NRW bekommt fünftes Abiturfach

    • Offizieller Beitrag

    Mathe sollte nicht aus dem Abitur fliegen, sondern einen deutlich höheren Stellenwert bekommen. Sprachliche Fächer sind in der allgemeinbildenden Schule überbetont und die Einstellung, dass es ja nicht so schlimm sei, "kein Mathe zu können" viel zu weit verbreitet.

    Das ist ja gerade die Fehlannahme, die auch die RP munter befeuert. Man kann auch ganz ohne Mathematik als Abiturfach Abitur machen. Belegen muss man das Fach hingegen sehr wohl.

    Und wenn wir schon von Niveauverlust sprechen: Wenn damals alles besser war, so konnte man damals Deutsch oder Mathematik zur 13 abwählen. Ich selbst habe eine Abiturfächerkombi gehabt, die heute gar nicht mehr zulässig wäre.

  • OK, aber wieso steht dann dort "Freizeitsportler"?

    Das sehe ich da nicht. Aber „Freizeitsportleiterin“ ist kein Berufsabschluss. Warum das da steht? Weil die Ausbildung so heißt, weil sie das lernen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    • Offizieller Beitrag

    Worin siehst du da eine Verbesserung? Hier klagen doch alle alle Nas lang über Niveau-Verlust des Abitur, vor allem in NRW.

    Es ist eine Verbesserung für diejenigen, die diese Fächer als Abiturfächer belegen wollen und bisher wegen Mathe davor zurückschreckten. Das ist bisher ein Standortnachteil für diese Fächer. Für die Mint-Fächer gilt das bei vier Abiturfächern genauso. Du kannst nicht zwei von drei, respektive mit Informatik vier NW im Abitur belegen.

    Ich empfinde das (Nicht)Vorhandensein von Mathematik, das man ja auch mit der Kombi D/E/GSW/NW umgehen kann, nicht als Niveauverlust.

  • Worin siehst du da eine Verbesserung? Hier klagen doch alle alle Nas lang über Niveau-Verlust des Abitur, vor allem in NRW.

    Ich sprech jetzt zwar nicht für Bolzbold , aber ich sehe es ähnlich und führe die Gründe aus meiner Sicht an

    (1) Viele SuS schreckt genau die Kopplung ab, eben Kunst, Sport oder Musik als als AF zu nehmen.

    (2) Die Kopplung ab Mathe als AF suggeriert, dass die genannten Fächer weniger wissenschaftspropädeutisch/ leichter sind als andere Fächer. Dabei wird auch dort genauso viel fachwissenschaftliches Wissen abgefragt wie in anderen Fächern. Ebenso könnte man arugmentieren, dass es in Päda ja leichter als in Mathe sei gute Noten zu bekommen, da man da mehr "labern" kann.


    Auch zu meiner Schulzeit konnte man M, D oder E (oder F/ L) am Ende der Q1 abwählen, was heute nicht mehr geht. Insofern ... Und bei mir gab es in Mathe früher noch keinen hilfsmittelfreien Teil, der so vielen Schüler:innen schwer fällt, auch eine ZP 10 gab es zu meiner Schulzeit nicht.

    • Offizieller Beitrag

    ist es eigentlich kein Nachteil, wenn man 5 Abiturfächer hat und dann etwaige Defizite in einem weiteren Fach in jedem Falle in die Abiturberechnung eingehen müssen?

    Theoretisch ja. Aber dann müsste ein Prüfling schon breitgestreut schwach sein. Eine Prüfungsordnung ist nicht auf jeden individuellen Eventualfall ausgelegt. Es gab hier bisher mitunter auch ganz spezifische individuelle Probleme. Das wird auch so bleiben.

  • Zitat

    Das ist ja gerade die Fehlannahme, die auch die RP munter befeuert. Man kann auch ganz ohne Mathematik als Abiturfach Abitur machen.

    In Hessen kann man das nicht.

    Und wenn wir schon von Niveauverlust sprechen: Wenn damals alles besser war, so konnte man damals Deutsch oder Mathematik zur 13 abwählen. Ich selbst habe eine Abiturfächerkombi gehabt, die heute gar nicht mehr zulässig wäre.

    Wer sagt denn, dass "früher alles besser war"? Man kann aktuelle Bildingspolitik prima kritisieren, ohne sich auf die Vergangenheit zu beziehen. Von "Niveauverlust" spreche ich auch nicht. Wo hast du das in meinem Beitrag gelesen? Deutsch ist als Unterrichts- und Prüfungsfach nicht grundsätzlich einfacher oder schwieriger als Mathematik.

    Ich persönlich halte die Abiturprüfungen heute übrigens auch nicht für einfacher, als "zu meiner Zeit" (tm).

  • Mathe müssen die Schüler:innen ja bis zum Abi belegen (und bis incl. Q2.1 auch schriftlich). Ich finde es gut, dass Mathe kein verpflichtendes AF ist (auch nicht mehr für Sport, Musik und Kunst). Wenn Mathe im GK nicht das einzige Defizit ist, kann Mathe einem dann ggf. auch das "Genick" brechen.

    Ich bin tatsächlich der Ansicht, dass jemand, der es in keinem Halbjahr schafft, in Mathe auf 5 Punkte zu kommen, keine allgemeine Hochschulreife bekommen sollte.

  • Mathe sollte nicht aus dem Abitur fliegen, sondern einen deutlich höheren Stellenwert bekommen. Sprachliche Fächer sind in der allgemeinbildenden Schule überbetont und die Einstellung, dass es ja nicht so schlimm sei, "kein Mathe zu können" viel zu weit verbreitet.


    Schon seit Jahren müssen alle MINT-Fächer an den Unis Vorkurse anbieten. Ich hätte da eher erwartet, dass eine Oberstufenreform zum Ziel hat, dass die Studierfähigkeit herstellt wird, wie es früher mal Aufgabe der Oberstufe war und eigentlich auch die Legitimation dieser Schulstufe ist.


    Es besteht wohl ein bedeutender Unterschied zwischen "kein Mathe können" und den Anforderungen der gymnasialen Oberstufe in Mathematik nicht gerecht zu werden. Die allgemeine Hochschulreife heißt außerdem nicht umsonst allgemeine Hochschulreife und nicht MINT-spezifische Hochschulreife. Insofern finde ich die Kritik - angesichts der Tatsache, dass man Mathe eben durchaus im Abitur haben muss, nur eben nicht bis zum Ende als Prüfungsfach - an der Notwendigkeit der Vorkurse an der Uni auch am Thema vorbei. Wer ein MINT-Fach studieren möchte, sollte dann eben die entsprechenden Leistungskurse wählen und diese sollten selbstverständlich fachlich dann auch spezifisch auf die 'MINT-Studierfähigkeit' hinarbeiten. Entsprechend dann natürlich mit hohem fachlichem Anspruch. Damit muss man dann aber bitte diejenigen verschonen, die dieses Ziel nicht haben. Mir reichte mein Mathe-Grundkurs vollkommen für mein Studium und eine allgemeine Hochschulreife.

  • Ich bin tatsächlich der Ansicht, dass jemand, der es in keinem Halbjahr schafft, in Mathe auf 5 Punkte zu kommen, keine allgemeine Hochschulreife bekommen sollte.

    Dann müsste man diese Regelung aber auch auch andere Fächer wie Deutsch oder Englisch beziehen. Ich könnte dann genauso argumentieren, dass es für eine allgemeine Hochschulreife wichtig ist, sich mit deutscher/ englischer Literatur auszukennen und gut Englisch sprechen zu können.

    (mal ganz vom Einwand von tibo abgesehen, was man auch auf D und E beziehen könnte)

  • Grundsätzlich kann man freilich über bundesweite Vereinheitlichung und auch den Modus operandi der Abiturprüfungen nachdenken. ABER

    Wenn Frau Fellner denkt, dass dies die drängendsten Probleme in Schule sind - und die offensichtliche Priorisierung dieses Themas im Ministerium legt das nahe - dann hat sie jeglichen Kontakt zur Basis ihres Ressorts verloren.


    Wir können demnächst keinen Nachmittagsunterricht mehr anbieten. Diverse Fächer können in einzelnen Jahrgängen nicht mehr angeboten werden. Kursgrößen müssen nach oben angepasst werden. Bestimmte schulische Angebote werden gar nicht mehr gemacht.

    Uns zerbröselt gerade das System unter den Fingern. Überall Mangel, nur nicht an Überlastungsanzeigen und Burn-Out-Fällen.

    Das Schlimmste ist, dass all die o.g. Reaktionen auf den Mangel keine Entlastung, keine Entspannung im System zeitigen werden. Sie sind schlicht unumgänglich. Das Ergebnis der Anpassungen ist eine weiterhin auf Kante genähte Schule. Und es wird absehbar nur schlimmer.

    Auch an der Schule meines Kindes wird demnächst Religion nicht mehr angeboten. Sport ist wahrscheinlich als nächstes dran.


    Wie gesagt, ich war und bin immer für eine bundesweite Vereinheitlichung von Lehrplänen, Abschlüssen, Anforderungen etc.. Allerdings würde ich drängendere Probleme derzeit absolut priorisieren. Was nützen 5 Abiturfächer, wenn es keinen gibt, der die prüft?

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

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  • Was nützen 5 Abiturfächer, wenn es keinen gibt, der die prüft?

    Bisher gab es ja immer jemanden, der die prüft. Wie viele Prüfungen sind schon ausgefallen, weil es keine Prüfer gab?


    Wir mussten Anfang Mai eine neue Internationale Förderklasse aufmachen. Die Kollegen, die dort unterrichten, haben wir aus anderen IFKs abgezogen. Die haben dort nun deutlich weniger Unterricht bzw. haben nur noch alle zwei Tage Unterricht, weil ein anderer Kollege längerfristig ausfällt. Aber in der Statistik passt es. Also herrscht auch keine Not...

    • Offizieller Beitrag

    Grundsätzlich kann man freilich über bundesweite Vereinheitlichung und auch den Modus operandi der Abiturprüfungen nachdenken. ABER

    Wenn Frau Fellner denkt, dass dies die drängendsten Probleme in Schule sind - und die offensichtliche Priorisierung dieses Themas im Ministerium legt das nahe - dann hat sie jeglichen Kontakt zur Basis ihres Ressorts verloren.

    Es ist in der Regel die Basis, die so etwas entwickelt.

    Was die Priorisierung angeht, so schwebt über diesem Prozess das Bundesverfassungsgericht und der Beschluss der KMK nach Vereinheitlichung. Der Beschluss ist ja auf den Seiten der KMK einsehbar. Da gibt es auch entsprechende zeitliche Fristen, so dass man das nicht auf die lange Bank schieben kann. Der Prozess wurde ja schon vor einigen Jahren in Gang gesetzt.

  • Bisher gab es ja immer jemanden, der die prüft. Wie viele Prüfungen sind schon ausgefallen, weil es keine Prüfer gab?


    Wir mussten Anfang Mai eine neue Internationale Förderklasse aufmachen. Die Kollegen, die dort unterrichten, haben wir aus anderen IFKs abgezogen. Die haben dort nun deutlich weniger Unterricht bzw. haben nur noch alle zwei Tage Unterricht, weil ein anderer Kollege längerfristig ausfällt. Aber in der Statistik passt es. Also herrscht auch keine Not...

    Die Statistik nimmt keine Prüfungen ab, die Statistik unterrichtet nicht. Sie korrigiert auch nicht. Irgendwann versteht man das auch in Bezirksregierungen und Ministerien.


    Mein Zustandsbericht mag bei Dir an der Schule nicht oder nur in Ansätzen zutreffen. Noch nicht.


    Du nimmst ja selber bereits die Mangelverwaltung wahr. Das geht auch alles noch irgendwie, aber irgendwann eben nicht mehr. Bei uns sind wir inzwischen am Kipppunkt angelangt.


    Einen großen Wurf zur Verbesserung der Situation an den Schulen sehe ich nicht.


    Die Schaffung eines fünften Abiturfaches und auch die anderen Neuerungen stellen keine Entlastung dar, eher das Gegenteil. Aber darum ging es ja auch nicht. Mehrbelastungen werden, wie immer, schon irgendwie abgefangen, so das Kalkül.

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  • Dann müsste man diese Regelung aber auch auch andere Fächer wie Deutsch oder Englisch beziehen. Ich könnte dann genauso argumentieren, dass es für eine allgemeine Hochschulreife wichtig ist, sich mit deutscher/ englischer Literatur auszukennen und gut Englisch sprechen zu können.

    (mal ganz vom Einwand von tibo abgesehen, was man auch auf D und E beziehen könnte)

    Hm? Ich habe mich darauf bezogen, dass "Mathe das Genick brechen kann", weil nur ein weiteres schwaches Fach dazu führen kann, zuviele Unterkurse zu haben. Für jemanden, der es in keinem Halbjahr schafft fünf Punkte in Deutsch oder Englisch zu erreichen, gilt dasselbe: diese Person sollte kein Abitur bekommen.


    Wer durchweg fünf Punkte in Englisch hat, kann nicht "gut Englisch sprechen", sondern erreicht gerade so die Grundvoraussetzungen. Für fünf Punkte muss man genau genommen so gut wie kein Englisch sprechen und mit Literatur auskennen muss man sich auch nicht. Für Deutsch gilt dasselbe.

  • Es ist in der Regel die Basis, die so etwas entwickelt.

    Was die Priorisierung angeht, so schwebt über diesem Prozess das Bundesverfassungsgericht und der Beschluss der KMK nach Vereinheitlichung. Der Beschluss ist ja auf den Seiten der KMK einsehbar. Da gibt es auch entsprechende zeitliche Fristen, so dass man das nicht auf die lange Bank schieben kann. Der Prozess wurde ja schon vor einigen Jahren in Gang gesetzt.

    Du verstehst doch aber, dass derartige Vorhaben dort, wo die Nöte ganz andere sind und wo ganz andere und dramatischere Weichenstellungen erwartet werden, als akademisch und als weit weg von den eigentlichen Problemen empfunden werden, oder nicht?

    Wie gesagt, unter anderen Umständen, zu anderen Zeiten würde ich damit nicht hadern.

    Und wie es um die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben und Fristsetzungen bestellt ist, wie locker man das handhaben kann, das beobachten wir doch beim Thema Arbeitszeiterfassung.

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  • Vor dem Hintergrund der Präsentationsprüfungen und der schon angesprochenen KI-gestützten Vorbereitung, die dann in einer Art Kolloquium "aufgedeckt" werden kann, frage ich mich, was mit den (in meinen Augen unseligen) Facharbeiten in der Q1 passiert.

    Da gibt es dieses Element eines Kolloquiums ja nicht. In diesem Durchgang gab es bei uns mehrere Fälle, die KI-generierte Texte/Passagen oder dreist aus dem Netz kopierte Quellen ohne Zitation genutzt haben - mit den entsprechenden Konsequenzen.

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