Englisch Abitur - Bewertung sprachl. Richtigkeit bei extrem kurzer Klausur

  • Was mich jetzt noch interessieren würde:


    7 Spalten, das wären dann ja dreieinhalb vollgeschriebene Seiten. Ist denn inhaltlich alles drin?

    In meiner Englisch-Abiprüfung damals gab ein Schüler ne Stunde früher ab...sehr wenig geschrieben, 15 Punkte, denn er hatte auf den Punkt gearbeitet. Kein Wort zu viel, aber es fehlte eben auch absolut NICHTS.


    Wie ich das jetzt verstanden habe, kann man ja anhand der anderen Parameter sehr genau bewerten, wie qualitativ hochwertig seine Prüfung ist. Wenn inhaltlich alles kurz, prägnant aber zutreffend ist und er kaum Fehler gemacht hat, dann gibt es ja nur noch bei der Länge und vielleicht beim Satzbau noch Ansatzpunkte für Abzüge, ansonsten war er halt einfach kurz und gut?


    Auf jeden Fall würde meinem Bauchgefühl klar widersprechen, ihm Abzüge mit der Begründung: "Hättest du mehr geschrieben, hättest du sicher auch mehr Fehler gemacht" zu geben. Das kanns ja nicht sein.

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  • Ich finde die Frage sehr gerechtfertigt.

    Die selbe Diskussion gibt es auch häufig bei der ZP10 in Mathematik, wo Darstellungsleistung vergeben wird. Wir haben uns darauf verständigt, dass bei sehr schwachen Schülern, die kaum Aufgaben überhaupt bearbeitet haben, diese auch nicht mit hoher Darstellungsleistung gewertet werden können. Nach dem Motto: Es wurde kaum etwas dargestellt.


    Man kann das jetzt für Englisch auch auf die Spitze treiben, das habe ich mich als Schüler schon gefragt. Wenn man also einfach nur wenig inhaltlos, aber völlig korrekt und sprachlich eloquent schreibt, kriegt man dafür dann die vollen Punkte? Ich hoffe doch nein.

    • Offizieller Beitrag

    Auf jeden Fall würde meinem Bauchgefühl klar widersprechen, ihm Abzüge mit der Begründung: "Hättest du mehr geschrieben, hättest du sicher auch mehr Fehler gemacht" zu geben. Das kanns ja nicht sein.

    Ich vermute (bin naiv?), dass der/die TE sich was dabei denkt, wenn er/sie davon spricht, dass es zu kurz ist und nicht nur rein die Spaltenanzahl guckt.
    Ich hatte einen Schüler mit relativ kleiner Schrift, dies auch noch kombiniert mit einer Pointiertheit der Gedanken, gepaart mit echt schwieriger und fast fehlerfreier Sprache, es war unglaublich.
    15 Punkte.
    Und da, wo es schwer ist, in den Fremdsprachen in NRW im defizitären Bereich zu sein: der sehr gute Bereich ist in Französisch wirklich schwierig. Wenn ich gekonnt hätte, hätte er 16 Punkte bekommen. Trotz (oder wegen?) nur der Hälfte an Spalten von anderen guten (plus) Schüler*innen. Qualität kann auch in sehr wenig Platz stehen, WENN man sehr gut ist.
    Aber dann fragt man sich als Lesende*r eben nicht, ob es zu knapp war, man hat es selbst gemerkt.

    • Offizieller Beitrag

    ja, ausgerechnet in den deutschsprachigen "weichen" Fächern mache ich es zu einem unausgesprochenen Kriterium (also: die Schüler*innen wissen Bescheid und ich sage auch immer, dass ich nicht dumm bin und ich keine große Schrift, Doppelform der Geschlechter auch erkenne und drei Beispiele pro Argument nicht dazu führen, dass "Masse gewinnt" (sondern eher umgekehrt Punkte bei der Darstellungsleistung abgezogen werden)

  • Klasse statt Masse


    Vermittelt ihr das euren Schülern nicht?

    Doch, gleichzeitig braucht Qualität aber Raum zur Entfaltung. Meine SuS schreiben tendenziell zu oberflächlich und geben dann auch recht früh ab und nutzen die Arbeitszeit nicht.

    • Offizieller Beitrag

    das kenne ich auch. In der Oberstufe hatte ich aber auch mal einen Schüler, der wirklich alles auf den Punkt brachte. Total genial!

    Sehe ich dagegen eine Oberstufenklausur zu zwei -drei Quellen mit nur 1,5 Seiten (bei uns werden Seiten mit 3 cm Rand beschrieben), dann kann auch bei kleiner Schrift die Komplexität des Themas nicht erfasst sein.

    Nur an der Seiten/Spaltenzahl kann man die Qualität nicht unbedingt ausmachen

  • Klasse statt Masse


    Vermittelt ihr das euren Schülern nicht?

    Ich unterrichte keine Fremdsprache, aber die Kollegen sagen mir, dass seit der Einführung der "Erwartungshorizonte", wo abgehakt wird, welche Argumente etc. vorkamen, kürzere Klausuren eher mit schlechteren Noten korrelieren.

    • Offizieller Beitrag

    Ich unterrichte keine Fremdsprache, aber die Kollegen sagen mir, dass seit der Einführung der "Erwartungshorizonte", wo abgehakt wird, welche Argumente etc. vorkamen, kürzere Klausuren eher mit schlechteren Noten korrelieren.

    Von der grundsätzlichen Tendenz her würde ich das unterschreiben. Gleichwohl gibt es mehrere Parameter, die die Klausuren im Vergleich zu "früher" deutlich anheben. Alleine die Differenzierung in drei Fehlerkategorien (R, Gr, W) sorgt dafür, dass die Klausuren per se besser ausfallen, weil das Gros der Fehler im Bereich Grammatik liegt. Da kann es vorkommen, dass man im Bereich R und W 3/4 der vorgesehenen Punkte bekommt, im Bereich Gr aber eben nur 3/10. Früher mit FQ wäre eine solche Klausur deutlich schlechter ausgefallen.

    Aber auch das ist eben so gewollt.

  • Ich vermute (bin naiv?), dass der/die TE sich was dabei denkt, wenn er/sie davon spricht, dass es zu kurz ist und nicht nur rein die Spaltenanzahl guckt.
    Ich hatte einen Schüler mit relativ kleiner Schrift, dies auch noch kombiniert mit einer Pointiertheit der Gedanken, gepaart mit echt schwieriger und fast fehlerfreier Sprache, es war unglaublich.
    15 Punkte.
    Und da, wo es schwer ist, in den Fremdsprachen in NRW im defizitären Bereich zu sein: der sehr gute Bereich ist in Französisch wirklich schwierig. Wenn ich gekonnt hätte, hätte er 16 Punkte bekommen. Trotz (oder wegen?) nur der Hälfte an Spalten von anderen guten (plus) Schüler*innen. Qualität kann auch in sehr wenig Platz stehen, WENN man sehr gut ist.
    Aber dann fragt man sich als Lesende*r eben nicht, ob es zu knapp war, man hat es selbst gemerkt.

    Ja, ich verstehe dich - aber war das nicht genau das, was gefragt wurde? Ob, weil die Klausur sehr kurz war, die wenigen Fehler mehr zählen sollten, weil eben so kurz? Weil sonst unfair zu denen, die mehr geschrieben haben? Um Inhalt ging es bisher ja gar nicht... oder ich hab was überlesen.

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  • Was fehlt, ist eine Vorgabe a la "wenn die Klausur inhaltlich mangelhaft ist, kann sie im Gesamtergebnis auch nicht besser als mangelhaft sein".

    Was ist, wenn das Thema verfehlt wurde? Dürft ihr dann komplett null Punkte geben für entsprechende Aufgaben?


    (Ist hier in BW in der SEK.I zumindest prinzipiell eine Vorgabe, dass wir bei komplett verfehltem Thema null Punkte geben müssen für entsprechende Aufgaben, egal wie eloquent das Thema verfehlt worden sein mag.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Was fehlt, ist eine Vorgabe a la "wenn die Klausur inhaltlich mangelhaft ist, kann sie im Gesamtergebnis auch nicht besser als mangelhaft sein".

    Würde das dann in der Konsequenz nicht bedeuten, dass ein Schüler, der einen beliebigen, gut formulierten Text auswendig gelernt hat und fehlerfrei niederschreibt, zwar auf Inhalt null Punkte bekommt, aber eine sehr gute Bewertung für eine perfekte sprachliche Leistung?
    Vor allem, wenn man ihm kein Plagiat nachweisen kann, sondern der Text vielleicht von einem befreundeten Native Speaker verfasst wurde und nicht im Internet auffindbar ist?

  • Was fehlt, ist eine Vorgabe a la "wenn die Klausur inhaltlich mangelhaft ist, kann sie im Gesamtergebnis auch nicht besser als mangelhaft sein".

    In NDS gibt es diese Vorgabe (angelehnt an die "Bildungsstandards" der KMK) zumindest für die einzelnen Prüfungsteile "Sprachmittlung" und "Schreiben": "Eine ungenügende sprachliche oder inhaltliche Gesamtleistung schließt eine Note des jeweiligen Prüfungsteils [...] von mehr als drei Punkten einfacher Wertung aus." (Quelle: Bezirksregierungen (bildungsportal-niedersachsen.de) -

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Würde das dann in der Konsequenz nicht bedeuten, dass ein Schüler, der einen beliebigen, gut formulierten Text auswendig gelernt hat und fehlerfrei niederschreibt, zwar auf Inhalt null Punkte bekommt, aber eine sehr gute Bewertung für eine perfekte sprachliche Leistung?
    Vor allem, wenn man ihm kein Plagiat nachweisen kann, sondern der Text vielleicht von einem befreundeten Native Speaker verfasst wurde und nicht im Internet auffindbar ist?

    ich habe auch immer behauptet, die SuS könnten ein Kochrezept fehlerfrei hinschreiben und bekämen die volle Punktzahl bei der sprachlichen Richtigkeit. Das gilt auch für gesellschaftswissenschaftliche Fächer. in Philosophie zB zählt die sprachliche Richtigkeit 80 v 100 Punkten und reicht damit für 1 Notenpunkt. (NRW)

  • Würde das dann in der Konsequenz nicht bedeuten, dass ein Schüler, der einen beliebigen, gut formulierten Text auswendig gelernt hat und fehlerfrei niederschreibt, zwar auf Inhalt null Punkte bekommt, aber eine sehr gute Bewertung für eine perfekte sprachliche Leistung?
    Vor allem, wenn man ihm kein Plagiat nachweisen kann, sondern der Text vielleicht von einem befreundeten Native Speaker verfasst wurde und nicht im Internet auffindbar ist?

    Ich bin immer davon ausgegangen, dass die für die Bearbeitung der Aufgabenstellung verwendete Sprache bewertet wird. Wer nun aber eine Erörterung schreiben soll und stattdessen ein Gedicht schreibt, hat die Aufgabe nicht bearbeitet, daher gibt es keine Sprache, die bewertet werden kann.

  • Was ist, wenn das Thema verfehlt wurde? Dürft ihr dann komplett null Punkte geben für entsprechende Aufgaben?


    (Ist hier in BW in der SEK.I zumindest prinzipiell eine Vorgabe, dass wir bei komplett verfehltem Thema null Punkte geben müssen für entsprechende Aufgaben, egal wie eloquent das Thema verfehlt worden sein mag.)

    Ich glaube nicht. Wüsste ich jedenfalls nicht.

    Meiner Auffassung nach wäre es derzeit tatsächlich möglich, einen beliebigen Text sprachlich korrekt hinzuschreiben und über die Sprachpunkte noch ein Ergebnis im nicht-defizitären Bereich zu bekommen. Ob RosaLaunes Auffassung durchsetzbar wäre, wenn es hart auf hart käme, wäre interesssant.

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