Themen "Gewalt in der Familie" und "Sexueller Missbrauch" im Unterricht?

    Hallo Leute,


    ich behandle in meiner pubertierenden 6. Klasse, in der die Kinder zwischen 11 und 15 Jahre alt sind, im Fach GSE (Geschichte/Sozialkunde/Erdkunde) gerade das Thema "Interessengegensätze". Ende dieses Kapites ist vstl. in einem Monat.


    Ich überlege die ganze Zeit, ob ich auch die sehr sensiblen Themen "Gewalt in der Familie" und "sexueller Missbrauch" im Unterricht ansprechen darf. Ich würde da nicht in die Tiefe gehen, sondern nur die Existenz erwähnen, ein paar Prozentzahlen und Anlaufstellen nennen. Aber darf ich das überhaupt?


    Im Schulbuch, das wir benutzen, kommt das Thema "Interessengegensätze" nicht vor, weil es veraltet ist, wir aber nach dem neuen Lehrplan arbeiten.


    Im Schulbuch "Durchblick", das ist mir extra gekauft habe, wird Gewalt in der Familie kurz thematisiert, sexueller Missbrauch gar nicht. Wie ist das in anderen neueren Schulbüchern? Im Lehrplan steht übrigens auch nichts von beidem, d.h. also ich müsste die Themen nicht behandeln.


    Ich finde diese beiden Themen aber sehr wichtig, gerade an einer Sonderschule, aber es ist auch ein Minenfeld und ich will da nichts Falsches machen. Oder mache ich mir zu viele Gedanken?


    Eine andere Möglichkeit wäre, dass ich einen Fachmenschen zu einem der beiden Themen in den Unterricht einlade, aber ich weiß nicht, ob es sowas gibt und wo ich da suchen müsste. Hat einer von euch mit sowas Erfahrungen gemacht?


    Die Projekte "Faustlos" und "Lion-Quest" habe ich schon entdeckt, aber dafür ist es jetzt wohl schon zu spät. "Faustlos" wird außerdem vermutlich nicht zu meiner Klasse passen, da das für Hauptschule konzipiert ist.


    Powerflower

    Hallo Powerflower!


    bei dem Thema muss man sowas von hochsensibel umgehen, das ist der Wahnsinn!


    Ich würde auch sagen, dass es nicht das richtuge Thema für eine refin ist, die gerade ein Jahr dabei ist (oder gar noch kürzer)


    Es ist unwahrscheinlich wichtig, dass dieses Thema nur von Personen behandelt wird zu denen die Kids vertrauen haben! Auch würde ich überlegen, ob es so sinnvoll ist das ganze Koedukativ durchzuführen.


    Ausserdem kannst du das thema nicht mal eben so ansprechen. dafür brauchen sowohl die Kids als auch du (und vor allem du)Vorwissen.


    Generell ist das Thema suuuuper wichtig und muss angesprochen werden. Aber bette es in die richtige Einheit, die richtige Umgebung ein! Und ganz ehrlich, am besten bettest nicht du es ein! (geht nicht gegen dich, sondern gegen deine kurze Zeit mit den schülern! Das Thema ist zu sensibel)


    LG, sunny!

    Tschacka!


    <img src="http://img113.imageshack.us/img113/6624/zwanzigklein7xb.jpg">

    Hallo Sunny,


    ja, so etwas dachte ich mir auch schon. Ich weiß, dass dein Posting nicht gegen mich ist. Stimmt, ich bin zu unerfahren. Vorwissen hätte ich schon, aber nur theoretisches. Deshalb meine Frage an euch, ob ich diese Themen überhaupt einbringen darf und wenn ja, inwiefern. Jemanden einladen oder doch lieber ganz weglassen? Ich glaube, meine Kollegen sprechen diese Themen auch nicht an. Und mir tut es in der Seele so weh, wenn betroffene Kinder nicht wissen, dass es Anlaufstellen gibt. Ich muss auch sagen, dass ich nicht weiß, ob in der Klasse jemand betroffen ist. Es würde mir eigentlich nur darum gehen, mögliche Anlaufstellen zu nennen.


    Sind das, was du geschrieben hast, deine spontanen Gedanken oder hast du da Erfahrung mit diesen Themen im Unterricht?


    Ich werde mal im Seminar fragen. Ich fragte nur jetzt, weil ich gerade die nächste Stunden vorbereite.


    Powerflower

    Hm, ich habe meine erste Staatsarbeit über Sexualerziehung bei GBs geschrieben. Dementsprechend hab ich mich natürlich mit dem Thema auseinander gesetzt!


    Wir hatten das Thema bei uns im Seminar und da kamen die selben Bedenken wie die, die ich dir eben genannt habe!


    Generell darfst du schon das Thema machen. Du musst beim Thema sexualerziehung (zumindest in NRW und NDS) jedoch einen Elternabend im Vorfeld durchführen in dem du die Eltern über die Inhalte informierst!


    Wichtig zu bedenken sind auch eventiell andere Religionen (vor allem Islam)


    Das Einladen von "professionellen" ist ne super Idee! Sollte man machen! Nur haben die ne ellenlange Warteliste. Wenn man bei jns Pro Familia einladen will sollte man 6 Monate vorher die ersten Anfrage bei denen Stellen.


    Zum Thema Mißbracu und Mißbrauchsprävention kenne ich auch noch ne Truppe die das Ganze Theatermäßig aufzieht! Da ist es so (sinnvollerweise) das nur der Klassenlehre daran teilnehmen darf. Alle anderen erwachsenen müssen draußen bleiben (natürlich bis auf die von der Truppe).


    Wenn jetzt schon bei dir auch nur der leiseste Verdacht besteht, dass ein Kind betroffen sein könnte mach es nicht ohne prfessionelle Hilfe. Wichtig ist auch, dass wen du merkst, dass die Kinder sich sträuben, dass du aufhörst. Wichtig ist jedoch, dass sie das gefühl vermittelt bekommen, dass sie jederzeit zu dir kommen können und dass du sie unterstützen wirst!


    Das Thema ist interessant, bietet viele Möglichkeiten, aber auch jede menge "Gefahren". Wenn du es machen willst würde ich es in eine Sexualerziehungseinheit einbetten! Sprich auf jeden Fall mit deinen Mentorenund les die Akten der Schüler aufmerksam durch!


    LG, Sunny!


    P.S. Falls es konfus zu lesen ist, sorry! Bin Examenstechnisch leicht durch den Wind!

    Tschacka!


    <img src="http://img113.imageshack.us/img113/6624/zwanzigklein7xb.jpg">

    Hallo Sunny,


    na, da haben wir schon das nächste Problem, ich bin nicht die Klassenlehrerin und ich bin nur 3 Stunden pro Woche in der Klasse. Gewalt in der Familie wäre vielleicht etwas leichter anzusprechen, aber auch da kann man in ein Minenfeld treten.


    Mir ist gerade der Gedanke gekommen, eine Beratungsstelle für Leute der Behinderungsart meiner Schüler zu kontaktieren und zu fragen, ob sie auch Erfahrung haben, in der Schule was vorzutragen, ich werde mich mal auf die Suche begeben. Natürlich frage ich vorher Seminarleitung, bevor die Themen in irgendeiner Form in meinem Unterricht auftauchen.


    Für's Examen drücke ich dir alle Daumen!


    Powerflower

    Wir haben in der Schule das Projekt "Mein körper gehört mir - ist sehr kostenintensiv, aber lohnt sich wirklich. Gut ist, dass es kompetente Schauspieler machen und dadurch auch ein Abstand gewährleistet ist. Nachdem ich 2 Kinder hatte, die einschlägige Erfahrungen mitbrachten, würde ich es nie ohne professionelle Betreuung machen - gib mal pädagogische Theater Osnabrück und mein Körper gehört mir ein. Vielleicht findest du Sponsoren. Ansonsten würde ich pro familia oder ähnliche Vereine ansprechen, ob sie dich unterstützen können.


    flip

    Hallo flip,


    danke für deine Antwort. Ich habe mich mittlerweile dagegen entschieden, das Thema aufzugreifen, war mir zu brisant, außerdem ist die dazu passende Unterrichtssequenz gerade zu Ende gegangen.


    Aber ich werde mir deine Antwort merken und gleich dazu ein bisschen googeln. Danke nochmal!


    Powerflower

    Hallo,


    ich kenne mich zwar nicht speziell in eurer Schulart so aus aber ich mache Ethik an Grundschulen. Gerade solche brisante Themen werden bei uns schon ab der ersten Klasse besprochen. Wenn ich die brisanten Themen wie Gewalt, Missbrauch, Tod, Sterben rausnehmen würde, hätten wir nichts mehr, weil der Lehrplan gerade das vorsieht.


    Zum Glück haben wir in Fachdidaktik einen Ansprechpartner der uns bei diesen Themen unterstützt. Vielleicht ist bei diesem Thema die Vorbereitung das absolute Muß, aber es ist machbar. Es gibt ein paar sehr schöne Kinderbücher, die in das Thema einführen.
    A. Sommer-Badenburg: "Hanna - Gottes kleinster Engel" Thema: seelische Gewalt im familiärem Umfeld


    M. Lobe: "Die Sache mit dem Heinrich" Thema: Misshandlung eines Jungen


    Es gibt noch viele gute Bücher, die sehr einfach aber sehr sensibel geschrieben sind.
    Zum Thema Gewalt kannst du auch von der Bundeszentrale für politische Bildung Material bestellen. Ansonsten finde ich die Idee gut, typische Gewaltszenen als Standbild (wenn das bei euch geht) darstellen und auswerten zu lassen. Achso: die totwn Hosen haben auf dem Album aus dem Burgtheater Wien ein tolles Lied über sexuellen Missbrauch geschrieben. Das heisst glaube ich "Wolf". Echt geiles und einfühlsames Lied.


    Ich weiß das solche Themen echt abschrecken, aber wenn die Schule ihre Aufgaben ernst nimmt und wirklich auf das Leben vorbereiten will, darf man das nicht ausklammern.


    Ciau Katja

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