Privatleben lohnt sich mehr als Einsatz an der Schule?!

  • Zunächst ganz lieben Dank für dein ausführliches Feedback. Ich versuche mal Einiges herauszugreifen, weil ich dazu noch Nachfragen habe.

    In ruhigen Wochen bereite ich guten Unterricht vor. Ich versuche mein Unterrichtsmaterial so zu gestalten, dass es auch langfristig nutzbar ist. Ansonsten arbeite ich auch mit Schulbüchern. In korrekturintensiven Phasen bereite ich nichts vor, sondern verwende das alte Material oder improvisiere. Das geht gut. Die SuS lernen trotzdem etwas. Unterrichtsvorbereitung und Orga kann man auch in den Schülerarbeitsphasen machen. Korrigieren geht dann meist nicht so gut, da es zu laut ist.

    Genau, so mache ich das inzwischen ja auch schon - ich bereite in Klausurphasen wenig bis gar nichts mehr vor. Und auch die Orga versuche ich in Schülerarbeitsphasen zu machen. Hier bin ich aber z. B. auch nur begrenzt erfolgreich, weil ich hierzu z.B. WLAN-Empfang benötige, der leider häufig instabil ist oder schlicht nicht funktioniert. Wenn du dann dreimal versucht hast, ins Netz zu kommen, um potentielle Entschuldigungen zu kontrollieren und immer stürzt das Netz dann ab - und zwischendurch hast du noch zahlreiche Nachfragen zu dem, was zu erarbeiten ist, ist das maximal nervenzehrend.

    Zitat

    Klausuren lese ich prinzipiell nur einmal und zwar schnell. Bei Aufsätzen unterstreiche ich bei schwachen Arbeiten nur die groben Fehler. Die Feinheiten lasse ich weg. Das ist auch im Sinne der schwachen SuS, die total überfordert wären, wenn ich ihnen ihre Arbeiten komplett rot markiert zurückgeben würde. Das kommuniziere ich meinen SuS auch so. Ich sage ihnen, dass das jetzt erst einmal die wichtigsten Fehler sind, auf die sie sich konzentrieren sollten. Sobald diese Fehler nicht mehr gemacht werden, können wir uns die Feinheiten anschauen. Das erspart mir eine Menge Arbeitszeit und ist meines Erachtens sogar pädagogisch sinnvoller. Einen Erwartungshorizont bekommen sie auch von mir.

    So mache ich das ja auch - und anders hätte ich ja jetzt die Masse an Klausuren gar nicht bewältigt bekommen. War trotzdem viel Arbeit.

    Die Korrektur der zentralen Prüfungen muss natürlich den Vorgaben entsprechen. Ich bitte dann um Korrekturtage.

    Ich habe tatsächlich noch nie gehört, dass man Korrekturtage beantragen kann. Ist bei uns nicht möglich. Die einzige Möglichkeit, es zu schaffen, waren in der Vergangenheit "Nachtschichten" (mit dem Erfolg, dass ich dann öfters krank war anschließend, weil es zu viel war für meinen Körper) oder eben selbstgewählte bewusste "Auszeiten" - was ich dann wirklich irgendwann gemacht habe, weil es nicht mehr anders ging. Und hatte dann trotzdem immer ein schlechtes Gewissen.

    "Ok, für diese Abiprüfung hast du jetzt 60 Minuten Zeit. Dann musst du fertig sein." So arbeite ich automatisch schneller.

    Bei 57 Deutschklausuren komme ich dann auf 57 Stunden umgerechnet. Ich habe aber weder Ferien, noch eine Betreuung für mein Kind in der nächsten Zeit. Dafür weiterhin Unterricht. Und was ich auch festgestellt habe, ist, dass ich nicht durchgängig korrigieren kann. Ist das bei dir auch so, bzw. hast du da einen Tipp für mich? Nach ca. 4-5 Stunden Deutschaufsätzen kann ich einfach nicht mehr und muss zumindest eine längere Pause machen. Und diese Pausenzeiten habe ich auch nicht.

    Nun zum emotionalen Aspekt: Wir sind da alle anders. Mir fällt es leicht, Distanz zu wahren. Ich bin meinen SuS gegenüber freundlich und respektvoll. Ich versuche ihnen beim Lernen(!) zu helfen und sie zu motivieren. Ich sage ihnen, dass die Schule ein Hilfsmittel ist, um ein gelungenes Leben zu führen, aber manchmal ist die Schule eben gerade nicht das richtige Mittel und das ist ok. Dann ist ein anderer Weg vielleicht der richtige. Ich zeige meinen SuS, wo sie auf diesem Weg Rat finden. Aber ich bin nicht ihr Freund. Sie haben idealerweise eigene Freunde. Und ich bin definitiv kein Therapeut oder Sozialarbeiter. Da gibt es andere Menschen, die eine tolle Arbeit leisten.

    Das ist bei mir wohl der springende Punkt - es fällt mir eben nicht leicht und ich hoffe sehr, dass das mit mehr Erfahrung noch kommt. Es gibt immer öfter Begebenheiten oder Erfahrungen, die meine SuS machten und machen, die mich sehr und nachhaltig beschäftigen. Weil ich sie auch immer öfter unmittelbar mitkriege. Vor ein paar Monaten hat mir eine Schülerin ihren Suizid angekündigt - das war nicht ohne und hat mich lange verfolgt. Obwohl es gut ausgegangen ist aufgrund von mir unmittelbar eingeschalteter fachkundiger Hilfe, weiß ich immer noch nicht, wie "stabil" das Mädchen ist. Und solche Begebenheiten oder ähnliche Begebenheiten häufen sich. Und nicht selten bin ich die erste Ansprechpartnerin (warum auch immer). Und ich verweise auch immer auf die Hilfsangebote, die es gibt. Aber erste Ansprechpartnerin bin oft ich. Eine Freundin von mir wird aus diesem Grund dem Schuldienst den Rücken zukehren: Sie hat festgestellt, dass ihre SuS was ganz Anderes brauchen, als das, was sie ihnen geben kann. Und findet es für sich selbst sinnstiftender, wenn sie in die therapeutische Richtung geht längerfristig. So ist es bei mir definitiv nicht - ich stelle nur die Überforderung fest aufgrund dieser ganzen Themen und dass für viele meiner SuS etwas ganz Anderes wichtiger ist als mein Unterricht. Das ist manchmal zugegebenermaßen auch schwer für mich: ICH finde Marketing z. B. total spannend.

  • Richtig - wenn du die entsprechende Schülerklientel da hast. Bei uns ist das aber immer seltener der Fall. Und dann ärgerst du dich nur mit SuS herum, die selten kommen und noch seltener, die Leistung erbringen, die sie erbringen müssten. In meinem jeztigen Leistungskurs in Wirtschaft sitzen 70 % (!), die da hinten und vorne nicht hingehören. Klar, die fliegen jetzt nach dem Jahr raus. Aber bis dahin habe ich nur Arbeit und viel Frust mit denen.

    Ich verstehe ehrlich gesagt nicht wieso man da frust hat. Wenn jemand nicht will oder kann, dann ist das eben so. Das ist mir dann außerhalb meiner Möglichkeiten völlig egal. Wenn sie nicht kommen um so besser, dann stören die auch nicht. Ja man muss sich dann als Klassenlehrkraft darum kümmern. Als Fachlehrkraft juckt das nicht. Mach dir keine Verantwortlichkeiten, wo keine für dich sind.


    Mich juckt das auch nicht - es ist einfach nur nervig, ständig dieses Gegrinse auszuhalten bei meinen Vorträgen, etc. Oder dieses offensichtliche Desinteresse, wenn sie ständig am Handy hängen, statt meinem Unterricht zu folgen. Selbst wenn ich vor ihnen stehe. Klar, die kriegen dafür für die Stunde die entsprechende Mitarbeitsnote, aber es nervt mich trotzdem.

    Es scheint dir ja nicht egal zu sein. Das ist doch nicht dein Verlust und es geht in den meisten Fällen auch nicht gegen dich als Person.

  • Mach deiner SL gegenüber überdeutlich, dass es eine komplette Zumutung ist 57 Deutschaufsätze ohne Korrekturtage in der vorgegebenen Zeit zu schaffen und sie dir angesichts dessen, dass ihr klar ist, dass bei der Deputatszuweisung einiges schief gegangen ist einerseits und es andererseits in zahlreichen Bundesländern völlig normal ist Korrekturtage als Entlastung zu erhalten doch bitte sagen möge, was du alles ansonsten streichen sollst, um unter Beachtung deiner Teilzeit, deines Deputats und der Korrekturen letztere in der vorgegebenen Zeit zu schaffen unter Beachtung der erforderlichen Pausen. Alternativ möge sie dich doch einfach an zwei Tagen komplett freistellen, um die Korrekturen bewältigen zu können.


    Wenn da nichts kommt, dann zieh den Personalrat hinzu. Irgendeine Art von Entlastung MUSS es geben, damit du diese Masse bewältigen kannst.


    Selbst wir in der SEK.I erhalten hier in BW inzwischen zumindest einen Korrekturtag für Zweitkorrekturen, weil wir für diese generell nur 4 Tage Zeit haben. (Bei den Erstkorrekturen bin ich gerade nicht ganz sicher. Ich weiß, die Wahlpflichtfächer bekommen nichts für die Erstkorrekturen), meine aber M/D/E- Leute bekommen für Erst- und ggf. Zweitkorrekturen zusammen ebenfalls einen Tag.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bei 57 Deutschklausuren komme ich dann auf 57 Stunden umgerechnet.

    Ich verstehe bis heute nicht, wieso nicht an allen Schulen die zentrale Abschlussprüfung im Fachteam korrigiert wird. Es gibt doch keine standardisiertere Prüfung mit Korrekturanleitung. Und es sicher auch vorteilhaft, wenn alle Fachkollegen auf dem Laufenden sind, wie solche Prüfungen aussehen und korrigiert werden müssen.

  • Ich kann Pyros Beitrag nur vollumfänglich zustimmen, ich hätte ihn im Prinzip fast wörtlich genau so schreiben können.

    Ich unterrichte Deutsch und Englisch, beinahe ausschließlich in der Oberstufe.


    Ich möchte gerne noch advocatus diaboli spielen:

    Ab übermorgen kommen dann die FH-Klausuren in Deutsch dazu: Wieder 57 Stück. Da kannst du nicht "drübergehen".

    Warum denn eigentlich nicht? Genau genommen, ist das gar nicht so sehr advocatus diaboli, weil ich die Frage halb ernst, halb rethorisch und halb appellativ meine (- ich Sprachenlehrer, nicht Mathelehrer ;) )

    Natürlich korrigiere ich meine Abiklausuren in der Regel auch gründlicher als normale Klausuren, aber wenn man mal ganz ergebnisoffen die Frage stellt, warum das macht, wird es tatsächlich interessant. Ich behaupte, dass die Noten sich dadurch nicht großartig verändern. Auch bei der schnellen Korrektur normaler Arbeiten / Klausuren halte ich meine Noten für valide. Ich habe vielleicht nicht alle Fehler erfasst und angestrichen, aber die Bewertung würde sich durch ein Handvoll zusätzlicher Komma- und Sprachfehler nicht großartig ändern.

    Bleiben aus meiner Sicht nur zwei Gründe, warum man sich beim Abi mehr Zeit nimmt:


    1.) Man hat Angst vor Widersprüchen / Klagen

    Diese Angst halte ich realistisch betrachtet für unbegründet. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass jemand Widerspruch einlegt, weil man Fehler NICHT angestrichen hat. Und selbst für den Fall, dass es doch mal so kommen würde: Netto betrachtet wäre die Zeit, die man durch die schnellere Korrektur über Jahre hinweg einspart deutlich größer als die Zeit, die man für eine Stellungnahme zu einem Widerspruch benötigt - zumal dies dann außerhalb der heißen Abikorrekturphase käme.


    2.) Man hat Angst, vor dem Zweitkorrektor das Gesicht zu verlieren

    Klar, niemand gibt sich gern die Blöße, Fehler übersehen zu haben und evtl. in den Verdacht zu kommen, die Regel vielleicht selbst nicht verstanden zu haben. Bei Licht betrachtet sitzen wir aber alle im gleichen Boot, wir sind alle von den Abikorrekturen gestresst und fluchen über die viele Zeit, die man dafür braucht. Wenn man dem Zweitkorrektur offen kommuniziert, dass man sich den zweiten Durchgang aufgrund von Zeitnot gespart hat, aber man hinter der Note steht, dürften das die meisten Kollegen nachvollziehen können. Und wenn nicht, dann ist es nicht mein Problem - es gibt keinen Erlass, der mir vorschreibt, wie oft ich eine Klausur lesen muss.

    Ich hab das auch schon gemacht, wenn ich wirklich viele, viele Abiklausuren hatte - wobei das immer noch deutlich weniger als 57 waren. Es ist eine einfache Rechnung. Bei 41 Stunden Wochenarbeitszeit, meinetwegen 48 Stunden oder so ferienbereinigt, und nur wenig Unterrichtsentlastung durch wegfall des Abijahrgangs, kann ich bei kurzen Korrekturzeiten gar nicht die Zeit für zwei Durchgänge aufbringen. Und schon gar keine 57 Stunden. Wer dir da ein Problem machen möchte, soll erstmal aufzeigen, wie das im Rahmen deiner Arbeitszeit gehen soll - womit wir dann doch wieder bei Korrketurtagen wären.


    Es bleibt dann der Grund, dass man es respektlos findet, dem Zweitkorrektor einen Satz Arbeiten zu geben, die noch mehrere Fehler enthalten, die er dann anstreichen muss. Das wäre eine Frage des Respekts vor der Arbeitszeit des Kollegen. Das kann ich tatsächlich nachvollziehen, Auch hier hilft ein ehrliches Wort vielleicht.


    Ja, ich meine das ernst. Wir verbringen am meisten Zeit mit Korrketuren einer Arbeit, die die Schüler so gut wie nie überhaupt auch nur zu Gesicht bekommen und aus denen sie nichts mehr für spätere Arbeiten lernen können, weil sie gerade ihre Schullaufbahn abgeschlossen haben. Das ist absurd und arbeitszeitökonomisch, pädagogisch und persönlich eigentlich eine Bankrotterklärung.

  • Mach deiner SL gegenüber überdeutlich, dass es eine komplette Zumutung ist 57 Deutschaufsätze ohne Korrekturtage in der vorgegebenen Zeit zu schaffen und sie dir angesichts dessen, dass ihr klar ist, dass bei der Deputatszuweisung einiges schief gegangen ist einerseits und es andererseits in zahlreichen Bundesländern völlig normal ist Korrekturtage als Entlastung zu erhalten doch bitte sagen möge, was du alles ansonsten streichen sollst, um unter Beachtung deiner Teilzeit, deines Deputats und der Korrekturen letztere in der vorgegebenen Zeit zu schaffen unter Beachtung der erforderlichen Pausen. Alternativ möge sie dich doch einfach an zwei Tagen komplett freistellen, um die Korrekturen bewältigen zu können.


    Wenn da nichts kommt, dann zieh den Personalrat hinzu. Irgendeine Art von Entlastung MUSS es geben, damit du diese Masse bewältigen kannst.

    Ich bin mir relativ sicher, dass mein Einwand nichts bringen wird und man mir freundlich, aber bestimmt sagen wird, dass auch schon andere KuK vor mir diese "Masse" bewältigt haben. Praktisch wird es so sein, dass meine gesamten Pfingstferien "drauf" gehen, weil "Stichtag" für die Ergebnisse unmittelbar nach den Ferien liegen. Man war ja schon "so freundlich" und hat Deutsch als ersten Termin gelegt.

  • Das sind meines Erachtens Punkte, die das Klima an den meisten Schulen absolut vergiften. An meiner alten Schule hätte man auch nicht nach Korrekturtagen fragen brauchen, man hätte garantiert eine Absage kassiert. Aus heutiger Sicht: um sich selbst vor Überlastung zu schützen, sollte man sich in diesem Fall vielleicht auch einfach mal einen Tag nicht arbeitsfähig melden. Habe ich nie gemacht, aber gesund waren nächtliche Korrekturmarathons zur Einhaltung der Deadlines definitiv nicht. Aktuell brauche ich keinen Korrekturtag, würde aber bei echter Not ziemlich sicher einen bekommen.

  • Praktisch wird es so sein, dass meine gesamten Pfingstferien "drauf" gehen, weil "Stichtag" für die Ergebnisse unmittelbar nach den Ferien liegen.

    Es ist immer leicht, sowas "von außen" zu sagen, aber wenn bei euch die Atmosphäre sowieso so schwierig ist, was spricht denn dagegen, einfach mal aus den Pfingstferien zu kommen und den Stichtag nicht einzuhalten.

    Der Stichtag besteht aufgrund von Vorgaben von oben und weil die Schulleitung Zeit braucht, die Ergebnisse zu "verabeiten". Im Moment macht die Schulleitung die Zeitknappheit zu deinem Problem. Mach sie doch einfach mal zu deinem Problem.

    Du bist auf Lebenszeit verbeamtet (nehme ich an). Da dürfte dich auch ein Eintrag in die Akte nicht stören.

    Oder, wie hat Nele immer so schön geschrieben: "Einem verbeamteten Lehrer, dem nichts peinlich ist, kann man nichts anhaben."

  • Ich verstehe bis heute nicht, wieso nicht an allen Schulen die zentrale Abschlussprüfung im Fachteam korrigiert wird. Es gibt doch keine standardisiertere Prüfung mit Korrekturanleitung. Und es sicher auch vorteilhaft, wenn alle Fachkollegen auf dem Laufenden sind, wie solche Prüfungen aussehen und korrigiert werden müssen.

    Es wird ja bei uns im Fachteam korrigiert. Allerdings nur im engeren Fachteam. Also: 5 KuK, die das Fachabitur in Deusch die letzten beiden Jahre unterrichtet haben, korrigieren jetzt die Klausuren. Und haben diese auch mit den Erwartungshorizonten gemeinsam aufgestellt. Das sind neben mir noch 3 weitere KuK, ich bin allerdings die einzige Kollegin, die gleich 2 Klassen hat. UND die zusätzlich "danach" noch das normale Abi machen darf. Das hier ist ja erst das Fachabitur. Das zeitlich davor liegt. Und zusätzliche Unterstützung oder angebotene Hilfe durch die 3 restlichen KuK habe ich nicht. Wahrscheinlich, weil die selbst "zu" sind. Das ist ja traurige Realität bei "uns", dass sich jeder selbst der Nächste ist, weil es einfach sonst zu viel wird. Aber ich habe schon geschluckt, als ich gestern im Sekretariat war. Ich hatte irgendwie gehofft, dass die Kollegin, die die 3 Klausurvorschläge eingereicht hatte zur Genehmigung, auch zentral alles kopiert hat. Hat sie nicht. 3 gebündelte Pakete lagen da, meine Klassen nicht kopiert. Ist nicht weiter schlimm, nur über eine gemeinsame Abstimmung, wer da was kopiert und dass meine Arbeiten nicht kopiert sind, hätte ich mich auch gefreut. Denn ich bin zum ersten Mal dabei - ich kenne die Abläufe nicht. Ich habe dann also gestern noch 2 Stunden den ganzen Kram kopiert, geheftet, etc.

    1.) Man hat Angst vor Widersprüchen / Klagen

    Diese Angst halte ich realistisch betrachtet für unbegründet. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass jemand Widerspruch einlegt, weil man Fehler NICHT angestrichen hat. Und selbst für den Fall, dass es doch mal so kommen würde: Netto betrachtet wäre die Zeit, die man durch die schnellere Korrektur über Jahre hinweg einspart deutlich größer als die Zeit, die man für eine Stellungnahme zu einem Widerspruch benötigt - zumal dies dann außerhalb der heißen Abikorrekturphase käme.


    2.) Man hat Angst, vor dem Zweitkorrektor das Gesicht zu verlieren

    Zu 1) Die SuS erhalten diese Klausuren ja gar nicht zurück - sie erfahren nur die Note. Und die eher Schlechteren werden da eh ohnehin nicht groß was dazu sagen - ihnen fehlt schlicht die Kompetenz dazu, zu wissen, warum die Note so ist, wie sie ist. Es wimmelt in meinen Klassen leider nur so von 4ern und 5ern...Die so schlecht Deutsch schreiben, dass man sich schlicht fragt, warum man denen irgendein Abitur ausstellen sollte.


    Diese Angst ist übrigens bei dem jetzigen Fachabi unbegründet - allerdings sieht es bei den mündlichen Deutschprüfungen für das "richtige" Abitur schon völlig anders aus. Da "brauchen" einige SuS gute bis sehr gute Noten in ihrem 4. Prüfungsfach, um den NC für das eine oder andere Fach zu bekommen, das sie studieren wollen. 2 Eltern sind Anwälte. Das könnte ungemütlich werden, daher ist da meine Strategie die, denen sehr "großzügige" mündliche Prüfungen zu erstellen mit vielen Übungsaufgaben, die ich vorher online stelle. Das wird allerdings auch wieder viel Zeit kosten. Aber einfach was schnell machen, ist mir "bei denen" zu riskant.


    Zu 2) Das ist unbegründet - hoffe ich. In der Regel guckt sich der Zweitkorrektor "bei uns" nur sehr oberflächlich das Ganze an. Wobei - ich habe eine Deutschkollegin, die mir ständig "vorwirft", nur Quereinsteigerin zu sein. Die hat schon angekündigt, sich die Klausuren von mir genauer anzuschauen.. :( Als ich ihr sagte, Mithilfe wäre wertvoller gewesen als "Kontrolle" hat sie das relativ kalt weggelächelt. Wer solche Kollegen hat....

  • Mit Ausnahme dieser arroganten Kollegin klingt das doch danach, dass du halt wirklich das Abitur nicht ganz so hoch hängen musst.

    Wobei ich schon verstehe, dass man beim ersten Mal noch unsicherer ist und sich solche Abkürzungen noch weniger traut.

    Umso unverständlicher ist es, dass du als Abiturerstling gleich zwei Klassen hast.

    Die "Fürsorgepflicht" ist übrigens nicht nur ein Schlagwort. Sie ist in §45 BeamtStG geregelt, das bundeslandübergreifend für alle Landesbeamten gilt. Das müsstest du vielleicht mal deinem SL vorlegen.

  • Was zur Hölle soll das mit dem NC denn bitte? Damit hast du nix zu tun und es kann dir schnurzegal sein, ob das Anwälte sind. Schüchtert dich das ein? Da sollen sie erstmal einen Widerspruch gegen eine Prüfung mit Kommission einlegen. Dem wird nicht stattgegeben werden.


    Und was soll das mit den vielen Übungsaufgaben? Das ist Abitur, da brauchst du dir nicht x Übungsaufgaben ausdenken!

  • Das sind meines Erachtens Punkte, die das Klima an den meisten Schulen absolut vergiften. An meiner alten Schule hätte man auch nicht nach Korrekturtagen fragen brauchen, man hätte garantiert eine Absage kassiert. Aus heutiger Sicht: um sich selbst vor Überlastung zu schützen, sollte man sich in diesem Fall vielleicht auch einfach mal einen Tag nicht arbeitsfähig melden. Habe ich nie gemacht, aber gesund waren nächtliche Korrekturmarathons zur Einhaltung der Deadlines definitiv nicht. Aktuell brauche ich keinen Korrekturtag, würde aber bei echter Not ziemlich sicher einen bekommen.

    Meine Angst ist gerade, dass ich wieder krank werde vor lauter Gedöns. Gerade kuriere ich ja immer noch eine Erkältung aus. Die sich hartnäckig in der 3. Woche hält. Gut, wie soll ich auch gesund werden, wenn ich wieder zu schnell arbeiten gehe? Und ich bin vor ca. 3 Wochen auch krank geworden nach einer wiedermal Überlastungsphase. Eben 2 Wochen nach den Osterferien, die de facto keine Ferien waren und wo ich danach ca. 2 Wochen nur korrigiert hatte. Ich hatte da noch zu meinem Mann gesagt, dass ich wahrscheinlich einfach mal einen Tag zu Hause bleiben müsse, um die restlichen Deutschklausuren (waren es da ja auch) abzukorrigieren. Und dann bin ich sonntags tatsächlich krank geworden und der Arzt hatte mich eine Woche rausgezogen. Wo ich "natürlich" auch die halbe Zeit am Schreibtisch saß. Traurig, aber wahr.

  • Mit Ausnahme dieser arroganten Kollegin klingt das doch danach, dass du halt wirklich das Abitur nicht ganz so hoch hängen musst.


    Das Fachabitur, ja. Fraglich ist, wie "gewissenhaft" diese Kollegin meine Klausuren dann "kontrolliert". Und man kann ja durchaus auch verschiedener Meinung sein. Gerade in Deutsch. Klar, eine 5 oder 6 ist eine 5 oder 6 und sehr gute bis gute Arbeiten sieht auch jeder Kollege so, aber was bei mir eine 4 ist, kann beim Kollegen noch eine 3 sein - zum Beispiel.

  • Was zur Hölle soll das mit dem NC denn bitte? Damit hast du nix zu tun und es kann dir schnurzegal sein, ob das Anwälte sind. Schüchtert dich das ein? Da sollen sie erstmal einen Widerspruch gegen eine Prüfung mit Kommission einlegen. Dem wird nicht stattgegeben werden.


    Und was soll das mit den vielen Übungsaufgaben? Das ist Abitur, da brauchst du dir nicht x Übungsaufgaben ausdenken!

    Ich muss ja erstmal den ganzen Kram erstellen Trance. Davor habe ich jetzt keine Angst, aber Respekt. Weil ich das bisher 0 mal gemacht habe, keine Hilfe habe - und Deutsch mein Zweifach war, das ich gar nicht vollumfänglich studiert habe. Allein vor der Erstellung graut es mir schon. Das wird sehr viel Zeit kosten. Und ich kann frühestens in ca. 3-4 Wochen anfangen, wenn ich den ganzen Fachabikram weg habe. Sonst noch was? Ach ja, meine ganzen Wirtschaftsklausuren, z. B. die Leistungskursarbeiten. Aber das läuft ja quasi "nebenher". Ich habe einfach nur gerade den Eindruck, dass meine Arbeit null professionell ist, sondern einfach nur an der Oberfläche rumdümpelt. Weil zu mehr die Zeit nicht reicht.


    Absolute Horrorvorstellung jetzt, die auch noch wahrscheinlich ist: Morgen kommen nicht alle SuS und es müssen 3 neue Teile aufgestellt werden. Wenn die SuS in meinen Klassen fehlen, werde ich das alleine machen müssen. Spätestens dann muss ich mir was gänzlich Anderes überlegen...

  • Meine Angst ist gerade, dass ich wieder krank werde vor lauter Gedöns. Gerade kuriere ich ja immer noch eine Erkältung aus. Die sich hartnäckig in der 3. Woche hält. Gut, wie soll ich auch gesund werden, wenn ich wieder zu schnell arbeiten gehe? Und ich bin vor ca. 3 Wochen auch krank geworden nach einer wiedermal Überlastungsphase. Eben 2 Wochen nach den Osterferien, die de facto keine Ferien waren und wo ich danach ca. 2 Wochen nur korrigiert hatte. Ich hatte da noch zu meinem Mann gesagt, dass ich wahrscheinlich einfach mal einen Tag zu Hause bleiben müsse, um die restlichen Deutschklausuren (waren es da ja auch) abzukorrigieren. Und dann bin ich sonntags tatsächlich krank geworden und der Arzt hatte mich eine Woche rausgezogen. Wo ich "natürlich" auch die halbe Zeit am Schreibtisch saß. Traurig, aber wahr.

    Dann bist du eben krank. So what, was passiert dann? Und wenn du krank bist und deswegen eine Deadline nicht einhältst, dann ist das eben so. Mach dich frei von diesem Getriebensein. Das klingt insgesamt superungesund.


    ...genau wie diese NC/Anwalteltern-Überlegungen. Mach die Prüfung so, wie du sie für angemessen hältst, und gut ists. Kommt ein Widerspruch, wird die Note begründet und fertig. Warum machst du dir da schon im Vorfeld so einen Stress und Gedanken? Finde ich gegenüber Schülern, die nicht ihre Anwalt-Eltern droppen und ggf. nicht extraleichte Prüfungen bekommen, übrigens auch etwas fragwürdig/unfair.

  • Es ist Beides. Aber ich kann es gerne konkretisieren: Ich habe vor Ostern 6 Klassenarbeiten geschrieben, 2 Arbeiten in Deutsch. Die Osterferien hier dauerten nur 10 Tage, 3 Tage Verwandtschaft hier, mein Kind hatte keine Betreuung. Ich hatte keine Ferien. Nur Gedöns. Nach den Ferien habe ich bis vor ein paar Tagen die restlichen Deutscharbeiten abkorrigiert: 57 Deutscharbeiten. Sachtextanalyse. Have fun. Dazu das Mahngedöns in meiner HBF. 28 Leute in der Klasse, die von morgens bis abends Entschuldigungen einstellen. Und HBF-Arbeiten in der Wirtschaft on top. Ich musste die Vornoten für Deutsch machen. Damit bin ich letzten Freitag fertig geworden. Ab übermorgen kommen dann die FH-Klausuren in Deutsch dazu: Wieder 57 Stück. Da kannst du nicht "drübergehen". Das ist richtig Arbeit. Und im mündlichen Abi in Deutsch bin ich auch. Ich habe das noch nie gemacht. Muss aber die Erwartungshorizonte und Aufgaben für 10 Leute erstellen. Wir reden jetzt überhaupt nicht von Unterrichtsvorbereitung. Die mache ich tatsächlich nicht (mehr). Wir reden nur von Klausuren und Klassenorga. Und davon, dass ich hier auch noch ein Kind habe. Das Resultat von "dann arbeite ich das eben abends weg" ist, dass ich zu wenig schlafe und mir immer öfter einen Virus einfange. Nicht gut. Und ja, dass sich dann SuS, die schlechte Noten schreiben, bei der Schulleitung beschweren, dass ich irgendwelche "Übersichtstabellen" nicht eingestellt hätte. Wirklich wahr. Im Zweifelsfall rennen die dann wieder zur Schulsozialarbeit und heulen sich dann aus. Danach steht die Frau von der Schulsozialarbeit bei mir in der Klasse. Die armen SuS. Als sie sich letztens wieder bei mir beschwerte wegen einer Schülerin, die sich bei ihr ausgeheult hatte, habe ich ihr freundlich, aber bestimmt erklärt, dass ich keine Zeit nach der Schule für ein Gespräch mit ihr hätte. Weil ich zu meinem eigenen Kind muss. Das sich übrigens auch immer beschwert, weil ich zu wenig Zeit hätte für es. Und dass ich daher immer öfter dem eigenen Kind den Vorzug geben wollte. Das könne sie ja sicherlich verstehen.
    Ich hatte ja jetzt einen Termin bei der Schulleitung ausgemacht. Ja nein, Sie haben wirklich zu viel auf dem Tisch. Wie konnte es dazu kommen - ah stimmt, haben wir so blöd verteilt die Abschlussklassen. Wir versuchen, da im nächsten Schuljahr was dran zu änden. :angst:


    Es ist der Mix aus "objektiv zu viel Arbeit" und fehlender Anerkennung seitens der Schulleitung und seitens der Schüler. Was mein Mann dazu sagt, poste ich lieber nicht. Und ich selbst kann mir leider auch nicht auf die Schulter klopfen und sagen, dass es gut läuft. Weil es nicht gut läuft. Vielleicht habe ich dieses Jahr auch nur blöde Klassen. Ich weiß es nicht. Letztes Jahr hatte ich wenigstens noch anerkennende Worte selbst der HBF-Schüler. Dieses Jahr gefühlt nur Genöhle bei zu viel Arbeit. Geld ist mir wirklich egal. Ich würde mal gerne einen Tag einfach nur meine Ruhe haben. Nicht zu machen.

    Das könnte ich geschrieben haben, 1:1 das Gleiche hier, jedes Jahr auf's Neue. Bei mir waren es dieses Jahr "nur" 49 Arbeiten, ich hatte auch mal zwei Jahre lang 80-90 Deutscharbeiten Oberstufe je Durchgang da liegen - I feel you! Und exakt: Das Abi ist nicht das Problem. Das Klientel, das zu gut 70-80% nicht in diesen Bildungsgang gehört (aber auf Teufel komm raus durchkommen muss/soll), kaum einen gerade Satz schreiben kann und mit Klassen, in denen Fehlstunden je Schüler von 200+ Stunden normal sind während sie per-ma-nent den Allerwertesten hinterhergetragen bekommen ("Frau Müde, Sie haben die gesammelten Materialien, Unterrichtsmitschriebe und die Lösungen noch gar nicht hochgeladen. Und bekommen wir keine Beispiellösung für das Materialgestützte Schreiben zum Thema XY von Ihnen? Der Methodenleitfaden ist auch echt lang...") ...diese Bedingungen sind das Problem. Gepaart mit dem ganzen Drumherum und einem gigantischem Haufen Sozialarbeit (Ich hatte in diesem Schuljahr 37 (!) pädagogische Gespräche mit 12. Klässlern über Themen, die damals für mich in der 8. Klasse relevant waren...wtf?) ist es schon arg. Und ja, ich habe mit 75% TZ drei Klassenleitungen (zweimal erste) und mehrfach Abi/Fachabi. Yay!


    Ich habe es in den letzten ein bis zwei Jahren tatsächlich zunehmend gelernt mich abzugrenzen, nein zu sagen, Noten durchzuziehen und mir Routinen anzueignen. Es ist langsam besser geworden. Ich habe den Z-Kurs als Beratungslehrerin gemacht, an meiner derzeitigen Schule wird das nie jemand erfahren. Aber das Problem mit dem Schlafmangel kenne ich auch :D

  • I

    2.) Man hat Angst, vor dem Zweitkorrektor das Gesicht zu verlieren

    Ich hasse das, wenn ich Zweitkorrekturen von KollegInnen machen muss, die im Zweitfach Deutsch haben - die lassen einem nicht das kleinste Komma zum anstreichen und ich muss total Korinthenkacken, um irgendwo wenigstens ein bisschen grüne Farbe unterzubringen (meist ein A), damit man sieht, dass ich zweitkorrigiert habe.

  • Ich hatte mal eine Kollegin, die alle von ihr in der Zweitkorrektur gefundenen (von mir übersehenen) Fehler mit Bleistift anstrich, damit ich sie noch mit rot ergänzen konnte ...

  • Ich hatte mal eine Kollegin, die alle von ihr in der Zweitkorrektur gefundenen (von mir übersehenen) Fehler mit Bleistift anstrich, damit ich sie noch mit rot ergänzen konnte ...

    Das hatte ich auch schon. Das habe ich einmal mitgespielt. Seitdem sage ich, dass es nicht mein Problem ist, wenn die Zweitkorrektur mit Bleistift durchgeführt wird. Entweder der Kollege streicht richtig an, oder es geht mit Bleistift zur Ablage zurück zur Schulleitung.

    Ist wahrscheinlich nett gemeint, aber wenn ich einen Satz Abikorrekturen durch habe, möchte ich nicht alle nochmal in die Hand nehmen müssen.

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