Sehe ich anders. Wenn mit einer klaren Erfassung der Arbeitszeit das nachdenken auf dem Rad einfach nicht dazugehört, würde man es lassen. Jetzt wird es gemacht, um die Arbeitszeit zu optimieren. Mache ich auch. Ich denke beim Haare Fönen nach. Ich optimiere dank Deputat meine Arbeitszeit so gut es geht.
Beim Haareföhnen über den Unterrichtsplan nachdenken, den ich mir gleich danach auch aufschreiben werde, gilt nicht als Arbeitszeit, aber mit der Kollegin im Büro 15 Minuten lang bei Kaffee über die Fußball-EM zu quatschen schon? Letzteres passiert aktuell jeden Tag in deutschen Büros und man wird sogar dafür bezahlt.
Arbeitszeiterfassung ist der Versuch(!), die Arbeitszeit (und Belastung) metrisch zu erfassen. Was überhaupt "Arbeit" ist, ist als Frage im Grunde schon philosophisch (ernsthaft, es gibt dazu unzählige Texte). Wann fängt Arbeit an, wann hört sie auf? Ganz pragmatisch gesehen, muss man sich halt überlegen, was noch fair ist für alle Beteiligten. Natürlich ist es keine Arbeitszeit, wenn ich bei jedem kleinen Trigger an meine Arbeit denke. Aber das produktive und zielorientierte Nachdenken ist natürlich Arbeit, selbst wenn man dabei noch Musik hört, etwas isst oder noch schnell das Geschirr einräumt. Möchte der Dienstherr mehr Kontrolle haben, soll er mir eben ein Büro zur Verfügung stellen. Und selbst dann ist es naiv zu glauben, dass Menschen acht Stunden am Stück ohne Leerlauf produktiv sind.