Abi Korrektur

    • Offizieller Beitrag

    Aber vielleicht ist das auch so ein Fall, wo wir schriftlich aneinander vorbeischreiben, der sich mündlich aber leicht auflösen lassen würde.

    vielleicht, aber ich glaube nicht.
    Ich bin TOTAL bei dir. In der Theorie.
    In der Praxis bin ich in einem System verfangen.

    Ich gebe nicht "zu gute Noten", um beliebt zu sein oder mein Fach zu retten (es ändert nichts daran, dass alle abwählen. Zugegeben, einige SuS, die in die Oberstufe das Fach anwählen, würden woanders nicht überleben.

    ABER:
    Ich muss auch mit den Kindern zurechtkommen, die zu mir kommen. Die von den Voraussetzungen her nicht so sind wie am Münsteraner Privatgymnasium. Und da es bei mir die Mehrheit ist, muss ich eben so arbeiten.
    Ich vergebe keine großzügigen 1er, aber ich schätze, mehr als die Hälfte der 4er am Ende der Mittelstufe sind 5er (und ich habe trotzdem noch 5er).

    WENN ich mich daran orientieren würde, was offiziell für ein Sprachniveau mit einem "bestanden" bescheinigt wird (B1 am Ende der Mittelstufe, B2 in der Oberstufe), dann müsste ich der Hälfte der Klasse eine 5 geben. Meine gerade aktiven Schulkolleg*innen haben an einem Projekt teilgenommen, wo die Klassen geschlossen die B1-Prüfung als Klassenarbeit schreiben. weniger als eine Handvoll von 60 dürfen überhaupt in den mündlichen Teil (um dann vll 50 von 100 Punkten zu haben). Die beste bisherige Note ist eine 3minus (laut DELF-Skala, ein 1er Schüler) (es hat auch mit der allgemeinen Diskrepanz der offiziellen Niveaus mit der möglichen Erreichbarkeit im Schulsystem zu tun. aber wenn beides zusammenkommt, dann weinen Alle.

    • Offizieller Beitrag

    Ich merke, wir ziehen unterschiedliche Schlüsse. Vielleicht würde es einfach wieder zu angemesseneren Abiturquoten führen und den Universitäten halbwegs brauchbare Studierende bescheren. Wenn der Run aufs Gymnasium größer wird, können die ja endlich mal wieder angemessen selektieren bei der Aufnahme.


    Ich finde es eigentlich absolut unmöglich, dass das Abitur (zumindest in NRW) zwischen einzelnen Schulen null vergleichbar ist, aber alle um die gleichen Studienplätze konkurrieren.

    Da bin ich ganz bei Dir. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse in NRW dürfte das der Tod einer jeden Landesregierung sein, die das beschließt oder nur ansatzweise so plant.

  • Aber die Mittelstufe ist doch dafür da vorzuselektieren, wer das Zeug für die Oberstufe mitbringt. Ich bin gerade in der Mittelstufe ein Verfechter realistischer Notengebung und war da immer eher streng. In der Oberstufe wiederum habe ich oft deutlich großzügiger bewertet, weil es letztlich nicht der Fehler des in der Q1 gelandeten, völlig untauglichen Schülers ist, dass er da sitzt... das haben die Kollegen verbockt, deren Aufgabe es gewesen wäre, die Mittelstufen- und Einführungsphasenleistungen authentisch zu bewerten.


    Wenn die offiziell festgelegten Kompetenzen der Sprachniveaus keine Rolle mehr spielen, können wir uns die Benotungsfarce direkt sparen und einfach Teilnahmebescheinigungen drucken.

  • Da bin ich ganz bei Dir. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse in NRW dürfte das der Tod einer jeden Landesregierung sein, die das beschließt oder nur ansatzweise so plant.

    Das ist sicherlich so. Dennoch muss mich das als notengebende Lehrkraft ja im Prinzip nicht interessieren und ich kann realistische Noten geben.

    • Offizieller Beitrag

    Aber die Mittelstufe ist doch dafür da vorzuselektieren, wer das Zeug für die Oberstufe mitbringt.

    Das mag sein. Aber trotzdem ist nicht 60% eines Jahrgangs unfähig, also passt man sich an.

    Und liebe "Nebenfach-Lehrer*innen/ Deutsch-/Englisch-LuL", vergesst bitte nicht, was wir in der 2. Fremdsprache (und Mathe) für eine bescheuerte Buh-Situation haben.
    Kombi von Lern-/Fleissfach, die Kids müssen im Vergleich zu Englisch voll das Tempo anziehen, die Grammatik ist WESENTLICH komplexer, wir sind also sowieso diejenigen, die den wackeligen 4er-Kandidat*innen in der Unterstufe das Genick brechen, es muss aber für das Gros realistisch sein.
    Es gibt keine 1, ganz viele kriegen eine 3 oder 4 ABER es können nicht grundlos Mengen an Schüler*innen eine 5 bekommen (und trotzdem habe ich in Jahr 3 und 4 viele Schnitte "unterm Schnitt". Aber es ist ein Unterschied, ob es nachweislich am Nicht-Lernen der Klasse liegt oder an ungleichen Bedingungen und dem WILLEN, dass sie trotzdem weiterkommt.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist sicherlich so. Dennoch muss mich das als notengebende Lehrkraft ja im Prinzip nicht interessieren und ich kann realistische Noten geben.

    Da ich am Gymnasium unterrichte, bin ich in der komfortablen Situation, dass ich Noten realistisch geben kann - vielleicht wären da ein paar Rückmeldungen von den GesamtschulkollegInnen hilfreich.


    Ergänzend dazu:

    Die Situation in einer Oberstufe einer Bündelungsschule (also Gymnasien, die in ihren jeweiligen Kommunen und Kreisen einen EF-Jahrgang in diesem Schuljahr haben, um Sek-I-WechslerInnen nach der Klasse 10 sowie WiederholerInnen zu versorgen) dürfte durchaus vergleichbar sein. Auch hier wären Stimmen von Lehrkräften, die dort unterrichten, für ein breiteres Bild hilfreich.


  • Wobei - anekdotisch, ich weiß - es gibt durchaus K, die nach der Zweitkorrektur der anderen Schulform mit gymnasialer Oberstufe steif und fest behaupten, da sei auch im Abi ein de facto Unterschied von einer Note...

    Diese Behauptung kann man doch jedes Jahr überprüfen.

    https://www.standardsicherung.…ur-gost/ergebnisberichte/

    In manchen Fächern ist das so, in manch anderen aber auch nicht.

  • Unsere SuS am beruflichen Gymnasium kommen vorrangig von der Realschule. Alle kommen mit guten und sehr guten Noten in den Hauptfächern. Wir können nur die Besten nehmen, da wir nicht genug Plätze für alle haben. Und trotzdem ist es jedes Jahr eine sehr unangenehme Sache, denn nicht selten rutschen die SuS von einer 1 oder 2 in Deutsch, Mathe, Englisch auf eine 3 oder 4 ab, manche sogar auf eine 5. Das Unverständnis und die Frustration bei den SuS und auch den Eltern ist groß: "Wie kann es sein, dass ich in Englisch jetzt eine 4 habe? Ich hatte vorher eine 2."

    Aktuell haben wir große Probleme mit unserer J1. Fast die Hälfte will aufhören, da die Noten nicht zufriedenstellend sind. In meinem Kollegium wird dann natürlich darüber diskutiert, wie es sein kann, dass jemand, der kaum einen geraden Satz schreiben kann, die mittlere Reife mit einer 2 abschließt. Ich möchte jetzt auch gar nicht die KuK der Sek1 angreifen. Aber irgendwas läuft offenbar nicht so, wie es sollte.

  • Kann man sich nicht einfach – ganz unproblematisch – der Bewertung des Erstkorrektors vollumfänglich anschließen und abstempeln?

  • Kann man sich nicht einfach – ganz unproblematisch – der Bewertung des Erstkorrektors vollumfänglich anschließen und abstempeln?

    Warum brauchen wir dann eine Zweitkorrektur?

  • Warum brauchen wir dann eine Zweitkorrektur?

    Stützt die Ausübung des Beurteilungsspielraums der Erstkorrektur zur Rechtssicherheit und sorgt für Entlastung, weil sich ja für das Abstempeln Stunden abrechnen lassen. Vielleicht denke ich da auch zu „juristisch“?!

  • Kann man sich nicht einfach – ganz unproblematisch – der Bewertung des Erstkorrektors vollumfänglich anschließen und abstempeln?

    Und wenn der Erstkorrektor völligen Unfug betrieben hat an manchen Stellen ignoriert man das einfach?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    Warum brauchen wir dann eine Zweitkorrektur?

    Aus Sicht des Verordnungsgebers brauchen wir diese, damit die Bewertung im Abitur objektiver ist und nicht von der Laune des Erstkorrektors abhängt.
    Gleichwohl hängt die Gesamtnote dann eben auch davon ab, ob der Zweitkorrektor nur abnickt oder eben jede Klausur nochmal liest und ggf. abweichend beurteilt.

    Es ist verführerisch, das Ganze nur abzunicken und hier und da mal einen Punkt mehr oder weniger zu geben, damit die Spalte des Zweitkorrektors auf dem Bewertungsbogen keine Kopie des Erstkorrektors ist. Mein Berufsethos hat mich aber bisher konsequent davon abgehalten.


    Und ich möchte mich nicht der Peinlichkeit des von CDL beschriebenen Falls aussetzen.

  • Und wenn der Erstkorrektor völligen Unfug betrieben hat an manchen Stellen ignoriert man das einfach?

    Ja, wenn du es nicht liest, fängt es dich nicht emotional ein. Dem subjektiven Teil des Urteils (die Bewertung) überlässt du dem Erstkorrektor und wenn objektiv was schief läuft, dann soll die Gegenseite geeignet widersprechen (inwieweit die Benotung VA-Qualität hat, sei dahingestellt, weil bei fehlendem verwaltungsprozessrechtlichen Rechtsschutz, gibt es noch den informellen Weg). Die Erstkorrektur dagegen ist gewissenhaft und korrekt auszuüben, da gibt es m.A.n. keine Diskussion.


    Im schlimmsten Fall passiert was? 2h von der SL angeschrien werden kann dann getrost gegen die Zeitersparnis abgewogen werden.

  • Da ich am Gymnasium unterrichte, bin ich in der komfortablen Situation, dass ich Noten realistisch geben kann - vielleicht wären da ein paar Rückmeldungen von den GesamtschulkollegInnen hilfreich.

    Da war ich vorher ja auch, allerdings im Ruhrgebiet und es war unfassbar, was da alles durchgewunken wurde. Gibt man realistische Noten, schreibt man sich dumm und dämlich an Förderplänen (insbesondere auch im Nebenfach) und die Schüler rutschen aufgrund der "interessanten" Notengebung der Kollegen trotzdem durch. Wenn jemand im Erdkundetest keinen geraden Satz aufs Papier bringt (sowohl in Bezug auf Sprachrichtigkeit als auch auf den Versuch, einen Sachverhalt inhaltlich verständlich auszudrücken), im Fach Deutsch aber mit einer 3 durchmarschiert, stimmt da einfach was nicht. Ich hab absolut kein Verständnis für solche Notengebungen.



    Chilli

    Naja, die Schüler bekämen ja nicht "grundlos" eine 5, sondern weil sie den Leistungsstand halt nicht erreichen. Warum, ist ja letztlich egal. Ich verstehe schon, dass man als Lehrkraft da unter einem gewissen Druck steht, aber objektiv richtig ist es nicht. Schulabschlüsse sollten (so weit es eben geht) objektiv Kompetenzen spiegeln und sind kein an einer sozialen Norm orientiertes Instrument, um soziale Ungleichheiten oder ungleiche Lernvoraussetzungen auszugleichen. Wenn bei einer realistischen Notengebung herauskommt, dass es in einigen Gegenden halt kaum erfolgreiche Abiturienten gibt, wäre das doch mal eine aufschlussreiche Erkenntnisgrundlage, auf der man Schulpolitik in den betroffenen Regionen zielführend weiterentwickeln könnte. Das Abrücken von objektiven Bemessungskriterien kaschiert letztlich nur Missstände und führt zu Ungerechtigkeiten bei der Bewerbung um NC-belegte Studienplätze.

  • Ja, wenn du es nicht liest, fängt es dich nicht emotional ein. Dem subjektiven Teil des Urteils (die Bewertung) überlässt du dem Erstkorrektor und wenn objektiv was schief läuft, dann soll die Gegenseite geeignet widersprechen (inwieweit die Benotung VA-Qualität hat, sei dahingestellt, weil bei fehlendem verwaltungsprozessrechtlichen Rechtsschutz, gibt es noch den informellen Weg). Die Erstkorrektur dagegen ist gewissenhaft und korrekt auszuüben, da gibt es m.A.n. keine Diskussion.


    Im schlimmsten Fall passiert was? 2h von der SL angeschrien werden kann dann getrost gegen die Zeitersparnis abgewogen werden.

    Das ist dann der ultimative Offenbarungseid als Lehrkraft.


    Ich muss bei einer Zweitkorrekturen an jedem einzelnen Bausteinchen der Prüfung zumindest durch grüne Haken die Erstkorrektur bestätigen, sowie ebenfalls eine Note festsetzen und mit meinem Namen unterzeichnen, dass ich dabei die Korrekturvorgaben des Landes eingehalten habe.

    Hätte ich, wie von dir so schamlos angeregt, dabei in einem der letzten Jahre einfach nur blind abgehakt, ohne selbst ernsthaft zu lesen und zu korrigieren, dann wäre mir verborgen geblieben, dass die Erstkorrektorin die Korrekturvorgaben für bestimmte Teile schlicht komplett ignoriert hatte. In dem Fall hätte das zwar einfach nur unverdient bessere Noten zur Folge gehabt für die betroffenen SuS. Das betrifft dann aber ja auch unsere SuS mit, die schlechtere Noten erzielen, nur weil sie korrekte Korrekturen erhalten haben, aber am Ende dennoch um dieselben Schul- und Ausbildungsplätze konkurrieren müssen. Weder als Pädagogin, noch als als Landesbeamtin entpricht das meinem Ethos. Was ich unterzeichne, was ich bewerte, das habe ich inhaltlich auch entsprechend zur Kenntnis genommen und angemessen gewürdigt. Andernfalls können wir Noten dann nämlich auch einfach anfangen zu würfeln oder nach Sympathie bewerten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    2 Mal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Weder als Pädagogin, noch als als Landesbeamtin entpricht das meinem Ethos.

    Verstehe – darum geht es: „Ethos“. Gab es davon nicht zwei, wenn ich mich an meinen Rhetorikunterricht erinnere? Also begrifflich, versteht sich; nicht je einen pro Person.

  • Kann man sich nicht einfach – ganz unproblematisch – der Bewertung des Erstkorrektors vollumfänglich anschließen und abstempeln?

    Du bist noch nicht im Schuldienst, wenn ich mich richtig erinnere, oder hast du schon mal eine Erst- oder Zweitkorrektur im Abitur vorgenommen?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Du bist noch nicht im Schuldienst, wenn ich mich richtig erinnere, oder hast du schon mal eine Erst- oder Zweitkorrektur im Abitur vorgenommen?

    Habe das eben noch einmal nachgelesen. @Theaitetos denkt über einen Seiteneinstieg nach aktuell. Angesichts der Grundhaltung zu Dienstpflichten, pädagogisch angemessenem Handeln oder auch ganz banal, wie man sich als anständiger Mensch in einer Machtposition nicht aufführt und selbige nicht missbraucht, um sich selbst einen faulen Lenz zu machen, hoffe ich sehr, dass du dich umorientierst Theaitetos, da mir andernfalls sowohl deine künftigen SuS, als auch deine künftigen KuK von Herzen leid tun.


    Glücklicherweise denkst du offenbar ja über den Weg inklusive Ref nach. Das lässt dann zumindest hoffen, dass du entweder im Rahmen desselben, sowie einer folgenden Probezeit lernst deinen Job anständig zu machen oder alternativ über deine eigene Grundhaltung nachhaltig stolperst und dann eben ein Ref oder auch eine Probezeit nicht bestehst, was bei einem derart schwerwiegenden Verstoß gegen dienstliche Pflichten der Fall wäre. Die charakterliche Eignung für eine Verbeamtung auf Lebenszeit erfüllst du mit einer solchen Vorgehensweise nämlich nicht, genauso wenig wie die Voraussetzungen für eine generelle Tätigkeit im Schuldienst. Da gehst es also bei einem solchen vorsätzlichen Verstoß gegen dienstliche Vorgaben nicht einfach nur darum, dass ein SL dich mal ein bisserl anschreien würde.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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