Überwachung kranker Lehrer

  • Es ist grundsätzlich das gute Recht jedes Arbeitgebers eine Krankmeldung im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten zu überprüfen. Man kann den Betreffenden zum Amtsarzt schicken, auch wenn es ein privates Verhalten des Arbeitnehmers gibt, das im augenscheinlichen Gegensatz zur Krankmeldung steht, kann man darauf reagieren.


    Dienstliche Weisungen an andere Beschäftigte sind aber nur im Rahmen deren Tätigkeit möglich. Für Lehrkräfte gehört die Überwachung anderer Lehrkräfte ganz sicher nicht zum Umfang dienstlicher Aufgaben. Ganz davon abgesehen hängen rechtliche Probleme an der Weisung - was passiert, wenn ich mit meinem Privatwagen zur "Kontrolle" fahre und auf dem Weg einen Unfall habe - bei einer dienstlich angeordneten Fahrt trägt der Arbeitgeber alle Folgekosten. (Darum sollte man die Weisung auch nachweisen können, also auf die Schriftform bestehen.)


    Wenn man sich einen Spaß mit dem Schulleiter machen möchte kann man die "Kontrollfahrt" durchführen und am nächsten Tag einen Antrag auf Erstattung der Fahrtkosten einreichen.

  • Wenn man sich einen Spaß mit dem Schulleiter machen möchte kann man die "Kontrollfahrt" durchführen und am nächsten Tag einen Antrag auf Erstattung der Fahrtkosten einreichen

    Grund auf Dienstreiseantrag: Allgemeine Überwachung Dritter im häuslichen Umfeld.

  • [...]Hinzu kommt, dass die reine Feststellung, dass der krank geschriebene Herr x auf der Baustelle gesichtet wurde, noch nichts aussagt. [...] Insbesondere bei Krankschreibungen im psychischen Bereich, kann es durchaus sein, dass der behandelnde Arzt das als gesundheitsförderlich sieht.

    Das mag zwar rechtlich so sein, ist aber eine ziemlich amüsante Argumentation bei unserer Berufsgruppe, die schon die Invaliditätsgefahr wittert, wenn sie mal amtsunangemessen einen Schülertisch zwecks Klassenraumgrundreinigung auf den Flur tragen soll. ;)

  • Was rechtlich erlaubt ist und was nicht, ist mir hier fast wurscht...ich finde das Menschliche schlimm. Kollegen zum Bespitzeln zu schicken...keine gute Art, denn es treibt die "Befohlenen" zwischen die Stühle und sendet klar das Signal des "Big Brother/Big Sister". Es ist immer wieder interessant, WAS eigentlich alles möglich wäre (rechtlich abgedeckt)...aber menschlich gibt es da viele Bereiche, die einfach nur ein Armutszeugnis abgeben, wenn man das wirklich durchzieht.


    Bei begründetem Verdacht (hä, wieso ist der Kollege krankgemeldet? Ich hab ihn vorhin auf dem Bau gesehen...) gibt es offizielle Möglichkeiten und sollte transparent laufen (Gespräch mit schriftlicher Einladung und Nennung des Grundes) unter Zuziehen des PR. Solange es keine begründeten Verdachte gibt, hat sowas für mich zu unterbleiben. Schlimm genug, dass die Atmosphäre an der Schule von solch Misstrauen geprägt ist.


    Ich habe mal meiner SL, weil ich ja letztes Jahr durch die OPs etc sehr viele Krankheitstage hatte, per Whatsapp aufgekrächzt, warum ich gerade fehle, damit sie hört, dass ich nicht nur "zum Schbass" daheim bleibe. Sie war total entsetzt, dass ich denken könnte, dass SIE denkt... und so weiter. Sie geht in der Regel davon aus, dass wir die Wahrheit sagen - und nur so ist ein gutes Klima möglich, meinem Empfinden nach. Wenn ich krank bin und trotzdem einkaufen gehen muss oder mal die Beine vertreten möchte oder mal ins Klavierstudio gehe, um selbst ein wenig zu spielen, dann möchte ich nicht Panik haben müssen, dass mich jemand sieht und automatisch schlecht von mir denkt. Wo kämen wir denn da hin.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Für mich klingt das ehrlich gesagt auch einfach unglaubwürdig, welche Schulleiter würde sich in solche Nesseln setzen? Das wäre eine riesen Story, die Wellen schlagen würde.

    Das Vorgesetzte bei begründetem Verdacht auf vorsätzliche massive Verletzung der Dienstpflicht Nachforschungen anstellen --> völlig normal.

    Lehrkräfte zur Bespitzelung einsetzen...come on. Klingt eher nach Sommerloch im Lehrerforum.

    Wobei...vllt arbeite ich ja an der einzigen normalen Schule und merke gar nicht, was in manchen Kollegien alles so abgeht.

  • Für mich klingt das ehrlich gesagt auch einfach unglaubwürdig, welche Schulleiter würde sich in solche Nesseln setzen? Das wäre eine riesen Story, die Wellen schlagen würde.

    Das Vorgesetzte bei begründetem Verdacht auf vorsätzliche massive Verletzung der Dienstpflicht Nachforschungen anstellen --> völlig normal.

    Lehrkräfte zur Bespitzelung einsetzen...come on. Klingt eher nach Sommerloch im Lehrerforum.

    Wobei...vllt arbeite ich ja an der einzigen normalen Schule und merke gar nicht, was in manchen Kollegien alles so abgeht.

    Ja, weil Menschen sich sonst nie unmoralisch, fragwürdig oder übergriffig verhalten. [/Ironie off]

  • Ich verstehe übrigens auch gar nicht, wie sowas einen dienstliche Anweisung sein kann. Es handelt sich ja hierbei schließlich nicht um eine Aufgabe, die mit meinem Unterricht, meinen Schülern o.ä. zu tun hat.

    Auch ganz schön armseelig, dass Kollegen sich so rumschicken lassen.

    Mir ist bewusst, dass zur Schulleitung ein gewisses Anhängigkeitsverhältnis herrscht, aber come on, so vor den Karren spannen lassen, braucht sich ja nun wirklich niemand.

  • Auch ganz schön armseelig, dass Kollegen sich so rumschicken lassen.

    Mir ist bewusst, dass zur Schulleitung ein gewisses Anhängigkeitsverhältnis herrscht, aber come on, so vor den Karren spannen lassen, braucht sich ja nun wirklich niemand.

    Es gibt immer einige, die denken, dass sie "Schlimmes erwartet", wenn sie einfach mal Nein sagen. Ich glaube, das liegt auch einfach am System. Es vermittelt so viel Sicherheit, dass zumindest einige Sorge haben, eben diese Sicherheit durch vermeintliche Fehltritte zu verlieren.


    In diesem Fall wäre das "Nein" vllt. sogar eine Pflicht, keine Option gewesen.


    Die Sicherheit des Beamtentums sollte eigtl. eher begünstigen, dass das Personal problematische Weisungen kritisch hinterfragt. Paradoxerweise zeigt sich aber, wie hier, häufig das Gegenteil.

  • Es gibt immer einige, die denken, dass sie "Schlimmes erwartet", wenn sie einfach mal Nein sagen. Ich glaube, das liegt auch einfach am System. Es vermittelt so viel Sicherheit, dass zumindest einige Sorge haben, eben diese Sicherheit durch vermeintliche Fehltritte zu verlieren.

    Viele Lehrkräfte haben paranoide Panik vor allem möglichen: Der QA, sonstigen "Lehrproben", den Eltern, "Widersprüchen". Gerade bei letzterem lasse ich es darauf ankommen. Bisher kam keiner.

  • Viele Lehrkräfte haben paranoide Panik vor allem möglichen: Der QA, sonstigen "Lehrproben", den Eltern, "Widersprüchen". Gerade bei letzterem lasse ich es darauf ankommen. Bisher kam keiner.

    Als mal vor langer Zeit die Schulentwicklung im Haus war (ich habe inzwischen echt vergessen, wie die hießen. Sie wurden auch schnell wieder abgeschafft), waren manche KuK in Panik: "Hilfe, die besuchen meinen Unterricht". Dabei wurde nur ein Querschnitt über die Schule gebildet und die Ergebnisse waren lustigerweise weder für Lehrkräfte noch Eltern noch SuS noch Betriebe nachvollziehbar. Alle 4 Gruppen hat in den Befragungen andere Bedarfe und Möglichkeiten wahrgenommen als die Externen bei ihrem Kurzbesuch.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Es gibt immer einige, die denken, dass sie "Schlimmes erwartet", wenn sie einfach mal Nein sagen.

    Naja man muss auch nicht "Nein" sagen, sondern kann auch mit einer Gegenfrage wie "Warum machste das nicht selber, wenn du es für die richtige Maßnahme hältst ? reagieren.

    Aber natürlich ist auch ein einfach "soetwas führe nicht aus" völlig angemessen.

  • Naja man muss auch nicht "Nein" sagen, sondern kann auch mit einer Gegenfrage wie "Warum machste das nicht selber, wenn du es für die richtige Maßnahme hältst ?

    Ich duze meinen Schulleiter nicht und würde aus genau solchen Geschichten wie diesen auch beiden Seiten davon abraten.

    Falsche Vertraulichkeit ist eine wesentliche Grundlage für mangelnde Professionalität in der Amtsführung.

  • Zufällig habe ich, beim Sekretariat stehend mitbekommen, dass 2 Abteilungsleiter vom Schulleiter schon den zweiten Tag hintereinander angewiesen worden, zur Baustelle eines krank geschriebenen Kollegen zu fahren, um zu prüfen, ob dieser im Krankenstand arbeitet.

    Da es sich um eine dienstliche Anweisung handelt, haben die Kollegen Anspruch auf Dienstreisekosten. Die KuK sollen sich den Antrag gegenzeichnen lassen und schauen, was geschieht ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Ich duze meinen Schulleiter nicht und würde aus genau solchen Geschichten wie diesen auch beiden Seiten davon abraten.

    Falsche Vertraulichkeit ist eine wesentliche Grundlage für mangelnde Professionalität in der Amtsführung.

    Wir duzen uns alle. Das spielt aber für den Sachverhalt keine Rolle. Ersetze es einfach gedanklich durch "sie".

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