ist aber keine Arbeitszeit, solange du nicht explizit den Auftrag dazu (sprich zu einer bestimmten Fortbildungsmaßnahme) erhalten hast.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

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    Beleg?
    Sorry, es ist absurd.
    Ich bekomme keinen expliziten Auftrag, meinen Unterricht vorzubereiten.
    Ich werde in einige Gremien gewählt, und das mache ich vielleicht freiwillig, es ist trotzdem Arbeitszeit, weil die Schulentwicklung eine der Aufgaben von Lehrkräfte.
    Ich hole mir auch keinen expliziten Auftrag für die Beratung von Eltern oder von Schüler*innen.

  • Hast du, hast du. Ist aber keine Arbeitszeit, solange du nicht explizit den Auftrag dazu (sprich zu einer bestimmten Fortbildungsmaßnahme) erhalten hast.

    Als verbeamteter Lehrer habe ich sogar die PFLICHT, mich eigenständig weiterzubilden. Ein Podcast über Didaktik ist sicherlich keine Freizeitaktion, sondern definitiv Arbeitszeit.

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