Kann ich ein Gespräch verweigern?

  • Hallo liebe KuK,

    meine Frage steht bereits im Titel. Ich versuche es noch genauer zu beschreiben:

    Eine Mutter möchte mit mir ein Elterngespräch führen. Es wäre dann das zweite innerhalb von 3 Monaten. Die Mutter ist Typ Helikopter und demnach wahnsinnig anstrengend. Sie stellt ständig meine Kompetenz in Frage, indem sie bei jeder Kleinigkeit nachhakt oder Erklärungen möchte. Auch scheint sie einfach nicht akzeptieren zu können, dass ihr Kind kein Engel ist. Ein Problemschüler ist er allerdings auch nicht, eigentlich so weit alles okay und normal.

    Das letzte Gespräch fand schon zusammen mit der SL statt, das zweite möchte die Mutter nun auch in diesem Setting führen.

    Ich allerdings möchte das Gespräch gar nicht führen. Ich habe keine Lust und keine Zeit mich rechtfertigen zu müssen, für etwas was total normal ist (Bewertung eines Tests). Kann ich so ein Gespräch verweigern? Für mich täte es auch eine E-Mail.Mir ist klar, dass ich davor mit meiner SL sprechen muss.

    Das letzte Gespräch mit dieser Mutter war total anstrengend und ich sehe es nicht ein,dass ich das wieder machen soll. Außerdem habe ich tatsächlich Bedenken, dass mir sonst die Sicherung durchschmort. Diese Mutter überschreitet ständig Grenzen, Beispiele mache ich jetzt mal keine.

    Ich weiß, dass eine gute Zusammenarbeit nur möglich ist, wenn Eltern und Lehrer an einem Strang ziehen. Aber diesen Strang hat sie längst überzogen.

    Kann mir jemand helfen?

    Ein erneuter Vorfall war übrigens vor Unterrichtsende vorhin und ich bin leider immer noch sehr aufgebracht. Evtl beruhige ich mich ja wieder,aber Stand jetzt ist: Ich möchte nicht mit der Mutter sprechen.

  • Ja und nein. Eltern haben ein grundsätzliches Recht auf Information, aber kein Anrecht auf einen bestimmten Modus oder Rhythmus.

    Wenn es genügend Gesprächsangebote, zum Beispiel bei Elternsprechtagen, gibt, darfst du grundsätzlich sicher auch sagen, dass du darüber hinaus nicht beliebig für persönliche Gespräche zur Verfügung stehst, sondern auf E-Mail oder Telefon verweist.

  • Was sagt denn die SL dazu? Bei uns ist es die absolute Ausnahme, dass man die SL zu einem Elterngespräch dazu holt.


    Wenn sie ständig deine Kompetenz in Frage stellt, würde ich mir dafür Antworten zurechtlegen und entsprechend kontern. Worum geht es überhaupt - um Noten, um dein Verhalten / das des Schülers, um etwas, was du zu ihm gesagt hast?


    Du musst dich nicht für irgendwas rechtfertigen, lediglich höchstens erläutern, warum du dieses oder jenes so oder so gemacht hast. Wenn sie dann weiter nachbohrt und "nervt", wiederholst du eben, was du gesagt hast oder sagst: Darauf habe ich Ihnen bereits eine Antwort gegeben. Punkt. Das habe ich mal in einem besonders anstrengenden, vorwurfsvollen Gespräch gemacht. Die Mutter hat immer wieder zum gleichen Thema nachgebohrt, ich habe immer wieder das gleiche geantwortet, irgendwann hat sie es gelassen.

  • Hat die Mutter schon gesagt, worum es geht?


    Wenn es konkret um die Bewertung des einen Tests geht, würde ich nur das zum Thema machen.

    Was genau gibt es bei einem einzelnen Test nachzuhaken?

    Gibt es wirklich etwas Neues oder kann man auf Korrektur/ allgemeine Informationen verweisen?


    Auf andere Themen musst du dich spontan nicht einlassen.

  • Du musst dich nicht für irgendwas rechtfertigen, lediglich höchstens erläutern, warum du dieses oder jenes so oder so gemacht hast. Wenn sie dann weiter nachbohrt und "nervt", wiederholst du eben, was du gesagt hast oder sagst: Darauf habe ich Ihnen bereits eine Antwort gegeben. Punkt. Das habe ich mal in einem besonders anstrengenden, vorwurfsvollen Gespräch gemacht. Die Mutter hat immer wieder zum gleichen Thema nachgebohrt, ich habe immer wieder das gleiche geantwortet, irgendwann hat sie es gelassen.

    Ah, die "Schallplatte mit Sprung"-Methode! Ja, mit der kann man in solchen oder ähnlichen Situationen auch meiner Erfahrung nach gut arbeiten.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ja und nein. Eltern haben ein grundsätzliches Recht auf Information, aber kein Anrecht auf einen bestimmten Modus oder Rhythmus.

    Wenn es genügend Gesprächsangebote, zum Beispiel bei Elternsprechtagen, gibt, darfst du grundsätzlich sicher auch sagen, dass du darüber hinaus nicht beliebig für persönliche Gespräche zur Verfügung stehst, sondern auf E-Mail oder Telefon verweist.


    Elternsprechtage waren im Februar,da kam ich aber gerade aus der Elternzeit zurück und habe die Klasse des Schülers erst übernommen. Weitere Elternsprechtage sind dieses Schuljahr wohl nicht mehr geplant und Elternabende fanden auch schon statt.

    Für mich kommt tatsächlich nur E-Mail in Frage, weil die Situation mit der Mutter total verfahren ist. Oder tatsächlich mit der SL, zur Sicherheit für beide Seiten 😬. Aber im Prinzip will ich kein persönliches Gespräch mit ihr führen,muss es aber wohl machen, wenn SL mich „mehr oder weniger“ dazu nötigt.

  • Deine Emotionalität ist kein Kriterium für die Frage, in welcher Form du Kommunikation anbietest.

    Wenn das Gespräch problematisch ist, nimmst du einen Kollegen mit. Und dein Schulleiter "nötigt" dich hier zu nichts, er macht dir dienstliche Vorgaben, das ist sein Job.

  • Zum Gespräch „nötigen“ war übrigens in Anführungszeichen,d. h. ich weiß,was die SL darf und was nicht und ich mich an Vorgaben halten muss und werde. Aber da ich grundsätzlich gar kein Gespräch führen will, werde ich mich bei einem vorgeschriebenen Gespräch natürlich genötigt fühlen. Wäre dann halt mein persönliches Empfinden, aber das muss ich ja niemandem öffentlich sagen und ist sozusagen mein Problem.

  • Vereinbare ein Gespräch "High Noon" um 12 Uhr mittags - mit Zeitfenster bis 12:30. Danach wird rigoros abgebrochen, weil der nächste Termin wartet.


    Dass dein Termin die Tasse Kaffee im LZ ist, musst du ja nicht erwähnen.
    BTW: Nimm auf JEDEN FALL ein Mitglied der SL als Zeuge und Moderator mit.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Beim 2. Gespräch in kurzem Intervall würde ich allerdings nicht 30 Minuten zur Verfügung stehen, sondern sagen wir mal 10 Minuten um ein (!) konkretes (!) Problem zu besprechen. Damit zeigst du Bereitschaft und kommst der Informationspflicht nach. Alles andere sprengt den Rahmen.

    Ich würde eine Begleitung nicht nur als Zeugin mitnehmen, sondern auch als Moderatorin.

  • Eine Mutter möchte mit mir ein Elterngespräch führen. Es wäre dann das zweite innerhalb von 3 Monaten.

    Halte ich für absolut legitim.


    Ich bin jetzt nicht so der Profi im schleswig-holsteinischen Lehrerrecht, aber die Dienstordnung die ich gefunden habe, besagt, dass Lehrer in regelmäßigen Sprechstunden zur Verfügung stehen sollen.


    Nach drei Monaten ein zweites Gespräch zu verweigern sehe ich daher als schwierig an. Im Übrigen halte ich, muss ich fairerweise sagen, deine Einstellung für etwas unprofessionell. Nicht wegen der Ablehnung des Gesprächs, sondern die Gründe dafür. Auch weshalb die Situation "total verfahren" sein soll, wenn du scheinbar erst ein Gespräch geführt hast (wenn du im Februar erst aus der EZ wieder kamst), ist mir schleierhaft.

  • Müssen die Eltern dazu bei euch keine Nümmerchen ziehen und vor der Anzeigetafel warten, bis sie aufgerufen werden?


    Scherz beiseite:


    Hast du wie wir eine wöchentliche Sprechsstunde, dann verweise sie darauf.

    Hast du keine, mach es wie in #10 vorgeschlagen.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • So sehr ich es verstehen kann, aber "keine Lust" ist nun halt auch nicht professionell ... Im Vorfeld (auch per mail) ganz konkret fragen, worum es geht, Termin mit entsprechendem Zeitrahmen (je nach Problem) anbieten, ggf. zur Sicherheit jemanden mitnehmen (Klassleitung?), darauf bestehen, dass es (hauptsächlich) um das Thema geht, nicht rechtfertigen, sondern erklären und ggf. tatsächlich auf "Schallplatte mit Sprung" gehen. Falls objektiv Grenzen überschritten werden, Gespräch beenden.


    "Das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen": haben wir evtl. oft. Manchmal ist das von den Eltern gar nicht so gemeint, wir sehen evtl. jede Nachfrage schon als Zweifel an unserer Kompetenz. Da sollten wir (ich weiß, dass das nicht einfach ist) uns ein dickeres Fell zulegen und einfach - auch uns selbst gegenüber - feststellen, dass wir ein Studium mit Referendariat und Berufserfahrung haben, und damit hier die Profis sind. Ein Bekannter ist Handwerker ... dessen Kompetenz wird auch oft (zu Unrecht) in Frage gestellt. Er meint dann immer: "Sie können gern einen Kollegen anrufen, der schaut sich das dann auch noch an und stellt auch eine Rechnung." ... Mit Rechnung stellen ist bei uns (leider) nix, aber - falls es so ist - dann werden Kolleginnen und Kollegen häufig Deine Einschätzungen bestätigen können und man kann der Mutter auch sagen "Im Fach X ist es ähnlich, der Kollege sieht das auch so." (Vielleicht ist der Kollege / die Kollegen als Klassleitung ja sogar beim Gespräch dabei?).


    Mich irritiert allerdings, dass beim ersten Gespräch schon die SL dabei war ... ich habe das Gefühl, wir haben hier nicht alle Infos, die wir wirklich bräuchten, um Ratschläge zu geben. Bei uns müsste da der Baum schon stark und länger brennen, dass die SL sich dazusetzt. Wer wollte die denn dabei haben? Eine Lehrkraft, die die SL ohne sehr gute Gründe mit dazu nimmt, signalisiert halt für die Eltern evlt. auch Unsicherheit und die Eltern "stürzen" sich dann drauf.

  • Volle Zustimmung zu deinem Post, DeadPoet, bis auf folgendes Zitat vielleicht:

    falls es so ist - dann werden Kolleginnen und Kollegen häufig Deine Einschätzungen bestätigen können und man kann der Mutter auch sagen "Im Fach X ist es ähnlich, der Kollege sieht das auch so."

    Ich treffe für mein Fach und meine Klassen Entscheidungen auf Basis meines Fachwissens, meiner pädagogisch-didaktischen Ausbildung und vor dem Hintergrnd des Schul- und Dienstrechts. Hinter diesen Entscheidungen stehe ich. Ich finde, der Verweis auf Kollegen wirkt hier schon sehr defensiv.

    Ich würde meine Entscheidungen selbstbewusst vertreten und wenn die Eltern sich damit nicht zufrieden geben, erläutere ich ihnen sachlich und unaufgeregt, welchen Weg sie bei einer Beschwerde gehen müssen, also erstmal zum Schulleiter.

    Ich habe noch nie erlebt, dass danach noch etwas gekommen ist.

  • Volle Zustimmung zu deinem Post, DeadPoet, bis auf folgendes Zitat vielleicht:

    Ich treffe für mein Fach und meine Klassen Entscheidungen auf Basis meines Fachwissens, meiner pädagogisch-didaktischen Ausbildung und vor dem Hintergrnd des Schul- und Dienstrechts. Hinter diesen Entscheidungen stehe ich. Ich finde, der Verweis auf Kollegen wirkt hier schon sehr defensiv.

    Ich würde meine Entscheidungen selbstbewusst vertreten und wenn die Eltern sich damit nicht zufrieden geben, erläutere ich ihnen sachlich und unaufgeregt, welchen Weg sie bei einer Beschwerde gehen müssen, also erstmal zum Schulleiter.

    Ich habe noch nie erlebt, dass danach noch etwas gekommen ist.

    Stimmt ... aber ... ich hatte es auch schon, dass eine Mutter meinte, der Sohn hätte nur in meinem Fach schlechte Noten (also müsse es an mir liegen). Da hat schon sehr geholfen, sagen zu können, dass er in Französisch und Deutsch auch auf der gleichen Note steht.

  • Mir stellt sich hier auch die Frage, warum direkt schon das erste Gespräch unter Einbeziehung der SL stattfand. Auf wessen Wunsch? Wie ist die Vorgeschichte, wenn du doch erst vor 3 Monaten aus der Elternzeit gekommen bist?

  • Mir waren persönliche Gespräche immer wichtiger, außer es ging um Kleinigkeiten, die man sachlich und reibungslos über Mail klären konnte. Denn die Gefahr, bei emotionalen Themen schriftliche Ausführungen zu bekommen, die sich im Ton vergreifen, ist groß. Oft interpretiert man das Geschriebene auch falsch. Bei persönlichen Gesprächen kann man viel besser auf Emotionen reagieren und diese beim Gegenüber ablesen, denn beim persönlichen Gespräch wird auch über Mimik und Gestik kommuniziert.


    Die Elterngespräche sollten nicht unter der Prämisse Machtkampf zwischen Lehrkräften und Eltern stattfinden, sondern lösungsorientiert.

    Quittengelee hat hier im Forum schon öfter gute Tipps gegeben, wie man schwierige Elterngespräche führen kann.


    Wenn es nicht dringend ist, würde ich mir Zeit mit der Reaktion lassen bzw. nicht einen unmittelbaren Termin anbieten. Auf das Gespräch würde ich mich in so fern vorbereiten, dass ich mich vorher mit professionellen Gesprächstechniken befassen würde. Dafür gibt es Grundregeln wie z.B. widerspiegeln um Emotionen herauszunehmen, Lösungsvorschläge diskutieren und von den Eltern selbst vorschlagen lassen, ein Stück weit Verständnis zeigen.


    Z.B. habe ich während eines Gesprächs immer versucht mich in die Lage der Eltern hineinzuversetzen und den Eltern signalisiert, dass ich bestimmte Dinge aus ihrer Sichtweise verstehen kann (falls ich es konnte), aber als Lehrkraft meine Position so oder so wäre.

    Bei mir war die Gesprächsführung ein jahrelanger Lernprozess, aber es hat sich gelohnt, denn ich hatte in den letzten Jahren fast keine stressige Elterngespräche mehr.


    Letztendlich gibt es Eltern, die dir in der Rolle als Lehrkraft von vorneherein erstmal mit Misstrauen begegnen und da gilt es eine Vertrauensbasis zu schaffen. Eltern treten als Anwälte ihrer Kinder - oft mit einem gewissen Tunnelblick - auf und deshalb ist es wichtig, dass sie in gewisser Weise vertrauen, dass du auch ihren Kindern helfen willst, in der Schule zurecht zu kommen. (Das sollte natürlich auch die eigene Einstellung sein.)

    Wenn man als Lehrkraft alle Äußerungen als persönlicher Angriff sieht und mit emotionalen Verteidigungsmechanismen reagiert, wird es schwer.


    Vielleicht noch eine Bemerkung: Wenn die Mutter eher von dem Typ ist, dass sie über Noten verhandeln will, dann kann man gerne zeigen, dass man nicht mit sich verhandeln lässt und die Notengebung eine Tatsache ist. Sollte das Kind Verhaltensprobleme haben, kann man ja die Probleme sachlich schildern und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten suchen.


    Wenn bei den ersten Gesprächen schon die Schulleitung dabei war, weiß ich natürlich nicht, welche Signalwirkung durch diese Situation an die Mutter gegangen ist. Wurde sie evtl. dadurch ermutigt, weiter nachzubohren? Gebremst hat es sie anscheinend nicht, Vertrauen wurde nicht geschaffen.

  • Halte ich für absolut legitim.


    Ich bin jetzt nicht so der Profi im schleswig-holsteinischen Lehrerrecht, aber die Dienstordnung die ich gefunden habe, besagt, dass Lehrer in regelmäßigen Sprechstunden zur Verfügung stehen sollen.


    Nach drei Monaten ein zweites Gespräch zu verweigern sehe ich daher als schwierig an. Im Übrigen halte ich, muss ich fairerweise sagen, deine Einstellung für etwas unprofessionell. Nicht wegen der Ablehnung des Gesprächs, sondern die Gründe dafür. Auch weshalb die Situation "total verfahren" sein soll, wenn du scheinbar erst ein Gespräch geführt hast (wenn du im Februar erst aus der EZ wieder kamst), ist mir schleierhaft.

    Eventuell wäre es unprofessionell, wenn ich das Gespräch tatsächlich nicht führe. Darüber nachdenken ist es jedenfalls nicht. Es geht um die Bepunktung eines Tests, indem ihr Kind nicht mal total übel abgeschnitten hast.

    Außerdem habe ich bereits gesagt, dass diese Dame Grenzen überschreitet! Sie hat gestern etwas gemacht, was gar nicht geht. Mit meiner Schulleitung konnte ich noch nicht darüber sprechen, ich hoffe diese unterstützt mich.

    Ich bin Lehrer und keine Zielscheibe für frustrierte offensichtlich gelangweilte Helikopter-Mütter.

    Für Gespräche bin ich immer gerne zu haben und meistens sind diese sehr wertvoll für beide Seiten. Nicht allerdings so.

Werbung