Okaaay... Interessante Methode. Muss ich auch mal probieren. Mal sehen, ob die Klausuren/Klassenarbeiten dadurch besser ausfallen.
Klausur mit Erwartungshorizont kopiert
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Ich verstehe auch, dass man wiederholen lassen kann und möchte. Als Schüler wäre die verantwortliche Lehrperson dann aber für mich abgeschrieben. Fehler können jedem passieren, die dann aber auf Kosten anderer (und hier auch noch schwächerer) auszubügeln – sorry, da endete mein menschliches Verständnis als junger Mensch.
Da sieht man das verloren gegangene Gefühl für Außenwirkung. Genau wegen solcher Sachen nimmt von außen Lehrkräfte niemand ernst. Wenn jemand fremdes herausfindet, dass ich Lehrer bin scherze ich eigentlich immer reflexartig "aber ich habe auch mal was gearbeitet". Sarkasmus ist hier die einzig funktionierende Reaktion um von an deren Professionen überhaupt ernst genommen zu werden.
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Spoiler: die Notenverteilung ändert sich dadurch nicht.
Aber mein Eindruck ist schon, dass die Schüler dadurch lernen, wie man zum Beispiel einen Interpretationsaufsatz schreibt.
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Das reduziert mir das Ganze zu sehr auf Lehrkraft und nachschreibende Schülerin. Der Rest des Kurses hat aber auch einen Anspruch auf eine faire Behandlung und das kann man mMn nicht abtun mit "Die wissen es ja nicht und die Schülerin wird schon nichts sagen".
Davon abgesehen: Für mich spricht einiges dafür, dass die Schülerin den Fehler genutzt hat und damit nicht ganz unschuldig ist.
Leider muss ich als Lehrer immer mal wieder eine Entscheidung treffen mit dem Risiko, dass ich bei dem einen oder anderen Schüler dann "abgeschrieben" bin. Ich verstehe allerdings, dass in diesem Fall das Ganze für die betroffene Schülerin sehr dumm gelaufen sein kann.
Insgesamt erscheint es mir dann doch nötig, die SL mit einzubeziehen.
Falls Englisch-Klausur: Wurde da überhaupt etwas abgeprüft, auf das man "besonders gut" lernen konnte? Unsere Englisch-Klausuren beinhalten meist Fragen zum Text (der Text liegt den SuS vor, sie müssen die richtigen Aspekte im Text finden und mit eigenen Worten formulieren / zusammen fassen), eine Mediation (dt. Text, der auf Englisch zusammen gefasst werden muss) und / oder die Interpretation einer Karikatur bzw. einen kleinen Erörterungsaufsatz. Darauf kann man eigentlich nicht wirklich "lernen".
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Da sieht man das verloren gegangene Gefühl für Außenwirkung. Genau wegen solcher Sachen nimmt von außen Lehrkräfte niemand ernst. Wenn jemand fremdes herausfindet, dass ich Lehrer bin scherze ich eigentlich immer reflexartig "aber ich habe auch mal was gearbeitet". Sarkasmus ist hier die einzig funktionierende Reaktion um von an deren Professionen überhaupt ernst genommen zu werden.
Ich habe noch nie das Gefühl gehabt von irgendwem aufgrund meines Berufs nicht ernst genommen zu werden. Eher im Gegenteil sagen viele: "Respekt! Lehrer*in möchte ich heutzutage nicht mehr sein, so wie viele Schüler*innen drauf sind!"
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Fehler passieren halt, neu schreiben und fertig.
Ich musste auch mal eine Klausur wiederholen, weil der Lehrer irgendwas versemmelt hatte (weiß nicht mehr was). Da hat niemand eine dicke Welle gefahren und über Anfechtung nachgedacht, sondern es wurde einfach neu geschrieben und fertig. Augenrollend, ja, aber ein Drama ist eine wiederholte Klausur nun auch nicht.
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Der Fehler liegt klar bei der Lehrkraft und dafür darf die Schülerin nicht bestraft werden. Eine Wiederholung wäre eine Strafe.
Nur ansatzweise vergleichbar und dennoch ein Hinweis:
Eine Lehrkraft verlor mal einen ganzen Stapel Klausuren. Die Klausur musste noch einmal geschrieben werden (natürlich nicht mit identischen Aufgaben). Einige SuS klagten dagegen, weil sie der Meinung waren, in dieser zweiten Klausur schlechtere Ergebnisse erzielt zu haben als in der ersten. Die Lehrkraft hätte also einen Fehler gemacht, die SuS seien "bestraft" worden. Die Gerichtsentscheidung war dann, dass die Wiederholung rechtmäßig war.
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Eine Wiederholung wäre eine Strafe.
[...] wird wohl von über 50% der Schülern als Strafe empfunden.
Ja, nun, nur weil irgendwas von irgendwem irgendwie "empfunden" wird, wird es nicht gleich eine Tatsache.
Vielleicht hilft es ja, von diesen wertenden Begrifflichkeiten wegzukommen ("Betrug"; "Strafe" etc.). Es ist halt ein Formfehler, der die Prüfung anfechtbar macht - nicht nur von der betroffenen Schülerin, sondern von allen, die von der Prüfung betroffen ware. Dem muss abgeholfen werden. Das hat mit Strafe nichts zu tun, egal, wer irgendwas wie empfindet. Die bessere Analogie als die verlorenen Klausuren sind Fälle, in denen vor Eröffnung der Abiturprüfungen schon Prüfungsaufgaben in fremde Hände gefallen sind. Da mussten auch schon Klausuren verschoben oder wiederholt werden - das ist dann ja auch keine Strafe für die Prüflinge, auch wenn es natürlich nicht schön ist. Oder wenn während der Klausur ein Feueralarm stattfindet - dann muss sich auch wiederholt werden, obwohl die Schüler nichts dafür können. Sowas passiert halt, selten, aber es passiert.
Aber hier geht es überhaupt nicht um einen justiziablen Verwaltungsakt.
Auch wenn due es nicht in diesem Kontext so gemeint hast, wäre das evtl. noch am ehesten eine Begründung, warum man den vorgefallenen Formfehler vielleicht nicht so hoch hängen müsste. Ich finde trotzdem eine Wiederholung korrekt, einfach um Schülern auch zu vermitteln, dass es formale Bedingungen gibt, die eingehalten werden müssen, selbst wenn andere die Formfehler begehen.
Dass man dann in Aufgabenstellung und Bewertung der Schülerin entgegenkommen kann und vielleicht die nicht gewertete Klausur in die mdl. Note einfließen lassen kann, steht auf einem anderen Blatt.
Man kann übrigens der Schülerin auch vermitteln, dass sie zwar jetzt durch den Fehler der Lehrkraft in eine dumme Situation geraten ist, dass sie dadurch aber immerhin in den Genuss einer komplett korrigierte Übungsklausur kommt, die ihre Mitschüler nicht hatten.
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Noch eine Ergänzung:
Ich halte es im Übrigen noch nicht mal für sehr wahrscheinlich, dass es sehr viel Ärger geben wird.Meine Erfahrung ist, dass Schüler durchaus auch Verständnis für solche Situationen haben, wenn man als Lehrkraft authentisch und ehrlich den eigenen Fehler eingesteht, sich dafür entschuldigt und auch artikuliert, dass man versteht, dass es für den Schüler natürlich jetzt nicht optimal ist.
Vielleicht ist das auch so ein Unterschied zwischen Grundschule und Sekundarstufe II. Unsere Schüler sind eigentlich so gut wie erwachsen und können mit solchen Situationen besser umgehen. Und wir sind als Schulform deutlich weniger auf der Beziehungsebene unterwegs, als des die Grundschulen sein müssen, so dass Schüler schon in der Mittelstufe ein Stück weit gelernt haben, mit unangenehmen Entscheidungen auf der Sacheben umzugehen. Und das ist ja auch gut so.
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Ich habe noch nie das Gefühl gehabt von irgendwem aufgrund meines Berufs nicht ernst genommen zu werden. Eher im Gegenteil sagen viele: "Respekt! Lehrer*in möchte ich heutzutage nicht mehr sein, so wie viele Schüler*innen drauf sind!"
Freut mich für dich. 😊 Ich habe das anders erlebt, bis hin zu einem guten befreundeten Automachaniker, der Lehrkräfte aus dem Kundenstamm geworfen hat oder Handwerker, die bei Lehrkräften nicht arbeiten wollen.
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Unsere Englisch-Klausuren beinhalten meist Fragen zum Text (der Text liegt den SuS vor, sie müssen die richtigen Aspekte im Text finden und mit eigenen Worten formulieren / zusammen fassen), eine Mediation (dt. Text, der auf Englisch zusammen gefasst werden muss) und / oder die Interpretation einer Karikatur bzw. einen kleinen Erörterungsaufsatz. Darauf kann man eigentlich nicht wirklich "lernen".
Gerade bei dem markierten Teil ist es zumindest bei uns in Französisch so, dass die Schüler schon bewusst auf gelernte Inhalte im Rahmen der vorangegangenen Unterrichtseinheit aus dem Unterricht zurückgreifen sollen. Ist das bei euch nicht so?
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Nur ansatzweise vergleichbar und dennoch ein Hinweis:
Eine Lehrkraft verlor mal einen ganzen Stapel Klausuren. Die Klausur musste noch einmal geschrieben werden (natürlich nicht mit identischen Aufgaben). Einige SuS klagten dagegen, weil sie der Meinung waren, in dieser zweiten Klausur schlechtere Ergebnisse erzielt zu haben als in der ersten. Die Lehrkraft hätte also einen Fehler gemacht, die SuS seien "bestraft" worden. Die Gerichtsentscheidung war dann, dass die Wiederholung rechtmäßig war.
Die Reputation ist natürlich dahin. Das wäre es mir es wirklich nicht wert. Aber muss ja jeder selbst wissen.
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Gerade bei dem markierten Teil ist es zumindest bei uns in Französisch so, dass die Schüler schon bewusst auf gelernte Inhalte im Rahmen der vorangegangenen Unterrichtseinheit aus dem Unterricht zurückgreifen sollen. Ist das bei euch nicht so?
Du meinst, man hat z.B. das Thema Globalisierung besprochen und in der Karikatur geht es dann um Globalisierung?
Da hilft aber vorher Gelerntes nur wenig, denn ich muss die Karikatur - die ich vorher nicht kannte - beschreiben (ok, da kann gelernter Spezialwortschatz hilfreich sein) und interpretieren (und da nehme ich jetzt keine Karikatur, bei der ein gelerntes Tafelbild einfach als Interpretation taugen kann).
Bzgl. Aufsatz: Auch hier können gelernte Inhalte helfen, aber sie sind niemals so ausschlaggebend, dass sich eine Note daruch massiv ändern würde. Evtl. hat man durch Lernen ein paar Ideen, was man schreiben könnte, aber man muss sie immer noch auf das Thema beziehen, schlüssig darlegen, mit eigenen Beispielen illustrieren etc.
Ich glaube nicht, dass die SuS bei uns auf die Englischklausuren die Inhalte der Stunden pauken (erklärt auch, warum Englisch bei uns so ein beliebtes drittes, schriftliches Abi-Fach ist: Der konkrete Lernaufwand hält sich in Grenzen, man muss "nur" Englisch können - was viele ignorieren).
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Vielleicht hilft es ja, von diesen wertenden Begrifflichkeiten wegzukommen ("Betrug"; "Strafe" etc.). Es ist halt ein Formfehler, der die Prüfung anfechtbar macht - nicht nur von der betroffenen Schülerin, sondern von allen, die von der Prüfung betroffen ware.
Sollen alle wiederholen? Das wäre wahrscheinlich wirklich die beste Lösung. Die Schülerin war ja schon Nachschreiberin, jetzt soll sie wiederholen. Allein dadurch ist der Abstand zum Stoff ja schon recht groß. Eine Wiederholung für alle wäre demgegenüber womöglich fairer. Oder man lässt alle anderen mit Erwartungshorizont wiederholen.
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Sollen alle wiederholen?
Dazu sehe ich keine Notwendigkeit, da der Formfehler nur bei ihrer Prüfung vorgefallen ist.
Oder man lässt alle anderen mit Erwartungshorizont wiederholen.
Das erscheint mir wenig zielführend.
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Gerade bei dem markierten Teil ist es zumindest bei uns in Französisch so, dass die Schüler schon bewusst auf gelernte Inhalte im Rahmen der vorangegangenen Unterrichtseinheit aus dem Unterricht zurückgreifen sollen. Ist das bei euch nicht so?
Auf welche gelernten Inhalte greifen bei derartigen Aufgaben deine SuS denn zurück? Kannst du das anhand eines Beispiels aus der Mittelstufe konkretisieren, was du damit meinst?
Abgesehen von bereits erwähntem Spezialwortschatz einer Einheit und dem Grundwissen, wie man entsprechende Aufgaben bearbeiten und sprachlich angehen kann sehe ich nicht, wie meine SuS auf eine ihnen unbekannte Prüfungskarikatur inhaltlich lernen sollten. Das sind schließlich gerade keine reinen Reproduktionsaufgaben, sondern Transferaufgaben. Oder verwendest du ausschließlich bereits aus dem Unterricht bekannte Abbildungen/ Comics/ Karikaturen in Klassenarbeiten?
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@DeadPoets: Ich bezog mich hier auf Anwendungsbereich 2 und 3, sei es bei der Karikatur oder dem freien Text.
CDL : Ich habe es nicht dazu geschrieben, aber meinte nicht die Mittelstufe, sondern Klausuren in der Oberstufe. In der Mittelstufe verwendeete ich bislang noch keine Karikatur in Arbeiten und das freie Textschreiben ist begrenzter bzw. stärker angeleitet.
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Noch eine Ergänzung:
Ich halte es im Übrigen noch nicht mal für sehr wahrscheinlich, dass es sehr viel Ärger geben wird.Meine Erfahrung ist, dass Schüler durchaus auch Verständnis für solche Situationen haben, wenn man als Lehrkraft authentisch und ehrlich den eigenen Fehler eingesteht, sich dafür entschuldigt und auch artikuliert, dass man versteht, dass es für den Schüler natürlich jetzt nicht optimal ist.
Vielleicht ist das auch so ein Unterschied zwischen Grundschule und Sekundarstufe II.
So genial ich deine Beiträge finde und zu allem heftig nicke, hier möchte ich gerne ganz sanft widersprechen.
Ich stelle fest, dass SuS der GS unglaublich sind, was Akzeptanz und Toleranz angeht, wenn man sich als Lehrkraft bei ihnen entschuldigt.
Mir sind auch schon Fehler passiert und ich bekam nur "Frau L., das kann doch mal passieren." oder "alles gut!". Gerade jüngere Kinder sind noch so gebend. Ich denke, die unnachgiebigsten Altersklassen sind die zwischen 7 und 9, weil sich da dieses Bewusstsein "mit mir kann man nicht alles machen!" besonders ausbildet - und dann kommt vielleicht erst mal eine extreme Reaktion, die dieses neu gelernte Bewusstsein spiegelt, bevor sie lernen, dass sie auch Dinge zulassen können, ohne dass dies bedeutet, dass sie ihr neues Bewusstsein verleugnen.
Aber Kleine können das super. Und Große können es dann wieder.
Und genau deshalb ist ein offenes Gespräch darüber so wichtig - die Schüler und Schülerinnen müssen doch auch die Chance haben zu vergeben und zu sehen, dass auch Lehrkräfte nicht perfekt sind UND sich entschuldigen, also sie als SuS ernstnehmen. Ist doch eine gute Erfahrung für alle.
Ein Leben ohne Fehler gibt es nicht. Und zu merken, dass man offen drüber reden kann, ist für jeden wichtig.
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Die Schülerin war ja schon Nachschreiberin, jetzt soll sie wiederholen. Allein dadurch ist der Abstand zum Stoff ja schon recht groß.
dafür hatte sie nicht nur deutlich mehr Zeit, sich vorzubereiten (zum "Lernen"), sondern hat bereits den Vorsprung der "Klausurerfahrung": Nachteile sehe ich da keine für die Nachschreiberin.
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Die Reputation ist natürlich dahin. Das wäre es mir es wirklich nicht wert. Aber muss ja jeder selbst wissen.
Kann nicht in jeder Situation selber wissen (oder besser: entscheiden), manchmal muss man Farbe bekennen. Spätestens dann, wenn es um das Abitur geht (das schließt mMn auch die Klausuren der Qualifikationsphase mit ein).
Ein paar Beispiele, was bei verschiedensten Kolleg*innen schiefgegangen ist. Da ist so ein mitkopierter EWH noch das kleinste Problem.
2023: Abitur-Klausuren im Zug gestohlen – Prüfung muss wiederholt werden
2016: Lehrer verliert Abi-Klausuren – Schüler müssen neu schreiben
2011: Vom Winde verweht - Lehrer verliert Abi-Prüfungen
2006: Abiklausuren in Spanien geklaut - SchülerInnen müssen nachschreiben
Die Liste ließe sich fortsetzen. Und ist wahrscheinlich ein Indiz dafür, dass ein Arbeitsplatz in der Schule sinnvoller wäre als gezwungenermaßen in Heimarbeit arbeiten zu müssen.
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